Reiseblog 24/25 Regina Maris

Hier bloggen die Teilnehmer:innen der Ocean College Winterreise über ihren Alltag eines Auslandsjahres auf dem Segelschiff Regina Maris

Wie komisch wir eigentlich sind

Schiff: Regina Maris
Datum: 09. April 2025
Position: Nordatlantischer Ozean
Geographische Position: 42°52.802′N 026°26.308′W
Etmal: 160 nm
Total: 11.251 nm

Das Leben ist zu kostbar, um nur eine Stunde lang traurig zu sein …
Das Leben, an das wir uns so gewöhnt haben. Niemals eintönig und immer abwechslungsreich – darauf ist immer Verlass.

Dennoch haben wir uns über die Monate verändert. Manche mehr, manche weniger. Trotzdem ist uns aufgefallen, wie sehr wir uns aneinander gewöhnt haben – und welche komischen Gespräche dabei herauskommen.

Diesen Morgen hatten wir das Vergnügen, von einem nassen Golden Retriever (Janno) geweckt zu werden. Dann zu bemerken, dass unser ganzes Zimmer dadurch nass geworden ist, war natürlich nur Nebensache.

Von Annas 03:00-Uhr-Mathe-Weck-Aktion bis zu Niklas‘ ewig altem Alter von 30 – an Bord passieren viele verrückte Dinge.

Die abendlichen Spielrunden wurden durch Mathieus Monopoly-Anschaffung (auf Portugiesisch) noch aufgeheizter, hektischer und lauter. Vorher haben wir das aber auch schon sehr gut mit Antonios Dobble-Duell-Variation geschafft. Kurz gesagt: Schreikrämpfe sind erlaubt, verpflichtend und an der Tagesordnung.

Im Cabin-Flur überhört man hitzige Gespräche – auch „Gangpodcasts“ genannt – und auch sonst wird der Gang regelmäßig von einem Handstand besucht oder von aufgedrehten Menschen, die noch nicht in ihre Cabins gehen wollen.

Die Galley fällt in ihren Grundzügen auseinander – die Galley-Raves enttäuschen jedoch nie. Von Hard Rock über The Greatest Showman bis zu Deutschrap – alles ist vertreten.

Im Wheelhouse sitze ich währenddessen mit Hannes, der stolz berichtet, noch nichts beim Handover gemacht zu haben. Seine Wette mit sich selbst: Nichts während des Handovers zu tun. Stellt sich heraus: Nicht viele Menschen wissen, wie man den Wassermacher ausschaltet.

Auch auf unserer Route im AIS ist auf einmal ein Windpark bei 4000 Metern Wassertiefe eingezeichnet. Wer den Witz hinzugefügt hat, weiß immer noch niemand.

Von Jasper, der stolz mit seinen Gummistiefeln durch den Flur rutscht und hinfällt, gar nicht erst zu sprechen.

Wer nachts an warme Nudeln kommt – ohne Generator – ist eine Legende. Und die Menschen, die bis zu den Azoren keine lange Hose angezogen haben, haben ziemlich sicher einen Knacks an der Birne.

„Wie komisch ihr seid? Ihr seid nicht komisch, ihr seid individuell.“
~ Rainer, als wir ihm unseren Tagesbericht-Titel genannt haben

Anmerkungen:

Anneke: Ich hab euch lieb! (Und möchte gerne als Allererstes in Amsterdam eine Frikandel essen.)

Nori: Yayyy, ich hab’s geschafft, über die ganzen sechs Monate nur drei Anmerkungen oder so zu schreiben … es tut mir Leid. Hab‘ euch trotzdem lieb und freue mich schon, euch alle wiederzusehen!

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Hypes an Bord

Schiff: Regina Maris
Datum: 8. April 2025
Position: Atlantik
GeographischePosition: 40°34.152‘N 027°59.263‘W
Etmal: 125 nm
Total: 11.091 nm

Heute war ein ziemlich ruhiger Tag, bis um 18:30 ein paar Kinder schreiend in den Messroom kamen mit den Worten: „Wir setzen das Flying Jib!“

Das Flying Jib – eines von vielen Dingen, die auf diesem Schiff ohne Grund gehyped werden. Da heute ein wirklich ruhiger Tag war und nichts Außergewöhnliches passiert ist, kommt nun eine Aufzählung einiger dieser Dinge:

  • Das Flying Jib
    Unsere 1. Offizierin hasst dieses Segel, weil es einfach unpraktisch ist und trotzdem wollten viele es oben haben.
  • Die Bank hinter dem Steuer
    Häufig sitzen dort Menschen, die nicht einmal steuern, nur weil sie angeblich so gemütlich ist.
  • Sitzsäcke
    Sie waren so beliebt, dass sie in der Watch verboten wurden.
  • Duschen mit Toilette
    Die Duschen ohne Toilette haben bessere Duschköpfe und der Duschraum an sich ist größer. Trotzdem gehen die meisten lieber in die mit Toilette duschen.
  • Straßenschilder
    Ich weiß nicht, ob es auf den Azoren überhaupt noch Straßenschilder gibt.
  • Funktionierende Stifte
    Irgendwie hat kaum noch jemand Stifte, die funktionieren.
  • Antonio
    Egal ob Kuscheltiere, Kleidung etc. – besonders die Scheißkinder klauen Antonio seine Sachen.
  • Mats
  • Maxim
  • Sprudelwasser
    Es war ein riesiges Drama, als wir auf einmal den Sprudelwasserhahn nicht mehr benutzen durften.
  • Löffel/Gabel
    Je nachdem, wen man fragt, ist die Meinung unterschiedlich. Aber es gibt bestimmte Personen, die behaupten, man könnte nur mit Löffel essen.
  • Bayern/München
  • Brot
  • Wasser
  • Segeln
  • Eigenes Ölzeug
    Jeder hätte gerne sein eigenes Ölzeug und trotzdem passiert es häufig, dass man sein Ölzeug bei anderen findet.
  • Aft-Cabins
    Kann ich persönlich nicht verstehen, besonders da die Aft-Cabins in den letzten Tagen wortwörtlich in der Scheiße stecken.
  • Schwelle
    Nachdem die eine Hälfte der Schüler realisiert hat, dass es hinter der Schwelle gar nicht so besonders ist, ist der Hype abgeflacht.

