Datum: 15.03.2023
Autor: Theodor
Position: Saint George, Bermuda
nautical Position: N32°16.8 W064°426
Etmal: 8.408
Ship: Regina Maris

…“ war der wohl erste Satz, den Steve, ein Segelmacher, zu unseren Segeln gesagt hat.
Wie alle ja wohl mitbekommen haben, sind uns auf dem Weg nach Bermuda insgesamt vier unserer Segel neu gerissen. Dazu kommen noch „Ersatz-Segel“, die ebenfalls mehr Löcher als Fläche aufweisen. Oder Segel, die auf früheren Passagen Schaden genommen haben. Für den heutigen Tag wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe machte über den Vormittag eine Stadtführung, zu der morgen mehr berichtet wird. Gruppe zwei durfte heute mit zum Segelmacher, um auf Einladung von Steve mit zu helfen, unsere Segel zu flicken. Also sind wir, die zweite Gruppe, um 10:00 zum Segelmacher losgestiefelt. Angekommen wurden wir herzlich von Susan, Steves Frau, begrüßt.
Nachdem alle ihre Schuhe ausgezogen haben, damit wir kein Dreck reintragen, sind wir von Steve in seine kleine Werkstatt hereingeführt worden.









Kurz zu Steve selbst:
Steve ist in der siebten Generation Bermudian und ist damit ein wohl echter Einheimischer. Er ist seit 1980 Geschäftsführer der Segelmacherei „Ocean Sails“. Involviert in dem Business ist er allerdings seit seinem 14. Lebensjahr. Neben der Segelmacherei ist Steve auch leidenschaftlicher Segler und hat rund um den Globus vor allem Classic Racing, aber auch modern Racing gemacht. Man kann schon sagen, dass Susan und Steve zwei kleine Berühmtheiten auf Bermuda, vor allem aber in Saint George sind. Davon zeugen zumindest zahlreiche Zeitungsberichte, die beispielsweise von dem Neubau der Werkstatt berichten.
Steve hat uns dann noch ein bisschen über Bermuda erzählt und dass das Leben hier in gewisser Art und Weise gerade mit den hohen Preisen recht schwierig sein kann. Auch findet er schade, dass es immer weniger Menschen gibt, die doch auch eher traditionelle Berufe wie Segelmacher ausführen, sondern zu Berufen wechseln, die mehr Geld bringen. Was mich persönlich auch verwundert hat, war, das er meinte, dass die Sailingcommunity auf Bermuda selbst am Sterben ist. Deshalb plant Steve auch mit Vereinen Wiederbelebungsprojekte und Events, um Kinder und Jugendliche für das Segeln zu begeistern.





Steve selbst hofft, eines Tages seine Segelmacherei an einen Nachfolger übergeben zu können.
Um unsere Segel zu flicken, haben wir zunächst die Segel ausgebreitet und Steve hat uns über die verschiedenen Materialien, aus denen Segeln gemacht werden und über die verschiedenen Arten an Schäden, die bei Segeln auftreten können, aufgeklärt. Die heutigen meistbenutzten Materialien sind Dacron oder Laminate. Obwohl Laminate beim Segeln eine bessere Performance aufgrund der Steifheit bieten, sind diese deutlich anfälliger gegen Sonne, teurer und schwieriger zu handlen und vor allem schwieriger zu flicken. Deshalb präferiert Steve bis heute sein Lieblingsmaterial Dacron über jedes andere Material für Segel. Es sei der beste Kompromiss aus allem. Unsere Segel sind ebenfalls aus mehreren Lagen Dacron. Nach einem kleinen Exkurs über alte Flicktechnicken, wie zum Beispiel des „going home stitch“, den wir auch noch heute benutzen, um unter Fahrt unsere Jibs provisorisch zu flicken war dann jedoch die kleine Führung schon zu Ende.
Allerdings durften freiwillig von uns noch ein paar bleiben, um bei der eigentlichen Arbeit an unseren Segeln mitzuhelfen und auch selbst Hand anzulegen. Also hatten wir ein kleines Team aus Marlene, Jule, Anna, Larissa, Marvin, Steve und mir. Los ging es mit den beiden Outer Jibs, diese hatten ein paar längere Risse an den horizontalen Nähten zwischen Vorliek und Achterliek, sowie immer wieder Risse im Stoff und schwache Stellen am Vorliek und Achterliek entlang. Folgendes Prozedere haben wir dann angewendet:




Als Erstes mussten wir die Stellen sorgfältig von alten Nähgarnen säubern. Der zweite Schritt war es, mit Hilfe von spitzen Schraubenziehern, die in nah gelegene Nähte und dann in den Boden gehämmert werden, die Stelle möglichst gerade und straff zu ziehen. Der dritte Schritt bestand darin, kleine Dacron Patches zuzuschneiden. Und ein großes Patch, um es auf die eine Seite und ein um einen halben inch kleineres Patch auf die Rückseite des Segels zu kleben. An den Seiten beider Patches wird dann hinterher mit einem Zick-Zack Stich genäht. An schwachen Nähten haben wir mit der wohl coolsten und schnellsten Nähmaschine überhaupt eine zweite Naht eingefügt oder eine alte Naht einfach übernäht. Wir durften alle so lange Nähen wir wir wollten und Steve hat uns geduldig alles gezeigt. Immerhin können wir alle nun behaupten, dass wir uns wirklich auf dem Schiff zumindest in den Segeln verewigt haben. Eine cooler Fakt ist noch, dass die Nadel der Nähmaschine so heiß wird, dass er extra mit Druckluft gekühlt wird. Müde und erschöpft, aber glücklich, sind wir, das wohl beste Nähteam, noch einen Burger essen gegangen und dann noch ein bisschen Saint George erkunden gewesen.






Damit ist wohl einer der schönsten Tage der Reise zu Ende gegangen.
Liebe Grüße an meine Mama und ja Papa, ich kann jetzt auch unsere Segel flicken.
Brian: Liebe Grüße an Attila, alles Gute zum Geburtstag! Ich hoffe Du hast/hattest einen schönen Tag!
Rosa: Liebe Grüße an meine Familie! Ich hoffe, euch allen geht es gut. Frank, ich wünsche Dir alles Gute zum Geburtstag. Ich hoffe, Du hattest einen schönen Tag. Hab‘ euch lieb. Rosa
Jule: Liebe Grüße an meine Familie. Segelflicken hat sehr viel Spaß gemacht und allg. war mein Tag heute sehr sehr schön. Grüße an Bucki nicht vergesse!