Reiseblog 24/25 Regina Maris

Hier bloggen die Teilnehmer:innen der Ocean College Winterreise über ihren Alltag eines Auslandsjahres auf dem Segelschiff Regina Maris

Der letzte Tag

Schiff: Regina Maris
Datum: 19. April, 2025
Position: Amsterdam, Netherlands
Geographische Position: 52°27.828‘N 004°35.741‘E
Etmal: 118nm
Total: 12714nm/23546,3km

Heute ist es soweit – der letzte Tag unserer Reise ist gekommen. Endlich sehen wir unsere Familie wieder, endlich geht es für uns nach Hause zurück zu unseren Freunden und allem, was wir damals zurückgelassen haben.

Aber dafür endet auch das, was wir in den letzten sechs Monaten alles erlebt haben. Unsere Reise ins Paradies und zurück ist nun vorbei. Unglaublich. Es fühlt sich wie gestern an, dass wir uns von unserer Familie in Amsterdam verabschiedet haben und voller Neugierde und Erwartung unser inzwischen zweites Zuhause betreten haben – ein Schiff namens Regina Maris, das damals noch komplett unbekannt für uns war.

Die Treppen waren viel schmaler als zuhause, alles war enger beieinander und für viele Personen auf begrenztem Raum gedacht, alles hat schon ein bisschen geschaukelt. Damals hat es sich noch so fremd angefühlt.

Jetzt ist das Gegenteil der Fall: Es fühlt sich falsch an, all das zurückzulassen. Die Regina ist unser Zuhause gleichermaßen gewesen und geworden und die Räumlichkeiten nun zu verlassen, in denen so viel passiert ist, in denen so viele Erfahrungen gesammelt wurden… surreal.

Der Gedanke daran, dass ab jetzt wieder Dinge auf Oberflächen stehen können, ohne dass sie wegen Wellengang herunterfallen, dass es nicht mehr normal ist, in einen Gespräch von fünf unterschiedlichen Leuten unterbrochen zu werden, insgesamt so viele Menschen um einen herum zu haben, die einem so am Herzen liegen, weil man so viel gemeinsam erlebt, erscheint mir komisch.

All das ist vorbei, vergangen. Die Erinnerungen, die werden aber bleiben. Denn wenn man mit Gleichaltrigen für sechs Monate über den Atlantik und zurück segelt, entstehen so viele Momente, die man für immer im Herzen tragen wird, dass man gar nicht alle aufzählen kann.

Deshalb schwelge ich noch ein bisschen in genau diesen Erinnerungen und verdränge noch etwas länger, dass das hier das Ende davon ist.

Amsterdam

Alles fing hier an, in der Hauptstadt der Niederlande. Der gesamte Tag, an dem wir aufs Schiff durften, fühlte sich emotional geladen an.

Die Trennung von der Familie, die oft tränenreich verlief, war für viele schwierig. Gleichzeitig waren wir aber auch gespannt auf die Menschen, die wir für das nächste halbe Jahr ständig um uns herum haben würden.

Die Luft prickelte vor Aufregung und Fragen, die sich jeder stellte. Was wird noch passieren? Was werden wir erleben? Wer wird zu meinen engsten Freunden zählen? Vor allem aber auch: Wie wird es sein, in See zu stechen?

Amsterdam–Vigo

Als wir das erste Mal ablegten, war ein sehr prominentes Thema die Seekrankheit. Viele konnten das Losfahren auf der Nordsee deswegen nur so halb genießen.

Ich erinnere mich an zusammengekauerte Gestalten (von denen man langsam auch die Namen gelernt hatte), die bei den ersten Watches in komplettem Ölzeug dasaßen und von unserem damaligen Medic Raphi Ingwer bekamen – in so hohen Mengen, dass viele bis heute Ingwer gegenüber ein sehr schwieriges Verhältnis haben.

Zum Glück war diese Phase irgendwann vorbei, so dass wir uns dem Segeln widmen konnten. In dieser Zeit legten wir unsere Prinzipien für das gemeinsame Leben an Bord fest, lernten einander besser kennen, Freundschaften entstanden ganz neu und vor allem lernten wir auf den Wachen zum ersten Mal mehr über unsere Aufgaben an Bord und das Segeln an sich.

Zwischendurch mussten wir vor Brest ankern, um einem Sturm auszuweichen. Nach ein paar Tagen vor Anker ging es weiter durch die gefürchtete Biskaya – und tatsächlich … geschah nichts. Das Wetter war sonnig, die See war ruhig, wir konnten die ersten Delfine sehen …und irgendwann waren wir in Vigo.

Vigo

Der erste Landstop festigte viele der frisch entstandenen Freundschaften. Die Ankunft war sehr energiegeladen, wir standen alle auf dem Poopdeck, teilweise hielten wir uns am Mizzen fest und riefen: „Vigo! Vigo! Vigo!“ – bis wir es nicht mehr durften.

Alles war neu: das erste Mal Festland unter den Füßen, das nicht das schon gewohnte von zu Hause war – ein besonderer Moment.

Am Abend der Ankunft gingen manche noch joggen, andere spazieren. Ich war beim Spaziergang dabei und erinnere mich gerne daran zurück, wie wir irgendwann an einen Spielplatz kamen und dort bis heute geschätzte Fotos machten. Ich würde sagen, dass dieser Abend für uns alle rückblickend von Bedeutung war. Es blieb aber nicht nur dabei.

Am 31. Oktober verbrachten wir den Tag in Santiago de Compostela mit einer Rallye und am Abend feierten wir Halloween mit unseren selbstgemachten Kostümen. Franz gewann als Dönermann den Kostümwettbewerb, gefolgt von Leonore und Nuala als Weihnachtsmann und Weihnachtself sowie Arvid und Max als Gespenster.

Auch Strate und Maxim mit ihrer Interpretation von männlichen Tänzern sind mir im Gedächtnis geblieben, genauso wie Enno der Fischer mit seinen Fischen Jana, Sophia und Tilly. Ich selber ging als große Marie. 🙂

Ansonsten begeisterte uns das erste Länderbriefing, das erste Fußballspiel gegen Einheimische und der erste Strandtag mit den ersten Free Shore Leaves. Vigo war ein wundervoller erster Landstopp, gefüllt mit Unternehmungen, die zum Bilden der Gemeinschaft viel beitrugen, sowie den ersten Spieleabenden, die die Tage perfekt abrundeten.

Vigo–Portimão

Unser neuer Zwischenkapitän Martin Duba hielt uns alle ziemlich auf Trab und wir hatten unsere ersten Unterrichtsstunden. Abgesehen von diesen neuen Umständen war die Überfahrt aber sehr entspannt.

Portimão

Die Highlights waren die Strandolympiade und der Ausflug nach Lagos.

Zudem hatten wir zahlreiche Free Shore Leaves, in denen wir zum Strand neben unserem Liegeplatz gehen konnten und im kalten Meer baden konnten. Noch heute rieche ich den Geruch der Algen, die dort herumlagen und dafür sorgten, dass man sich das Baden zweimal überlegte.

Dafür waren die Sonnenuntergänge, das gemeinsame Spikeballspielen und die Gespräche dort wunderschön.

Portimão–Marokko

In den zwei Tagen, die wir zum nächsten Stopp gebraucht haben, ist nichts Großes passiert – schließlich waren wir nur zwei Tage unterwegs.

Marokko

Das Geheimnis, von dem jeder wusste, war Marokko.

Also waren wir alle total „überrascht“, als es hieß, dass wir als Nächstes dort halten würden. Was aber tatsächlich überraschend war, war die Ansage, dass wir nicht auf dem Schiff, sondern in Riads übernachten würden. Voller Vorfreude packten wir also Klamotten für rund eine Woche und machten uns auf den Weg, wo uns unsere erste Dinghifahrt bevorstand, die mir damals wie aus einem Film vorkam.

Im Hafen ging dieser Eindruck weiter; die zahlreichen Holzfischerboote und Möwen sorgten für einen modernen Fluch-der-Karibik-Vibe. Schon da kam mir dieser Ort besonders vor – und jetzt weiß ich, dass er es auch war: Marokko zählt bei vielen zu einem der Lieblings-Landstopps.

Zwischen dem Surfkurs, dem Ausflug zu einem Bazar, dem Besuch eines Hammams und etlichen Free Shore Leaves in engen Gassen gab es so viele kleine Highlights: die billigen Crêpes, das Schlafen in einem wunderschönen Riad mit Betten, die nicht schwanken, die Kamele, die wie normal neben einem am Strand vorbeiliefen …

Und natürlich auch der Besuch der marokkanischen Schule und des Waisenhauses, wo wir mit den Kindern gemeinsam Basketball spielten und tanzten. Die Zeit in Marokko war einfach besonders.

Und zum Schluss konnten wir auch unseren coolsten Kapitän Heine begrüßen.

Marokko–Teneriffa

Diese Etappe war aufregend, da wir erfuhren, dass nicht nur Benji auf Teneriffa zu uns kommen wird, sondern auch zwei neue Schüler.