Es gibt aber auch Dinge, die gehyped werden – aus gut nachvollziehbaren Gründen:

  • Wassermacher
    Auch wenn er manchmal den Geist aufgibt – ohne ihn könnten wir nicht so lange segeln.
  • Mathieu
  • Hannes
    Ohne Hannes wäre einiges mehr kaputt gegangen und hätte nicht repariert werden können.
  • Rainer
  • Schlafen

Bemerkungen:

Johannes: Halli hallo, ihr Lieben! Mir geht’s hier weiterhin prächtig und ich freue mich schon riesig auf euch! Mami, könntest Du vielleicht ein bisschen Erdbeerkuchen für Niklas und mich mitbringen (das schulde ich ihm noch (; )? Und könntet ihr bitte ein Kästchen Tegernseer Hell für Sonntag kaufen? 🙂 Hab‘ euch lieb!

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Nach Hause kommen

Schiff: Regina Maris
Datum: 07. April 2025
Position: Atlantik
Geographische Position: 38°31.946‘N 028°37.494‘W
Etmal: 0 nm
Total: 10.966 nm

Unsere Reise neigt sich dem Ende zu. Ab jetzt noch 12 Tage, bis wir uns verabschieden müssen und in unseren stressigen Schulalltag zu Hause starten.

Bis auf, dass man Stress in der Schule hat, gibt es allerdings noch ein paar Sachen, die sich ändern. Entweder zum Guten oder zum Schlechten. Man hat z. B. zu Hause sein eigenes Zimmer und viel mehr Stauraum und nicht nur ca. ’nen Quadratmeter.

Allerdings hat man auch nicht immer Freunde um einen, mit denen man sich die Zeit um die Ohren schlagen kann. Was aber ganz sicher viele nicht vermissen werden, ist die Seekrankheit, die nach fast jedem Stop aufs Neue hervorkommt.

Allerdings sollen ein paar andere darüber berichten, dazu eine kleine Umfrage:

Was zu Hause anders wird, als es vorher war:

  • Besser auf Menschen zugehen – Kommunikation und so
  • Die kleinen Dinge mehr wertschätzen
  • Jedes Mal über eine saubere Toilette freuen
  • Neu eingewöhnen
  • Freundschaften
  • Wahrnehmung von Dingen
  • Abgehärteter, z. B. Hygiene, Klamotten …
  • Umgang mit Menschen
  • Dankbarkeit und Wertschätzung für die wichtigen Dinge im Leben
  • Abwaschen
  • Wäsche waschen
  • Es gibt alles im Supermarkt
  • Auswahl an Klamotten

Was man vermissen wird:

  • Tag und Nacht jemanden zum Reden zu haben
  • Querfraß nicht mehr illegal
  • Immer andere Personen um sich
  • Das Meer
  • Präsenz des Meeres
  • Alltägliches Gemeinschaftsgefühl (von sehr vielen genannt)
  • Dass immer alles rumfliegt
  • Wellengang
  • Bordalltag
  • Die Regina

Was man nicht vermissen wird:

  • Seekrankheit
  • Wellengang
  • Galley
  • Kein stundenlanges Abwaschen
  • Die kleinen Cabins
  • Die dreckigen Klos
  • Tropfendes Fenster
  • Besetzte Toiletten, wenn man dringend auf Klo muss
  • Deep-Clean
  • Nicht vorhandener Schlafrhythmus
  • Essensschlange
  • Dass alles durch die Gegend fliegt
  • Den Vorhang vor der Cabin als Tür

Anmerkungen:

Jakob: Hallo, meine Lieben! Ich vermisse euch alle sehr und freue mich mega auf Amsterdam! Könntet ihr mir trotzdem so bald wie irgendwie möglich einen Friseurtermin organisieren? Ich sehe schrecklich aus. Habe euch lieb, bis bald. ❤️❤️

Felipa: Huhu Bea, ich hoffe, Du bist gut wieder zurückgekommen. Mãmã, kannst du bitte Kaugummi usw. nach Amsterdam mitbringen? Bussi an alle. Flipsi ❤️❤️

Franz: Hey, ihr Lieben. Es ist jetzt nur noch so kurz und ich freue mich unfassbar auf euch alle, aber die letzten Tage hier genieße ich jetzt noch mit allen hier. Hab‘ euch lieb! ❤️❤️❤️❤️❤️

Sonja: Halli hallo an alle! Jetzt noch acht Tage. Ich versuche, jeden Moment zu genießen. Trotzdem hab ich meinen Platz 1 als Kotzer nicht aufgegeben – 44 Kotzer bis jetzt! Mama, kannst du mir ’ne Pfefferbrezel mitbringen nach Amsterdam? Hab‘ Hunger. Hab‘ euch alle lieb. Kuss!

