Ocean College

Kurz vor Bermuda

Date: 12.03.2023
Autorin: Sophie
Position: Kurz vor Bermuda
Nautical Position: N 30 26.886 W 68 33.834
Etmal: 8186
Ship: Regina Maris


Stürmische Watch

Mein Tag fing schon um 01:00 an mit einer netten 01:00 – 05:00 Watch. Von diesem Erlebnis werde ich jetzt erstmal ein bisschen berichten. Eine halbe Stunde lang habe ich mich eingepackt mit Skiunterwäsche, zwei Pullovern, einer Jacke, Handschuhen, Schal und Mütze. Als ich dann nach oben in den Messroom gekommen bin, um mein Ölzeug anzuziehen, ist erstmal eine riesige Welle rein geschwappt.

Daraufhin haben wir die Watertightdoor auf der Starboard side geschlossen und man durfte nur noch zu zweit durch die Galley rein und raus gehen. Beim Watch Handover begegnete ich dem fluchenden Thomas, der von drei Wellen geflutet wurde und klitschnass war. Das fanden wir zuerst alle irre lustig, aber das Karma hat uns schnell ereilt.

Kurze Zeit später, als Rosa und ich auf den Sitzsäcken geschlafen haben, hat uns das Glück auch getroffen und wir wurden aus dem Schlaf gerissen mit einer kalten Salzdusche. Bei meinem Lookout lag auf einmal Adam vor meinen Füßen, der vom Steuerrad weggerissen wurde und erstmal übers Deck gepurzelt ist. Als die Watch vorbei war, waren wir alle happy, aber irgendwie war es auch sehr erlebnisreich und lustig.

Manche von uns haben dann noch Lasagne gegessen und alle haben sich auf ihr warmes Bett gefreut. Es braucht immer ein bisschen einzuschlafen, da man die ganze Zeit im Bett rumrutscht. Ab und zu wacht man dann auf und muss wieder auf die obere Hälfte vom Bett robben.


Gemütlicher Sonntag

Zum Frühstück hat Amélie mich sehr süß mit einem Frühstück im Bett überrascht. Gegen 11:00 wurde ich dann erneut zur Happy Hour geweckt. Ich musste mich um unsere Lost and Found Box kümmern, wo sich über die letzten Tage, wo alles rumgeflogen ist, sehr viel angesammelt hat.

Nach dem Mittagessen hatten wir dann Freizeit, da wir am Sonntag schulfrei haben. Einige haben einen Film geschaut und andere Spiele gespielt. Viele von uns sind nochmal schlafen gegangen. Ich habe tatsächlich so tief geschlafen, dass ich den Alarm im Engineroom nicht gehört habe, wo die Bilge etwas Wasser gezogen hat. Heute Abend gab es selbstgemachte Burger, welche sehr lecker waren. Jojo und Killian haben sich wieder sehr viel Mühe beim Brötchenbacken gegeben.


Zitat gerade eben:

Emily: „Ich war heute auch den ganzen Tag seekrank“

Thomas: “Von was?“

Wir alle können es kaum abwarten, morgen endlich in Bermuda einzulaufen und heute Nacht eine letzte Nightwatch zu haben. Hier einmal ein paar Einblicke in die momentane Stimmung und worauf sich die Leute am meisten freuen:

Thomas: „Ich freue mich auf Bermuda, weil ich dann nicht die ganze Zeit von scheiss rollenden Wasserwänden über das Deck gefegt werde. Das Meer macht echt Welle. Pura Vida Bruder!“

Theodor/ Pola: „Ich will endlich wieder schlafen können!“

Emily: „Auf ein stilles Boot und leckeres Essen!“

Justus: „Es kommt sehr gelegen… nicht zu früh, nicht zu spät.“

Amélie: „Ich will, dass das Boot nicht mehr durch die Gegend schwankt und ich will nicht mehr an watertight doors klatschen.“

Jacob: „Ich bin sehr gespannt, ich freue mich! Pura Vida Bruder!“

Brian: „Sexy Baby!“

Flo: „PURA VIDA BRUDER! Am meisten freue ich mich auf den pinken Sandstrand!“

Rosa: „Ich freue mich SEHR, wieder festes Land unter den Füßen zu haben.“

Leben mit Seegang

Datum: 12. März 2023
Author: Nicolai
Position: Nordatlantik
Geographische Position: 31°21,2‘ N 056°43,9‘ W
Zurückgelegte Seemeilen: 10694
Schiff: Pelican of London


Es geht voran

Hier sind wir nun in der Mitte des Nordatlantiks mit einem average Speed von 6,8 Knoten, dem Course- und Topsail, den Jibs und Gaffs gesetzt. Der Wind ist stark, aber noch aushaltbar und die Regenschauer, die die Nightwatches gequält haben, sind auch weg. Jetzt scheint die Sonne durch die Portholes in den Messroom. Ich kann euch Leser:innen aber klipp und klar sagen, dass es hier auf dem Nordatlantik nicht immer so ruhig zugeht. Hier eine kurze Anleitung zum Thema „Leben mit Seegang“.