Abgesehen von den Namen Christian und Timo erfuhren wir so gut wie nichts über die beiden, was die Spannung natürlich nur noch steigen ließ. Zudem bekochten uns übergangsweise Kaspar und Raphi, bis unser neuer Koch auf Teneriffa zu uns kommen würde.

Teneriffa

Auf Teneriffa hatten wir das erste Mal unsere Handys und somit das erste Mal Kontakt nach Hause.

Irgendwie fühlte sich das komisch an, plötzlich wieder zu telefonieren und vor allem mit der Familie und den Freunden zu Hause zu sprechen und zu versuchen, alle Gefühle und alles, was bis dahin passiert war, zusammenzufassen.

Am selben Tag hatten wir vormittags einen Sex-Workshop, der Fragen von uns beantwortete. Dort entstand auch zum ersten Mal ein großer Insider – und zwar das Wort „Typsache“. Denn auf viele der Fragen wurde mit genau diesem Wort geantwortet.

Danach durften wir Timo und Christian mit unserem tollen Baum-Song begrüßen. Benji kam einen Tag davor zu uns und Martin, unser zweiter Koch, ziemlich am Anfang.

Das Programm auf Teneriffa enthielt Ausflüge zu Stränden, denn es gab endlich Schwimmwetter, sowie die Wanderung um den Teide, die wegen des Wetters eher ein Spaziergang wurde.

Teneriffa–Mindelo

Advent, Advent… Bei dieser Überfahrt fing die Vorweihnachtszeit an – ironisch, da es ab jetzt langsam immer wärmer und exotischer wurde.

Plötzlich flogen also Weihnachtsmannmützen herum und auf den Watches begannen Weihnachtssongs zu spielen.

Mindelo

Die Kapverden hatten ebenfalls einige coole Programmpunkte, so zum Beispiel das Schwimmen zu einer Insel, auf der wir zum ersten Mal seit Langem die Einheimischen im Fußball besiegt haben!

Zudem konnte man dort eine Schule besichtigen und wir haben eine Rundfahrt um die Insel gemacht. Ein Beach Cleanup nach einem Strandtag und das Länderbriefing, das kurz eine Kollaboration mit einer deutschen Touristenführung hatte, sind ebenfalls bemerkenswert.

Zudem ist Przemek gegangen, aber dafür ist Arne neu dazugekommen. Hätten wir damals schon gewusst, was uns bei ihm erwarten würde…

Mindelo–Martinique: Erste Atlantiküberquerung

Tatsächlich war diese Überfahrt sehr entspannt und sehr warm.

Wenig Unwetter und Wellengang sorgten dafür, dass man die Selbstlernzeit gerne auf den Sitzsäcken auf dem Poopdeck verbrachte und plötzlich ständig draußen war.

Die Stimmung war top, und alle haben sich auf Weihnachten auf der anderen Seite der Welt gefreut.

Martinique

Was konnten wir am Horizont sehen? Palmen!

In der Karibik angekommen, stürmten wir in einer wunderschönen Bucht vom Boot und ernteten erst einmal zu unserer Freude eine Kokosnuss. Ups! Zwischen Handytagen und Free Shore Leaves zu Stränden geschah es: Weihnachten.

Vormittags hatten wir unsere Handys und abends feierten wir mit der Johnny gemeinsam das frohe Fest. Dabei grillten wir an Land und konnten das Krippenspiel von Anna und ihrer Crew genießen, was uns alle sehr zum Lachen brachte. Danach wurde Musik ausgepackt.

Irgendwie wurde aus dem gemeinsamen Tanzen eine Polonaise, die es bei ihrem laaangen Weg unter anderem auf die Johnny verschlug, bis letztendlich einer nach dem anderen im Wasser landete – mit teils allen oder gar keinen Klamotten. Zu guter Letzt gab es noch die gegenseitigen Wichtelgeschenke.

Dieser Abend war so losgelöst, so gemeinschaftlich, so herzlich und warm, dass er definitiv zu dem besten Weihnachten von vielen zählt. Am Tag danach gab es einen großen Weihnachtsbrunch, nach dem es auch schon weiterging zum Inselhopping – übrigens jetzt nicht mehr mit Mathieu, sondern mit Esther.

Grenadinen

Die nächsten paar Tage verbrachten wir, indem wir vor Inseln ankerten, viel schwammen und mit dem Dinghi zu Canouan und Bequia fuhren, um die Inseln zu besichtigen.

Das Wetter war warm, wir benutzten unsere Badeklamotten täglich und waren ständig von Palmen und Sandstränden umgeben – wir lebten den Traum.

San Blas

Die San-Blas-Inseln vor Panama führten genau dies nur weiter fort.

Was von Marie als der schönste Ort bezeichnet wurde, zu dem sie je gesegelt ist, begeisterte uns mindestens genauso. Die vielen Inselchen mit wenig bis gar keiner Bevölkerung und nur ihren Sandstränden und Palmen im türkisblauen Wasser fühlten sich wie das Paradies an, das wir für uns allein hatten.

Egal, ob es sich um Free Shore Leaves auf besagten Inseln, den Besuch eines Dorfes mit Fahrten in lokalen, handgemachten Fischerbooten oder die Übernachtung auf einer Insel (jetzt Regina Island) handelte – wir hatten immer Programm, das dafür sorgte, dass wir vollkommen in den Zauber der San-Blas-Inseln eintauchen konnten.

Bis heute erinnere ich mich an das Gefühl, eine Kokosnuss in der Hand zu halten, während ich mit anderen in einer Hängematte vor dem funkelnden Meer sitze, die Füße im warmen, weißen Sand vergraben.

Dies war mit die höchste Badesaison, dafür aber auch die Sonnenbrand- und Aftersun-Saison. Wie gut, dass man sich immer etwas bei anderen schnorren konnte 😉

San Blas–Costa Rica

Auf dieser Etappe bekamen wir noch Besuch von Verkäuferinnen, die uns handgemachten Perlenschmuck und Tücher verkaufen wollten, was sehr schön war.

Nach ein paar Tagen, die mit dem Packen unserer Rucksäcke und dem Ausräumen unserer Cabins gefüllt waren, brachen wir endlich nach Costa Rica auf (bzw. nach Bocas del Toro, einem Grenzort von Panama, über den wir nach Costa Rica kamen).

Costa Rica

Costa Rica, eines der Highlights der ganzen Reise. Schließlich blieben wir fast drei Wochen dort und hatten vier verschiedene Programmpunkte!

Zuerst ging es für uns zu den Bribris, die mir persönlich am besten gefielen. Die Wanderungen durch den Urwald, das Schleppen eines tonnenschweren Kanus, das Lernen von Volksheiltänzen und so viel mehr machten diesen Stop ganz besonders – ebenso wie die wunderschöne Unterkunft, die offen in den Urwald hineingebaut war und uns so sehr mit der Natur verband.

Das Essen haute mich aber wirklich von den Socken – ich hätte nie gedacht, so ein Fan von Reis mit Bohnen zu werden! Und natürlich die heiß geliebten Teigtaschen, die Sasa für uns immer wieder nachträglich zum Frühstück nachbackte … Die Bribris waren wahrhaftig einfach wunderschön.

Danach ging es zur Sprachschule, deren WLAN schamlos ausgenutzt wurde. Hier wurde uns erst klar, wieso die Costa-Rica-Packliste unbedingt Jogginghosen und Hoodies empfohlen hatte, denn beim Zelten wurde es schon echt frisch – also mehrere Lagen frisch.

Abgesehen davon lernten wir etwas Spanisch und San José besser kennen, so zum Beispiel bei der Stadtführung, die uns unterschiedlichste Ecken San Josés zeigte. Zudem nutzten wir die Zeit fleißig, um Last-Minute für die Expis zu planen und zu buchen, denn diese waren bald.

Davor ging es aber noch zur Don-Eli-Kaffeefarm, wo wir bei Carlos mehr über Kaffee lernten.

Hier waren die Highlights die vielen Truckfahrten, bei denen wir zu mehreren auf den Ladeflächen von Trucks standen, um irgendwohin transportiert zu werden – so zum Beispiel zu einem Fußballplatz, wo wir zwei Spiele gleichzeitig spielten. Hier hat sich Sonja auch ihren Fuß gebrochen – zum Glück konnte sie nach fast vier Wochen wieder zu uns zurückkommen.

Als letzter Punkt standen noch die lang geplanten Expis an. Hier hat jede Gruppe eine eigene Geschichte zu erzählen von dem, was sie erlebt hat.

Was aber alle gemeinsam haben, ist, dass wir die Schönheit von Costa Rica und die Gastfreundschaft seiner Bewohner voll zu spüren bekamen, was diese Zeit zu einer ganz besonderen machte.

Costa Rica–Providencia

Wir verabschiedeten uns von Raphi, begrüßten dafür aber Nicola, unsere neue Medic.

Diese Überfahrt wurde spannend, als wir plötzlich zum ersten Mal 40 Grad Schräglage hatten – und eventuell die eine oder andere Cabin dabei geflutet wurde … Das war unsere erste Erfahrung mit Böen – aber nicht unsere letzte …

Providencia

Auf Providencia bekamen wir noch einmal das volle Karibik-Feeling – es war immer noch warm und sonnig.

