Ocean College

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Ein genussvoller Tag!

Datum: 08.03.2023
Autor: Manuel
Position: Bermuda, St. Georges
Nautische Position: 32°22‘741N 064°40‘870W
Etmal: 10271
Schiff: Pelican of London

Das letzte Abendmahl

Heute ist hoffentlich endgültig unser letzter Tag auf Bermuda! Als letztes Abendmahl durften wir einen großartigen Festschmaus bei der anglikanischen Gemeinde von St. George‘s genießen. In den letzten zwei Wochen haben wir den Gottesdienst mit der kanadischen Reverend Marie Loewen besucht und wurden im Anschluss herzlich eingeladen, Zeit mit der Community zu verbringen und diese bei Kaffee und Kuchen kennen zu lernen. Heute gab es dann zur großen Freude aller fantastische Fussili a la Bolognese mit Salat und zum Dessert ein Eis, sowie lang ersehnte Muffins und Schokoeier. Als krönenden Abschluss boten wir den Shanty „leave her Johnny leave her“ mit voller Inbrunst dar.


World Women‘s Day

Wie jedes Jahr im März fand auch heute der internationale World Women‘s Day statt. Ich finde dieses Thema sehr wichtig anzusprechen, da, um aus meiner Perspektive zu sprechen, in unserer vermeintlichen emanzipierten westlichen Gesellschaft die Gleichberechtigung der Geschlechter offensichtlich noch nicht auf natürliche Weise gegeben ist. Sei es im Bereich der beruflichen Perspektiven, in der Care-Arbeit oder dem Sexismus, welcher immer noch viel zu oft zu finden ist. Jede:r sollte sich als Teil der Gesellschaft fragen, wie er leben bzw. sich verhalten möchte (ohne durch äußere Einwirkung beeinflusst zu werden). Gleichzeitig muss gewährleistet werden, dass durch diese Art und Weise zu leben niemand benachteiligt wird. Sobald eine Benachteiligung stattfindet, ist aus meiner Sicht ein offener Diskurs nötig, um diese Probleme nachhaltig und zukunftsbeständig zu lösen.


The Thalassa

Als abendliche Unternehmung wurde kurzerhand eine Schiffsbesichtigung durch Hanna und Nate organisiert. School at Sea ist ein niederländisches Programm, das mit Ocean College vergleichbar ist: Sie sind ebenfalls in den Niederlanden gestartet und haben ihre Reise über die Kanarischen Inseln durch die Karibik bis Bermuda gestaltet. Die Thalassa war, wie die Pelican, in ihren ersten Jahren ein Fischerboot und wurde nachträglich zu einem Segelschulschiff umgebaut. Im Vergleich zur Pelican ist das Schiff jedoch ein absoluter Luxuskreuzer. Ein riesiger Saloon mit anschließender Bar und separierter Messe bilden den Mittelpunkt des Schiffes. Alle Räume waren mit warmem Licht beleuchtet, welche eine heimische Atmosphäre ausstrahlten. Zu allem Überfluss waren die Trainees natürlich auch sehr sympathisch und schenkten Leander im Tausch für sein T-Shirt eins von Ihnen – ein Andenken für alle Zeit (vor aal Teit?). Sie waren im Allgemeinen sehr gastfreundlich und herzlich – folglich tauschten wir Instagram Namen aus und hoffen, sie schon bald wieder zu sehen. Zum Abschluss eines gelungenen Abends gesellten wir uns in deren komfortables Bowsprit-netz und beobachteten, wie so oft auf dieser Reise, die Sterne.


Von Feuerwehrfrauen und Tropfsteinhöhlen

Auf Bermuda gibt es die Möglichkeit, beeindruckende Grotten auf Grund der einzigartigen Lage zu besuchen. Die Insel besteht zu großen Teilen aus Kalkgestein, welche die Bildung der Stalaktiten und Stalagmiten unterstützt. Glücklicherweise trafen wir vor einigen Tagen auf der Busfahrt nach Hamilton eine kanadische Feuerwehrfrau, welche seit ein paar Monaten auf Bermuda aushilft. Diese gab uns unzählige Tipps und Tricks, um das meiste aus unserer Zeit auf der Insel rauszuholen. Einer davon war der Hinweis auf die touristisch noch unerschlossene „Cathedral Cave“. Man sucht sich also ein Hotel mit Spabereich, die Spitznasen unter euch wissen sicherlich, um welches es sich handelt und stolziert schnurstracks und selbstsicher am Spabereich vorbei bis zu einem magischen Pfad. Dort ist es dann nicht mehr weit: Unter einem erstreckt sich das glasklare kristallblaue Wasser, welches von Stalaktiten und Stalagmiten nur so protzt. Als Belohnung erwartet einen eine unvergessliche und unvergleichliche Stille, die hin und wieder von einem melodischen Tropfen gebrochen wird. Friedlich gleitet man dahin und genießt das kühle und doch wohlwollende Gewässer.