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Favorite Places on the Azores

Ship: Regina Maris
Date: 6th of April 2025
Position: Horta, Azores
Geographical Position: 38°31.946‘N 028°37.494‘W
Etmal: 0nm
Total: 10,966nm

This morning, an exciting day came to an end. As you already read in our previous report, everyone survived their night in Horta more or less. Whether they stayed awake, slept in a ruin, or spent the night in the military barracks, by the end of the day, all five groups found themselves back at the ship with tired eyes.

Of course, no one wanted to miss Rainer’s delicious Sunday roast. The last day before we really head off to see all of us again was mainly used to catch up on sleep and prepare for the rough sea ahead. Final stretch! Now we’re truly on our way home.

However, we actually ended up having one of our longest stays on land here on the Azores: 17 days. During these 17 days, we got to know the island better and found a few favorite spots.

So, if you ever plan to visit the Azores (which I highly recommend), you should pay attention:

The Padaria
We discovered the small Café in the alley near Harfen on the first day. Here you can get a coffee for €1.50, small Portuguese pastries called „Pastéis de Nata?“ for €2 and plenty of delicious, affordable baked goods.

“Are you going to the small or the big supermarket?”
This is one of the most frequently asked questions in the last few days. When you need to do some shopping, you have two options.

The small one is right by the port and offers a lot of snacks. If you need tech, stationery, all sorts of food or even want to go to KFC, then you’ll have to climb a long, steep hill to get to the big supermarket. The supermarket up there is the most European one I’ve seen on the entire trip and I missed it!

“Where’s the crew?”
This is probably the least asked question because you’ll usually find them at the Peter Sport Café. Not only is there a lot of nice people to chat with, but also great drinks and a huge group of Ocean College kids who are there to pick up letters from home – because the PSC also has a postal and package station for sailors.

Azorean Bars
If you can’t find the crew at the PSC, you’ll probably find them in one of the many other bars. There’s “The Trust Bar,” where you can always trust that you’ll get a ham and cheese toast or a cola because it’s open at all times. Plus, you can leave your mark on the wall with a marker.

Then there’s “The Toilet Bar.” This place doesn’t just have the best crème brûlée, but also clean public restrooms that you can visit whenever you don’t feel like walking all the way back to the ship.

Finally, there’s the popular „Oceanic Bar“, where we have our regular spot right next to the “Kicker.” The bar also has a shop with a printing press, where you can buy huge printed fish pictures for €70 if you like.

Romantic View from the Mountain
Lastly, our favorite spot on the entire Azorean island: A steep mountain that takes your breath away not only when climbing it, but also when you reach the top and see the stunning view.

We’ve met up here countless times at sunset to grill, sit by the campfire, or just chat while enjoying the view of small hills with fields and cows and the endless wide ocean.

Well, now it’s time to head out to the wide sea again – though not as far this time, because we’ll see you all again in just 13 days! See you there!

Anmerkungen:

Sonja: Das letzte Mal auf See jetzt, ich werds vermissen, trotzdem freue ich mich auf euch! Bis in weniger als zwei Wochen! Hab‘ euch alle lieb und alles Gute nachträglich Lukas, Du Löbatz, Brief ist unterwegs!

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Xpi-2.0

Schiff: Regina Maris
Datum: 05. April 2025
Position: Horta, Azoren
Geographische Position: 38°31.946‘N 028°37.494‘W
Etmal: 0nm
Total: 10966nm

Alles schien wie ein ganz normaler Tag, an dem nichts besonders geschehen würde, bis es irgendwann um die Mittagszeit ein Meeting gab: Unsere wunderbaren PLs haben nämlich organisiert, dass wir eine Expi 2.0 machen, diesmal aber nur einen Tag lang und mit nur vier Stunden Vorbereitungszeit für 20 Stunden Obdachlosigkeit.

Die Gruppen für diese interessante Erfahrung konnten neu zusammengestellt werden:

  1. Leonore, Anneke, Lea, Kaja, Leon, Chris und Talea mit Lisa
  2. Tilly, Strate, Sasa, Nico, Sali und Miriam mit Maxim
  3. Sonja, Jakob, Franz, Arvid, Malte und Ella mit Can
  4. Benji, Sophia, Jana, Felipa, Enno und Timo mit Kaspar
  5. Marie, Janno, Antonio, Hannes, Anna, Nuala, Marilen und Jasper (ich) mit Niklas

Jede dieser Gruppen bekam 20€ für eine Nacht mit 6–9 Personen. Dabei musste man sich um einen Schlafplatz (nicht Zelten, Spoiler: hat eine Gruppe trotzdem), ein Abendessen und ein Frühstück kümmern.

