Datum: 20.12.2021
Autor: Knut
Position: Panama, Sheltered Bay Marina, Panamakanal
Nautische Position: 09° 03N 079° 39
W
Etmal: 85 NM
Heute haben wir den Panamakanal durchquert. Das war toll. Wir haben die Shelter Bay Marina mittags verlassen, damit wir vor Anker liegend bis 16:00 noch alle schlafen konnten. Weil es billiger ist, sind wir bei Nacht durchgefahren. Vorteil davon war, Panama und die ganzen Schleusen bei Nacht zu sehen. Der Nachteil war, nichts bei Tag zu sehen und zu wenig zu schlafen.
Ich war als Erstes am Helm (Steuerrad), ich stand 1h in der Sonne und hab‘ nicht mal den Kuchen vom Schiff für die Lotsen angeboten bekommen. Nachdem ich sehr lange nervös war und mein Redbull schon lange ausgetrunken hatte, ging es endlich los. Warum ich nervös war: Ben hat schon im Vorhinein gesagt, das schlecht steuernde Personen schnell vom Helm removed werden. Das wäre eine zu große Schande für mich, Ocean College und Mizzen A. Also, es ging los und schon sollte ich unmögliche Kurse wie zum Beispiel Starbord 1, 2, 7 oder 11 steuern, obwohl man normalerweise in 5-er-Schritten geht. Man konnte wirklich keinen Unterschied zwischen den Zahlen erkennen. Gott, war ich froh, vorher meine Brille geholt zu haben. Einen Moment war ich drei Grad off course, was so gut wie nichts ist und Ben hat mir gedroht, mich zu replacen. Als ich dann endlich um 18:00 vom Helm kam, erlitt ich einen minimalen Nervenzusammenbruch, der sich durch das Abendessen wieder löste.
Damit die Lotsen und Linesmen genug Platz haben, durften wir nur auf dem Beiboot oder der Gangway liegen. Das war erstaunlich bequem und es gab dauernd irgendwelche Snacks und die Linesmen haben auch durchgehend Cola bekommen. Für unsere Gastfreundschaft haben sie ungefähr 10 Pelicantassen mitgehen lassen.
Mizzen Watch und besonders ich war durch für den Tag, also konnte ich mich zurücklegen und sehen, wie sich das Schiff in Richtung Zugloks in den Schleusen gedreht hat und der Bowspitt fast eine Machine gerammt hat. Als plötzlich Leute übers Deck gerannt sind, dachten wir uns, da könnte was falsch laufen. Man konnte sehr schnell ‚Hard to Port!‘ und direkt danach ‚Hard to Starbord!‘ hören, was nichts Gutes ist, was ich auch ohne Seefahrerdiplom weiß.
Alles in allem war es sehr spektakulär, am besten waren die Linesmen, die vom Ufer aus Hieving Lines (Affenfäuste) sehr präzise auf uns geworfen haben. Ich hatte ein bisschen Angst um meinen Kopf beizeiten. Außerdem glaube ich, dass Segelschiffe ein Horror für die Linesmen sind, weil sich alle zwei Sekunden etwas im Rigging verfangen hat. Naja.
Wir sind durchgehend hinter einer sehr großen Yacht hergefahren und ich frag mich, warum der reiche Besitzer seiner Crew keine Tagespassage gegönnt hat. Irgendwer hat gesagt, dass die Leute auf der Yacht etwas genervt von uns waren, weil wir zu langsam gefahren sind und sie in den Schleusen auf uns warten mussten.
Nachdem wir den See in der Mitte, der ein geflutetes Urwaldtal ist, durchquert hatten, sind wir durch die Schleusen wieder auf den Meeresspiegel runtergebracht worden. Bei der Fahrt durch den Hafen von Panama City waren alle nur noch müde und halbwegs glücklich. Leider konnte dieses Mal nicht jeder ans Steuer, aber beim nächsten Crossing sicherlich.
Ich grüße meine beiden Eltern. Hallo.