Wir wanderten zu einem Strand, der irgendwas mit Henry Morgan zu tun hatte und genossen danach noch einen Free Shore Leave, bei dem manche nochmal schwimmen gingen. Zudem haben wir eine Inselrundfahrt bekommen, die uns nochmal die Schönheit dieser kolumbianischen Insel zeigte.

Providencia-Kuba

Leider ohne Zwischenstopp auf den Bahamas ging es weiter nach Kuba.

In diesen sechs Tagen wurden regelmäßig Einzelgespräche (teils auch um 03:00 nachts) geführt und wir durften noch einmal richtig schön alles putzen, also absolut alles, denn der berüchtigte Kuba-Deep-Deep-Deep Clean stand an.

Kuba

Leider konnten wir keinen der angesagten Spürhunde sehen, aber trotzdem wurde das Schiff von Behörden kontrolliert.

Auf Kuba lagen wir in einem sehr behüteten Hafen, wo wir viel Freifläche hatten, sodass wir gut Capture the Flag spielen konnten. Oft waren wir in Havanna, wo wir einmal sogar eine Führung bekamen und etwas Salsa lernen konnten.

Zudem wurde reichlich Alkohol und Tabak gekauft, denn der soll in Kuba ja besonders gut sein. Selber würden wir das natürlich nicht wissen. Das Beste war aber, dass Sonja wieder zurückkam!

Ansonsten konnten wir noch einige Pathway-Unternehmungen machen, wie z. B. das Schnorcheln nach Korallen von der Science-Pathwaygruppe. Zudem hatten wir unseren letzten Strandtag mit der Besichtigung einer Tropfsteinhöhle gepaart. Dort haben wir unsere Gesichter auch in einem Brunnen gewaschen, welchen Zweck der hatte, ist leider unklar. Macht er jung? Macht er reich? Egal, wir nehmen beides.

Zudem mussten wir uns von Heine verabschieden und konnten Floris neu begrüßen.

Kuba-Bermuda

Wir begaben uns ins Bermudadreieck – und das konnten wir auch merken. Denn das Wetter war stürmisch und es gab auch den einen Sturm, der echt heftig war.

Leider blieb es nicht der einzige, aber mit den Sturmsegeln lief das schon irgendwie. Auf die Ankunft haben wir uns aber alle sehr gefreut!

Bermuda

Nach dieser wilden Überfahrt freuten wir uns umso mehr auf Bermuda, was sich als niedliche, englisch geprägte Insel entpuppte.

Die pastellfarbenen Häuschen und kleinen Lanes begeisterten uns sehr, die Preise bei den Restaurants und Klamottenläden allerdings nicht so sehr. Trotzdem gönnten sich einige was in Second-Hand-Läden, von denen es sowohl in St. Georges als auch in Hamilton viele gab.

Manche sahen zudem den pinken Glasstrand und erlebten bei den Free Shore Leaves noch einige andere Abenteuer.

Bermuda-Azoren

So wie die letzte war auch diese Überfahrt sehr wild. Wir hatten Ausgangssperren, ständig Schieflage und ziemlich mit dem Seegang zu kämpfen.

Natürlich war inzwischen auch wieder Pullover-Wetter, denn wir befanden uns ja auf dem Nordatlantik.

Bei den letzten Unterrichtsstunden befassten wir uns auch schon mit Bewerbungen für das baldige Schüler-Handover.

Azoren

Unser letzter Landstopp dauerte länger als erwartet, denn die Abfahrt verspätete sich wegen eines Lecks im Motor.

Davor konnten wir aber noch Programm wie zuerst eine Kraterwanderung und dann das Herunterfahren des Vulkans mit Mountainbikes, Wildcampen, eine Stadtrallye usw. genießen (neben zahlreichen Free Shore Leaves).

Zudem schrieben wir eine Mathearbeit, vor der wir noch spät in der Nacht gemeinsam an einer Fake-Arbeit übten. Schlau gemacht, Niklas!

Wir wurden auch zu Stammgästen im Peter Cafe Sport, zum Teil wegen der Briefe, zum Teil wegen der Pommes. Vor allem aber wuchsen wir als gesamte Gruppe noch enger zusammen durch die eine oder andere Teambuilding-Maßnahme, was es umso schlimmer machte, dass die gemeinsame Zeit sich langsam dem Ende zuneigte.

In den paar Bonustagen führten wir noch eine Expi 2.0-Aktion durch, bei der fünf Gruppen mit 20€ für 20 Stunden auskommen mussten. Dabei knüpften sich noch ganz neue Kontakte und jeder hatte danach witzige, interessante Geschichten zu erzählen, was es für mich zum coolsten Programmpunkt auf den Azoren machte.

Zudem fuhren einige noch auf die Insel Pico rüber, als es an einem Tag die Option von Free Shore den ganzen Tag lang gab.

Die Arbeit an kreativen Projekten wie dem Bordbuch, unserem Bild an der Kaimauer und Abschiedsgeschenken begleiteten uns die ganze Zeit über auch. Diese wurden alle erfolgreich beendet, wobei Sonja sich richtig reinhängte für uns. Die Ergebnisse sind echt bewundernswert.

Azoren-Amsterdam

Die letzte Etappe beinhaltete das Schülerhandover, also hatten wir neue Watches und neue Aufgaben.

Die Stimmung war doch etwas melancholisch, denn nach und nach dämmerte es uns, dass dies hier die letzte Zeit auf See sein würde, also die letzte Watch, das letzte Mal steuern, das letzte Mal bei Wellengang einschlafen und aufwachen.

Um noch möglichst viel mit den anderen machen zu können, fingen hier schon die ersten Nachtschichten an bzw. Aktionen wie 24 Stunden am Stück draußen zu sein, um jede Watch noch einmal mitgemacht zu haben. Entsprechend müde waren wir alle, aber das hat uns nicht groß gestört.

Amsterdam

Da sind wir nun wieder, dort, wo alles anfing. Nur diesmal ist alles anders: Jeder ist doch etwas neben sich, etwas mehr im eigenen Kopf als sonst.

Alles scheint surreal, dass es wirklich vorbei sein soll. Dass das eigentliche Leben immer näher rückt, obwohl es ferner denn je scheint.

Man möchte die übrige Zeit nutzen, beim letzten gemeinsamen Deep Clean, dem gemeinsamen Packen, dem gemeinsamen Essen draußen am Steg der Werft. Und dann ist auch schon der heutige Tag in meinem Kopf, der, der der letzte ist.

Heute, am 19. April, ist unsere Reise vorbei.

Das Ende

Der Tag fing damit an, dass wir alle geweckt wurden zum letzten Ausfahren. Bevor unsere Eltern uns um 12:00 wiederbekamen, fuhren wir noch ein letztes Mal raus aufs Meer, wo wir diverse Muster mit unserer Fahrspur auf die Karte malten.

Währenddessen packten alle zu Ende und putzten die Cabins. Zwischendurch gab es ein Meeting, bei dem die Amsterdam-Flagge versteigert wurde, unter der wir gereist sind. Malte ersteigerte sie für 80$.

Um 12:00 herum fuhren wir dann langsam in die Schleuse ein. Die Aufregung war groß, wie man sich denken kann. In den Gesichtern der Schüler waren alle möglichen Emotionen gespielt: Vorfreude, Erwartung, Nervosität, Stress, Trauer.

Schließlich konnte man die ersten Eltern sehen, zuerst die von Hannes, die mit Fahrrädern schon von vor der Schleuse aus zugewunken haben und mit uns mitgefahren sind, dann eine erste kleine Gruppe an Eltern, dann eine zweite und schließlich an einem größeren Platz eine letzte.

Dort hielten wir auch und jeder konnte seine Familie in der Menge irgendwo sehen und ihnen zuwinken, was sich sehr intensiv angefühlt hat. Noch konnten wir aber nicht zu ihnen, denn davor gab es noch Programm: Zuerst hielt Big Joe eine Rede, dann Lisa, dann Heine, dann wir Schüler.

Bei unserer Rede übergaben wir den Erwachsenen noch unsere Abschiedsgeschenke, die bemalten Stoffbeutel und selbstgemalten Karten für die Crew. Zu guter Letzt wurden jedem von uns separat unsere Papiere und Handys gegeben, die wir uns zu persönlichen Worten von Niklas abholten.

Nachdem wir alle die Umschläge bekommen hatten, durften wir das Schiff verlassen und zu unseren Eltern gehen, zum ersten Mal nach sechs Monaten ohne sie. Und plötzlich konnten wir unsere Familie wieder in die Arme schließen, etwas, das so vertraut, aber inzwischen ungewohnt war, vor allem jedoch wunderschön.

Plötzlich konnten wir die ersten Worte wechseln, persönlich und nicht nur durchs Handy mit etlichen Kilometern zwischen uns. Plötzlich waren wir wieder vereint. Überall standen die Menschen, die wir in der letzten Zeit immer näher kennengelernt haben, mit Personen zusammen, die man noch nie gesehen hatte.