Manche dieser Gruppen sind schon vorher im FSL (Free-Shore-Leave) los, um ein paar Plätze auszukundschaften, wie z. B. das Rathaus oder eine Kirche, allerdings kamen alle recht demotiviert zurück, denn einen wirklichen Schlafplatz (oder generell einen Plan) hatte noch keine Gruppe… außer eine: WIR !!!! (Gruppe 5)

Antonio, Marilen und Nuala hatten nämlich einige Tage zuvor eine leere Wohnung, die sich später als ehemalige Tauchstation erwies, gefunden. Innerhalb von 15 Minuten waren alle da und konnten ihre Sachen abstellen.

Dieser Punkt war also abgehakt, auf zum nächsten: Abendessen + Frühstück.

Wir waren kurz vor dem Entschluss, nur 20 Cent Brötchen zu essen, als Niklas den Vorschlag einbrachte, dass man ja Nudeln kaufen und bei einer fremden Person, die so nett ist und uns ihre Küche leiht, kochen kann.

Diese Idee fanden wir alle ziemlich cool, ich persönlich fand aber meine Idee besser, einen vom Schiff geklauten Herd mitzubringen und so zu kochen, allerdings wurde dieser Vorschlag kollektiv abgelehnt (emotional damage).

Kurz darauf begann die Mission, eine Küche zu finden, zunächst aber nur mit wenig Erfolg, da die meisten Leute nicht da waren oder überhaupt kein Englisch konnten. Und so liefen wir von Haus zu Haus, immer weiter nach oben, bis die Häuser langsam weniger wurden und wir wollten gerade umdrehen und uns mit trockenen Brötchen zufriedengeben, bevor wir uns entschlossen, noch ein Haus abzusuchen.

Und bei diesem einen Haus (es war wirklich wie im Buch, beim letzten Haus funktioniert’s plötzlich) bekamen wir eine Zusage von einer netten Frau mit einem ultra süßen Hund.

Also, schnell den Berg runter zum großen Supermarkt, alles einkaufen, inklusive einem Geschenk für die Frau, zurückgehen und von Niklas gesagt bekommen, dass man nur zwei Minuten zu einem Supermarkt hinter dem Haus hätte gehen müssen…

4kg Nudeln plus Tomatensoße wurden dann gekocht, wobei uns aufgefallen ist, dass man vielleicht doch zu viele Nudeln hatte…

Der Rest wurde als Rohkost gegessen (ja, rohe Nudeln sind hier gesellschaftlich akzeptiert).

Später am Abend wurde dann noch Kontakt gespielt:

Hier muss sich eine Person ein Wort ausdenken, die Anzahl der Buchstaben sagen und den ersten Buchstaben, z.B.: B, 4 Buchstaben.

Wenn jetzt zwei Personen an das gleiche Wort denken, ohne dieses zu sagen, sagt eine Person „Kontakt“, dann zählt man von zehn runter. In dieser Zeit hat die Person, die sich das Wort ausgedacht hat, Zeit, um das andere Wort zu erraten. Wenn sie dies nicht schafft, muss sie einen weiteren Buchstaben des Worts freigeben. Hier A.

Und nachts, als sich alle schlafen gelegt haben (manche in einem Zelt, welches in einem Haus aufgebaut wurde – zu Recht, weil sich herausgestellt hat, dass das Fenster herausfällt und es plötzlich im Haus regnet), gab es dann noch ein kleines Geheimnis…

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Mein Leben als Projektleiterin

Schiff: Regina Maris
Datum: 04.04.2025
Position: Horta, Azoren
Geographische Position: 38°31.946‘N 028°37.494‘W
Etmal: 0nm
Total: 10966nm

„Manchmal muss der Plan erst schiefgehen, bis man den wahren Plan findet“, oder wie ich als PL jeden Tag aufs Neue lerne, den kühlsten aller Köpfe zu behalten.

Eine hitzige Diskussion im Messroom macht den Lehrertisch auf dem Maudeck zu einer plötzlichen Oase der Ruhe. Um 01:30 in der Nacht werde ich gefragt, ob man beim Programm am nächsten Tag daheim bleiben kann. Mein Name wird inzwischen schon öfter gesagt als der der großen Marie, aber immer noch im selben nasalen Tonfall, wenn es heißt: „Mariieeeeeeee, was ist der Plaaaaann?“

Wie konnte mein Leben sich innerhalb kürzester Zeit von Panama und Pura Vida in diesen Mix aus stetigen Aufgaben und (Hinter-) Fragen verwandeln?

Um das zu verstehen, müssen wir einmal ein wenig in der Zeit zurückreisen:

Am 26. Oktober 2024, nach genau einer Woche Ocean College, wurde ich das erste Mal in den Schiffsrat, die Schülervertretung bei uns, gewählt. Überrascht und glücklich trat ich mein Amt an und sammelte in den nächsten zwei Monaten erste Erfahrungen im Organisieren, Vermitteln und Halten von hochgeschätzten Meetings (haha).

Am 8. Dezember wurde ich wiedergewählt und lernte somit noch mehr in diesem Bereich. Insbesondere das Erstellen der Expi-Gruppen in Martinique war eine Aufgabe, an der wir alle vier gewachsen sind. Auch wenn es ziemlich kräftezehrend war, fand ich zwischen dem Stress Freude im Vertreten der Meinungen der Schülerschaft.

Der 19. Februar brachte mich zum dritten Mal in den Schülerrat, ein Meilenstein, den kein anderer hier erreicht hat. Für mich war das unglaublich schön, denn zu sehen, dass die Mitschüler einem genug vertrauen (und das seit Beginn der Reise), an einen glauben und die Bemühungen sehen, die man regelmäßig für andere auf sich nimmt, all das ist ein wundervoll bestärkendes Gefühl.

