Eine neue Reise beginnt

Datum: 20.04.2025
Position: Amsterdam

Ich weiß nicht genau, wie ich diesen Blogbeitrag beginnen soll – den letzten Blogbeitrag.

Am besten heute Morgen:
Wir sind alle sehr früh aufgestanden, um rechtzeitig fertig zu werden – um 10:45 wollten wir an der Schleuse sein. Wir mussten teilweise noch zu Ende packen, putzen (fegen, Betten abwischen und saugen, die Küche zu Ende putzen, …) und die Vorbereitungen für das Einfahren treffen.

Zum Beispiel mussten wir die Flaggen hissen – wir wollten nämlich noch einmal alle Flaggen hissen, aus den Ländern, in denen wir waren. Oder auch die Musikboxen vorbereiten und uns aufstellen, damit wir schnell in der richtigen Reihenfolge ins Rigg klettern können.

Das Gefühl der letzten Tage war eh schon sehr komisch, aber heute war es wirklich ganz anders … Alles fühlt sich nicht real an und als würdest Du die Situation von außen beobachten. Ich habe immer noch nicht verstanden, dass das alles gerade passiert ist und ich mit meinen Eltern und Geschwistern im Auto auf dem Weg nach Hause sitze.

Dadurch, dass sich der Alltag auf dem Schiff nicht wirklich ändert, auch wenn die Zeit an Bord weniger wird, spürst du nicht, dass es bald vorbei ist. Dadurch ist es jetzt wie ein Schlag ins Gesicht … ganz plötzlich, ohne dass Du Dich mental darauf einstellen konntest.

Wir haben alle unendlich lange gebraucht, um uns zu verabschieden. Es tut unendlich weh, zu wissen, dass ich morgen aufwache und über mir nicht Daniela liegt – oder generell keiner vom Schiff. Zu wissen, dass ich aufwache und das Erste, was ich hören werde, nicht der Generator ist.

Dass ich mich nicht neben die anderen zum Frühstück in die Messe setzen und über das Brot beschweren können werde, weil es entweder verbrannt oder nicht durch ist …
(Liebe Grüße an Toni – dein Brot war immer wirklich geil.)

Dass ich nicht an Deck gehen und nicht einfach aus dem Bullauge auf das Meer gucken kann.

Dass ich keine Nachtwache mehr machen kann, die ich immer so verflucht habe und mir jetzt so sehr zurück wünsche …

Das alles kann ich nicht mehr machen, können wir alle nicht mehr machen – und all diese Gedanken sind so schlimm, tun so weh.

Aber: Dafür habe ich jetzt Freunde in ganz Deutschland, durfte soooo viele verschiedene Länder sehen, habe so viel gelernt, so viele verschiedene Tiere gesehen (Landschildkröten, Meeresschildkröten, Leguane, Geckos, Salamander und andere Echsen, Quallen, Fische, Tintenfische, viele verschiedene Wale, z. B. Buckel- und Zwergwale, Delfine, ganz viele verschiedene Katzen, Hunde, Kühe und Pferde, Schmetterlinge, Frösche und Kröten – und noch so viele Tiere, dass mir grad nicht mehr einfällt … Wahrscheinlich werde ich später Schimpfe bekommen, weil ich dieses eine besondere Tier vergessen habe 😉

So viel haben wir erlebt – wir waren auf mehreren Vulkanen wandern, haben auf einer Kaffeefarm mitgearbeitet, sind zweimal über den Atlantik gesegelt, haben die verschiedensten Menschen kennengelernt, durften in unsere Masten klettern, haben eine Radtour auf den Azoren gemacht und Weihnachten in der Karibik gefeiert.

So viel haben wir erlebt und gelernt – und dafür hat sich alles gelohnt: Der Schmerz und das Heimweh, die Seekrankheit, die teilweise nach jedem Hafen wieder neu kam, die Nachtwachen, die Backschaft (vor allem in der Karibik, bei der wir teilweise im Bikini-Oberteil gekocht haben) und auch der Abschied heute am Pier,
denn wir werden uns alle ganz bald wiedersehen. ♥️🌊⛵️⚓️

Grüße von mir an die Johnny Gang:

Ich hab euch alle ganz doll lieb und liebe euch sooooooo sehr und ich freue mich schon, euch alle bald wiederzusehen …

Ich habe euch auf der Reise sehr ins Herz geschlossen – wir haben so viel erlebt und durchgemacht,
und ich bin fest davon überzeugt, dass unsere Reise jetzt nicht vorbei ist, sondern noch weitergeht – wenn nicht sogar gerade erst so richtig beginnt. ♥️

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