Die Segel und Sturm

Schiff: Johnny
Datum: 25.02.2025
Position: Im Bermudadreieck
Nautische Position: 28°55,8’N 073°12,6’W
Etmal: 117 sm
Gesamtstrecke: 9079 sm

Heute mal ein bisschen anderer Blogbeitrag. Heute will ich euch einmal all unsere Segel vorstellen.

An Bord haben wir fünf Schratsegel und zwei Rahsegel. Von beiden Arten ist jeweils ein Segel ein Toppsegel. Schratsegel sind die Segel, die man von Hart-am-Wind-Kursen bis Raum-Kursen setzt, also immer, wenn der Wind seitlich kommt. Rahsegel sind an der Rah befestigt. Die Rah ist der Querbalken beim Schonermast. Die Rahsegel setzt man bei Raum- bis Vor-Wind-Kursen.

Das heißt, bei einem bestimmten Kurs, der sich Backstagbrise nennt, könnte man alle Segel setzen. Allerdings klauen sie sich dann gegenseitig den Wind.

Die Schratsegel

Von achtern nach vorne haben wir am Großmast das Großsegel, welches ein Spitzsegel ist, weil es spitz zuläuft. Das Großsegel ist unten, am Unterliek (= Unterseite), am Großbaum befestigt. Der Baum lässt sich mit der Dirk heben (= andirken) und mit der Schot senken (= abdirken).

Am Schonermast haben wir zwischen den beiden Masten noch ein großes Segel, das Schonersegel, welches ein Gaffelsegel ist, weil es am Oberliek an der Gaffel befestigt ist. Über der Gaffel des gesetzten Schoners kann man das Gaffeltoppsegel setzen.

Vor dem Schonermast haben wir zwei Stagsegel. Stagsegel sind, wie der Name schon sagt, mit dem Vorliek (= Vorderseite) an einem Stag (= Stahlseil) befestigt. Da haben wir zuerst die Baumfock, die mit dem Unterliek an einem Baum befestigt ist. Die Baumfock hat am Vorliek auch eine Reihleine, damit man sie besser packen kann.

Vor der Baumfock ist der Klüver. Wir haben vier verschiedene Klüver an Bord, der Größe nach geordnet: Klüver Eins, Klüver Zwei, Klüver Drei und Sturmklüver. Der Klüver hat theoretisch auch einen Baum, der wird aber anders genutzt als bei den anderen Segeln.

Prinzipien der Schratsegel

Alle Schratsegel außer dem Schoner haben drei Lieks (= Seiten): ein Vorliek, welches entweder am Mast mit Rutschern oder an einem Stag mit Stagreitern befestigt ist, ein Unterliek, welches bei Groß und Fock am Baum und bei Topp und Klüver frei ist, und ein Achterliek, welches immer frei ist. Der Schoner hat zusätzlich das Oberliek, welches an der Gaffel angeschlagen ist.

Drei Seiten heißt ja auch drei Ecken, und diese haben wieder eigene Namen: Die Ecke vorne unten heißt Hals und ist fest mit dem Baum verbunden, außer beim Toppsegel. Die Ecke vorne oben heißt Kopf. Dort werden Fall und Niederholer angeschlagen: Mit dem Fall setzt man das Segel und mit dem Niederholer holt man das Segel runter.

Die Ecke achtern heißt Schothorn, da dort die Schot angeschlagen ist. Mit der Schot kontrolliert man den Baum, also kann man mit der Schot die Segel auffieren oder dicht holen.

Beim Schonersegel heißt die Ecke vorne oben Klau, und die Ecke achtern oben heißt Piek. Beide haben eigene Fallen, aber keinen Niederholer, da die Gaffel schwer genug ist, um das Segel runterzudrücken. An der Gaffelpiek haben wir die Gaffeltoppsegelschot und die Gaffelgeien, die die Gaffel kontrollieren.

Reffs und Sturmsegel

In die beiden großen Segel kann man jeweils zwei Reffs einbinden, um die Segelfläche zu verringern. Dabei befestigt man die Smeerepps, Augen im Segel, vorn und achtern am Baum, und mit der Reffleine, die durch das achtere Smeerrepp geht, spannt man das Unterliek. Das übrige Segel bindet man mit Reffbändseln zusammen, damit es keinen Wind fängt.

Aber warum will man überhaupt die Segelfläche verringern? Um bei zu starkem Wind nicht zu sehr gekippt zu werden. Manchmal reichen die Reffs aber nicht, dann muss man andere Segel anschlagen, die Sturmsegel. Davon haben wir drei, von vorn nach achtern: den Sturmklüver, die Sturmfock und das Trysegel, welches anstelle des Groß angeschlagen wird und nicht am Baum befestigt ist. Da es nicht am Baum angeschlagen wird, setzt man es auch häufig bei Vor-Wind-Kursen, wo die Gefahr von Patenthalsen sehr hoch ist.

