Eine der wichtigsten Fragen, die unsere Teilnehmer*innen und die Eltern in der frühen Vorbereitungsphase stellen, ist die Frage: Wie läuft eigentlich so ein Tag an Bord des schwimmenden Klassenzimmers? Welche Aufgaben haben die Jugendlichen? Wie ist der Tagesablauf organisiert? Und setzen die Schüler*innen wirklich selbst die Segel? Hier stellen wir einen exemplarischen Tagesablauf vor, der zeigt, wie vielfältig ein Tag Bord sein kann.
Der frühe Vogel …
wann genau die Jugendlichen morgens aus der Koje müssen, bestimmt der Wachplan.
Alle Jugendlichen sind in eine der drei Wachgruppen red/blue/white eingeteilt, die wiederum in zwei Untergruppen unterteilt sind (red 1, red 2 usw.). Jede*r Teilnehmer*in hat gemeinsam mit drei bis vier weiteren Jugendlichen jeden Tag vier Stunden Wache an Deck. In dieser Zeit steuert ein Jugendlicher das Schiff, zwei weitere Jugendliche aus der Gruppe halten Ausschau. Während den Wachen tagsüber findet auch die nautische Ausbildung statt. Dazu gehört das Knoten, Segel flicken, das Führen eines Schiffes, Karteneinträge, Maschinenrunden oder das Navigieren nach den Sternen. Die Wachgruppen, die gerade nicht das Segelschiff steuern, haben auch andere Aufgaben zu erledigen, von putzen bis abwaschen ist alles dabei.
Wer nicht in der Nachtwache eingeteilt ist und in der Nacht durchschlafen konnte, der steht morgens gegen 07:00 Uhr auf, um das Frühstück nicht zu verpassen. Anschließend beginnt um 08:00 Uhr der Unterricht. Jeden Tag, außer am Sonntag, werden die Jugendlichen vier Stunden lang unterrichtet. Zwei Stunden sind dem klassischen Unterricht mit Lehrer*in gewidmet, in dem Wissen vermittelt und diskutiert wird. Die beiden weiteren Stunden bestehen aus Freiarbeit, die von Lehrer*innen begleitet werden.
Hier haben die Jugendlichen Zeit und Raum, um die Aufgaben zu erledigen, die sie von ihrer Heimatschule übermittelt bekommen. So können individuelle Lernstände berücksichtigt werden. Und wenn die Schüler*innen nach ihrer Reise im schwimmenden Klassenzimmer wieder im heimischen Klassenzimmer sitzen, finden sie umgehend Anschluss an den Lernstoff.
Der Küchendienst gehört zu den Aufgaben der Jugendlichen. Jeder Jugendliche hat einmal am Tag vier Stunden Wachdienst an Bord.
Organisation ist das halbe Leben
Wer mit seiner Gruppe nicht gerade das Segelschiff steuert, der ist auch immer wieder zum Küchendienst eingeteilt. Pro Tag steht eine Wachgruppe in der Küche, um leckeres Essen für alle zuzubereiten. Dabei bekommen sie von Köchin Abbie Unterstützung.
Da ein Segelschiff nur begrenzte Kapazitäten hat, wird immer in zwei Sitzungen gegessen, wobei immer Gruppe 1 und 2 einer Wachgruppe am Tisch sitzen.

Einmal am Tag gibt es ein Meeting mit dem Kapitän und der Projektleitung, in dem das Programm für den nächsten Tag besprochen wird und Infos zur aktuellen Route gegeben werden. Hier ist auch der richtige Platz für Feedback, denn es ist die einzige Situation am Tag, an der verlässlich alle zusammenkommen.
Nach dem Mittagessen ist Zeit, um weitere Routineaufgaben zu erledigen. Das tägliche Putzen durch eine Wachgruppe gehört dazu. Nur am Sonntag ist großer Putztag, an dem alle gemeinsam anpacken.
Alles stehen und liegen lassen dürfen die Jugendlichen, wenn es aus den Lautsprechern ruft: „All hands on Deck“. Der Kochlöffel wird beiseite gelegt, der Unterricht unterbrochen, denn jetzt braucht es Manpower. Alle, die gerade verfügbar sind, müssen an Deck, um beispielsweise ein Segel zu drehen oder zu hissen.
Erst die (Schul-)Arbeit, dann das Vergnügen
Legt das schwimmende Klassenzimmer in einem Land an, dann gibt es viele abwechslungsreiche und lehrreiche Exkursionen. Die Jugendlichen lernen Land und Leute, Kultur und Klima kennen, sie machen Erfahrungen, die sie nicht mehr vergessen werden. Aber ein halbes Jahr auf einem Segelschiff zu leben, bedeutet auch viele Tage an Bord eines Schiffes – ohne Landgang.

Dafür gibt es die Schiffsbibliothek und eine große Auswahl an Spielen. Außerdem organisiert das Team viele tolle Events an Bord, die alle Teilnehmer*innen zusammenbringen und für Abwechslung sorgen.
An jedem Nachmittag oder Abend ist etwas los: Mal geht es zum Baden in den Atlantik, es wird ein Bootsrennen veranstaltet oder alle machen es sich unter dem Sternenhimmel bequem, um einen Filmabend zu genießen, bei dem das Segel zur Leinwand wird. In den Shanty-Nights werden alte Seemannslieder gesungen und besondere Höhepunkte sind der Mid-Atlantic-Ball, die berüchtigten Piraten-Parties oder die Atlantiktaufe.
Neben den organisierten Events der Reise finden unsere Teilnehmer*innen aber auch immer selbst Unterhaltung. Es gibt einen wunderschönen Sternenhimmel zu sehen, der sich nirgendwo besser beobachten lässt als von einem Segelschiff auf dem Atlantik. Viele Jugendliche bringen ihre Instrumente mit, die zum gemeinsamen Musizieren und Singen herausgeholt werden.
Ganz lebendige Einblicke in das Leben an Bord unseres schwimmenden Klassenzimmers gibt es in unserem Videobericht.