Expi-Bericht Lisa

Wisst ihr noch, in Vigo? Dort war bereits die Sichtung einer beinahe 1cm großen Kakerlake genug, um in Panik auszubrechen. Und jetzt? Sie sind normal, gehören irgendwie dazu, sind unsere Mitreisenden, von denen wir mittlerweile wissen, wie untötbar sie sind und wie man sie trotzdem am besten beseitigt.

Einige Exemplare von der Größe eines kleinen Fingers an der Hostelwand und in der Küche brachten uns dementsprechend auch nicht aus der Ruhe, genauso wenig wie das Ameisennest am Herd der Gemeinschaftsküche mit sehr spärlicher Geschirrausstattung (von unserer eigentlich im Preis enthaltenen Privatküche war außer dem Kühlschrank nichts eingebaut), die gekachelten Zimmer mit Krankenhauscharme und das Badezimmer, in dem das Wasser einfach nicht abfließen wollte, weswegen es bestialisch stank.

Wir hatten eine Unterkunft in La Fortuna gebucht, um von dort aus Tagesausflüge zur umliegenden Natur machen zu können, Nico, Arvid, Miriam, Lea, Talea, Lisa und ich. Sonja hatte sich ja leider das Wadenbein gebrochen und konnte nicht an den Expis teilnehmen, sondern musste in der Sprachschule in San Jose bleiben.

Im Internet hatte die Unterkunft sehr gut ausgesehen, voller tropischem Flair, mit Hängematten und großen Swimmingpool. Auch in den Rezensionen wurde sie bis ins Höchste gelobt und hatte auf Booking.com fast 9 Sterne. Doch nach unserer Ankunft, am späten Nachmittag des 22.01., war uns klar, dass das nicht stimmen konnte.

Nach einiger Recherche und der Sortierung der Rezensionen mit den Schlechtesten zuerst erkannten wir, dass die guten wohl alle nur erkauft worden waren. Das machten wir im Kreis sitzend vor unserer Wohnungstür nach einem improvisierten Abendbrot mit Käfern in der Nudelpackung, denn nur dort gab es WLAN.

Auch die Nacht war eine Erfahrung, am nächsten Morgen hatte sich in Taleas Bett eine Ameisenstraße gebildet. Man hatte uns gesagt, dass das All-you-can-eat Frühstück 7$ pro Person kosten würde. Von den gestrigen Enttäuschungen des Hostels sehr angepisst entschieden wir, nur Arvid zum Buffet zu schicken, um uns Essen zu holen.

Ungefähr viermal brachte er uns einen riesig beladenen Teller mit Reis und Bohnen, Rührei, Toastbrot, Marmelade und sogar Waffeln mit Sirup vor unseren Spot an der Tür und wurde auch nicht vom Hotelpersonal gebustet. Es war sehr witzig und einzigartig, vor allem auch wegen des Besteckmangels.

Für den Tag hatten wir uns vorgenommen, zu den in der Nähe liegenden heißen Quellen zu trampen.

Ich blieb allerdings in der Wohnung, weil ich dehydriert war und weiß deshalb nur von den Erzählungen der anderen, dass sie auf dem Hinweg fast eine Stunde am Straßenrand standen, um eine Mitfahrgelegenheit zu ergattern und letztendlich für etwas Geld von einem Einheimischen mitgenommen wurden, dann schließlich in den heißen Quellen lagen, wo ihnen fast das Baguette wegschwamm und schließlich auf dem Rückweg schon vom fünften Auto mitgenommen wurden.

Bis auf einige weitere Komplikationen mit dem Hotelpersonal fanden wir alles im Hostel auch eher lustig und hatten auch ein käferloses Abendbrot und einen entspannten Abend in der Stadt, wo Lisa einige Freunde von ihren Urlaub wieder traf. Es würden nicht die Letzten sein…

Um am nächsten Tag von La Fortuna nach Cahuita, unserem nächsten Ziel, zu kommen, hatten wir wieder vor zu trampen, obwohl wir auch ein wenig Angst davor hatten angesichts der gestrigen Erfahrungen und der langen Strecke.

Vor dem Auschecken waren ein paar von uns noch bei El Salto gewesen, einem Seil an einem großen Fluss, von dem man toll hineinspringen konnte. Leider war die Strömung zu stark und wir konnten keinen Backflip für Sonja machen.

Vom Hostel liefen wir mit unseren riesigen Rucksäcken zur Hauptstraße, wo wir nach Cahuita trampen wollten. Nach einiger Zeit hielt eine Frau an, die nach einem Gespräch mit Nico, unserem Redner, weil er am besten Spanisch kann und die besten People Skills hat, ihrem Mann anrief, der einen Tourismusbus besaß und uns für weniger Geld nach Cahuita fahren würde.

