Datum: 14.11.2022
Autorin: Elizabeth
Position: Hafen, Lissabon
Nautische Position: 38`42,1 `N 009`09,6`W
Etmal: 1632 NM

Deep Clean
Als heute die Sonne aufging, wurde die Pelican nicht von ihren warmen Strahlen wach geküsst. Eine dicke Wolkenwand machte das unmöglich. Zusätzlich zu dem Wecken des Schiffes standen auch noch einige andere Dinge auf der „To-do“ Liste des heutigen Tages. In dem ans Frühstück anschließende „Ship-Company-Meeting“ wurde uns mitgeteilt, dass es noch keine Neuigkeiten in Bezug auf den Motor gibt. Eine Nachricht, die niemanden sonderlich verwunderte.
Ein großer Punkt auf der Liste war der „Deep Clean“ unserer Cabins, da der Captain gestern nicht zufrieden war. Bei einem „Deep Clean“ wird die ganze Cabin auseinandergenommen. Die Kisten, die unter den Betten weiteren Stauraum für unsere Sachen bieten, werden herausgezogen.
Damit sind wir in der Lage, auch hier einmal zu wischen. Wände, Decken, Fenster und Ventilatoren wurden nicht vergessen. Das Putzen hat einige Zeit in Anspruch genommen (der Nachteil von nur zwei Staubsaugern). Nach ca. 45 min waren die Cabins in blendendem Zustand und die Möglichkeit, vom Boden Mittag zu essen war eine Option.
Neurologische Forschung in Lissabon
Das Highlight des Tages war, dass wir (oder ein Teil von uns) ins neurologische Forschungszentrum von Lissabon durften. Das Institut ist zweigeteilt. Die unteren zwei Stockwerke dienen als Krankenhaus für Krebs- und Neuropatienten. Der obere Teil fungiert als Research Center (ebenfalls in den Bereichen Krebs- und Neurowissenschaften).
Das Research Center hat 500 Mitarbeiter, die zu 50 % aus Ärzt:innen und zu 50 % aus Mitarbeiter:innen aus allen möglichen Fachgebieten bestehen. Diese 500 Wissenschaftler:innen sind in 15 Einheiten aufgeteilt, die alle an verschiedenen Schwerpunkten arbeiten. Diese Tatsche macht die Neurologie zu einem extrem fruchtbaren Feld, in dem viele Wissenschaftsbereiche aufeinandertreffen, um sich unserem Gehirn anzunehmen und es zu verstehen.

Der Grund für diese wissenschaftliche Forschung ist, dass die Weiten unseres Gehirns noch nicht ausreichend erforscht sind. Hier kommen Wissenschaftler wie Georg ins Spiel. Georg hat in Göttingen studiert und in Konstanz promoviert. Er untersucht in Lissabon das Zeitgefühl von Mäusen. Leider konnten wir uns sein Labor zum Schutz der Mäuse nicht anschauen.
Nichtsdestotrotz hat er uns so viel vom Institut wie möglich gezeigt. Schnell bot sich uns die Möglichkeit, das Labor von Daniel zu begutachten. Daniel arbeitet mit Fliegen. Er versucht anhand von Messungen der Gehirnaktivitäten deren Essentscheidungen nachzuvollziehen. In seinem Labor stand unter anderem auch eine Gerätschaft, die zum Schneiden und Untersuchen von Gehirnen dient. Gesehen haben wir leider keine Gehirne.
Es ist doch nur eine Fliege
In der Wissenschaft, besonders im medizinischen Bereich, wird an und mit Tieren gearbeitet/getestet. Eine Tatsache, die oft die Frage aufwirft: Ist das ethisch gesehen vertretbar?
Nach unserer Führung tat sich noch etwas Zeit auf, um genau diese Frage zu diskutieren. Die erste Frage, die von Seiten der Wissenschaftler gestellt wurde, war:„Wie stehen wir zu Tierversuchen?“. Aus den Meldungen war herauszuhören, dass es im Rahmen von medizinischen Fortschritten vertretbar sei.
Die Diskussion warf außerdem Fragen auf, die sich auf die Strafen bei Missbrauch von Tieren bezogen. Muss man Strafe zahlen oder ins Gefängnis? Beim aktiven Missbrauch würde ihnen lediglich die Lizenz entzogen werden. Hier ist zu beachten, dass das Wohl der Tiere auch für die Wissenschaftler an erster Stelle steht und diese auch regelmäßig kontrolliert werden.
Mäusequarantäne
Es geht sogar so weit, dass Forschern, die eine Zeitlang in anderen Instituten oder Laboren gearbeitet haben, einen Monat lang nicht in die Labore mit den Mäusen dürfen.
Diese Art von Mäusequarantäne dient dem Schutz der Mäuse. Denn die Mäuse im Labor sind oftmals genetisch verändert und haben beispielsweiße kein Immunsystem mehr. Der Tag im Institut endete damit, dass ich ein Foto von zwei Brustkrebszellen machen durfte.
Für alle, die es jetzt noch interessiert, der andere Teil der Crew war in einem Marine Museum, das auch toll gewesen sein soll 😉.
Und obwohl wir alle langsam „Lissadone“ sind, war heute ein schöner Tag in Lissabon.
Grüße gehen raus von:
Sophie an: Helena und Theresa
Carlina an: Caius und Cornelius
Lara an: Katrin und Dominik
Elizabeth an: Oma, Oma und Opa, Mama und Papa, Philipp, David, Valerie, Iva, Amelie, Chanice und Aylin, alle Onkel und Tanten, Cousins und Cousinen hab euch sehr lieb!
Vielen Dank an Kaija, die mir mit der Korrektur geholfen hat :-*.