Auf See mit Seegang

Versetzt euch bitte kurz in die Situation: Es ist Nacht. Ihr seid auf See. Nordatlantik, um genau zu sein. Ihr schlaft in Cabin 11a. Consti, der neben Euch schläft, ist gerade zu seiner 00:00-04:00 Watch aus der Tür raus… und ihr könnt nicht mehr einschlafen.


Wir haben nämlich gebraced und ihr rollt auf die andere Seite der Matratze. In euren Ohren sammelt sich das Geräusch der an die Bordwand schlagenden Wellen.

Manche strömen auch über das Deck. Das ist dann unten in den Cabins so ein prasselndes Geräusch. Der Seegang wird immer stärker und der Gedanke, horizontal zu liegen, parallel zum Boden bitte, ähnelt schon fast einer Utopie. Es gibt keine angenehme Schlafposition mehr.

Hier eine Aufzählung von Lösungsvorschlägen: Manche stapeln haufenweise Kleidung unter der einen Seite ihres Bettes, um auch nur Ansatz gerade liegen zu können. Das erweist sich jedoch sehr risikoreich, man bedenke die Gefahr des wiederholten Bracens.

Andere versuchen in einer halben Sitzposition zu schlafen, was ein interessanter Ansatz ist, aber nichts für mich – ich bevorzuge schon eher das Schlafen auf dem Rücken. Deswegen rolle ich meine Decke zu einer Wurst und stopfe sie zwischen Matratze und Wand, sodass ich zwischen Wand und Matratze schlafe. Ist zwar nervig, aber wenigstens rutscht man nicht quer durch die Gegend.

Eine weitere Möglichkeit ist es, die Beine an zwei Ecken des Bettes zu pressen, irgendwie in der Hoffnung nicht aus dem Bett zu fallen. Dies kann man übrigens auch mit den Armen machen. (Ist allerdings etwas risikoreich!)

Passend dazu: Ein paar Impressionen von vergangenen Reisen


Nächste Situation: Ihr habt Sitting. Vermutlich gibt es als Gemüse Erbsen, die bleiben nämlich nicht besonders gerne auf dem Teller. Auch die Würstchen und die Kartoffeln haben unsere Pelicanteller irgendwie nicht so lieb.

Infolgedessen fällt Eure gesamte Mahlzeit runter vom Teller.

Lösungsvorschlag: Gleicht die fast 45 Grad Neigung, durch die alles runterfällt, aus, indem ihr die niedrigere Seite des Tellers um 45 Grad hochhebt. Auch möglich ist es zu essen (mit Überfluss an Tischmanieren) mit dem Teller in der Hand. An Getränke während Eures Abendessens dürft ihr einfach nicht denken.

typische Esshaltung bei Seegang…


Wenn ihr auf Watch seid, kann ich euch auch ein paar Tipps geben: Haltet euch so fest es geht und klammert euch ans Steuerrad. Nehmt euch eine Seekrankheitstablette oder, für die Harten: Klebt euch ein Seekrankheitspflaster für das Erlebnis einer seekrankfreien Watch. Wirklich das Allerwichtigste ist: Zieht euch warm an, denn auf dem Nordatlantik ist es sehr kalt.

So, ich hoffe, ich habe Euch mit meinen Tricks das Leben auf See einfacher gemacht, wenn ihr mal auf kalte raue See geht. Bis dahin genießt bitte eure Zeit zuhause, genauso wie wir unsere Zeit auf See meistens genießen.

Danke!

Das war für diese Reise (vielleicht) mein letzter Tagesbericht und ich hoffe, dass Ihr Leser:innen euch an meinen Tagesberichten genauso erfreut habt wie ich, wenn ich sie schreiben durfte. Es war mir eine Ehre.

Liebe Grüße, Nicolai


Grüße:

Nicolai: Ich bin bald wieder bei euch! Ich hab‘ euch lieb!
Franzi: Anna, Mama, Vicky, I love you till the stars grow old und the sun gets cold!
Hanna: Ich wünsche Dir alles Gute und Liebe zum Geburtstag, Oma! Fühl‘ Dich ganz doll gedrückt! Hab‘ Dich lieb, Deine Hanna
Lara: Ich schicke Grüße an meine gesamte Familie!!! Ich liebe euch alle sehr und freue mich so unendlich auf euch! Janek und Joanna: Bis Mai sind es nur noch zwei Monate. Ich freu mich sooo unnormal!
Elizabeth: Ich grüße meine Mama, meinen Papa, meine Schwester, meine Brüder und auch meine liebste Italienerin Iva. Natürlich auch Oma, Oma und Opa, hab‘ euch lieb. Amelie und Chanice, hab‘ euch lieb, bis bald. Nur noch drei Wochen Schule, dann können wir wieder gemeinsam in der Schule leiden.

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