Datum: 21.02.2020
Autorin: Noé
Geografische Position: 24*43.8N/ 080*25.6W
Position: Entlang Amerikas Küste
Etmal: 174nm

Biskaya.
Wir erinnern uns alle an diese wunderschöne Zeit des Kotzens, wo man nicht wusste, wo rechts und links, ob Tag oder Nacht ist und ob man Wache oder Freizeit hatte. Es kam einem vor wie das Überlebensspiel und alle verhielten sich und sahen aus wie Zombies (Papa, das hätte dir gefallen).
Irgendwann war diese Zeit dann aber auch vorbei und wir alle konnten ganz normal unserem Alltag an Bord nachgehen. Zwischendurch gab es dann auch noch ein paar Seekranke, aber die Zombie-Apokalypse war vorbei.
Niemand dachte, dass selbst die Stärksten irgendwann wieder am seidenen Faden hängen würden, doch heute war es wieder soweit.
Massenkotzen
Liebe Damen und Herren, Willkommen zum Massenkotzen, unserer Erfolgsserie über ein paar seekranke Teenager an Bord der Pelican of London.
Fangen wir aber von vorne an.
Die Sonne strahlte, alle waren munter wohlauf, wir fuhren 10 Knots SOG Richtung Bermuda und hatten tolle kleine Wind-Wellen und einen ein Meter hohen Swell von links, was aber niemanden störte.
Zwei Stunden bevor meine Wache White Watch A (12:30-16:00) endete, Silja war gerade am Helm, kam die erste große Welle.
Wir machten uns aber einen Spaß daraus und Carl freute sich so sehr, dass er das Seil des Spankers packte und hochsprang. Genau in diesem Moment kam die nächste große Welle und Carl, nur seine Hände auf dem Schiff, lernte erstmal fliegen.
Als er nach ein paar Sekunden wieder auf festem Boden stand, klippten wir uns erstmal alle an die Sicherheitsseile an und wurden uns des nun starken Wellengangs bewusst.
Kurz darauf stand Frida an der Reling und entledigte sich ihres Mittagessens. Ich eilte runter, um ein paar Tücher zu holen, als ich auch die nächsten Seekranken sichtete.
Lilly, gerade an unserer Lieblings-Kotzstelle, Jackie, total benommen auf den Treppen sitzend und Paul, welcher wie immer das beste aus der Situation machte. Nicht lange später wurden Kräcker und Salzstangen verteilt und die ersten Eimer fanden ihren neuen Besitzer.

Nach der Wache
Als die Wache dann vorbei war, ging ich erstmal zu Bett, da auch mir schummrig wurde.
Ich stand pünktlich zum Abendessen auf und fand eine Messe voller Zombies wieder. Auch die Wackersten spürten die großen Wellen und unsere starke Schräglage, sodass niemand das Gulasch anfasste und nur die Süß-Kartoffel-Pommes gegessen wurden.
Dank unseren lieben Kwells (Seekrankheitstabletten) ging es schließlich manchen besser, so dass man auch noch die unglaublich leckeren Kokoskekse essen konnte.
Nach dem Essen
Auf den Weg runter fand ich Frida, halb in ihrer Kotze stehend und schickte sie erstmal zu Bett.
Ich probierte, as Erbrochene selber wegzuwischen, wobei mir aber dermaßen übel wurde, dass ich Marco und Carl um Hilfe bat.
Unsere Helden in Not wischten also das Erbrochene weg, während man Frida und Sarah über einen Kotzeimer hängen sah, in welchen sie sich abwechselnd (oder auch zusammen) ihres Mageninhaltes entledigten.
Überall auf dem Schiff hörte man Leute kotzen, Dinge aufgrund der starken Wellen umfallen und um diesem riesigem Chaos zu entfliehen, ging ich erstmal schlafen.
Liebe Eltern, sorgt euch nicht zu sehr, euren Kindern geht es gut. In spätestens zwei Tagen haben sich alle an die Wellen gewöhnt.
Die Stimmung an Bord ist etwas bedrückt, da jeder Heimweh hat, aber ich verspreche euch, dass auch das sich legen wird. Ich wollte außerdem noch mal gesagt haben, dass ihr uns nicht mehr um das schöne Wetter beneiden braucht, bei uns wird es langsam kalt, alle tragen schon lange Sachen und Kuschel-Socken und es regnet viel.
Aber das tut der Gemeinschaft an Bord gut, da man sich zusammensetzt, unter der Decke einen Film schaut und den täglichen Nachtisch genießt…

Ps: Liebe Grüße gehen raus an meine Mama und Papa, an Bella und Jascha und den Rest meiner Familie. Mir geht es gut, glücklicherweise bin ich nicht seekrank. I love love love and miss you. Wir sehen uns bald.
Pps: Liebe Mama, alles Gute zum Geburtsag. Ich habe dich ganz doll lieb. Deine Leni <3
Ppps: An meine Familie, sorgt euch nicht zu sehr! Das mit der Seekrankheit ist bald bestimmt vorbei. Genießt die Karnevalstage und feiert schön für mich mit! Ich habe euch so doll lieb und vermisse euch so sehr! (Frida)