Auf der Fahrt wurde uns die Lebensgeschichte des älteren Ehepaars erzählt und wir gehörten am Ende auch ein wenig zur Familie dazu. Wir hatten wirklich Glück mit dem Tourismusbus gehabt, denn wir kamen in Rekordzeit an und wurden auch noch direkt vor unsere neue Unterkunft gebracht.

Diese war auf jeden Fall ein riesiges Upgrade, wir hatten ein Familienzimmer, ein Bett in einem großen Schlafraum und ein zum Zweierbett umfunktioniertes Weinfass gebucht, das Talea und ich uns snaggten*. Die Küche war toll und hatte sogar einen Smoothiemaker, das Beste war aber eindeutig die Dusche, die nicht nur warm war, sondern auch vier Duscheinstellungen hatte, allem voran eine Rückenmassagefunktion.

So gut duscht man nicht mal an Bord!

Abends sind wir noch an den Strand gegangen (leider Baden verboten, da der Nationalpark geschlossen war) und danach in ein peruanisches Restaurant, das wir aber mit unserem eigenen Geld bezahlen mussten. Vorm Schlafengehen haben Talea und ich uns noch bei „The Wolf of Wallstreet“ eine 500g Packung KitKat – Eis reingezogen und geredet.

10:27 wurde ich am 24.01 von Lisas Klopfen an der Tür geweckt, die uns einmal eigenverantwortlich aufstehen lassen wollte und uns nur weckte, weil wir eine halbe Stunde später auschecken mussten. Turns out, keiner hatte sich den Wecker auf die geplante Zeit von 8:30 gestellt und so mussten wir hektisch packen und schnell Frühstück machen.

Freundlicherweise erlaubte uns das Hotelpersonal, das Gepäck noch in der Abstellkammer stehenzulassen, solange wir im Cahuita – Nationalpark waren. Der war echt toll, wir sahen direkt am Anfang eine kleine Baumschlange, viele Kapuzineräffchen, einen über den Weg laufenden Waschbären, blaue Schmetterlinge und am Ende sogar zwei Faultiere. Das zweite befand sich gerade auf einem waagerechten Baum über dem Wasser, also sind Nico und ich hingeklettert, um einige Close Up Fotos zu machen.

Beim Einsteigen in den Bus nach Puerto Viejo danach wurden wir von einer schadenfrohen Niklas – Gruppe aus einem zweiten Bus heraus gefilmt, die wir kurz darauf auch am Terminal trafen. Von dort nahmen wir auch ein Taxi zu unserem letzten, recht schwer zu findenden Ferienhaus etwas ausserhalb der Stadt.

Wir waren glücklich: Diesmal hatten wir zwei Etagen, ein riesiges Wohnzimmer mit Fernseher und supertolles WLAN. Weil Lisa schon oft in Puerto Viejo war, hatte sie von einem ecstatic dance in einem Yogastudio erzählt, der an diesem Abend stattfinden sollte.

Was als Scherz begonnen hatte, fanden Talea und ich sehr toll und wollten gehen. Auch Lisa hatte Lust und so trampten wir bis zum Yogastudio (im Auto trafen wir eine weitere von Lisas Bekannten, die wir später auch beim ecstatic dance wiedersahen).

Nach dem sehr verrückten Dance hatten wir noch Free Shore Leave bis 23:00 in Puerto Viejo, bei dem wir mit einigen Leuten aus Kaspars Gruppe unterwegs waren.

Der nächste Morgen war sehr chillig, wir standen zwar um 9:00 auf, um loszugehen, aber es regnete und so machten wir ein entspanntes Frühstück, bei dem wir ein Faultier sahen, hatten Free Shore Leave und kauften etwas zum Mittag ein. Nachmittags liehen wir uns dann endlich planmäßig Fahrräder aus, fuhren damit nach Punta Uva und etwas später zum Volleyballplatz, um zu baden und einige andere Expigruppen zu treffen.

Kurz nach der Dämmerung ging Lisa mit einigen von uns noch zu einen See, wo es auch ein Seil zum Reinschwingen gab, das wir diesmal auch benutzen konnten. Nach einem gemeinsamen Abendessen machten wir uns fertig für unseren letzten Expiabend. Bis 23:00 durften wir wieder in Puerto Viejo bleiben, wo wir unsere verbleibende Zeit sehr genossen und noch den ein oder anderen Nutella Crepe aßen.

Der Wecker klingelte am 27.01. zu spät, wir mussten uns sehr beeilen zu packen, frühstücken, die Räder zurückzubringen und uns eine Fahrgelegenheit zum Bus 08:20 zu besorgen.

Es war zwar extrem stressig, letztendlich hatten wir es dann aber doch rechtzeitig nach Puerto Viejo geschafft . Von dort fuhren wir etwas über eine Stunde nach Sixaola, wo wir endlich alle wieder zusammen als große Gruppe waren.

*Neologismus

Nach oben scrollen
×