Zwei Welten sind kollidiert: Die, in der man sein bisheriges Leben immer verbracht hat und die, in der man das letzte halbe Jahr gelebt hat.

Wie komisch war es, die anderen mit denen, die ihnen am nächsten stehenden Menschen interagieren zu sehen, nachdem man sie nur in der abgeschotteten Schiffswelt kannte, mit den Menschen, die man nur aus Erzählungen kannte, den Eltern, Geschwistern, besten Freunden.

Wie komisch war es, zu wissen, dass man die Menschen nie wieder alle so wie in den letzten sechs Monaten sehen wird, wie komisch war es, zu realisieren, dass alle Freunde, die sich wie so viel mehr anfühlen, jetzt in ihr Zuhause zurückkehren, weit weg von einem selber. Diese Menschen habe ich bis eben ständig gesehen und jetzt so gut wie gar nicht mehr?

Das passt nicht ganz in meinen Kopf.

Nachdem die ersten Umarmungen getätigt wurden, wurde erstmal das Gepäck vom Maindeck weggeholt, wo es bis dahin zwischengelagert wurde, damit danach die Schiffstouren und das Buffet eröffnet werden konnten. Jeder führte die Familie also herum und schnappte sich etwas zu essen.

Wir zeigten aber nicht unser Zuhause, denn dafür war es schon zu leer trotz der Menschenmengen. Es fehlte der Charakter, den wir 32 Jugendliche hingebracht hatten, als wir noch dort wohnten und noch nicht zusammengepackt hatten, es fehlten wir.

Was wir zeigten, war das Schiff Regina Maris, nicht unser Zuhause Regina Maris. Trotz dieser traurigen Hintergedanken war es doch schön, die Orte zu zeigen, wo wir zuletzt gelebt hatten und zu erklären, wie alles lief. Nach einiger Zeit wurden wir zu einem Meeting einberufen, um ein letztes Mal gemeinsam durchzuzählen und im Kreis zu schreien. Hier spürte man richtig die Gemeinschaft, die wir uns aufgebaut hatten, Stück für Stück in der letzten Zeit.

Im Anschluss bekamen wir noch ein persönliches Geschenk von Niklas, das an die gemeinsame Zeit erinnerte und dadurch auch sehr rührend war. Und dann kam auch schon der schlimmste Teil des Tages: Die Abschiede.

Nach und nach brachen wir auf, einer nach dem anderen ließ die Regina mit allem, wofür sie steht, hinter sich. Diese Umarmungen waren so unglaublich schwer, denn sie bedeuteten, die Menschen loszulassen, auch wenn es sich unmöglich anfühlt nach allem, was man gemeinsam erlebt hat, all den Orten, die man gemeinsam gesehen hat, all den Erinnerungen, die zu den Highlights unseres Lebens zählen werden.

Letztendlich löste es sich so auf, sechs Monate als Gemeinschaft auf einem Boot waren vorbei. Final. Für immer.

Jetzt gerade sitze ich in einem Hotel in Amsterdam und schreibe über das, was passiert ist. Ich bin alleine in diesem Raum, der mir für eine Person viel zu groß vorkommt, viel zu ruhig auch. Niemand schreit im Hintergrund, nirgends läuft Musik, nichts bewegt sich wegen Wellengang.

Diese Stille und Leere erscheinen fast schon erdrückend, ich kann meine Gedanken nur allzu gut hören, auch wenn ich das gerade gar nicht so gern würde. Mir fehlt jeder Einzelne auf seine eigene Art und Weise, mit allen Ecken und Kanten, mit allen Macken, mit dem Charakter, der für mich in letzter Zeit viel Bedeutung dazugewonnen hat und eigentlich einen festen Platz in keinem Leben hat, nein, hatte. Vergangenheit.

Mir fehlt Anneke, die mit ihrer Stimme immer die Stimmung besserte.

Mir fehlt Kaja, die immer ihre Hilfe angeboten hat.

Mir fehlt Timo, der mit seinen Witzen jede Spielerunde erheiterte.

Mir fehlt Talea mit ihrem einzigartigen Lachen.

Mir fehlt Miriam, die immer ihre Coolness bewahrt hat.

Mir fehlt Lea, die trotz ihrer Ruhe (oder gerade deswegen?) immer alles wusste.

Mir fehlt Leonore, die mit ihrer netten Art immer ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnte.

Mir fehlt Antonio und wie er uns immer umgedreht hat, wenn er keinen Bock mehr auf uns hatte.

Mir fehlt Marilen, die mit ihren Aussagen einen spontan zum Lachen bringen konnte.

Mir fehlt Nuala, mit der man so gut über die Zukunft reden konnte.

Mir fehlt Sophia, die einen Humor wie sonst niemand besitzt.

Mir fehlt Ella, die sich immer für sich und ihre Freunde eingesetzt hat.

Mir fehlt Felipa, die unser kleines Energiebündel war.

Mir fehlt Janno, der mit seiner Golden-Retriever-Art alle Herzen im Sturm erobert hat.

Mir fehlt Hannes, denn er kann es einfach am besten.

Mir fehlt Strate, der hinter seiner extrovertierten Art sehr tiefgründig ist.

Mir fehlt Jasper, der die besten Zimtschnecken gebacken hat.

Mir fehlt Enno, der für viele hier zum Ersatzgroßen Bruder geworden ist.

Mir fehlt Jakob, unser Sunny-Boy.

Mir fehlt Malte, der so besonders ist, dass ich es nie in Worte fassen könnte.

Mir fehlt Leon, der die besten Fotos gemacht hat.

Mir fehlt Nico, der dank seiner offenen Art mit jedem gut konnte.

Mir fehlt Benji, der immer Positivität in einen Raum gebracht hat.

Mir fehlt Graf von und zu Sasa, der immer die beste Musik angemacht hat.

Mir fehlt Jana, die immer schon viel Verantwortung beim Organisieren von Sachen übernommen hat.

Mir fehlt Tilly, die jederzeit gestrahlt hat.

Mir fehlt Sonja mit ihrer Kreativität.

Mir fehlt Arvid, der durch seine Anwesenheit alles irgendwie besser gemacht hat.

Mir fehlt Franz, dessen Zeichentalent wirklich bemerkenswert ist.

Mir fehlt Christian, der immer mindestens zwei offene Ohren für uns alle hatte.

Mir fehlt Sali, der immer die Stimmung aufgelockert hat durch seine laute Art.

Mir fehlt Anna, die so viel kreatives auf die Beine gestellt hat und mir fehlt Matthias, mit dem man so gut lachen als auch ernste Gespräche führen konnte.

Mir fehlen die Lehrer, weil sie nicht nur Autoritätsfiguren, sondern vor allem auch Bezugspersonen und Freunde geworden sind, ebenso wie die Crew.

Mir fehlen so viele Menschen und das, obwohl wir echt noch nicht lange getrennt sind. So ist es wohl, wenn man nur an das ständige Aufeinander hocken gewöhnt ist. Und so ist es jetzt genau nicht mehr, weswegen ich es umso stärker spüre.

Ich stelle mir so viele Fragen, wie es den anderen geht, ob sie mich auch vermissen, ob sie auch traurig sind, wie es jetzt weitergehen wird. Denn so viele von uns haben sich auf der Reise weiterentwickelt und wollen ihr Leben zuhause von nun an anders angehen. Ich bin gespannt darauf, was wir alle beim Alumni- Treffen zu erzählen haben werden. Bis dahin schätze ich wird es irgendwie weitergehen.

Nicht mehr auf einem Schiff, das über den Atlantik und zurück segelt, sondern zuhause, in unseren Heimatorten, mit unseren Heimatmenschen, die wir so vermisst haben. Wir werden uns wieder in unser Leben einfinden und neu lernen, den Alltag von Zuhause zu meistern. Das sollte nach all den Stürmen, all den Schwierigkeiten doch kein Problem sein, oder?

Ein bisschen vielleicht schon, denn schließlich wir haben das Abenteuer unseres Lebens hinter uns. Aber trotzdem bringt es nichts, sich darüber schon verrückt zu machen bevor es überhaupt so weit ist.

Bei mir heißt es erst Mal erzählen. Viel, denn meine Familie will alles wissen, meine Freunde zuhause dann auch. Und wenn sie fragen, werde ich von wunderschönen Orten erzählen, in denen es Palmen und Sandstrände bei türkisblauem Meer gab und wo wir Kokosnüsse gegessen haben. Von der teils ruhigen, teils rauen See und wie wir gemeinsam Segel gehisst und runtergenommen haben.

Von den Gespräche, die wir geführt haben, die uns so viel beigebracht haben und von all den Abenteuern, die wir gemeinsam erlebt haben. Davon, dass die letzte Zeit mich so verändert hat auf eine Art, die ich kaum beschreiben kann. Davon, dass mein Leben sechs Monate lang perfekt war.

Davon, dass ich dafür dankbar bin und bei jeder einzelnen Person, die das letzte halbe Jahr so gemacht hat, wie es war.

