Autor: Max
Datum: 27. Februar 2020
Position: Auf dem Weg nach Bermuda
Nautische Position: 30°49.4 N/ 70°00.1 W
Schwarz in Schwarz- Himmel und Meer greifen ineinander, es gibt keine klaren Grenzen, alles ist ungeordnet, ungezähmt. Bald hebt sich die obere Hälfte ab, wird grau, dann weiß und eine strenge, unerbittliche Grenze entsteht. In einer Richtung wird die Farbe heller, wärmer, zuerst gelb, orange dann rot, während das Meer immer noch schwarz oder allenfalls grau bleibt. Kurz darauf werden die Wellen sichtbar und man erkennt ihre zuvor nur gespürte Kraft, eine Kraft, die einen weiterbringen oder vernichten kann. Ein bisschen später lugt eine sehr helle Stelle, in Form eines Halbkreises hervor, wird größer, bis die ganze Sonne sichtbar ist. Der Himmel wird gänzlich hell und auch das Meer bekommt eine satte, blaue Farbe.

Diesen Text habe ich auf Grundlage eines Textes von Virginia Woolf um 09:00 Uhr morgens geschrieben, nach vier Stunden Wache. Ich machte mir bei dem Text wenig Hoffnung, da ich von der Watch ziemlich fertig war, aber als meine Mitschüler und Shipmates ihn zu Gesicht bekamen, waren sie der Ansicht, dass er veröffentlichungswürdig wäre, deshalb sehen Sie ihn jetzt hier vor sich und können selbst urteilen.
Heute Morgen hatten wir eine Doppelstunde Deutsch zum Thema „Sehnsuchtsorte“. Zu Stundenbeginn gingen wir alle an Deck und schrieben alle Gedanken, Gefühle und Eindrücke auf, die uns beim Anschauen des Meeres ein- und auffielen. Diese Eindrücke dienten später dann zur Inspiration für den obrigen Text. Später haben wir dann unsere Texte verglichen und dann hat uns Mascha noch ein Deutsch-Projekt zum oben genannten Thema aufs Auge gedrückt, das mitten auf dem Atlantik fertig sein soll… Aber das mach ich doch mit links!
P.S.: Den oben beschriebenen Sonnenaufgang hatte ich eine Stunde vorher beobachtet!
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