Ocean College

Reiseblog 17/18

Sternbilder und die letzten sechs Monate

Datum: 26.03.2022
Autorin: Paula
Position: Dartmouth
Geographische Position: 50°20‘.4 N 003°33‘.5 W
Etmal: 14279nm

Pelican in der Nacht

Bei der Nightwatch heute ist mir bewusst geworden, dass ich vielleicht zum letzten Mal so einen beeindruckenden Sternenhimmel wie während des letzten halben Jahres sehe, weil wir danach nur noch in Landnähe und bei schlechterem Wetter segeln werden. Während der letzten Monate habe ich so viele Sternschnuppen gesehen und viele neue Sternbilder gelernt:

1 Orion
2 Southern Cross
3 Pegasus
4 Scorpio
5 großer Wagen
6 Polarstern
7 Cassiopeia + Galaxy Andromeda
8 Taurus
9 Waage

Am Morgen war dann alles eigentlich genauso wie vor einem halben Jahr, nur dass wir alle so viel mehr Erfahrung haben und viel mehr zusammengewachsen sind. Wir haben vor Dartmouth geankert, das Schiff geputzt und alles für das Anlegen vorbereitet. Mittlerweile weiß jeder, wo was hingehört, vor sechs Monaten war das alles eher noch ein Durcheinander.

Die Einfahrt selbst war dieses Mal aber wesentlich spektakulärer als letztes Mal, weil die Schüler:innen auf die Yards geklettert sind und dort während der Einfahrt Shanties gesungen haben. Vom Pier aus haben viele Menschen zugeguckt und ich glaube das sah sehr beeindruckend aus.

Schiff vor Anker

Um die „Dart🐭-Traditionen“ aufrecht zu erhalten, sind Lotte, Julian, Alina, Sara, Clara N., Maria und ich schwimmen gegangen. Das war zwar eiskalt, aber auch richtig lustig.

Es ist so komisch, dass wir jetzt wieder genau da sind, wo wir vor einem halben Jahr schon waren und irgendwie ist alles gleich, aber auch alles anders…

Crew auf den Yards

In den letzten sechs Monaten sind wir alle zusammengewachsen und haben so viel Verrücktes erlebt. Wir konnten mitten in der Coronazeit um die halbe Welt segeln und haben zusammen gelacht, geweint, gesungen, gekocht, gekotzt und noch so viel mehr! Es ist so ein komisches Gefühl zu wissen, dass das in einer Woche einfach nie wieder zurück kommen wird…

Ich glaube, wir alle freuen uns auf Sachen zu Hause wie

  • unsere Familie und Freunde,
  • Essen, über das wir auf den Watches stundenlang geredet haben,
  • Wasser, das nicht nach Chlor schmeckt,
  • unser eigenes Bett,
  • mal eine Nacht durchzuschlafen,
  • dass nicht alles schwankt oder runterfällt, weil jemand nicht auf Course ist,
  • einfach mal nach draußen gehen zu können oder
  • nicht immer irgendwas zu hören, sondern einfach mal Ruhe zu haben.

Aber ich glaube es gibt auch mindestens genauso viel, dass ich hier vermissen werden:

  • dass, egal wo man hingeht, man immer jemanden zum reden hat und es nie langweilig wird,
  • die Hauptgesprächsthemen Shipsgossip und Essen sind,
  • man mitten auf dem Ozean klettern gehen kann und die Freiheit und den Wind auf den Yards genießen kann,
  • man eigentlich jeden Tag irgendwelche Tiere sieht (Delfine, Wale, Vögel, leuchtende Quallen, fliegende Fische, Schildkröten,…),
  • die tollsten Sonnenauf- und -untergänge und Sternenhimmel, die ich je gesehen hab,
  • die offene Atmosphäre und das jede*r einfach so sein kann, wie er/sie ist,
  • dass Anziehsachen eigentlich immer geteilt werden (manchmal freiwillig, manchmal unfreiwillig),
  • dass man sich über Kleinigkeiten wie Brötchen oder Porridge zum Frühstück riesig freut und
  • noch so viel mehr!

Ich werde alle, die dabei waren, richtig vermissen und wenn ihr das hier in eurem Boardbuch lest, würde ich mich freuen, wenn ihr euch mal bei mir meldet:))

Und jetzt noch ein letztes Mal die Grüße:
Mia, Mama, Papa, ich freue mich riesig euch nächste Woche in die Arme nehmen zu können! Und ich grüße Hannah, Momi und jeden der das hier liest:))

Nutella und Interview

Datum: 05.03.2022
Autor: Knut
Position: Nordatlantik
Geographische Position: 35* 42.4’N 047* 20.1’W
Etmal: 126 (11.944)

Nutella und Interview

Ich bin, wie es sich an einem Samstag gehört, nach dem Wecken aus dem Bett gesprungen und nach oben gesprintet. Obwohl ich Nutella gar nicht so mag, esse ich immer aus Prinzip welches, meistens mit Erdnussbutter. Danach hatten wir Watch, aber mir wurde gesagt, dass ich mein Jobinterview um 08:20 habe. Ich war sehr nervös, weil man dazu auch Grund hat, wenn man mit Simon in den Saloon muss. Ich hatte mich als erster Offizier beworben. Das einzige Hemd, welches ich finden konnte, war mein UPS Hemd aus Costa Rica, aber die Crew hat es mit Humor genommen. Ich glaube, das Gespräch ist gut gelaufen, aber die Fragen waren ziemlich schwer. Ich hatte mich eher mittelmäßig vorbereitet. Aber am Ende meinte Marc, ich hätte es ganz gut gemacht.

