Datum: 13.03.2021
Autorin: Nora
Position: Azoren, Faial
Meilen insgesamt: 12391 NM
Heute war der letzte Tag auf See vor unserer Ankunft auf den Azoren. Obwohl wir wieder ganze zwei Wochen auf See waren, sind wir uns alle einig, dass es sich deutlich kürzer angefühlt hat, als jede andere Passage, die wir bisher gemacht haben.
Da ich die 04:00-08:00 Wache morgens hatte, waren wir diesmal die Anlege-Watch. Als Anlege-Watch gibt es ziemlich viele Vorbereitungsaufgaben, die man zu erledigen hat, bevor man mit dem eigentlichen Anlegen starten kann. Da das alles für eine halbe Watch zuviel wäre, haben wir ab 06:30 Unterstützung von der anderen Fore-watch-Hälfte bekommen.

Da wir noch Segel gesetzt hatten, begannen wir damit, die square sails einzuholen und einen möglichst „tidy and neat“ Sea-Stow ins Topsail und Course zu packen. Normalerweise würden wir einen Harbour-Stow machen. Der ist sehr viel aufwendiger, sieht aber auch sehr viel ordentlicher aus. Da wir aber so früh dran waren, musste diesmal ein gut gekonnter Sea-Stow ausreichen.

Der wahrscheinlich wichtigste Teil der Anlege-Vorbereitung sind die Mooringlines, die schon auf focsle, poop deck und welldeck bereit gelegt werden. Außerdem müssen die Fender, bei denen man regelmäßig vergisst, dass sie neben Sitzgelegenheit noch eine andere Aufgabe haben, an der Reling festgemacht und auf die richtige Höhe eingestellt werden.
Nachdem wir mit alldem fertig waren, konnten wir auch schon das Rip (unser Wassertaxi) an die Seite bringen und die Mooringline-Teams einteilen.
Mats, Mia und ich ich hatten diesmal das Privileg, Linesman und Bowman zu sein und mit den Rip zum Anlegeplatz an Land vorzufahren. Die Aufgabe der Linesman besteht darin, am Jetty zu warten, bis sie an den Mooringline-Stations bereit sind, die an den Mooringline befestigten Heavinglines rüber zu werfen und diese dann zu fangen. In der Theorie sollte es nicht so schwer sein, ein Seil mit einem Gewicht am Ende an Land zu werfen, in der Praxis ist es jedoch so, dass meistens weder weit noch treffsicher genug geworfen wird und man als Linesman deswegen hauptsächlich am hin- und herrennen ist. Die Aufgabe des Bowman besteht lediglich darin, die bow und stern line des Rips anzunehmen.
Das ganze Anlegemanöver hat insgesamt um die 2,5 Stunden gedauert. Ansonsten bestand der Tag aus dem ersten PCR- Test und dem Verräumen von frischem Essen in den Drystore. Morgen ist dann hoffentlich unser erster Shoreleave-Tag.