Als Schutz vorm plötzlichen Baumumschlagen bei Patentwenden oder -halsen hat man an den Bäumen immer Bullen, die nichts mit Bullen zu tun haben, sondern eine Falschübersetzung des englischen Wortes „bow line“ sind. Der Bulle wird immer, wie der Name sagt, Richtung Bug gespannt.

Setzen und Bergen der Baumsegel

Da der Baum meist im Baumlager liegt, muss man ihn vor dem Segelsetzen andirken, damit man beim Setzen des Segels nicht den Baum mitheben muss. Dann holt man das Fall, fiert den Niederholer und legt die Reffleinen klar. Man holt das Fall so lange, bis das Vorliek tight ist. Danach dirkt man ab, bis der Baum vom Segel getragen wird. Dann fiert man das Segel entsprechend des Kurses auf.

Beim Bergen helfen Faulenzer mit Reihleinen, die das Segel beim Segelbergen auffangen. Vorher dirkt man natürlich an, lässt das Segel fallen und dirkt ab in das Baumlager. Dann bändselt man das Segel mit Zeisern fest, damit der Wind nicht reinfährt.

Bei Topp und Klüver holt man nur das Fall oder den Niederholer.

Beim Setzen der großen Segel muss man darauf achten, dass die Backstagen auf der Luvseite gesetzt und auf der Leeseite weg sind, damit der Mast gesichert ist, der Baum aber frei schwingen kann.

Die Rahsegel

An Bord haben wir zwei Rahsegel: die Breitfock unter der Rah und das Rahtopp- oder Vortoppsegel über der Rah. Die Breitfock hat zwei Köpfe an der Rah und zwei Halse/Schothörner unten. Zudem hat sie ein Oberliek, ein Unterliek und zwei Seitenlieks. Das Rahtoppsegel hat einen Kopf, zwei Schothörner an der Rah, ein Unterliek und zwei Oberlieks.

Setzen und Bergen der Rahsegel

Die Breitfock ist immer an der Rah angeschlagen, das Toppsegel ist, wie das andere Toppsegel, meist verstaut in der Segelkoje. Die Breitfock hat an ihren Hälsen zwei Schoten, einen Hals nach unten angeschlagen und ein Geitau nach oben. Am Unterliek des Segels sind auch Gordinge befestigt, mit denen man das Segel birgt. Also, zum Setzen fiert man Gordinge und Geitau und holt Hals und Schoten, und beim Bergen genau andersherum. Man kann dann die Rah auch noch brassen, falls der Wind nicht genau achterlich kommt. Wenn er genau achterlich kommt und zum Bergen und Setzen, brasst man vierkant, damit sich nichts in den Wanden verhakt.

Beim Rahtoppsegel schlägt man nur Fall und Schoten an und holt diese. Bei den Toppsegeln nimmt man immer die Toppjollen als Fallen, und die Niederholer sind immer unten angeschlagen.

So, jetzt wisst ihr fast alles, was es über die Segel der Johnny zu wissen gibt.

Der heutige Tag

Heute hat es seit Mitternacht stark gerollt, deshalb haben wir gestern noch Strecktaue zur Sicherheit gespannt. Außerdem war das Schiff heute fast durchgehend im Verschlusszustand, d. h. alle Schotten waren zu, außer beim Abendessen – da ist eine große Welle in die Messe geschwappt.

Vor dem Frühstück wurde der Klüver geborgen, danach war Spanisch-, Mathe- und Englischunterricht. Heute sind wir zwei Halsen gefahren und einen Vierteltag in die entgegengesetzte Richtung, um einem Tief auszuweichen – hat gut geklappt. Gesteuert wurde heute durchgehend aus der Brücke, zeitweise durfte sogar niemand an Deck sein, weil wir teilweise bis zu 8 Beaufort Wind hatten.

Meinen größten Respekt haben heute Noam und Julian, die zu zweit und bei den widrigsten Umständen Backschaft gemacht haben.

Grüße

Paul: Liebe Grüße! Ich hab‘ euch heute meine Wahl geschickt.

Leonie: Alles Gute zum Geburtstag Papa❤️ Ich hoffe, dass Du einen schönen Tag hattest.

Carlotta: Liebe Grüße an Mami und Papi, ich hab‘ heute viel an euch gedacht, es war ein sehr anstrengender aber auch richtig schöner Tag…😘

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