Datum: 09.01.2022
Autorin: Sara
Ort: One World Farm, Costa Rica
Heute Morgen bin ich schon etwas vor dem Frühstück aufgewacht. Das hat mich aber nicht gestört, weil ich so genug Zeit hatte, mich für den Tag im Regenwald fertig zu machen. Zum Frühstück aßen wir etwas, das ich “frittiertes Brot” nenne und was es hier öfter gibt. Heute war da sogar Schokolade drin.
Danach haben wir uns alle bereit gemacht, um in den Dschungel zu gehen. Das bedeutet Gummistiefel an, Mückenspray einsprühen und viel Wasser mitnehmen. Wir sind losgelaufen und haben aber schon ziemlich bald wieder halt gemacht, weil Adolfo (ein Mitarbeiter von Ken) uns gezeigt hat, wie man Bambus mit einer Machete fällt. Wir durften es alle auch versuchen und haben uns dabei mehr oder weniger geschickt angestellt. Nachdem wir vier Bäume gefällt und in Stücke geschnitten hatten, nahmen wir dann alles auf die Schultern und trugen es zu dem Platz, wo ein Baumhaus gebaut werden soll.
Das war teilweise sehr herausfordernd, da die Stämme viereinhalb Meter lang waren und einiges an Gewicht hatten. Einige Leute gingen noch einmal zurück, um die restlichen Bäume zu holen, während der andere Teil der Gruppe den Platz mithilfe von Macheten säuberte. Danach begann der Bau des Baumhauses. Eine Gruppe fällte in der Nähe noch zwei kleine Bäumchen, die für einen Unterstand neben dem Baumhaus verwendet werden. Adolfo kletterte in dieser Zeit auf einen der drei Bäume, auf denen das Baumhaus stehen wird und begann damit, dünne Stämmchen als Gerüst zu befestigen. Meine Aufgabe war es, ihm Werkzeuge hochzureichen und diverse kleinere Arbeiten zu erledigen, wie zum Beispiel Löcher in Metallträger zu bohren. Das war ziemlich unterhaltsam, da Adolfo etwa so viel Englisch kann wie ich Spanisch, also nicht sehr viel. Allerdings weiß ich jetzt, das Hammer auf Spanisch “martillo” heisst und eine Wasserwaage zumindest umgangssprachlich “nivel” genannt wird. Auf dem Rückweg zum Haus habe ich dann einen grün-schwarz gefleckten Pfeilgiftfrosch entdeckt.
Nach einem stärkenden Mittagessen und einer kleinen Pause ging es auch schon weiter. Wir waren am Nachmittag nur eine sehr kleine Gruppe. Als wir uns den Weg durch den Wald bahnten, um wieder zur Baustelle zu kommen, konnten wir ein Kapuzineräffchen beobachten. Für viele ein weiterer Haken auf der “Welche-Tiere-habe-ich-schon-gesehen-Checklist”. Auf der Baustelle angekommen, ging es weiter mit dem Baumhaus-Bau. Wir haben erstmal Musik angemacht, was für gute Stimmung gesorgt hat. Danach sind drei Leute im Wald verschwunden, um die am Morgen gefällten Bäume weiter zu bearbeiten. Ken hat mit zwei anderen begonnen, den Unterstand zu bauen. Die Bambusstäbe für den Unterstand waren noch sehr schwer, weil sie noch Wasser drin hatten. Deswegen wurden in jedes Segment des Stammes zwei Löcher geschlagen, damit das Wasser ablaufen kann. Fun Fact: Das Wasser, das da rauskommt, kann man trinken, also wenn ihr euch mal im Dschungel verirrt, hilft das vielleicht zu überleben. Ich half wieder Adolfo beim Baumhausbau. Mittlerweile sind alle drei Bäume durch das Gerüst verbunden und Adolfo schwang sich flink darauf herum und befestigte die Metallteile an den Bäumen, was teilweise ziemlich beeindruckend aussah.
Als es zu dämmern begann, packten wir alles Material unter die Wellbleche, die dort lagern, um es vor Regen zu schützen. Dann machten wir uns im Halbdunkeln auf den Weg zurück zur Farm. Unterwegs im dunklen Dschungel sahen wir viele Glühwürmchen, wovon ich das spanische Wort leider schon wieder vergessen habe. Die meisten der Glühwürmchen waren grösser, als wir sie von Zuhause kennen.
Nach einem leckeren Abendessen ließen wir den Abend mit Tagebuch- und Postkarten schreiben ausklingen.