Nico, der im zweiten und dritten Schiffsrat mit mir zusammengearbeitet hat, formuliert es ziemlich passend:

„Eigentlich hat es nur Vorteile, im Schiffsrat zu sein. Man mag zwar etwas von seiner Zeit abgeben, aber dafür lernt man, Projekte zu organisieren, in einer Führungsposition zu sein, zu vermitteln und so viel mehr.“

Ich sehe es ähnlich, ich würde für mich sagen, dass ich ebenfalls vor allem die Vorteile sehe und in den letzten fünfeinhalb Monaten in dieser Rolle aufgeblüht bin.

Diese Gedanken waren der erste Dominostein, der mich in meine jetzige Situation brachte. Denn als wir am Mittwoch der letzten Unterrichtswoche mit unseren Handover-Bewerbungen anfangen mussten, war mir klar, dass ich mich auf die PL-Stelle bewerben will. Schließlich decken sich ziemlich viele Aufgaben davon mit denen, die ich im Schiffsrat regelmäßig schon bewältigen musste, also war ich quasi schon perfekt vorbereitet.

Letztendlich habe ich meine Erstwahl auch bekommen und durfte schon auf den Azoren anfangen, zu arbeiten, also Landprogramm planen, Meetings halten, ….

Mit Chris, Ella und Felipa begannen wir direkt genau damit und stellten Aktionen wie das Wildcampen, den Mini-Expi-Tag, den Besuch des Walmuseums etc. auf die Beine.

Was vorher aber nicht abzusehen war, ist, wie sehr dieser Job den eigenen Alltag verändert. Damit meine ich, wie sehr man plötzlich gleichzeitig managen muss. Unsere PL Lisa hält sich nämlich komplett raus, damit wir den vollen Effekt der Rolle spüren können.

Noch nie wurde ich so häufig von Menschen nach dem Plan oder ob wir bitte x und y machen können gefragt und nach fast sechs Monaten, in denen oft nicht ich gemeint war, wenn jemand „Marieeeeee“ rief, ist es umso ungewohnter, jetzt plötzlich stark gefragt zu sein.

Ich bin nur froh, dass ich schon öfters Unternehmungen organisiert habe und so etwas Erfahrung darin habe, worauf man alles achten muss, d.h. Geld, Transport, Wetterlage, Öffnungszeiten, Einschränkungen,….. denn plötzlich für 35 Menschen mitdenken zu müssen, ist nichts, was man nach einem Mal direkt perfekt drauf hat.

Deshalb bin ich unglaublich froh, dass ich Chris, Ella und Felipa an meiner Seite habe, denn was einer von uns vergisst, fällt einem anderen auf. Natürlich gibt es aber auch Situationen, in denen wir nicht einer Meinung sind. Diese haben wir bis jetzt aber per Diskurs und Abstimmungen gelöst, was soweit super klappt.

Ein weiterer großer Punkt ist das Aushalten und Meistern von Stresssituationen bzw. der Umgang mit unvorhergesehenen Problemen.

Denn man kann nie alles perfekt planen und genauso auch umsetzen, nicht? Dabei lerne ich in einem ganz neuen Ausmaß, was es heißt, einen kühlen Kopf zu bewahren. Wenn ich beim Campen geweckt werde mit den Worten, dass der nächste Bus zum Schiff zurück in drei Tagen fährt und man gerade aber mehrere Stunden Fußweg von der Reggie weg ist, könnte man in Panik verfallen.

Oder man bleibt cool und überlegt, welche Optionen man noch hat, denn einen anderen Weg gibt es immer. In diesem Fall konnten wir zum Beispiel noch ziemlich billige Großraumtaxis organisieren.

Die Fahrt mit diesem hat vielen mehr Spaß als die Busfahrt am Tag davor gemacht, wodurch übrigens auch das Zitat in der Überschrift entstanden ist – denn manchmal muss der ursprüngliche Plan erst schiefgehen, bis man den wahren Plan findet.

Die Busfahrt zum Campingplatz hin war übrigens auch kein Kinderspiel, denn die Busstation, die wir laut Google Maps nehmen mussten, existierte einfach nicht. Felipa konnte mit ihren Portugiesischkenntnissen aber zum Glück organisieren, dass ein anderer Busfahrer uns kostenlos zur richtigen Busstation mitnahm.

In diesen Momenten ist es essenziell, ruhig zu bleiben, denn nur mit einem klaren Verstand kann man auch klar denken. Dabei sind wir oft in Situationen, in denen wir schnell improvisieren müssen, so wie bei der Hinfahrt zum Wildcampen. Oder auch, als wir am vermeintlichen Abfahrtstag erfahren haben, dass wir doch noch nicht loskönnen und noch mehr Landprogramm für drei weitere Tage planen müssen.

Unser Budget war dabei eher schmal, da wir schon länger auf den Azoren waren und hier einiges an Landprogrammen durchgeführt hatten.

Aber dann kam uns die Idee der Mini-Expis unter, bei denen wir für 24 Stunden (realistisch eher 20 Stunden) mit einem Budget von 20 Euro in Gruppen mit maximal neun Personen einen Schlafplatz und Essen außerhalb des Schiffes finden mussten.

