Ocean College

Die Zeit rennt

Datum: 22.03.2023
Autor: Benjamin
Position: Azoren
Geographische Position: 23°31.8‘ N 28°37.5‘ W
Zurückgelegte Seemeilen: 12196 NM
Schiff: Pelican of London


Nach einigen Tagen auf See wurden wir heute um 05:45 Uhr morgens aus dem Bett geklingelt: Es war Zeit, im Hafen auf den Azoren, unserem potentiell letzten Stop, anzulegen. Ich bin sicher, wir alle freuen uns schon riesig darauf, nach sechs Monaten unsere Familien wiederzusehen und nach Hause zurückzukehren. Trotzdem erhoffen sich viele von uns noch einen Zwischenstopp in Dartmouth. Das Sprichwort „man sieht sich immer zweimal im Leben“ mag zwar nicht auf Orte zutreffen, jedoch sind Wetter und Zeit auf unserer Seite. Dartmouth war für mich persönlich der Ort, an dem die Reise erst richtig anfing und an dem ich realisierte, dass es nun endlich losgeht. Rückblickend auf diese Zeit kann ich kaum fassen, was wir seither alles zusammen erlebt haben und es wäre schön, ein letztes Mal dort anzulegen.


A stop at Peter‘s

Nachdem Kapitän Axel die Pelican erfolgreich in einen kleinen freien Platz im Hafen manövriert hatte und die Mooring Lines befestigt wurden, begannen wir mit dem „Harbour Stow“. Eigentlich ein normaler Seastow (das Einpacken der Segel), jedoch mit dem Ziel, es möglichst schön und präsentabel aussehen zu lassen.


Im folgenden Morning Meeting wurden die Briefe ausgeteilt, welche wir uns selbst einige Monate zuvor geschrieben hatten. Sinn dahinter war, dass wir unsere individuelle Entwicklung und Ansicht auf die Reise noch einmal mit zeitlichem Abstand reflektieren konnten. Ich bin sicher, wir sind alle deutlich reifer geworden und konnten sowohl Positives als auch Negatives mitnehmen. Danach genossen wir den restlichen Tag den wohl verdienten ersten Shoreleave auf den Azoren.
Das Land ist uneben und die Stadt im Tal erstreckt sich bis auf einige Erhöhungen. Nach einiger Zeit hatten alle Gruppen den großen Supermarkt entdeckt, waren begeistert von den niedrigen Preisen, die mit denen in Bermuda kaum zu vergleichen waren und starteten einen Großeinkauf.


Ich bin sicher, für einige ist auch das „Peters Sport Café“ ein Highlight der Azoren. Für alle, die mit der Materie nicht vertraut sind: Das Peters Sport Café ist das berühmteste Seglercafé der Welt. Dort treffen sich Segler aus aller Welt, können Post von Verwandten abholen und auch ihre eigenen Wimpel aufhängen. An der Theke lassen sich Unmengen an verschiedensten Segelstickern von Schiffen und Organisationen finden. Auch sehr hoch angepriesen ist der caféeigene Gin und das gute Essen. Auch wir haben dort die Post von euch abholen können. Wie auch im Sports Café können sich Schiffe außerdem noch auf der Pier im Hafen in Form von Malereien verewigen. Auf dem Boden sind, wohin man auch blickt, Verewigungen von tausenden Schiffen. Auch die Pelican hat dort bereits in früheren Jahren mit einem Abbild des Schiffs und dem jeweiligen Jahr Platz gefunden.

Die Reggie hat ein White Tee

Datum: 22.03.2023
Autorin: Lenya
Position: Nordatlantik 
Nautische Position: N 31* 54’ W 62* 18,3
Etmal: 8529,4
Schiff: Regina Maris


Warum der Nordatlantik wirklich beweist, was für eine tolle Crew wir haben: Man kann sagen, es ist zwar erst Tag zwe, des ersten Teils unserer Atlantiküberquerung, jedoch bringt uns dieser schon sehr an unsere Grenzen. Meterhohe Wellen und auch die altbekannte Seekrankheit machen uns das Leben an Bord nicht gerade einfach. Beispielsweise ist Freddy heute Nacht einmal – begleitet von Bananen und einem unserer Toaster – durch den gesamten Messroom geflogen, als eine besonders gemeine Welle kam. Ich persönlich war zu der Zeit gerade auf dem Weg, mir ein freies Bett zu suchen, da Emily und ich in dem Doppelbett unserer Aftcabin dauerhaft fast aus dem Bett gefallen sind. Aber gut, so ist das eben. 