Dafür, dass ich Ocean College erleben durfte.

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Wofür bist du dankbar in deinem Leben?

Ship: Regina Maris
Date: 18th of April 2025
Position: Amsterdam, Netherlands
Geographical Position: 52°27.828’N 004°35.741’E
Etmal: 118 nm
Total: 12.714 nm / 23.546,3 km

Das hat mich ein wunderbarer Mensch gefragt, an einem wunderbaren Sonntagabend, zum Ende eines wunder-, wunderbaren halben Jahres. Es war der letzte Sonntag in diesem halben Jahr, das betonte er auch. Und danach würden der letzte Montag, der letzte Dienstag und der letzte Mittwoch, Donnerstag und Freitag folgen, bis es dann am Samstag endgültig vorbei wäre.

Das Lagerfeuer flackerte, wenn auch nur digital und im Hintergrund lief Musik, die allein schon fast imstande war, mir die Tränen in die Augen zu treiben – einfach, weil sie fast vergessene Erinnerungen wachrief. Erinnerungen aus einem anderen Leben.

Denn das hier, dieses halbe Jahr, das ist ein anderes Leben. Ein anderes Leben als zuvor und ein anderes Leben als danach. Wie ein Leben im Leben, ein geschenktes Leben und ich weiß immer noch nicht, womit wir uns dieses einzigartige Geschenk eigentlich verdient haben.

Denke ich an vorher zurück, dann kann ich mich zwar erinnern, aber irgendwie nur vage. So, als wäre es sehr viel länger her als nur ein halbes Jahr. Und genau deshalb tue ich mich an diesem Tag auch etwas schwer mit der Beantwortung der Frage.

Sicher, es gibt Dinge, die ich jetzt nennen könnte: Ich bin dankbar für ein Leben in Frieden, für ein Land mit guter Infrastruktur, in dem ich lebe. Ich bin dankbar dafür, jeden Tag etwas zu essen auf den Tisch zu bekommen und dankbar für die Privilegien, die es nun mal mit sich bringt, dass ich mich im Moment eher zu den Wohlhabenden zählen darf.

Das alles sind Dinge, für die bin ich definitiv dankbar. Aber diese Dankbarkeit erfolgt im Moment rational.

Es gab Momente während der Reise, in denen ich diese Dankbarkeit so viel mehr gefühlt habe. Wir haben so viele Menschen gesehen, die in so anderen Lebensbedingungen leben, als wir es kennen und dadurch erst gelernt, welche Privilegien wir in Deutschland einfach haben. Wir haben gelernt, dass es Länder gibt, in denen du schon reich bist, einfach weil du in Euro oder Dollar zahlst.

Und selbst außerhalb unserer Landaufenthalte gab es so viele Momente, in denen ich wirklich dankbar für die Standards zuhause war: Wenn der Wassermacher mal wieder dafür sorgte, dass wir tagelang nicht duschen durften, wenn unsere Vorräte es nur noch hergaben, tagelang Nudeln mit Pesto zu essen oder wenn wir stundenlang darauf warten mussten, aufs Klo gehen zu dürfen, weil es nur vier Toiletten für über 40 Menschen gibt.

In diesen Momenten war ich unglaublich dankbar für die Privilegien, die ich sonst zuhause habe.

Aber heute ist ein Tag, an dem ich die Dankbarkeit für all diese Dinge nicht wirklich fühlen kann. Ich kann im Moment keine Dankbarkeit für Dinge fühlen, die zuhause sind – zuhause ist immer noch so weit weg. Denke ich darüber nach, wofür ich dankbar bin, dann fallen mir jetzt gerade nur zwei Dinge ein: Menschen, die mich gernhaben und die ich gerne habe – ganz egal, ob zuhause oder hier.

Ich bin in einer Stimmung, in der menschliche Kontakte, Beziehungen, Begegnungen das Wertvollste zu sein scheinen, das ich besitze und das ich erhalten kann.

Und ja, deshalb freue ich mich auch auf zuhause. Wegen all der Menschen, die ich wiedersehe. Und doch muss ich mir eingestehen, dass sie – zumindest für den Moment – in den Hintergrund gerückt sind, jedenfalls in Anbetracht all der wunderbaren Menschen hier. Menschen, mit denen ich so viel erlebt habe. Menschen, mit denen ich wirklich zusammengeschweißt wurde, durch all die verrückten Erfahrungen des letzten halben Jahres. Menschen, die zu meiner zweiten Familie geworden sind – trotz all unserer Unterschiede, irgendwie.

Und deshalb ist das Einzige, was mir auf die Frage, wofür ich dankbar bin, sonst noch einfällt: Diese Reise.

Ich bin dankbar für diese Reise. Weit mehr, als ich es vorher jemals auch nur im Entferntesten gedacht hätte. Weil diese Reise eine viel, viel intensivere Erfahrung war, als ich es mir je hätte träumen lassen können – und weil das etwas sehr, sehr Gutes war.

Es ist wie mit der Dankbarkeit: Ich wusste vorher – rational gesehen, vom Kopf her – auf was ich mich einlasse. Aber ich hatte nicht den geringsten Schimmer, wie es sich anfühlen würde.

Jetzt weiß ich, wie es sich anfühlt.

Und weißt du, was das größte Problem bei der Sache ist? Es fühlt sich mit jedem Tag besser an. Mit jedem Tag schließe ich die Menschen mehr in mein Herz. Mit jedem Tag lerne ich sie besser kennen. Mit jedem Tag möchte ich weniger, dass das hier endet.

Es wird enden, das habe ich akzeptiert. So wie alles enden muss – irgendwann. Ohne ein Ende hätte es nur einen halb so großen Wert. Ohne ein Ende in Sicht würde ich nicht jeden Tag wertschätzen, als wäre es der allerletzte.

Bald wird es der allerletzte sein. Und dann ist es vorbei. Dann bleiben die Erinnerungen. Und die Menschen.

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Ein Tag als Kapitän

Schiff: Regina Maris
Datum: 17. April 2025
Position: Ärmelkanal
Geographische Position: 50°54.753′N 001°28.220′E
Etmal: 192 nm
Total: 12.596 nm

„Aufwachen! Das Frühstück steht schon auf dem Tisch!“ Mit diesen Worten geweckt, stieg ich aus meinem Bett, zog mir schnell etwas Warmes an und machte mich auf zum Frühstück, um mein Lieblingsmüsli zu essen.

So fing mein Tag heute an und schien genauso wie jeder andere auf der Reise – doch tatsächlich habe ich zurzeit einen ganz anderen Tag als alle meine Freunde, denn ich bin gerade der Kapitän hier auf dem Schiff. Also nahm ich mein Müsli mit nach oben, schaute bei der Watch vorbei und setzte mich dann zu dem wachehaltenden Offizier in die Steuerhütte, um mein Frühstück zu genießen.

Seit einigen Tagen läuft bei uns auf der Regina Maris nämlich die Schiffsübergabe. Das heißt, dass alle von Erwachsenen besetzten Positionen von uns Schülern übernommen werden. Dafür mussten wir uns auf den Azoren für eine mögliche Position mit Motivationsschreiben, Lebenslauf und Bewerbungsgespräch bewerben.

Dabei habe ich mich erfolgreich als Kapitän beworben und bin gerade der vierte und somit letzte Schüler, der diese Ehre bekommt.

Im weiteren Verlauf des Vormittags habe ich mir erst einmal auf dem Navigations-PC die Wind- und Wettervorhersagen für heute und morgen angeschaut und feststellen können, dass wir bis zur Ankunft morgen bei der Werft kaum Wind und dafür auch kaum Welle haben werden, aber – wie bisher – mit einer recht starken, wechselnden Strömung durch den Ärmelkanal gleiten können.

Anschließend habe ich etwas Zeit bei der Watch verbracht und dabei auf die ganzen Schiffe Ausschau gehalten, die mit uns durch den Ärmelkanal fahren.

Beim Mittagessen mit den anderen haben wir den norwegischen Traditionssegler Christian Radich, den wir schon auf Bermuda getroffen hatten, überholt.

Am frühen Nachmittag habe ich mir selbst erst einmal etwas Freizeit gegönnt, um wirklich noch die letzte Minute der OceanCollege-Reise voll genießen zu können.

Am späteren Nachmittag bin ich dann wieder in die Steuerhütte gegangen und habe ein Auge auf die umliegenden Schiffe und die noch zu fahrende Route geworfen.

Nach dem – leider – schon vorletzten Abendessen bei Ocean College habe ich noch mit meinen Freunden die letzte Zeit genossen und es anschließend sogar geschafft, schon mal eine Tasche fertig zu packen. Der Tag endete mit einem relativ frühen Zubettgehen, damit ich morgen früh, wenn wir in die Werft einfahren, auch wirklich ausgeruht bin.

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Shoes on Board and what they mean

Ship: Regina Maris
Date: 16th of April 2025
Position: English Channel
Geographical Position: 50°10.662‘N 002°26.693‘W
Etmal: 167 nm
Total: 12,404 nm

Even though it might sound strange at first, shoes on board carry a lot more meaning than you’d think. The type of shoes someone wears says a lot about the person and their intentions.

