Another Johnny News (Azoren Edition)

Schiff: Johann Smidt
Datum: 31. März 2025
Position: Hafen von Horta, Faial, Azoren
Nautische Position: 38°31,7’ N, 28°37,5’ W
Etmal: 0
Totale Distanz: 11.866

Woran merkt man, dass die Reise sich dem Ende zuneigt?

Nun, zum einen sind wir in die letzte Runde Blogbeiträge gestartet, womit dies auch voraussichtlich mein letzter Blog sein wird. Aber da ich mit Fridolin in Verhandlungen um seinen Blog am 18.04. bin, werde ich vielleicht doch nochmal eine Johnny-News-Edition machen können.

Die Azoren waren (voraussichtlich) unser letzter Stop vor dem Endhafen Amsterdam, wobei natürlich alle noch auf einen Zwischenhalt in Frankreich hoffen. Somit haben wir auch bald unsere letzten Stunden Free Shore Leave, unsere letzten Möglichkeiten, Mitbringsel zu kaufen und Geld auszugeben, Briefe zu schreiben, unsere Mitreisenden auf der Reggie zu sehen und eventuell auch zu Ehren des morgigen ersten Aprils ein paar Streiche bei eben diesen und der ebenfalls in Horta liegenden Gulden Leeuw, dem momentanen HSHS-Schiff, zu spielen…

Johnny News

Übersicht:

  • Azoren
  • Update Steuerwettbewerb
  • Zweite Atlantiküberquerung
  • Handover
  • Neue / alte / letzte Crew
  • Ein kleiner Tagesbericht

Azoren

Seit dem 27.03. sind wir nun auf Faial und liegen in Horta an der Pier. Eine Sache, die die Häfen der Azoren auszeichnet, ist die Tradition, dass jedes Schiff ein Bild auf die Pier malt – was natürlich besonders für die Segler, die nach langer Zeit endlich wieder an Land können, eine schöne Gelegenheit zu feiern ist, den größten Teil des Atlantiks hinter sich zu haben.

Nach Bermuda sind wir auch sehr froh, wieder normale Preise zu sehen und ordentlich einkaufen gehen zu können. Der Feta für elf Dollar pro Stück hat uns anhaltend traumatisiert. Eine weitere Tradition der Azoren ist das Café Peter Sport – den Namen kennen manche vielleicht schon als Adresse für die Post, denn dieses Café fungiert als eine Art Poststelle für Segler.

Da man beim Segeln nie sicher sagen kann, wann man ankommt, ist es schwierig, Briefe zu verschicken, auch weil Schiffe jetzt nicht gerade bekannt für feste Adressen sind. Deshalb können die Familien zuhause Briefe und sogar Pakete zum Café schicken, die diese aufheben, bis sie abgeholt werden können.

So konnten wir alle am ersten Tag ein bisschen Post von zuhause bekommen – ein bisschen oder auch ein bisschen mehr, wenn man Frieda mit vier Paketen aus dem Café kommen sah.

Update Steuerwettbewerb

Nach Fridolins Glanzleistung vor Bermuda mit acht Stunden und zehn Minuten hat er Tonis Zeit um ganze fünf Minuten geschlagen, doch auch dieser Rekord hielt nicht allzu lang. Erneut bekamen wir eine neue, unerwartete und auch ungeplante Teilnehmerin – nämlich Carlotta.

Plötzlich war Fridolins Rekord vernichtet, mit vier Stunden Vorsprung. Die tapfere Carlotta stand ganze zwölf Stunden am Steuer. Doch wieder kündigte Toni an, bald seinen Ruf als bester Rudergänger wieder zu etablieren.

Zweite Atlantiküberquerung

Am 9.3. morgens sind wir von Bermuda auf unsere zweite Atlantiküberquerung gestartet und erst am 24. nachmittags sind wir auf Flores angekommen. Also waren wir 15 Tage nonstop auf See, wobei wir eigentlich noch einen Tag Überfahrt nach Horta mitberechnen können. Doch auch dann sind es 16 Tage – nur ein Tag mehr als beim ersten Mal, obwohl es uns durch die schlechteren Bedingungen viel länger vorkam.

Was meine ich mit schlechteren Bedingungen? Mit schlechteren Bedingungen meine ich vor allem den Sturm und die von eben diesem verursachte, ziemlich miese Krängung von teilweise 25 Grad (Krängung: wie stark sich das Schiff zur Seite neigt).

Dass wir mit acht Knoten zurück in Richtung Panama gesegelt sind, als wir vor dem Sturm weggefahren sind, hat die Laune an Bord auch ein wenig versauert – vor allem, da die Reggie vor uns weg motorte und auch fünf Tage, bevor wir überhaupt Flores sahen, in Horta lag.

Projektleiter bei der Arbeit

Handover

Seit heute Morgen liegt das Schiff mehr oder weniger offiziell in den Händen der Schüler. Natürlich steht die Crew und die Lehrerschaft uns immer noch zur Seite, wenn wir Hilfe brauchen, aber das meiste sollen und können wir inzwischen selbst organisieren.

Alle Positionen, von Kapitän bis Lehrer, werden von den Schülern vertreten, wobei wir noch ein paar extra Positionen erfunden haben, wie Animateur, Social-Media-Beauftragter und Bordtherapeut.