Genuss

Nicht nur das wundervolle Wasser genossen wir an diesem Tag, auch die Gastfreundschaft der Niederländer und selbstverständlich das famose letzte Mahl. Genuss hat sich für uns in den letzten Monaten von Grund auf neu definiert. Während ich diesen Tagesbericht verfasse, schnabuliere ich genüsslich eine kanadische Salatgurke, die unbeschreiblich lecker schmeckt – ein ganz besonderer Luxus! Was ich zuvor in Deutschland als ganz normal, ja schon als gesetzt angesehen habe, hat für mich eine ganz neue Wertigkeit bekommen. Das Leben hier auf der Pelican findet in einem Mikrokosmos statt. Alles, was wir hier konsumieren, aber auch produzieren, bekommen wir hautnah mit. Jeder verbringt Zeit in der Galley und weiß, wie das Essen rationiert wird. Jeder geht auf die Toilette (welche schnell verstopfen bzw. volllaufen können) oder hat schon einmal geholfen, nach einer langen Überfahrt den Müll an Land zu bringen. Auch haben wir alle schon die Generatoren gesehen und manche von uns sogar repariert bzw. gewartet. Diese direkte Nähe zu den lebensnotwendigen Strukturen, welche für Strom, Essen oder Wasser sorgen, ist wie nirgends sonst gegeben. Hier merkt man es hautnah, wenn es kein „Wunsch-Essen“ gibt oder man sieben Tage lang nicht duschen kann. Die Begrenztheit der Ressourcen auf Planet Pelican verhält sich eigentlich genau so wie auf dem gesamten Globus. Doch bekommen wir diesen so wichtigen Umstand zu Hause nicht direkt mit bzw. blenden die Begrenztheit unserer Erde einfach aus. All dieses Handeln, unser ungebändigter Konsum hat einen enormen Einfluss auf uns selbst, aber auch auf die Zukunft unseres Planeten. Dabei möchte ich auf gar keinen Fall die Politik oder globale Konzerne in Schutz nehmen, doch kann jeder Mensch einen kleinen Beitrag zu einem lebenswerten Planeten beitragen, auch wenn wir „nur“ bei bewusstem Konsum anfangen.
Diese durch die Reise gewonnen Relation lässt auch die noch so kleine Erfrischung, wie eben diese Gurke, einfach fantastisch schmecken (wenn ich auch zugeben muss, dass diese sicherlich nicht nachhaltig angebaut wurde). Auch die Freiheit, etwas zu konsumieren, hat auf Planet Pelican einen ganz anderen Stellenwert eingenommen. Vielleicht hat man durch den Text ein recht radikales Bild von mir bekommen. Ich möchte niemanden dafür anprangern, Dinge zu konsumieren. Was ich dennoch als essentiell ansehe, ist eine Wertschätzung der Konsummöglichkeiten und die Art und Weise des Konsums, welcher genussvoll und nicht blind geschehen soll.

Ich hoffe, unser morgiger Start verläuft reibungslos und ohne weitere gravierende Probleme mit einem der Generatoren :>. Auch wenn Bermuda definitiv ein Highlight der Reise war, freue ich mich dennoch, langsam wieder auf europäische Gefilde (ebenfalls eine Wohltat für die Kreditkarte :D). Bleibt nur noch der Wunsch nach guten westlichen Winden, die uns über den Atlantik segeln lassen. Bis dahin…

Stay Tuned!

Grüße

Nicolai: Liebe Grüße an meine Familie, mir geht’s gut und lebe trotz Sturm und Seekrankheit.

Manuel: Viele Grüße an meine Familie. Besonders an Matheo, die ersten Tage auf See sind immer etwas, ich sag mal interessant, aber es wird von Tag zu Tag besser :D.

Caro: Liebste Grüße an meine Familie und Miezen, ich übergebe mich stets durch den Atlantik…naja die Fische freuen sich. Fühl‘ Dich ganz doll gedrückt Schuschu, ich freue mich so sehr, wieder mit Dir zu viben.

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