Whether it’s Crocs, which are basically essential for survival on board – rubber boots that keep your feet dry through the wildest waves, or hiking boots that got us safely through the jungle, each pair tells a story.

At Ocean College, every single shoe gets put to the ultimate test – and judged based on its real-life performance.

So, let’s get into it:

1) Crocs

Crocs are probably the most-worn shoes here at Ocean College. They are absolutely essential for survival on board.

They can handle anything – from a swim stop in the middle of the Atlantic to an epic football match on the Cape Verde Islands (obviously only in sport mode). Crocs really are something special here and hold serious value.

Nobody cries over a stolen wallet – but lose your good old Crocs and that’s a real tragedy. But Crocs aren’t just practical beach shoes anymore; they’ve taken on a whole new role in on-board fashion.

The battle for Croc charms has reached a new level. Especially early in the trip, it wasn’t uncommon to wake up and realize all your charms had mysteriously disappeared overnight. The usual suspect? Our first cook, who would sneak into the cabins at night.

But if you needed to restock, all you had to do was score big at the Lost & Found auction.

2) Rubber Boots

Rubber boots are another great invention. They can handle any kind of water.

With them, you can survive watch duty with dry feet. Well… most of the time. Sometimes, you just get unlucky and a wave hits you full-on and then it doesn’t help if your boots are waterproof from the inside, because the water’s already come in from the top.

Still, rubber boots are incredibly useful and even came in handy during a jungle river hike.

3) Sneakers

Even though sneakers are probably the most common shoes back home, you rarely see them on board. When you do, it usually means someone’s heading into town, going for a run, playing football – or occasionally climbing the mast.

All in all, though, we can all agree on one thing: The best all-around, practical shoes are Crocs in sport mode.

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Tall-Ship Rating

Schiff: Regina Maris
Datum: 15. April 2025
Position: Ärmelkanal
Geographische Position: 49°17.808‘N 006°27.152‘W
Etmal: 178 nm
Total: 12.237 nm

Nach sechs Monaten Leben auf einem Traditionssegler darf man wohl mit gutem Gewissen behaupten, dass man sein Schiff in- und auswendig kennt.

Wir hatten das Glück, unser Zuhause, die Regina Maris, mit all ihren Ecken, Kanten und Charakterzügen kennenzulernen – und ich behaupte, nicht nur ich würde sagen: Sie ist ganz klar das schönste Schiff weit und breit.

Aber um wirklich zu merken, wie besonders unser schwimmendes Zuhause war, musste man erst einmal die Konkurrenz kennenlernen. Also habe ich mir gedacht: Warum nicht ein kleines Ranking machen? Eine Art Schiff-Battle, basierend auf den Kategorien, die ein richtig gutes Traditionsschiff auszeichnen.

Bewertet wurden dabei alle Schiffe, die wir während unserer Reise besichtigt haben – darunter die Johann SmidtThor HeyerdahlAlexander von Humboldt IIGulden LeeuwSørlandetThalassaChristian Radich und die Tres Hombres.

Kategorie: Messroom (Speisesaal)

  1. Thalassa – Bar-Feeling pur
  2. Regina Maris – Unser Wohnzimmer auf See
  3. Christian Radich – Groß, stilvoll verkleidet, viele Bilder
  4. Johann Smidt – Gemütlich, aber merkwürdige Anordnung
  5. Alexander von Humboldt II – Schulmensa-Vibes, aber geräumig
  6. Sørlandet – Schön gestaltet, aber auch Schlafraum
  7. Gulden Leeuw – Ebenfalls Schlafraum, groß, aber ungemütlich
  8. Thor Heyerdahl – Auch hier: Schulmensa
  9. Tres Hombres – Kein Messroom vorhanden

Kategorie: Kabinen / Schlafplätze

  1. Regina Maris – Große Betten, Fenster – Luxus!
  2. Thor Heyerdahl – Geräumig, viel Stauraum
  3. Alexander von Humboldt II – Groß, gut durchdacht
  4. Thalassa – Coole Schlafnischen
  5. Johann Smidt – Viel Stauraum, aber kleine Betten und keine Fenster
  6. Christian Radich – Ein großer Raum, Hängematten
  7. Sørlandet – Getrennter Raum, aber nur Hängematten
  8. Gulden Leeuw – Sehr schmale Hängematten, eng
  9. Tres Hombres – Ranzig, feucht, winzig

Kategorie: Galley (Küche)

  1. Sørlandet – Riesig, top ausgestattet
  2. Christian Radich – Ebenfalls groß und modern
  3. Gulden Leeuw – Gut ausgestattet
  4. Alexander von Humboldt II – Solide
  5. Thor Heyerdahl – Typische Schiffsküche, gut
  6. Thalassa – Okay, aber keine Fenster
  7. Johann Smidt – Klein, durchschnittlich, kein Tageslicht
  8. Regina Maris – Klein, kaputt – und der Herd verteilt kleine Stromschläge (Fun Fact?)
  9. Tres Hombres – Kein Strom, mini, rustikal

Kategorie: Main Deck (Hauptdeck)

  1. Regina Maris – Großzügig, viele Sitzmöglichkeiten
  2. Alexander von Humboldt II – Viel Platz
  3. Thor Heyerdahl – Gemütlich, mit Sitzplätzen
  4. Christian Radich – Offenes Deck, clean
  5. Sørlandet – Ähnlich wie die Radich
  6. Thalassa – Gemütliche Plätze, aber ranziges Deck
  7. Gulden Leeuw – Metallboden, vollgestellt, ungemütlich
  8. Johann Smidt – Weniger begehbare Fläche
  9. Tres Hombres – Klein, vollgestellt, unangenehmer Geruch

Kategorie: Poop Deck (Achterdeck)

  1. Regina Maris – Der beste Chillerspot mit Beanbags
  2. Thalassa – Großzügig mit vielen Sitzmöglichkeiten
  3. Gulden Leeuw – Viel Platz, einige Sitzplätze
  4. Thor Heyerdahl – Hübsch gestaltet
  5. Christian Radich – Viel Platz, aber sonst leer
  6. Sørlandet – Gleiches Spiel
  7. Alexander von Humboldt II – Nur Fläche
  8. Johann Smidt – Kaum vorhanden
  9. Tres Hombres – Ebenfalls nicht wirklich vorhanden

Kategorie: Aussehen / Ästhetik

  1. Regina Maris – Elegant, coole Segelaufteilung, beste Gallionsfigur
  2. Christian Radich – Sehr stilvoll mit beeindruckender Segelaufteilung
  3. Sørlandet – Schwesterschiff der Radich, ebenfalls schön
  4. Tres Hombres – Kein Motor, cooler „Piraten“-Vibe
  5. Thor Heyerdahl – Schön und traditionell
  6. Gulden Leeuw – Hübsch, aber Poopdeck in der Mitte stört
  7. Alexander von Humboldt II – Klobig, merkwürdige Farben, aber gute Segel
  8. Johann Smidt – Modern
  9. Thalassa – Verrostet, unästhetisches Deck, hässliche Gallionsfigur, Parabelform

Und da habt ihr’s: Den eindeutigen Beweis, warum die Regina Maris das beste Traditionsschiff ist – sowohl objektiv als auch mit jeder Menge Herz bewertet. ❤️⛵

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Packen, Packen, Packen

Ship: Regina Maris
Date: 14th of April 2025
Position: North Atlantic Ocean
Geographical Position: 48°17.670‘N 010°25.939‘W
Etmal: 155 nm
Total: 12059 nm

Wir alle kennen das Phänomen, wenn man Ferien hat und es ans Gepäckpacken geht. So ereignet es sich gerade bei uns an Bord. Ab und zu hört man die Frage, ob man denn schon gepackt hat – und jeder findet eine andere Antwort darauf.

Wann fangen wir alle an mit Packen?

Zuerst haben wir die übermotivierten Menschen, die schon vor ein paar Tagen angefangen haben zu packen. Ein großer Fan von dieser Art ist unser Assistent Maxim, denn der hat schon auf Kuba mit dem Packen angefangen. Ich glaube, Maxim freut sich sehr auf Zuhause.

Dann gibt es diejenigen, die ca. drei Tage vorher anfangen und jeden Tag ein bisschen packen. Das kann jedoch zu sehr viel Stau im Gang durch herumliegende Taschen führen – oder zu Beschwerden von Cabin-Mitbewohner*innen.

Und als dritte Lösung gibt es „das Packen auf Zeitdruck“. Viele Schüler*innen sind der Ansicht, dass das Packen am letzten Tag die beste Lösung sei, denn dann müssen sie sich beeilen und können sich nicht ständig ablenken lassen.

Wobei man beachten muss, dass es unter dieser Kategorie noch einmal zwei Arten von Menschen gibt:

Wir haben die, die aus dem Packen eine Wissenschaft machen, einige Male lauthals aufstöhnen und am Verzweifeln sind. Diese Art kann Cabin-Mitbewohner*innen besonders stressen, denn das bedeutet gleichzeitig, dass die Cabin für mehrere Stunden vollgestellt sein wird – und diese Person bis in die Nacht arbeiten wird.