Diese Aktion war für mich persönlich eine der spontansten, aber auch mit die coolste. Meine Gruppe beispielsweise hat dabei in einer verlassenen Tauchstation geschlafen und in der Küche von Ines, einer Einheimischen, Abendessen für uns und selbstverständlich auch sie gekocht.

Dabei entstanden wundervolle Konversationen, die einen ganz neuen Blick auf das Inselleben lieferten und witzige Momente mit ihrem unglaublich niedlichen Hund Pluto. Grüße an der Stelle!

Auch wenn der Job anstrengender und einnehmender ist als erwartet, bin ich doch froh, PL zu sein.

Wir sind ein tolles Team, das sich gegenseitig unterstützt bei einer Aufgabe, die alleine ziemlich schwer zu stemmen wäre. Zudem macht mir dieser Typ Challenge ja auch Spaß, sonst hätte ich mich für etwas anderes beworben.

Ich merke tatsächlich einen ähnlichen Effekt wie bei den größeren Aufgaben im Schiffsrat: Ich lerne viel dazu, sodass ich beim nächsten Mal nur noch besser sein werde im Planen und Durchführen von Aktionen. So scheint es mir zum Beispiel viel greifbarer und umsetzbarer, etwas wie einen Urlaub alleine zu planen, was ich auf jeden Fall so auch umsetzen möchte.

Planen und Organisieren ist eine Fähigkeit, die jeder von uns braucht und früher oder später lernen muss/wird und ich bin sehr froh, dass ich das Schiff mit sehr viel Übung in diesem Bereich verlassen werde.

Anmerkungen:

Chris: Joa, was sie sagt

Marie: Korrekt

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14 Tage Azoren – ein kleiner Rückblick

Schiff: Regina Maris
Datum: 03. April 2025
Position: Horta, Azoren
Geographische Position: 38°31.946‘N 028°37.494‘W
Etmal: 0nm
Total: 10966nm

Die Azoren… Paradies in the middle of the Oceaaaaann.

Für viele von uns ein lang ersehnter Stopp. Doch nicht nur, weil der Nordatlantik uns an unsere Grenzen gebracht hat, sondern auch, weil wir schon viel Positives von den letzten Jahren gehört haben. Nun sind wir schon fast zwei Wochen hier, obwohl die Zeit vergeht wie im Flug und wir uns fragen, wo die Tage hin sind, haben wir schon einiges erlebt.

Hier ein kleiner Rückblick:

Ein Highlight für viele war auf jeden Fall die Fahrradtour und die Wanderung um die Caldera. Auf dem Kraterrand zu laufen, auf der einen Seite der Vulkan, auf der anderen Seite einen 360°-Blick über die Insel war phänomenal. Und danach mit den Fahrrädern alles wieder runter, wobei sich um die höchste Geschwindigkeit auf der kurvigen Strecke gebattlet wurde.

Einige haben die Chance genutzt und sind mit der Fähre auf die Insel Pico gefahren. Dort konnte man nicht nur den wunderschönen Berg von Nahem bestaunen, sondern einige sind um einen Vulkansee gewandert. Andere haben die Zeit produktiv zu Hause genutzt und haben an unserem Bordbuch und an unserer Verewigung an der Hafenwand gearbeitet.

Die Hafenwand ist wunderschön. Überall kleine Kunstwerke von anderen Schiffen aus aller Welt, mit den verrücktesten Routen und kreativsten Logos. Manche davon schon uralt, andere mit frischer Farbe.

Mein persönliches Highlight waren vor allem die anderen Schulschiffe und Besatzungen, die wir getroffen haben.

Mit den Norwegern von der Organisation A+, die wir schon aus Bermuda kennen, haben wir uns richtig gut verstanden. Aber auch mit den Schülern der Thalassa, die wir allerdings nur kurz getroffen haben oder die freundlichen Leute von der Gulden Leeuw, mit denen wir uns um den Aprilscherz gebattled haben.

Die vielen Leute, die ähnliche Erlebnisse wie wir hatten und trotzdem alle unterschiedliche Storys erzählen können. Die anderen Schiffe zu sehen, unterschiedliche Aktionen und Schiffstraditionen zu vergleichen, war unglaublich schön.

Dabei konnte man gleich noch neue Bekanntschaften schließen und unterschiedlichste Persönlichkeiten kennenlernen. Und wieder einmal zu merken, wie besonders es ist, was wir hier machen.

Das Beste ist und bleibt die Zeit mit den Leuten hier an Bord. Die letzten gemeinsamen Tage genießen wir noch einmal, bevor es dann bald schon wieder auf See Richtung nach Hause geht.

Die Gefühle mischen sich zwischen Sehnsucht nach Hause und die Bedrücktheit, dass diese unglaubliche Reise bald zu Ende sein wird.

Dass wir bald nicht mehr morgens aufstehen werden und in die verschlafenen Gesichter unserer Freunde sehen werden, weil wir am Abend zuvor schon wieder zu lange gemeinsam Durak gespielt haben, das letzte Mal sich aus dem Bett quälen, um 01:00 Uhr nachts pünktlich auf der Watch zu sein, nachmittags auf dem Poopdeck zu stehen und die Einfahrt in einen neuen Hafen in einem neuen Land zu erleben, sich bei 40° Healing im Unterricht um trigonometrische Funktionen zu unterhalten oder politische Diskussionen über Unabhängigkeit zu führen…

Dafür genießen wir die letzten Momente umso intensiver und freuen uns, die Chance zu haben, all das zu erleben.