Das Handover wird insgesamt drei komplette Wochen laufen – vom 31.03. bis zur Ankunft in Amsterdam am 20.04. Jede Woche werden die Stellen neu besetzt, so dass insgesamt jede Position dreimal besetzt wird. In der ersten Woche sieht die Aufteilung wie folgt aus:

Woche 1
Kapitän: Paul
1.Steuermann: Toni
2.Steuermann: Benjamin
3.Steuermann: Vera
Maschinist: Julius
Köchinnen: Juno & Olivia
Therapeut: Jana
Medic: Anna L.
Social Media: Leonie
PL: Maja & Julian
Animateur: Anna G.

Woche 2
Kapitän: Julius
1.Steuermann: Paul
2.Steuermann: Frieda
3.Steuermann: Maja
Maschinist: Benjamin
Köchinnen: Jana & Katharina
Therapeut: Helene
Medic: Nele
Social Media: Olivia
PL: Julian
Animateur: Kiki & Leonie

Woche 3
Kapitän: Toni
1.Steuermann: Fynn
2.Steuermann: Julian
3.Steuermann: Daniela
Maschinist: Benjamin
Köchinnen: Anna G. & Carlotta
Therapeut: Kiki
Medic: Liiti & Flurina
Social Media: Olivia
PL: Maja
Animateur: Hannes

Lehrer: Noam, Vera, Maja, Frieda, Helene, Anna L., Ella
Deckshand: Fridolin + alle anderen

Nur die Positionen Kapitän, die Steuerleute, der Maschinist und die Köchinnen gelten dabei nicht als Deckshand, weshalb sie auch keine Wache mitlaufen müssen – bis auf die Steuerleute, die ohnehin in ihren Wachen sind. Bevor das Handover überhaupt wirklich stattfand, hatten wir schon ein paar Tage lang eine Schülerkapitänin, welche die gute Daniela war, die uns nach Flores und Horta gebracht hat. 

PL steht für Projektleitung, also übernehmen sie den Job, den unser Lehrer Jacob bis jetzt innehatte – nämlich alles zu organisieren, also Ausflüge, Pläne, u. ä. Die Animateure sind fürs Entertainment da, also organisieren sie Spiele- oder Filmabende und sorgen dabei auch für Snacks. Die Lehrer werden über die nächsten drei Wochen alle jeweils mindestens eine Unterrichtsstunde planen und halten – über ein von ihnen gewähltes Thema.

Fridolin hatte sich auf die Stelle der Deckshand beworben, was, wie man sieht, sehr erfolgreich war – weswegen er nun mit Stolz sagen kann: Er ist die Deckshand, und der Rest sind nur „alle anderen“.

Neue / Alte / Letzte Crew

Unsere nächste Crew wird sowohl alt als auch neu sein, und noch dazu ist sie unsere letzte Crew. Jürgen und André, zwei unserer ersten Steuermänner von Amsterdam bis Teneriffa, die uns in dieser Zeit sehr ans Herz gewachsen sind, werden als zweiter Steuermann und Maschinist zurückkehren und Thomas, unser Kapitän von Panama bis Kuba, kommt als erster Steuermann wieder an Bord.

So werden nur zwei Leute aus der neuen Crew unbekannte Gesichter für uns sein.

Ein kleiner Tagesbericht

Heute Morgen wurden wir alle um 10:00 für Segelarbeiten aus den Kojen geschmissen – was an Land schon als früh gelten könnte, da viele an Land bis fast zum Morgengrauen wach sind. Was dann natürlich, da man an Landtagen auch immer tagsüber etwas zu tun hat – sei es nur Free Shore Leave –, über die Tage zu einem leichten Schlafdefizit führt.

Jedenfalls waren die Segel, die wir am Donnerstag abgeschlagen (runtergenommen) haben, um sie zum Segelmacher bringen zu lassen, da sie beschädigt waren, wieder repariert zurück.

Diese mussten wir dann wieder anschlagen (neu befestigen), was besonders beim Großsegel eine etwas größere Aufgabe war, da wir das Segel erst an den Topsjolen an Bord hieven mussten. Zusätzlich muss das Groß auch an zwei Seiten des Segels befestigt werden – einmal am Mast und nochmal am Baum. Dies funktioniert mit Schiebern, die alle einzeln „eingefädelt“ werden müssen, was immer etwas mühselig ist.

Dahingegen ist der Klüver einfacher, der nur mit Schäkel (so etwas wie sehr starke Karabiner) am Klüverstag (dem Drahtseil, das vom Klüver zum Schonermast geht) befestigt werden muss. Während die meisten an den Segeln arbeiteten, gab es auch ein kleines Team, das an unserem Bild für die Pier arbeitete.

Nachdem wir mit den Segeln fertig waren, gab es schon Mittagessen und um ca. 16:00 durften wir auch nochmal bis 20:30 auf Free Shore Leave. Und als wir zurückkamen, wurden wir von bekannten und unbekannten Gesichtern begrüßt – nämlich unserer neuen / alten Crew.

Zum Abendessen haben wir auf der Pier gegrillt und nach dem Essen haben manche noch etwas zur Musik getanzt – wobei die Tanzstunde von gestern, geleitet von Maja, Toni und Malte, sichtlich ausgeholfen hat.

Viele waren auch wieder bis spät wach, wobei wir kurz vor null noch Besuch von ein paar Schülern der Gulden Leeuw bekamen – scheinbar mit der Absicht, eine Verbündung gegen die Reggie zu schließen. Doch war es wirklich so? Immerhin war es fast der erste April…

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