Als Zweites gibt es noch diejenigen, die einfach ihre Klamotten und Co. in den Koffer schmeißen. Dies ist eindeutig schneller – aber ob dann alles reinpasst? Das ist eine Frage des Glücks!

Insgesamt freuen sich alle auf die letzten Tage und versuchen, diese in den letzten Zügen zu genießen. Doch je mehr weggepackt wird, desto leerer und einsamer werden die Zimmer – und daraufhin fühlt man sich immer unwohler in seiner Cabin.

Anmerkungen:

Felipa: Bea, ich wünsche Dir alles Gute zum Geburtstag. Feier‘ schön und hab‘ Dich lieb. Bussi, Flipsi ❤️❤️

Tilly: Hab‘ euch alle ganz doll lieb! Bis Samstag – ich freue mich! ❤️❤️🥰😘

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Eine Ode an Crocs (längst überfällig!)

Schiff: Regina Maris
Datum: 13. April 2025
Position: Nordatlantischer Ozean
Geografische Position: 47°37.701‘N 014°26.723‘W
Etmal: 177 nm
Total: 11.904 nm

„Was ziehe ich heute in die Stadt an? Crocs oder doch Gummistiefel?“

Unverständlich für jeden, der noch nie segeln war – aber Sneaker sind die Schuhe, die wir auf der Reise am allerwenigsten angezogen haben.

Ob man einfach vergessen hat, seine Crocs gegen „richtige“ Schuhe zu tauschen, oder sie extra angezogen hat, weil es nass werden könnte oder abwägend entschieden hat, dass man ja sowieso nur kurz raus will und es daher mehr Aufwand wäre, die Schuhe zu wechseln – Crocs sind unsere ständigen Begleiter. Ob in San José oder auf dem Atlantik – sie waren überall mit dabei. Wer dachte, er braucht sie nicht – tja, falsch gelegen.

Es gibt sie in unfassbar vielen verschiedenen Formen, Farben und Modellen: Von schwarz-glitzernd (Kaja) über mit Logos bedruckten (Enno) oder „fake“ (Nori! Kenbos sind keine Crocs!) – ist alles dabei.

Besonders beliebt sind außerdem Croc-Anstecker, um die bereits ganze Kriege geführt wurden.

Über das richtige Verhalten beim Auffinden eines solchen gibt es geteilte Meinungen: Darf man sich den Anstecker einfach selbst an den Croc stecken? Muss man andere Leute fragen, ob er ihnen gehört? Darf man ihn versteigern? Darüber gab es bereits häufig Streit in den Meetings.

Auch mit dem Klauen von Ansteckern kennen wir uns aus. Den Anfang hat wohl Shell gemacht: Als sie noch Köchin war, hatte sie eines Nachts von jedem Croc Anstecker geklaut, sie stolz auf ihre eigenen geheftet und am nächsten Morgen präsentiert. An diesem Tag sah man bereits vor dem Frühstück einige panisch durch die Gegend rennende Menschen – auf der Suche nach ihren Ansteckern, die sich alle gegenseitig des Diebstahls selbiger bezichtigten.

Seitdem gab es immer wieder kleinere Konflikte deswegen, die jedoch im weiteren Reiseverlauf aufhörten. Natürlich gibt es auch immer noch die ganz Trickreichen unter uns, die absichtlich unabsichtlich Dinge unter Tische fallen lassen, um an die besonders beliebten Motive heranzukommen.

Lass dich jedoch nicht erwischen – sonst wirst du über das halbe Schiff gejagt und musst fortan auf deine eigenen Anstecker umso besser aufpassen.

Mittlerweile kann allerdings niemand mehr sagen, ob die Anstecker geklaut wurden oder einfach abgefallen sind, denn unsere Crocs sind mittlerweile so benutzt und abgeranzt, dass selbst Sekundenkleber nicht mehr alle kaputten Stellen fixen konnte.

Es ist paradox: Crocs sind für uns die wichtigsten Gegenstände, die wir allerdings ständig abnutzen und ranzig behandeln.

So sind sie nach jedem Tag in der Galley mit unzähligen undefinierbaren Dingen beschmiert, die abends in der Dusche so gut wie möglich abgespült werden – nach der Devise: „Am liebsten will ich gar nicht wissen, was das ist.“ Crocs sind eben Multifunktionstools, trocknen schnell und können so immer eingesetzt werden – ob auf See oder beim Theaterbesuch (Havanna…).

Mittlerweile hat sich unser Gefühl für Stil sehr gewandelt. Es ist egal geworden, welche Schuhe und Klamotten man anhat – Hauptsache, man hat überhaupt welche. Denn wenn sie alle nass und dreckig sind, ist man ganz schön gearscht.

So möchte ich diesen Bericht mit einem Zitat schließen:

„Das Leben kann so schön sein – aber auch so hart (besonders ohne Crocs).“ – Malte

Im Anschluss noch eine kleine Runde „Wer bin ich?“ für alle Interessierten:

Herbert starb unzählige Male fast, bis wir ihn vor einigen Wochen endgültig begraben mussten. Wir vermissen ihn schmerzlich. Am liebsten hatte man ihn in den Night Watches, wo er aber irgendwann verboten wurde. – Wer bin ich?

Henry wird beinahe täglich eingesetzt und ohne ihn würden wir heute noch putzen. – Wer bin ich?

Die Frage nach mir hat Lisa und alle weiteren PLs immer zum Ausrasten gebracht. – Wer bin ich?

Anmerkungen:

Marilen: Hey Mama, Papa, Minzi – nur noch wenige Tage, dann sehen wir uns in Amsterdam! Ich freue mich sehr auf euch.

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Why is it so difficult to let go?

Ship: Regina Maris
Date: 12th of April 2025
Position: North Atlantic Ocean
Geographical Position: 46°46.701‘N 018°06.707‘W
Etmal: 174 nm
Total: 11,727 nm

„The closer we get to Amsterdam, the farther I wish it away.“

Yesterday, I said that exact sentence to Antonio on watch. We were talking about our feelings at the end of the voyage and whether we are looking forward to Amsterdam or not. In itself, that is no unusual question. I’ve spoken to many people about this topic already.

The opinions I’ve heard range from the „I don’t want it to end at all“-part of the spectrum up to „I am very much looking forward to home.“ I’m sure that some, if not most of us, have been changing their minds about Amsterdam and what it means constantly; and I am no exception to that.

But now that we face our return home directly and not just from months away, my feelings (or one certain feeling) have become clearer: The feeling of grief.

A type of sadness that only saying goodbye brings, the type that feels oh so bittersweet.

It is obvious that we are saying goodbye to many things: To the warm weather of the Caribbean, the excitement of seeing a new piece of land after having been on the water for a long time, to the way we learned to see the world — like it was a place for us to explore and have fun in.

But also, of course, to the people. To the ones whose deepest secrets we knew before their last names, the ones we lived with 24/7 in minimal space, the ones who don’t feel like normal friends anymore but like family.

But how do I explain something that you can only understand if you’ve been there yourself?

In my conversation with Antonio, I tried to find the right words to describe the difference between friendship on board and friendship at home. To me, the friendships at home feel almost professional compared to what we have here. My friends at home I usually see in school (or wherever I see them) and not that often outside of that space.

Of course, I still see the ones that matter to me more often, but compared to how often I see the people here — that’s nothing, really.

Living on top of one another changes the way you see each other in many, many ways.

Physically as well, we have become less materialistic and superficial, for our styles have changed: My personal go-to outfit consists of my right wool sock made by Omi (greetings!) and my left Christmas merino-wool sock or socks that Anna gave to me yesterday, rubber boots, sweatpants, and one sweater with a dirty shirt beneath it.

After all, I don’t need to look like a pageant princess for anyone here, do I?

But it isn’t just that. Due to the closeness of everything, we have seen each other in any outfit, in any mood, in any situation.
Excited after one more stupid idea, looking forward to every new day because of what it might have to offer, loving towards their loved ones and in love with life.

But I’ve also seen them shattered after a fight with somebody else, empty because of heartache, in pain because they miss that one person from home.

On a ship, you can barely escape other people — especially the ones that care about you.

I’ve written about that dilemma in another daily report some time ago, but there I focused on spending private time with one other person. Finding time and space alone when you’re not feeling well is difficult. But the good thing about that is that you’re never alone.

Your friends will know when you’re down and will be there for you — after all, we are all we have when we’re in the middle of the ocean.
I can say that I feel like I’ve gotten that last piece of the jigsaw puzzle someone is when I’ve seen them cry.

I talked about this with Marilen once and she said that she had felt true affection and a true connection to me when I had been crying quite heavily one really bad day (long story, not meant for the internet). In return, I remember one day when everything got too much for her and she was the one crying. We sat down in the same cabin we sat in that other day and I understood then what she meant.

I realized that there are different types of crying.

