„Man kann keine neuen Ozeane entdecken, hat man nicht den Mut, die Küste aus den Augen zu verlieren.“
(André Gide)
Viele Menschen lieben Abenteuergeschichten. Es gibt davon auch viele, die auf dem Meer spielen, es geht um Piraten, Schätze, Schiffsmannschaften, die bei Unwettern gegen Naturgewalten ankämpfen.
Beim Segeln zeigt sich aber auch noch eine andere Seite des Meeres: Die Zeit auf dem Wasser lädt dazu ein, sich seinen eigenen Fragen zu stellen, ins Innere zu schauen – vielleicht ist das die größere Herausforderung beim Segeln. Und deshalb ist es auch gut zu sehen, dass immer mehr junge Leute das Segeln (wieder-)entdecken.
In Verbindung mit der Natur
Segeln ist eine der einzigartigen Möglichkeiten, der Natur ganz nahe zu kommen. Natürlich lassen sich im Urlaub oder während längerer Reisen viele Gegenden dieser Welt erkunden, aber kommen wir der Natur dort wirklich nahe? Auf der Safari das Foto vom Elefanten schießen, ein bisschen Schnorcheln und Fische schauen beim Strandurlaub – aber was nehmen wir davon mit?
Beim Segeln kommen junge Leute in Kontakt mit der Natur und ihren Elementen: Sie lernen den Ozean als Organismus kennen, verstehen Klimaveränderungen richtig einzuschätzen und erleben selbst, was in jedem Bio- und Geografiebuch nur grau und trist wirkt.

In Gemeinschaft
Das Leben auf einem Segelschiff birgt so einige Herausforderungen. Typische Fragen drehen sich um zu wenig Platz, um alle Lieblingsdinge mit auf Reisen nehmen zu können, die Seekrankheit und Heimweh. Aber so mancher hat während eines längeren Törns auch ganz neue Seiten an sich entdeckt. So ist es oft eine überraschende Erkenntnis, wie sehr wir doch unseren privaten Rückzugsraum benötigen (und vermissen).
Mit anderen die Kabine und ein Schiff zu teilen, kann ganz schön nervenaufreibend sein, aber: In einer Welt, in der wir Menschen auf unserem Smartphone oder Rechner per Knopfdruck stumm stellen können, ist es eine bereichernde Erfahrung, in einer Gemeinschaft zu leben.

Die jungen Leute auf dem Segelschiff müssen sich mit den Charakteren, den Bedürfnissen und Eigenheiten ihrer Teammitglieder auseinandersetzen. Meinungsverschiedenheiten müssen ausdiskutiert, andere Perspektiven eingenommen werden, um besser zu verstehen, wie der andere tickt. Das ist mitunter schwierig, schweißt aber auch zusammen.
Detox für die Seele
Handy aus, Tablet aus und los geht’s: Sobald das Ufer nicht mehr in Sicht ist, verabschieden wir uns aus unserem Hamsterrad namens Alltag und finden einen ganz neuen (und oft gesünderen) Rhythmus. Vor allem junge Leute profitieren in diesem Punkt vom Segeln.

Es gibt halt nicht jedes Wochenende eine Party, sie müssen auch nicht allzu lange überlegen, was sie anziehen sollen (denn das Reisegepäck ist schmal) und der tägliche Ablauf an Bord des Segelschiffes bietet einen zuverlässigen Rahmen, der für Struktur sorgt – und die schafft auch Entspannung, denn keiner muss sich fragen: Und was mache ich heute Abend? So genießen die jungen Leute abends den Sonnenuntergang auf dem Meer, ohne den Druck, es gleich in den sozialen Netzwerken zu posten, denn: Den Sonnenuntergang haben sie nämlich ein halbes Jahr lang, jeden Tag.
In unserem Reiseblog 20/21 können alle Interessierten verfolgen, wie sich das aktuelle Ocean College-Team, das Anfang Oktober in See stach, auf der Pelican of London eingelebt hat.