Datum: 28. März 2020
Autorin: Silja
Geografische Position: Biskaya
Position: 46°25.0N/ 11°20.8WEtmal: 85nm
Könnt ihr euch noch daran erinnern, als wir unser erstes kleines Handover an Bord hatten? Weil es so schön war und wir die Crew mit unserem Wissen über Bord gehauen haben, kam es dazu, dass wir ein weiteres Handover ab den Azoren gestartet haben.
Zu belegen waren die Positionen 1. und 2. Mate, Engineer, Bosun (Bosun’s Mate), Captain, Cook (Cook’s Mate) und Doctor.
Da unser herausragender Captain Linus im Schnick-Schnack-Schnuck gegen Mara verloren hat, wurde uns das erste Handover zugeteilt. Während dieser Zeit durften wir das Schiff übernehmen und nahmen Kurs auf den English Channel.
Zu unseren Aufgaben gehörten das Navigieren, die Sicherheit, die Instandhaltung des Schiffes und zuletzt die Verpflegung der Crew. Aus meiner Watch war Marlene K. für letzteres zuständig.
Hier ein kleiner Einblick aus ihrer Zeit als Köchin an Bord
Was hat dazu geführt, dass du dich als Cook beworben hast?
Ich hab‘ schon von Anfang an Gefallen an der Galley gefunden. Es war immer wieder cool, dort arbeiten zu können und da ich zuhause ebenfalls sehr häufig koche, habe ich mir überlegt, dass es hier an Bord eine gute, neue Erfahrung wäre. Da sich die Küche hier an Bord sehr stark von der zu Hause unterscheidet, sind auch die Arbeitsbedingungen unterschiedlich und ich wollte es unbedingt einmal richtig erlebt haben unter diesen Bedingungen für 43 Leute kochen zu müssen.
Was ist denn deiner Meinung nach der Unterschied zwischen dem Kochen an Bord und zu Hause?
Einer der größten Unterschiede ist, dass sich das Schiff bewegt. Dadurch, dass wir von den Wellen die ganze Zeit von der einen zur anderen Seite geworfen werden, fliegt immer irgendetwas quer durch den Raum. Beispielsweise dachte sich ein Brownie Teig, den wir gemacht haben, dass er den Boden noch nicht gut genug kennt und nochmal “Hallo” sagen muss. Dadurch wird die Galley zu einem der gefährlichsten Orte an Bord. Natürlich musst du auch für deutlich mehr Personen Essen vorbereiten und das sorgt für ganz schön viel Stress.
Was war für dich die größte Herausforderung während deiner Zeit in der Galley?
Das ist leicht! Es war nicht so ein großes Problem, genug zu kochen oder bei Schräglage stehen zu bleiben. Was mir wirklich schwer gefallen ist, war der Druck. Auf der einen Seite habe ich durch neue Uhrzeiten weniger Zeit, um das Essen vorzubereiten, andererseits hatte ich die ganze Zeit den Druck, dass allen das Essen schmeckt. Jedesmal, als das Essen ausgetragen wurde, hat es sich angefühlt, als würde ich auf einer Bühne stehen und alle starren mich an. Damit hatte ich auf jeden Fall zu kämpfen, aber das wurde auch von Tag zu Tag besser.

Wie hat es dir denn gefallen als Köchin?
Es hat mir sehr Spaß gemacht. Trotz des Drucks war es schön, mit meinen Messmen zusammen zu arbeiten und auch mit unserer richtigen Köchin Abbie. Am Anfang, als ich erfahren habe, dass ich Cook geworden bin, wollte ich unbedingt wechseln, aber jetzt bin ich froh, diese Erfahrung gemacht zu haben.
Was ist denn der Hauptunterschied zwischen den Messmen und der Köchin?
Auf jeden Fall muss ich nicht abwaschen, aber dazu habe ich auch keine Zeit. Ebenfalls muss ich keine Kartoffeln oder ähnliches schneiden, nein. Meine Aufgabe besteht darin, der Galleyduty die benötigten Zutaten zu geben, damit diese dann von den Messmen vorbereitet werden können. Daraus muss ich dann das Essen zaubern. Während der Essenszeit bereite ich die Portionen auf den Tellern vor, welche die Messmen dann servieren. Die Galleyduty ist praktisch mir unterstellt und muss das tun, was ich ihnen sage.
Die Aufgaben einer Köchin an Bord sind also sehr vielseitig und interessant. Für die erste Watch ist das Handover bereits vorüber und alle anderen dürfen sich noch auf eine abwechslungsreiche und interessante Zeit freuen.
PS: Alles Gute zum Geburtstag (bisschen verspätet vielleicht…) an die Riegerbuam – hab euch nicht vergessen! 😉
PPS: Ganz viele Grüße an meine Großeltern. Ich hoffe, ihr flüchtet weiter vor Corona und ich kann euch schon bald besuchen, wenn ich wieder da bin. Oma, ich freu mich sehr auf dein Essen :)(von: Marlene K)