Ocean College

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Heimkehr

Datum: 29.02.2020
Autorin: Marlene K.
Position: Auf dem Weg nach Bermuda
nautische Position: 32°01.5 N, 65°24.2W
Etmal: 137nm

nachdenklich auf dem Schiff - Heimkehr

Dunkelheit, Regen und Wind

Es ist dunkel, es regnet und wir haben an die 30 Knoten Wind.

Da wir aber noch nicht in den Hafen einfahren können, müssen wir unsere Zeit draußen verbringen, auf See. Der Wind und die Wellen spielen mit uns, wie Kinder mit dem Ball. Wir werden von der einen zur anderen Seite geworfen und der Wind versucht, uns in Richtung Küste zu schieben.

Meine Watch verbrachte ich zu dreiviertel der Zeit im Wheelhouse, geschützt vor Wind und Wetter. Doch einmal musste ich für eine halbe Stunde raus und an das Steuerrad. Zum Glück musste ich nichts machen, da wir nichts tun konnten. Ich schaute auf das Meer hinaus, sah, wie der Regen über das Wasser schoss und dachte nach…

43 Mal Heimkehr

Für mich ist die Ankunft auf Bermuda ein merkwürdiges Gefühl.

Es ist der vorletzte festgelegte Stop vor Bordeaux, vor dem Wiedersehen mit der Familie, es ist ein weiterer Schritt nach Hause. Ich glaube, es ist echt schwierig von zuhause aus nachzuvollziehen, wie es sich für uns an Bord anfühlen muss, langsam wiederzukehren.

Auch wenn an sich noch Bermuda, die Azoren und vielleicht sogar nochmal Vigo vor uns liegen, sind es nur noch 43 Tage.

Für uns heißt das nur noch 43 mal in diesem Bett schlafen, 43 mal Abbies Nachtisch genießen, auf den wir uns den ganzen Tag freuen, 6 mal Heads & Showers und 6 mal Happy hour.

Es ist ein kurzer Zeitabschnitt, den wir alle versuchen zu genießen.

Kursänderung

Ebenfalls trägt zum Gefühl der Heimkehr unser Kurs bei. Damit meine ich die zweite Atlantiküberquerung, zurück in bekannte Gebiete.

Als wir aus Bordeaux ablegten, machten wir uns auf den Weg nach Süden. Alles war neu, die Art von Leben, die Länder, das Klima und das Zusammenleben mit Menschen, die wir erst kennenlernen mussten.

Darauf folgte die erste Atlantiküberquerung in Richtung Karibik und ab da war keine Pause mehr möglich.

Am laufenden Band haben wir neue unvergessliche Momente erlebt, wie die Ankunft in der Karibik, Weihnachten in Curacao, Panama, in Costa Rica die Sprachschule, die Kaffeefarm, der Surfkurs und Ken auf der One World Farm und neulich erst Kuba.

Jetzt schieben wir uns wieder rüber nach Europa, und Bermuda ist unser letzter Halt mit einer fremden Währung.

Mädchen klettert am Schiff

Wie es für uns ist, auf der „Heimkehr zu sein“

Ich habe mich mit einigen Leuten unterhalten, wie es für sie ist, auf der “Heimkehr” zu sein. Bei uns allen kam das Gleiche heraus. Es ist die Sehnsucht nach der Familie, nach Freunden, nach gewissen Freiheiten, die uns nachhause lockt.

Doch das Leben an Bord ist manchmal fast zu schön um wahr zu sein. Es ist unvorstellbar, zuhause aufzuwachen, alleine in einem eigenen Bett und keine andere Person im Zimmer zu haben.

Wir haben uns alle daran gewöhnt, keinen Platz für sich zu haben, nur alle drei Tage zu duschen (mit einer Dusche, die nie die gewünschte Temperatur erreicht) und alles teilen zu müssen, ob nun Essen, Klamotten, Papier oder Gedanken. Es ist ein eingespieltes System, welches sich auflösen wird.

Ich persönlich habe am meisten Angst vor der ersten Nacht zuhause in einem stillem Zimmer. Nichts zu hören, keine Jungs, die denken, sie wären Deutschrapper, keine Mädchen, die denken, sie wären in einem Musical oder kein Lehrer, der dir zum tausendsten Mal sagt: “No boys in girls Cabins and no food downbelow”.

(Anmerkung der Lehrer: Wir können uns auch gar nicht mehr vorstellen, wie es ist, nicht am laufenden Band jemanden an die gleichen, wohl bekannten Regeln erinnern zu müssen. 😉 )

Es ist schwer, diese Gedanken in sich herum zu schleppen, doch die Reise hat es möglich gemacht, damit umzugehen. Wir werden jede Sekunde zu unserem Moment machen.

PS: Die Post ist unterwegs und ein ziemlicher langer Brief mit Gedanken und Gefühlen, macht euch bereit…

Hab euch lieb

Marlene

Marlene und Frida

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