Auf zur Watch

Als ich mich dann morgens zu meiner 09:00-13:00 Watch fertig gemacht habe, kamen auch schon Nikita und Leo völlig durchnässt in den Messroom. Die beiden wurden beim Jib packen komplett durchgespült, wodurch sogar Nikitas Life Vest hochgegangen ist. Zum Glück war deren Watch dann aber auch schon um und sie konnten erstmal duschen und dann schlafen gehen. Naja, ich war die Watch nach Leo und Nikita und so mussten wir dort weitermachen, wo sie aufgehört hatten. Auf gings aufs Fore Deck zum Jib sowie Staysail packen. Und wer hätte es gedacht, kaum saßen Kilian und ich im Jib Net, kam auch schon die nächste gemeine Welle, die uns beide einmal komplett hochfliegen liess (ich war natürlich gesichert) und so sehr geduscht hat, dass unsere Life Vests beide hochgingen.


Ich kann euch sagen, das war wirklich nicht das tollste Gefühl. Ehrlich gesagt habe ich mich gefühlt wie ein nasser Hund mit Halskrause, da das ganze Wasser – trotz Ölzeug – einfach überall reingelaufen ist und ich wirklich bis auf die Haut nass war, hahaha. Auch Maliqa, die auf dem Fordeck stand, um meine Brille wegzubringen, ist leider nicht trocken weggekommen, so dass auch ihre Life Vest hochging. Zumindest wissen wir jetzt, dass diese funktionieren.


Dinghi-Rettungsaktion

Weiter ging’s mit unserem Dinghi. Das hing nämlich wortwörtlich am seidenen Faden. Martin, die Officer und meine Watch packten also sofort an. Die Crew kümmerte sich um das Dinghi, während wir Schüler:innen erstmal all unsere Fender reinholten. Dann brauchten wir mehr Leute, um das Dinghi hochzuziehen und so zogen wir mit ca. 15 Leuten das Dinghi wieder hoch. Leider sind bei der Rettungsaktion jedoch ein paar (leere) Benzinkanister sowie der Deckel unseres Dinghi-Motors abgefallen. Aber gut, den Rest konnten wir ja erfolgreich sichern.


Die arme Galley Duty

Unsere Galley Duty hatte es heute nämlich auch ganz und gar nicht leicht. Wie wir wissen, ist Galley Duty immer sehr anstrengend und gerade auf See nicht gerade einfach, jedoch wurden unsere drei Auserwählten heute schon sehr gebeutelt. Die meterhohen Wellen sorgen für ein ständiges Durcheinanderfliegen von gefühlt allem, was nicht gerade festgeklebt oder gar angeschraubt ist. Außerdem spülte eine besonders fiese Welle einmal komplett durch die Galley hindurch, bis sie im Messroom wieder rauskam. Dann wurde es sehr rutschig in der Galley, was den Job natürlich noch schwerer gemacht hat. Also ein Hoch an unsere heutige Galley Duty, die es trotz der Umstände geschafft hat, uns tolles Essen zu kochen und den ganzen Tag durchgehalten hat!

Hier noch ein letzter Satz an alle Eltern: Das mag jetzt vielleicht ziemlich beängstigend klingen, ich kann euch aber versichern, dass wir bei unserer Crew in sicheren Händen sind und gut auf uns aufgepasst wird. 

Grüße:

Lenya: Viele Grüße an alle zuhause! Ich vermisse euch sehr und hoffe, es geht euch allen gut. Hab‘ euch ganz doll lieb!❤️

Philipp:Alles Gute zum Geburtstag David! Ich hoffe, Du hattest einen schönen Tag!

Rosa: Liebe Familie, mir gehts mega, ich hoffe, es geht euch gut. Ich habe heute eine neue Fähigkeit erlernt, gleichzeitig zu kotzen, zu heulen und zu lachen. Viele Grüße vom Nordatlantik!

Florian: Alles Gute zum Geburtstag Mama, schöne Grüße an die Familie und bis die Tage 🙂 

Justus: Liebe Grüße an Maxi und viel Erfolg bei deiner Prüfung. 

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