Everybody cries sometimes — out of frustration, anger, sadness, regret, even joy. It is proof of somebody’s trust when they’re crying in front of you, don’t get me wrong. But to have someone full-on weeping in your arms, telling you about whatever happened that hit them this hard and eventually even opening up about their past and how it still affects them in certain moments like this one — that is something entirely else.

Normally, this deeper type of crying is beared alone in the safety of isolation. But that is impossible here, so we get to see people feeling broken.

The trust of someone deciding that you are allowed to see them like this speaks of the truest form of friendship.

It connects, makes the bond between you even stronger and shows you that this person trusts you with their deepest secret: themselves in a dark place.

But of course, it’s not just the bad days that matter. We don’t have normal friendships because together, we’ve done so much more than we ever have, seen so much more of the world and learned more about ourselves. Alongside the kids and adults here, I’ve grown so much and that obviously connects.

But I also have seen paradise — the Caribbean, Central America, so many islands and towns. I’m only 16 and have travelled the world — how crazy is that?

Sometimes, it doesn’t seem as absurd as it is, because I’m doing the same thing that 31 other teens are doing, but in the end, I’ve lived the dream for the past six months and I’m still holding onto it — for it is not yet over.

The point is, though, that I haven’t been alone on this voyage. No, I’ve experienced it with others.

I have so many beautiful memories — here a Free Shore Leave with these few and there another Free Shore Leave with those other few someplace entirely different. I’ll always remember Ocean College not just for the places we’ve seen, but also for the people it has given me.

Can I call them ’normal friends‘ if they don’t feel like my past definition of friendship, but like something more?

Antonio’s answer to all of that was: „Now you know what siblings feel like.“ I suppose it makes sense. After all, we tease each other constantly, get into little physical fights, see each other always — in any and every mood — and feel like a closely knit community that belongs together.

And now it’s supposed to end? Even though we have done so much together?

That feels completely wrong and doesn’t make any sense. Those people are my family now; they belong in my life. But they all live somewhere else — between half an hour to ten hours.

That’s why I have mixed feelings towards Amsterdam: Because while it means that I can see my parents — and soon after, my friends — again, it also means that the time with my friends is over. It will never come back, never again will I see them all together in this combination.

Both my travels and my time with them will be over. And that is just really, really painful. How am I supposed to let this part of my life go? I don’t know that yet. But I guess I’ll have to figure it out, don’t?

After all, I’ll be home soon. Too soon. In about a week.

Just a few more days with the ones I learned to love — and I’m sure that I want to make them count. It’s all I have left, isn’t it?

So I want to seize those last few days, last evenings, last late-night talks, last nights without sleep, last times working in silence next to each other, last times I’ll chat with them, last times I’ll have them next to me…

…because it is the last time I can do it. And I want to use that as best as I can.

Notes:

Talea: Hi Mina, ob du’s glaubst oder nicht — ich habe heute Spätzle gemacht! Bis bald in Amsterdam! Hab‘ euch alle lieb…

Marie: Alles Gute zum Geburtstag nachträglich, Papi!

Can: Hallo Chabos, ich freue mich, heute die erste Nacht auf See durchgeschlafen zu haben und kann sagen, dass ich mich nach einer Woche langsam daran gewöhnt habe, in den Schlaf geschaukelt zu werden 😀

Chris: Wow, die letzte Zeit ist verflogen… Ich freue mich schon, euch alle bald wiederzusehen!!

Niklas: I like to popel in the nose and also I am 29+1, so 30.

Ella: Mama und Papa, eure Post ins Peter Café Sport ist leider nicht mehr rechtzeitig angekommen. Freue mich auf euch in fünf Tagen!

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32 Kinder, 1 Boot!

Schiff: Regina Maris
Datum: 11. April 2025
Position: Nordatlantischer Ozean
Geographische Position: 46°01.442′N 021°45.252′W
Etmal: 163 nm
Total: 11.553 nm

Stellen Sie sich vor, Sie haben plötzlich – von einem Moment auf den anderen – die Verantwortung für 44 Leute, ein Schiff und… naja, du bist in the middle of the Oceaaann.

So geht es allen Schüler*innen von uns, denn sie haben eine Mission: Das HANDOVER.

Die erste Übergabe haben wir bereits geschafft. Was haben die Schüler*innen bisher erlebt?

Sali (Captain): „Ich hatte schon ein bisschen „Eierflattern“ bei der Ausfahrt aus dem Hafen von Horta, aber nachdem die Segel gesetzt waren und der richtige Kurs stand, hieß es für mich: Das Steuerhaus erobern und Kaffeekränzchen mit den neuen Offizieren halten. Da die meiste Arbeit – wie zum Beispiel die Routenplanung anhand des Windes – schon an Land gemacht wurde, konnte ich das Kapitän-Dasein in vollen Zügen genießen.“

Jana (Offizierin): „Für mich als Offizierin war’s spannend zu sehen, wie es ist, die Verantwortung für die Wache und das Segelsetzen zu übernehmen. Aber auch die Zusammenarbeit mit dem neuen Captain bei der weiteren Routenplanung – natürlich bei einem Kaffee in der Steuerhütte (Grüße an Sali) – war ein Erlebnis. Und es war auch mal ganz schön, das Steuern und die Decksaufbauten nur koordinieren zu müssen.“

Miriam (Medic): „Ich musste den kotzigen Part der Reise übernehmen. Denn obwohl ich selbst mit der Seekrankheit gestruggelt habe, hab ich die Vomex-Zäpfchen verteilt. Zum Glück gab es keine größeren Verletzungen, weshalb sich mein Handover sehr entspannt gestaltet hat.“

Malte (Engineer): „War schon ein bisschen anstrengend, weil ständig alles verstopft war und ich dann doch relativ viel machen musste – aber ansonsten schon chillig.“

Leon (Bootsmann): „Es ist nicht sonderlich viel passiert und bevor wir abgefahren sind, hatte ich die meiste Arbeit. So habe ich zum Beispiel das Square Sail festgemacht oder die Pinnen sortiert. Nach der Abfahrt haben wir Segel gesetzt, aber dann wurde der Wind so schlecht, dass es nicht mehr viel Segelarbeit gab.“

Talea (Köchin): „Ich hab vor der Abfahrt schon die Gerichte geplant und die Galley-Watches gemacht. Auf See hab ich dann dafür gesorgt, dass die richtige Menge gekocht wird und nicht zu viel Proviant verbraucht wird. Und beim Kochen geholfen – das hat mir richtig viel Spaß gemacht.“

Christian (Projektleitung): „Da sich die Hauptaufgabe meines Handovers vor allem noch an Land auf den Azoren abgespielt hat, war mein Handover auf dem Wasser deutlich entspannter. Mir blieben nur noch kleinere Aufgaben wie Yellowbrick schreiben und Schülermeetings organisieren. Deshalb konnte ich den Rest der Zeit mit Freund*innen verbringen.“

Im Großen und Ganzen kann ich sagen, dass die ersten drei Tage Handover wie verflogen sind – und allen Beteiligten ziemlich viel Spaß gemacht haben.

Es war spannend zu sehen, wie viel mehr Planung und Aufgaben eigentlich notwendig sind für eine sichere Reise – Dinge, die man vorher als Schüler gar nicht so richtig mitbekommen hat.

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What is a Bosun and what does he do?

Ship: Regina Maris
Date: 10th of April 2025
Position: North Atlantic Ocean
Geographical Position: 44°52.426′N 025°01.715′W
Etmal: 139 nm
Total: 11,390 nm

As you might know, we are currently doing a handover, where the students take over the jobs of the crew — for example, Captain, Officer, Bosun, Engineer and Cook.

The Captain takes care of navigation and coordination, the Officers command the watches, the Engineer monitors the engine room to make sure all mechanical systems work, the Cook — well… cooks for everyone on board — and the Bosun is responsible for repairs on deck, like fixing sails, ropes and other things that might break or rip. The Bosun also commands the sail handling.

Kaja, Leonore, Mathilda and myself are the Bosuns for the route between the Azores and Amsterdam. Not everyone can do the job at the same time, so each person takes on the role for three days, then hands it over to the next.

A few people were wondering what a Bosun actually does, but there are many different definitions of the role with different responsibilities.

Before we departed, I helped get the ship ready for sea by tying down crates and preparing ropes for the people rigging the schooner sail.

Yesterday, we even set the flying jib! (It’s a jib set high in the air to catch the most wind and is one of the trickiest sails to pack away again.) One of the clawlines on the square sail ripped, so I — or the next Bosun — will need to replace it. But we’ll have to wait until there’s no wind, so the ship isn’t rocking so heavily.

Right now, we’re running with the engine and the schooner sail (to stabilize the vessel), because there isn’t enough wind to sail properly. The rocking of the ship is intense, which is why almost no one came to breakfast today. There’s really not much to do at the moment except keeping an eye on things on deck — which honestly makes me a bit sad 🙁.

Today, nothing particularly special happened. A lot of people are still in their cabins because they’ve been seasick since the 7th of April.
I’ve got a bit of a headache, but I’m doing fine — and my time as Bosun is, sadly, already over now…

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