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Der Hafen von Horta

Schiff: Regina Maris
Datum: 02.04.2025
Position: Horta, Azoren
Geografische Position: 38°31.946‘N 028°37.494‘W
Etmal: 0nm
Total: 10966nm

Seit einigen Tagen sind wir nun hier in Horta auf den Azoren und was den Hafen in Horta wirklich auszeichnet, sind die einzigartigen Traditionen, die seit Jahren gepflegt werden.

Eine davon ist das Malen von Bildern auf dem Kai. Es ist eine weithin bekannte Tradition, dass Segler, die im Hafen von Horta ankommen, ein Bild über ihr Schiff oder die zurückgelegte Route auf den Hafensteinen hinterlassen. Manche Bilder sind abstrakt, andere detaillierte Darstellungen von Schiffen oder der Landschaft, die sie auf ihrer Reise gesehen haben.

Diese Malereien, die im Laufe der Jahre eine wahre Galerie ausmachen, zeugen nicht nur von der Reise der einzelnen Segler, sondern auch von der Gemeinschaft, die hier entstanden ist. Jedes Bild erzählt eine eigene Geschichte und zusammen bilden sie ein faszinierendes Mosaik aus Abenteuern und Erfahrungen.

Auch wir haben uns natürlich mit der Reggie verewigt. Unser Bild beinhaltet die Regina, unsere Namen und eine Abzeichnung der Reiseroute bis zu den Azoren.

Eine weitere Tradition ist das Hinterlassen einer unterschriebenen Flagge oder wie in unserem Fall eines Wimpels im berühmten „Peter Café Sport“.

Dieses Café ist nicht nur ein Treffpunkt für Segler, sondern auch ein symbolischer Ort für all jene, die die Insel besucht haben. Es ist fast schon ein Ritual, dass Segler ihre Flagge – oft mit persönlichen Botschaften, Namen und Daten – im Café hinterlassen, um sich zu verewigen.

An den Wänden hingen unzählige Flaggen, die mit vielen verschiedenen Unterschriften und Zeichnungen bedeckt waren. Ein echtes Zeugnis der internationalen Gemeinschaft, die sich hier trifft, um Geschichten auszutauschen und sich gegenseitig von ihren Reisen zu erzählen.

Es war beeindruckend zu sehen, wie diese Traditionen den Hafen in Horta zu einem lebendigen, farbenfrohen Ort machen. Der Hafen ist nicht nur ein Durchgangspunkt, sondern ein Ort des Austauschs und des Erinnerns.

Es ist, als würde man hier nicht nur für den Moment verweilen, sondern für immer einen Teil von sich selbst hinterlassen.

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1. April 2025

Schiff: Regina Maris
Datum: 01. April 2025
Position: Horta, Azoren
Geografische Position: 38°31.946‘N 028°37.494‘W
Etmal: 0 nm
Total: 10.966 nm

Am Morgen des 1. April (0:42) liegt die Regina Maris im Hafen von Horta auf den Azoren und ein paar wenige Leute sitzen noch im Messroom und schauen einen Film, schreiben Tagebuch oder kopieren eine Gans auf einen USB-Stick.

Jasper geht in den Maschinenraum, um den Generator auszuschalten. Kurze Zeit später hört man Getrampel und Jasper kommt durch die Galley in den Messroom. „An Deck sind Leute von der Johnny!“

Der gesamte Messroom springt auf und rennt nach draußen. Wir sehen eine Truppe (ungefähr 18) Jugendliche den Pier entlang rennen, aber nachdem wir das gesamte Schiff hell erleuchten, müssen wir erkennen, dass wir zu spät sind: An der Steuerbord-Flaggenleine (sie ist noch nicht wieder ganz fest) hängt eine Unterhose, die Backbord-Flaggenleine ist locker.

Soweit ist noch nichts angebrannt; es ist dunkel und die Unterhose ist schnell wieder unten. Doch dann erst bemerken wir, dass unsere Amsterdam-Flagge nicht mehr an ihrem Platz ist. Kurze Zeit später hören wir am Pier gegenüber Gejohle und sehen Schüler der Gulden Leeuw, die unsere Flagge triumphierend in die Luft halten.

Gegen 01:00 haben wir alle Lichter aus, aber sind bereit, einen Wasserschlauch zurechtgelegt und in der Steuerhütte ein Notfall-Prank-Team als Wache aufgestellt. Währenddessen steigen die Amsterdam-Flagge und sämtliche Flaggen der Johann Smidt auf der Gulden Leeuw nach oben.

Nach einer Besprechung schicken wir 20 Minuten später einen Spähtrupp los, ausgerüstet mit Fernglas, Lampe und Funkgerät.

Gegen 02:00 erwischt der Spähtrupp eine Truppe der Gulden Leeuw, die sie für Johnny-Schüler halten und gibt eine Warnung über Funk durch. Durch die gute Beobachtung bemerkt die Wache mit einer Verzögerung von maximal 30 Sekunden die neuen ungebetenen Gäste auf dem Hauptdeck.