Handover

Hier noch mal das Handover erklärt: Die Schüler:innen können sich bei der Crew auf eine Position bewerben, die wir dann in vier Watches aufgeteilt übernehmen. Dabei machen drei Watches normal mit, eine übernimmt die Position der Crew. Im besten Fall müssen die Offiziere gar nichts mehr machen und können in der Ecke stehen. Was neu ist: David (zweiter Offizier) hat uns gesagt, er würde uns seine Uniform für Watch leihen. Das wäre sehr wild.

Sextant

Am Ende der Watch habe ich Luca dabei geholfen, seine tägliche Sextantenmessung zu machen. Dazu muss man erst beide Horizonte auf eine Höhe bringen (Einmal den richtigen, einmal den gespiegelten) und die Fehlerzahl bestimmen. Dann muss man im rechten Fenster, dem gespiegelten, die Sonne finden und sie durch Veränderungen des Winkels auf Horizonthöhe bringen. Wenn man dann genau die Zeit nimmt, kann man einige Positionen bestimmen. Wie genau weiß ich leider nicht.

Bennetts Rasur und der Drill

Gerade war einer unserer letzten, wenn nicht gar der letzte Drill. Zur Übung gab es ein Feuer in der Laundry, wahrscheinlich weil mal wieder keiner die heilige Fluff Trap des Trockners geleert hat. Bennett war das Opfer der Übung. Er lag im Feuer und musste an Deck mit dem Feuerschlauch abgekühlt werden. Marc hat als Medic noch entscheiden, dass seine Augenbrauen eine Gefahr darstellen und sie deshalb abrasiert. Dann war da noch so ein Spatz, der erst auf den Sheets, dann an Deck saß. Manche wollten ihn im Falle von abandon ship grillen, manche andere auch als Maskottchen behalten. Jedenfalls waren wir am Ende echt alle dankbar, dass wir die Immersion Suites (Teletubbiteile) nicht anziehen mussten, weil die heiß und eklig sind. Als Belohnung gab es zum Abendessen Zimtrollen.

Laure nach ihrem sehr geilen Pathwayvortrag über Tiefsee, bei dem sie Leon mit nem Fisch verglichen hat.

Ich grüße meine Eltern. LG.

Wieder Land

Datum: 02. Dezember 2021
Autorin: Clara M.
Position: Ankern vor Antigua
Geographische Position: 17°00.564´ N 061°46.845` W
Etmal: 145NM (insgesamt: 5620 NM)

Am 10. November sind wir in La Palma losgesegelt und nach 22 Tagen auf dem Atlantik haben wir heute das erste Mal wieder Land gesehen. Der Tag war generell sehr schön und entspannt.

Nach einem interessanten Pathwayvortrag von Lorenz über die Symbiose Mensch und Meer durften wir mit Michis Hilfe fliegende Fische sezieren.

Insgesamt hatten wir fünf fliegende Fische zur Verfügung, die wir aufschnippeln und dann unter dem Mikroskop untersuchen durften. Das hat ziemlich gut geklappt, wir konnten auch sehr kleine Details (wie z.B. die Zähne) genau anschauen und dokumentieren.

Nachdem der Unterricht zu Ende war, haben sich viele von uns auf der Bridge versammelt, um nach Land Ausschau zu halten. Sowohl auf Port, als auch auf Starboard standen kleine Gruppen, die um das Fernglas gerangelt haben.

Simon und Chris sind hektisch von Seite zu Seite gelaufen, jeder wollte der Erste sein, der Land sieht. Am Ende des Tages haben Hanna und Yarina, die auf die Topsail Plattform geklettert waren, als Allererste „Land Ho!“ geschrien. (Glückwunsch an dieser Stelle an die beiden!)

Die Insel ist im Laufe des Nachmittags und Abends immer näher gekommen, aber wir sind leider erst angekommen, nachdem es dunkel geworden war. Wir hatten also absolut keine Ahnung, wie unsere Umgebung überhaupt aussah, als wir den Anker runterließen.

Wir hatten sogar die Erlaubnis bekommen, die Nacht draußen an Deck zu verbringen und als es dann zum Nachtisch beim Abendessen auch noch Zimtschnecken gab, hatten wir alle nicht das Gefühl, dass der Tag noch besser werden könnte.

Land in Sicht?

Direkt nach dem vorzüglichen Essen haben wir sofort begonnen, unsere Kissen, Decken und Unterlagen auf das Poopdeck zu bringen, wo dann eine große Bettenwelt entstand. Es war das erste Mal seit ganz schön langer Zeit, dass wir beim Einschlafen, Aufwachen und generell Draußensein nicht schwitzen mussten.

Ich bin jetzt eigentlich einfach nur richtig froh, dass wir es endlich geschafft haben, alle zusammen den Atlantik zu überqueren und in der Karibik anzukommen. Ich muss ehrlich sagen, dass diese 22 Tage auf dem Wasser doch anstrengender waren, als wir wahrscheinlich zugeben wollen.

Aber dieses Gefühl, nur Wasser und sonst rein gar nichts um sich herum zu haben, ist einfach total unbeschreiblich. Ich freue mich auch wirklich auf die zweite Atlantiküberquerung, die wir alle zusammen wieder meistern können, aber davor haben wir die wahrscheinlich beste Zeit der Reise in der Karibik. <3

Ich grüße meine Familie, ich vermisse euch alle sehr!; Mami, bitte drück Gina und Pino von mir! <3

P.S. Von Lukas: Ich grüße meine Familie und gebt Omi eine Umarmung von mir!

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