Die Tage werden kühler
Datum: 18.02.2023
Autor: Benjamin
Position: Südwestlich von Bermuda
Geographische Position: 32°20.0’ N 069° 11.0’ W
Etmal: 10 000 NM
Schiff: Pelican of London

Nachdem wir vor ein paar Tagen die Tropen verlassen haben, traf uns das schlechte kühle Wetter, aufgrund dessen seit langem mal wieder unser Musto „Ölzeug“ in Benutzung kommt, genauso überwältigend wie die plötzliche Nachricht der Überhitzung unseres Generators 1.
Wie ihr euch sicher denken könnt, ist daher die Stimmung auf unserm Schiff unter anderem auch aufgrund der langen Überquerung bis nach Bermuda und dem Fakt, dass auf Kuba mal wieder keine Süßigkeiten, Softdrinks und Netflix Folgen gehamstert werden konnten, ziemlich im Keller.
Da bleibt der einzige Ausweg: Positiv denken und kreativ bleiben!
Lebe im Moment!
Der heutige Tagesbericht ist mein erster auf Deutsch und wie auch manch andere schon vor mir erwähnt haben, ist es nicht immer so leicht, ein Thema für diesen zu finden. Eben durch diese unbegrenzte Auswahl an Möglichkeiten hat man die Qual der Wahl.
Was mir besonders auffiel, als ich mir während meiner 00:00-04:00 Night Watch, die trotz abgeschalteten Generators stattfand, einen Tee aus dem Messroom holen wollte, war die veränderte Lautstärke.
Das warme Licht des Notstroms erhellte den Raum und das einzige hörbare Geräusch waren die Böen und die Gischt, die über‘s Deck flogen. Bei der dann so auffälligen Stille bemerkte ich erst, wie hoch der Lautstärkepegel alltäglich auf der Pelican durch den andauernden Motor, die Geräusche aus der Galley oder der Lüftung doch eigentlich ist.




Die angenehme Stille erschien mir perfekt, um die Zeit zum Nachdenken zu nutzen, doch ehe ich mich versah, bemerkte ich, wie meine Gedanken, wie schon so oft zuvor auf den uninteressanten tagtäglichen Lookouts, die oft von nicht einmal einem einzigen Schiff begleitet werden, schon in die Zukunft schweiften.
Mit Zukunft meine ich unsere Ankunft zuhause, denn trotz des super interessanten Programms, welches uns Schüler:innen hier bei Ocean College geboten wird, schleicht sich hin und wieder doch mal ein bisschen Heimweh in meinen Kopf.
Ich frage mich, was ich als Erstes machen werde, wenn ich daheim bin, inwiefern ich mich verändert habe, was ich alles von der Reise mitnehmen konnte oder bemerke, dass sich diese leider schon dem Ende zuneigt.
Diese Einstellung schien sich komischerweise bei den meisten von uns schon nach Costa Rica einzupendeln. Dabei sollte man nicht außer Acht lassen, dass ja trotz alldem noch ganze sieben Wochen vor uns liegen.
Wir haben noch so viel Zeit vor uns und es liegt an jedem einzelnen von uns, sich diese bestmöglich persönlich zu gestalten. Man sollte sich weder durch Schüchternheit, Faulheit oder Demotivation von diesem Ziel abbringen lassen und nicht die ganze Zeit an die Zukunft denken, denn wie sagt man so schön (oder eher unschön):
Entwicklung findet außerhalb der Komfortzone statt.
Stattdessen sollte man im Moment leben und jeden einzelnen davon genießen, auch wenn einem dies manchmal durch Langweile oder Diskussionen untereinander schwerfällt.

Daran möchte ich arbeiten
Ich erinnere mich noch daran, als Benno vor einiger Zeit mal sagte, dass man Zeit und Dinge häufig sehr passiv wahrnimmt und erlebt. Das ist mir sehr im Kopf geblieben und ich habe festgestellt, dass dies tatsächlich fast genau meine Wahrnehmung der Schultage vor Ocean College war.
Dies führte oft dazu, dass die Tage wie im Flug an mir vorbeizogen und sehr monoton auf mich wirkten, was auch im schlechteren Einprägen des täglichen Unterrichtstoffes resultierte.
Vielleicht ist euch so etwas oder ähnliches ja auch schon mal bei euch selbst aufgefallen. Für mich persönlich ist dies beispielsweise einer der Punkte, an denen ich mir vorgenommen habe, auf jeden Fall zu arbeiten, wenn ich wieder von unserer Reise zurück bin.
