Datum: 27.02.2021
Autor: Max-Eliot
Position: Auf dem Weg zu den Azoren
Nautische Position: 32° 28.8 N 064° 22.6 W
Seemeilen total: 10603 nm

Von St-George´s Bermuda, nach St-George´s Bermuda
Der Plan war heute, um 9:00 Uhr St-George’s zu verlassen und Richtung Azoren zu segeln. Um 08:20 Uhr haben wir uns also alle vorbereitet: Mooring-Team erstellen, Mooring-Lines auslegen, Linesman designieren und das RIB ins Wasser schmeißen. Jetzt brauchten wir nur noch auf den Piloten zu warten.
Er kam dann eine halbe Stunde nach Abfahrtszeit an. Und so legten wir endlich zwischen 09:30 Uhr und 10:00 Uhr ab. Sobald die Moring-Lines an Deck waren, wurden sie aufgekoilt und mühsam aber sauber unter der Steuerbord-Treppe fixiert. Das RIB wurde dann schlussendlich auch wieder an Bord gezogen. Als wir fertig waren, ging ich hoch zur Brücke, da ich Wache hatte.
Und so tuckerten wir langsam durch den Kanal in den Atlantik hinaus, vorbei an einer kleinen Ruine von welcher Leute sich die Pelican anschauten und Fotos schossen. Hinter uns verfolgte uns das Pilotenschiff.

Einer der Männer an Bord hatte seine Kamera rausgebracht und schoss auch Fotos von der Pelican und ihrer stolzen Crew. Es war lustig, das kleine Pilotenschiff in den Wellen so stark baumeln zu sehen, obwohl wir auf der größeren Pelican das Schaukeln viel schwächer wahrnehmen. Wir trugen alle unsere Masken, da der Pilot noch an Bord war.
Trotz der Masken nahmen wir alle auf der Brücke einen leichten verbrannten Geruch wahr. Wir waren schon weit raus, doch das Pilotenschiff, das 20m von unserer Steuerbordseite weg war, wollte sich nicht annähern und der Pilot blieb auf der Brücke. Ich sah, wie Simon immer wieder zur Brücke hochkam und wieder runterging. John war komischerweise auch nicht zu sehen. Ich sage komischerweise, da normalerweise der Engineer immer auf der Brücke ist, wenn wir aus einem Hafen fahren.
Durchsage von Simon:
„Ok guys, everybody who is down in the green mile, come up. Nobody is allowed in the green mile. Watchleaders, make sure that nobody from your watch is in the green mile.“
Ich und die anderen Watchleader rannten zur Messe, wo sich alle schon versammelt hatten, um Köpfe zu zählen. Drei von meiner Wache waren schon auf der Brücke.
„Eins, zwei, drei, vier , fünf… Wo ist Marie?“
„Marie ist in der Galley!“

Ich ging wieder hoch, um Simon Bescheid zu sagen. Auf dem Weg zur Brücke kam eine neue Durchsage: „ Ok, every student muster on the Well Deck, every student muster on the Well Deck.“ Als ich wieder auf der Brücke war, sagte ich Simon Bescheid, dass alle Schüler von meiner Wache in der Messe waren.
„Ok, perfect. Now tell everybody to get the lines out, we‘re going back into port.“
Ich rannte zum Well Deck:
„Hört mal alle zu! Wir müssen die Mooring-Lines wieder rausholen. Wir gehen zurück zum Hafen!“
Alle gingen sofort zur Treppe, wo die Mooring-Lines befestigt waren und legten sie wieder aus. Inzwischen konnte man vom Well Deck den Gestank riechen. Da hörte ich plötzlich ein „Pscchhhhht“. Ich warf einen kurzen Blick in die Messe: Sam und Theo waren gerade dabei, die Feuerwehranzüge anzuziehen. Das Geräusch kam von den Sauerstoffmasken.

Neue Ansage:
„Ok guys, we have a slight issue in the engine room, don‘t worry the bosun team is already on its way to have a look.“
Und so tuckerten wir langsam durch den Kanal wieder in den Hafen von St-George’s. Ein paar Tage zuvor, als wir mit der Spirit of Bermuda gesegelt sind, hatten wir schon ein ähnliches Problem, wo eine Dichtung vom Abgasrohr defekt war und sich somit Abgase im Engineroom angesammelt haben.
Sie wurde aber von John am nächsten Tag repariert. Der Rauch und der Gestank kamen dieses Mal (womöglich) von Staub und Öl, das sich auf dem Abgasrohr angesammelt hatten und von der Hitze vom Rohr verbrannten.
Im Hafen angekommen, hat dann John ein bisschen warten müssen, dass das Rohr wieder abkühlt um es später inspizieren zu können. Nach ein paar Proberunden durch den Hafen sind wir dann wieder um 16:00 aufs Meer hinausgefahren. Und seitdem tuckern wir mit Wind und Wellen gegen uns Richtung Azoren.
Fischfütterung
Als wir endlich den Hafen von St-George’s verließen, ging ich auf das Well-Deck, um einen letzten Blick auf Bermuda zu werfen. Am Backbordtisch unter dem Boatdeck (oder Bikinideck, nennt es wie ihr wollt) saß Molly, die neue Cadet. Sie war seekrank. Später hat sie der Toilette ihrer Kabine einen Besuch erstattet.
Ich hatte wieder Wache von 20:00 Uhr bis Mitternacht. Ich fühlte mich aber seit dem Abendessen schlecht. Na ja, seekrank zu werden nach über einer Woche an Land war nichts Ungewöhnliches. Dennoch ging es mir schlechter und schlechter. Ich habe ein erstes Mal gegen 21:00 Uhr die Fische gefüttert. Danach ging es mir wieder besser. Doch eine Stunde später haben die Fische wieder nach Essen reklamiert! Sie waren anscheinend sehr hungrig. Also habe ich ihnen dieses mal unfreiwillig eine fette zweite Portion gegönnt. Danach war ich außer Betrieb. Ich saß für den Rest der Wache auf den Boden mit einen Eimer in der Hand (die Fische hatten genug bekommen!).
Nachdem wir abgelöst wurden, ging ich taumelnd mit einem Eimer in der Hand zu meiner Kabine zurück. Ich legte mich in meine Bunk, schlief langsam ein und hoffte, dass ich nicht während der Nacht aufwachen müsse, um die Fische wieder zu füttern. Sie bekamen zum Glück keinen Nachtisch.
