Ocean College

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Ein ganz besonderer Heiligabend

Datum: 24.Dezember 2022
Autorin: Kaija
Position: Karibisches Meer
Natische Position:16°15,2‘N 060°40,2‘W
Zurückgelegte Seemeilen: 5500
Schiff: Pelican of London

Heute ist Heiligabend. Ein Tag, auf den sich viele von uns normalerweise sehr freuen. Häufig kommt man mit seiner Familie zusammen und feiert meist, wie jedes Jahr auch, mit seinen ganz eigenen Traditionen und Ritualen. Doch für uns, das Team Pelican und vielleicht auch für einige zuhause, war dieser Heiligabend ein ganz anderer. Einen Heiligabend, an den wir uns vermutlich noch lange erinnern werden.

Während bei vielen der Tag vielleicht mit einem gemütlichen Frühstück begann, hatten viele von uns einen sehr anstrengenden Morgen. Denn der Tag begann für die aktuelle Watch und für alle die, die frühstückten, mit einem sail-handling. Etwa 2,5h wurden fast alle Segel gesetzt. Durch starken Wind und große Wellen wurde dieses, eigentlich ein mittlerweile routiniertes Vorgehen, zur Herausforderung. Immer wieder besuchten einige lieber die Reling als an Seilen zu heaven oder zu easen. Die wenigen, die im Messroom blieben, lagen in eine Ecke gekauert da und wollten lieber nicht angesprochen werden. Und so gesellten sich an einigen Stellen zu unserer Weihnachtsdeko die orangen Eimer. Alles in allem war es nicht zwingend die Weihnachtsstimmung, die sich verbreitete, sondern eher die Erinnerungen an die Biskaya.

Gegen kurz vor Mittag versammelte sich eine kleine Gruppe auf dem Well-deck. Eine Weihnachtstradition, die wir auch hier umsetzen wollten, war ein Tannenbaum. Schnell schwärmten alle Teile des neu gegründeten Sonderkommandos „SoKo Baum“ aus, um Baumaterial für den Baum zu finden. Nachdem einige Ruder für zu kurz und eine Box für zu sperrig erklärt wurden, fand die SoKo den perfekten Baum.

How To Build a Christmas Tree – Material:

  • Leiter
  • Metallstange
  • Grüne Netze (bspw. von der Gangway)
  • Pinnrail (oder eine andere Option zum Sichern bei Seegang)
  • Gaskets
  • Deko
  • Wäscheklammern
    Und so einfach geht es:

Schritt Eins, das Grundgerüst: Als erstes wird die Leiter ausgeklappt und die Metallstange als weiteres Bein für eine Rundung dagegengestellt. Zur Sicherung bei Seegang empfiehlt es sich, die Leiter an die Pinnrail zu knoten und die Stange ebenfalls mit einem Gasket zu fixieren.

Schritt Zwei, die Begrünung: Nun wird das grüne Netz über das Grundgestell gelegt und daran festgebunden. Hierbei ist es wichtig, darauf zu achten, dass alle Stangen bedeckt und alle Lücken geschlossen werden. Optimal ist noch ein zweites Netz, für die Blickdichtigkeit.

Dritter Schritt, die Dekoration:
Bei diesem Schritt sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Egal ob Alufolienfische oder klassisch bunte Kugeln, alles ist möglich. Zum Abrunden des Baumes ist eine Weihnachtsmütze auf der Spitze super. Zu empfehlen sind Wäscheklammern zum Fixieren. Nachdem der Baum fertig dekoriert war, wurde dieser feierlich auf den klangvollen Namen, Julien Baum, getauft. Für die Taufe war es nicht nötig, Wasser oder ähnliches zu holen, denn durch die übers gesamte Deck kommenden Wellen war nicht nur Julien, sondern die gesamte SoKo regelmäßig in Wasser getaucht.

Festessen

Robert, unser neuer Koch, präsentierte seine Kochkünste, wobei das Highlight das Tiramisu und der Apfelpunsch waren. Schon seit Mittag lief Weihnachtsmusik, doch trotz des Baumes und auch der Musik kam keine klassische Weihnachtsstimmung auf. Einige waren traurig, nicht zuhause zu sein, andere versuchten diesen Gedanken erst gar nicht aufkommen zu lassen und die nächsten kümmerten sich um die Relingbesucher. Alles in allem war der Abend nicht wirklich ruhig oder gar besinnlich, doch zumindest das mit der Ruhe änderte sich gegen späten Abend, als die Durchsage: „Fire in Engineroom“ durch das ganze Schiff erklang. Glücklicherweise kam nach einigen Schreckensminuten die Entwarnung. Es handelte sich nicht um ein Feuer. Doch trotzdem ging der Motor nicht wieder an… im Laufe des Abends stellte sich heraus, dass unser Hauptgenerator gequalmt hatte. Somit war das Schiff nur noch durch die Notfallbeleuchtung beleuchtet und wir fuhren nur noch unter Segeln. Doch die Folgen dieses Stromausfalles waren spätestens allen bewusst, als sie in die nun ohne Belüftung erhitzten Cabins kamen oder gar die Toilette besuchen wollten. Viele versuchten, das ins Bettgehen möglichst weit heraus zu zögern, in der Hoffnung, dass es in den Cabins noch kühler werden würde, allerdings ohne Erfolg. Und so endet dieser Tag dann doch sehr ruhig und durch die Kleingruppen, die sich an Deck gebildet hatten, zumindest mit ein wenig familiärem Gefühl.

Nun kann ich nur noch allen Lesenden ein tolles Weihnachtsfest wünschen und hoffe, dass sie alle dieses besondere Fest genießen und genau wie wir einen ganz besonderen Tag hatten.

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