Datum: 01.02.2021
Autorin: Elisa
Position: Atlantischer Ozean
Nautische Position: e.g. 15°23,15 N 75°56,18 W
Etmal: 166 NM (8663NM insgesamt)
Ich wurde vom Weckteam mit einem freudvollen Happy Birthday in unserer Cabin aufgeweckt. Völlig irritiert und ein bisschen beschämt erkundigte ich mich, wessen Geburtstag ich denn nicht auf dem Schirm hätte. Doch es stellte sich heraus, dass das Weckteam es nur lustig fand, uns zu irritieren. Die Nacht war bereits viel ruhiger als gestern. Der Seegang lag zwar noch immer bei einem Swell von drei Metern, doch die meisten haben sich schon an die Bewegung der Pelican gewöhnt oder die passenden Medikamente für sich gefunden.

Nach dem morgendlichen Staff Meeting setzte das Bosuns Team sich wie jeden Tag an die Picknick Tische und wir gingen die To-Do Liste durch. Gemeinsam mit Jo wechselte ich das grüne Navigationslicht auf der Steuerbordseite aus. Das war schwieriger als gedacht, denn das Licht befindet sich aussen am Vordeck und wir beide wollten nicht nass werden.
Natürlich hat uns die Gischt trotzdem einige Male voll erwischt. Präventiv laufe ich, seit wir auf See sind, mit meinen Gummistiefeln rum und habe jetzt tatsächlich eine Bräunungslinie Mitte Schienbein. Natürlich hat mich erst eine Welle erwischt, als ich nach Feierabend mit meinen Turnschuhen auf dem Welldeck die Wasserproben genommen habe. Typisch 😉

Als das Licht und das Leeren des Entfeuchtungsgeräts in der Bilge von der To-Do Liste abgestrichen war, kamen wir zum Schleifen der Pins. Wir mögen diese Arbeit sehr. Es hat etwas sehr Beruhigendes in sich. Wir saßen oder lagen also auf dem Poopdeck (sicher vor den Wellen) und schliffen. Die Pins und die Pinrail der Square Sail Sheets haben wir bereits letzte Woche geschliffen und geölt. Die sehen jetzt so schön aus. Es ist schon sehr genugtuend, einen Vorher-Nachher Vergleich zu haben.

Am Abend und während der Pausen saßen die meisten Crewmitglieder bei den Fendern. Ein sehr gemütlicher Ort. Wir beobachteten den Sonnenuntergang und erfreuten uns an den Sternen. Gegenseitig belehrten wir uns über verschiedene Sternzeichen und wir zeigten uns die vielen Satelliten, von denen man eigentlich immer einen sehen kann. Schon verrückt. Bei den Sternschnuppen verstummten die Gespräche meistens für ein paar Sekunden.

Es ist schon verrückt, dass das heute erst der zweite ganze Tag auf See war und wir somit noch ungefähr 20 weitere Seetage vor uns liegen haben. Die zwei Tage fühlen sich für mich und die meisten anderen viel länger an. Die Zeit geht grad sehr langsam, bleibt sogar fast stehen, denn jedes Mal wenn man an Deck kommt, sieht man einfach nur Wasser. Wasser, so weit das Auge reicht.

Die zwei Vögel, die uns eine Weile begleiteten, zeigten uns auf, dass es auch noch Land gibt, irgendwo in der Ferne. Auf der Karte sehen wir das auch. Wir kommen gut voran und nützen den starken Wind so gut es geht, auch wenn er nicht aus der für uns am geeignetsten Richtung kommt. Vor dem Abendessen wendeten wir auch einmal und schlängeln uns somit im Zickzack Richtung Norden.
Grüsse:
Marie lässt ihre Mutter ganz herzlich grüssen und hofft, dass sie einen wunderbaren Geburtstag hatte.
Clara: Happy Birthday an Carlotta, Mascha (nachträglich) und Hannes! Triple 19, ich wünsche euch alles Gute fürs neue Lebensjahr und hoffe, ihr hattet einen tollen Geburtstag!