Die Verteidigungsstrategie funktioniert; das lichtgeflutete Deck verjagt die Eindringlinge, der Wasserschlauch ist gar nicht nötig. Auf dem Rückzug wird ein Teil der Gulden-Leeuw-Leute durch den Spähtrupp gestellt. Nachdem der Spähtrupp auch noch den restlichen Teil des Überfallkommandos aufgestöbert hat, unterhalten wir uns eine halbe Stunde recht freundlich mit ihnen.

Ihr Plan war es, das Ocean-College-Banner, die Hollandflagge und auch noch die „Traditional Sailing Club“-Fahne zu holen. Nachdem sie unverrichteter Dinge wieder abgezogen sind, machen wir gegen 03:30 Wasserbomben mit Glitzer und den USB-Stick bereit und lassen eine minimale Wache mit Wassereimer, -schlauch und -bomben zurück.

Das Kommando Gans kommt an der Wache der Gulden Leeuw vorbei, indem sie so tun, als wären sie betrunkene Schüler der Johann Smidt auf dem Weg ins Bett.

Zwei Minuten und drei Klicks später ist auf dem Bordcomputer der Johann Smidt „DesktopGoose“ installiert, personalisiert mit lustigen Bildern von uns. Auf dem Rückweg wird mit Glitzerbomben das Deck der Gulden Leeuw verschönert. Unmittelbar danach trifft Verstärkung ein, um das Verteidigungssystem der Gulden Leeuw zu überwinden (zwei Wasserschläuche, zwei Hochdruckreiniger & ca. 35 Schüler).

Erfolgreich wird die Gangway gestürmt, ein Hochdruckreiniger erobert und der Weg zur Flaggenleine von im Weg stehenden Personen befreit.

Sämtliche Flaggen der Ocean-College-Flotte werden zurückerobert. Den Rest der Nacht passiert nichts.

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Ein Tag in Horta, Azoren

Schiff: Regina Maris
Datum: 31.03.2025
Position: Horta, Azoren
Geografische Position: 38°31.946‘N 028°37.494‘W
Etmal: 0 nm
Total: 10,966 nm

Der Hafen von Horta. Ein beliebter Hafen für Atlantik-Überquerer. Die „Alexander von Humboldt“ mit ihren unverwechselbaren grünen Segeln ragt majestätisch über die anderen Schiffe hinaus. Gleich dahinter liegt die Thor Heyerdahl, ein weiteres Segelschulschiff, das mit seinen hohen Rahen und dem soliden Rumpf sofort ins Auge fällt.

Die Sørlandet, mit ihrer eleganten Erscheinung und der langen Geschichte, fügt sich in das Bild des Hafens. Ebenfalls lag im Hafen die Christian Radich, welche den Atlantik hierher überquerte, ohne einen Motor oder Generator an Bord zu haben, um Kaffee, Kakao und Zuckerrohr zu exportieren.

Die Stimmung an Land ist geschäftig. Überall werden Arbeiten an den Schiffen verrichtet, Taue werden kontrolliert, Segel geflickt und Decks geschrubbt. Zwischen den Crews herrscht reger Austausch – Geschichten von vergangenen Reisen werden erzählt, Pläne für kommende Etappen geschmiedet.

Ein besonderes Highlight ist das Gemälde, das, wie es in Horta Tradition ist, auf der Hafenmauer entsteht. Jedes Schiff, das hier anlegt, hinterlässt seine Spur, eine bunte Erinnerung an die Zeit auf den Azoren. Entwürfe haben wir bereits besprochen, Farben gemischt und Stück für Stück nimmt das Kunstwerk Gestalt an.

Ein Blick durch den Hafen offenbart immer neue Details.

Die Takelage der Schiffe klappert leise im Wind, auf anderen Schiffen wird gerade das Mittagessen zubereitet und der Duft von frisch gebackenem Brot vermischt sich mit der salzigen Meeresluft.

In Peter’s Café Sport, dem legendären Treffpunkt für Segler, sitzen bereits die ersten Besatzungsmitglieder beisammen, trinken und tauschen sich über Geschichten aus.

Die Gelegenheit, so viele verschiedene Schiffe auf einmal zu sehen, ist selten. Jedes hat seine eigene Geschichte, seinen eigenen Charakter. Die klassischen Linien der Alexander von Humboldt, die robuste Bauweise der Thor Heyerdahl, die historische Eleganz der Sørlandet – jedes Schiff erzählt von Abenteuern auf hoher See, von Stürmen und Flauten, von langen Überfahrten und unvergesslichen Momenten.

Am Nachmittag nehmen einige unserer Schüler die Gelegenheit wahr, einen Blick auf die anderen Schiffe zu werfen. Gespräche mit den Besatzungen geben Einblicke in das Leben an Bord, in die Routinen und Herausforderungen an Bord dieser beeindruckenden Schiffe.

Der gegenseitige Respekt ist spürbar, jeder kennt die Anstrengungen und Freuden des Lebens auf See.

Gegen Abend taucht die untergehende Sonne die Segelschiffe in warmes Licht, ihre langen Schatten tanzen auf dem Wasser. Möwen kreisen über den Masten.

In der Ferne leuchten bereits die ersten Lichter von Horta, während an Bord der Schiffe langsam Ruhe einkehrt. Die Gespräche verstummen nach und nach, das Schaukeln der Boote im ruhigen Wasser bildet den Klangteppich für einen weiteren unvergesslichen Tag in diesem einzigartigen Hafen.

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