Datum: 09.11.2020
Autor: Mats
Position: zwischen Madeira und Teneriffa
Nautische Position: 31°02.4’N , 016°28.9’W
Etmal: 97 NM (total distance:2740 NM)

Von meiner Seite aus kann ich nicht viel zum Thema Heimweh sagen, weil ich es nicht habe, jedoch gibt es genügend Personen auf der Pelican, denen es anders geht…
Natürlich vermisse ich meine Familie und Freunde sehr und auch mein Zimmer oder Bad zu Hause, aber wirklich Heimweh habe ich nicht. Für mich ist nur ganz schlimm, dass ich zu Hause jeden Tag Sport mache und hier höchstens ein Tag Sport die Woche.
Natürlich kommt man auch mal dazu, kleine Workouts zu machen und letztens durfte ich in Madeira joggen gehen, was mir auch sehr sehr gut getan hat, jedoch würde ich so gerne mal wieder Tennis oder Fußball spielen oder irgendwas wo ich rumrennen kann :).
Da ich aber kein Heimweh habe, habe ich Marie, Julius P. und Lorn gefragt, wie ihre Erfahrungen zu dem Thema sind, um es euch da draußen mal näher zu bringen.
Habt ihr Heimweh und was vermisst ihr generell alles?
Marie hatte stark Heimweh, da sie ihren Freund super vermisst und natürlich auch ihre ganze Familie. Wenn sie abends im Bett liegt oder bei einer Nachtwache Lookout hat, wird sie durch das viele Nachdenken sehr traurig.
Außerdem sehnt sie sich zurück an die ,,normale” und ,,gewohnte” Umgebung zu Hause, wie z.B. ein großes Zimmer für sich alleine oder lange Duschen. Das, was zu Hause also selbstverständlich war, wird hier viel mehr geschätzt.
Leichtathletik bzw. Sport generell fehlt ihr auch sehr, da man einfach mal auf andere Gedanken kommen kann und hier viel unverbrauchte Energie hat.
Julius fehlt seine Familie ganz doll und er war am Anfang der Reise mehrmals am Tag traurig. Jetzt, eine Woche nach dem ersten Monat, fühlt er sich schon viel besser und ist ,,nur” noch ein Mal pro Tag traurig.
Außerdem möchte er den Komfort zurück und mal wieder Zeit mit seinen Freunden verbringen, wie z.B. auf dem Tennisplatz stehen oder mit ihnen Fahrradfahren.
Alle haben gelernt, die Zeit für sich alleine zu schätzen, da es zu Hause ganz normal ist, mal einige Stunden alleine zu verbringen, aber hier hat man immer viele, manchmal auch nervige Leute um sich. Zeit alleine und generell Ruhe wird hier ein sehr wertvolles Gut!
Lorn will eigentlich nur um jeden Preis seine Freundin wiedersehen und mit ihr reden. Er fühlt sich unwohl, wenn er daran denkt, sie sechs Monate nicht sehen zu können. Natürlich vermisst er auch seine Familie und Freunde, aber hauptsächlich seine Freundin.
Zudem hat er sich gefragt, ob die Reise hier das richtige für ihn ist, jedoch habe ich das auch schon getan als ich seekrank war. Auch Lorn hätte gerne ein eigenes Zimmer, dass nicht so stickig ist (Cabin 8 mit Lorn, Elias, Karun, Victor, Julius P. und mir ist trotzdem das bestriechendste Jungszimmer!). Essen würde er gerne was und wann er will, aber das geht hier glaube ich jedem so (fast jeden Tag Kartoffeln).

Wie konntest du das Heimweh überwinden?
Alle hier auf dem Schiff freuen sich natürlich immer auf die Telefonate an Land. Es gibt aber bei vielen individuelle Wege, wie sie das Heimweh minimieren oder an was anderes denken.
Marie hat es z.B. geholfen mit Lorn zu reden, da sie beide ihre Partner vermissen, d.h. sie können sich über die gleiche Situation austauschen. Um sich abzulenken, ist es immer gut, sich mit anderen Personen auszutauschen, mit ihnen zu singen, Spiele zu spielen oder Musik zu hören!
Weitere Sachen, die Marie helfen sind Fotos, Post, Memos und in 20 Tagen sicherlich auch ihr Adventskalender. Immer gut sind auch Erinnerungsstücke, die einen an besondere Personen oder Momente erinnern.
Bei Lorn und Julius helfen Bilder, Musik und Erinnerungsstücke natürlich auch. Lorn hat z.B. 12 Briefe von seiner Freundin bekommen, für schlechte Momente, für Weihnachten oder ihren Jahrestag.

Tips gegen Heimweh
Wie gesagt helfen Bilder, Briefe, Musik oder Erinnerungsstücke, aber es hängt von der jeweiligen Person ab, was man braucht um nicht traurig zu sein. Manche finden es sogar besser, keine Bilder an ihre Wand zu hängen, aus dem Grund, dass man dann ständig an die Familie denkt und man sie dann vielleicht mehr vermisst.
Julius meint z.B. auch, dass es nicht so gut ist, immer an die ganzen tollen Sachen von zu Hause zu denken, weil man sich dann da reinsteigert.
Lorn empfiehlt generell Sachen mitzunehmen, mit denen man sich seinem zu Hause näher fühlt.
Insgesamt ist es aber meiner Meinung nach immer das Beste, mit anderen zu reden, da hier alle sechs Monate von ihren Familien und Freunden weg sind, wir also alle im gleichen Boot sitzen…