Zu einem der Höhepunkt des Ocean College-Programms gehört der Besuch auf der Kaffeefarm. Im Januar erfuhren unsere Teilnehmer*innen 2020/21 alles über den Ursprung der Bohnen und lernten dabei auch noch etwas über den globalen Welthandel und Lösungen für eine neue Wirtschaft. Denn es gab auch eine in diesem Jahr eine Besonderheit: Ein Teil der eigenen Ernte fuhr auf unserem segelnden Klassenzimmer mit nach Deutschland, wo der besondere Kaffee nun verkauft wird.
Beim Kaffeekirschen pflücken Lösungen für eine neue Wirtschaft finden
Ein paar Tage auf der Don Eli Coffee Farm in Costa Rica zu verbringen ist an sich schon ein besonderes Erlebnis. Wer hat schon die Chance diesem – immer noch – exotischen Produkt so ursprünglich so nahe zu kommen? Gemeinsam ernten die Jugendlichen die Kaffeebohnen und lernen alles über die Möglichkeiten der Verarbeitung kennen. Ein solcher Tag auf der Kaffeefarm macht den Jugendlichen vieles bewusst: Wie aufwändig die Produktion von Kaffeebohnen ist, wie anstrengend und Herausforderung die dafür notwendige körperliche Arbeit ist und wie viele Schritte es eigentlich braucht, damit wir in Europa unsere Tasse Kaffee genießen können. Und schließlich kommt es dann zu der Frage, wie eine solche Arbeit eigentlich fair entlohnt wird. Über das bloße Ernten der Kaffeekirschen kommen wir also ziemlich schnell auf wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Grundfragen zu sprechen. Und auch das ist ein Anliegen von Ocean College: Zustände hinterfragen, eine eigene Meinung bilden, Lösungen für eine neue Wirtschaft entwickeln.
Direkt und per Segelschiff: Emissionsarme Handelswege
Auch in diesem Jahr konnten wir einen ganz praktischen Lösungsansatz realisieren, wenn es um die faire Entlohnung und emissionsarme Handelswege geht. Als wir uns von Costa Rica verabschieden mussten, nahmen wir 370 kg Kaffeebohnen mit an Bord der Pelican of London. Das sind 10 kg pro Person an Bord, die Grenze für die unversteuerte Ausfuhr von Kaffee. Nach unserer Ankunft in Deutschland holten die Besitzer der Green Roast Kaffeerösterei den Rohkaffee direkt am Hafen ab, um ihn in ihre Rösterei in Grünstadt in Rheinland-Pfalz zu transportieren. Diese tolle Kooperation war auch möglich, weil Marie, die Tochter der Röstereibesitzer, eine der diesjährigen Teilnehmer*innen war. In der Kaffeerösterei wird der Kaffee nun seit April verkauft und zu köstlichen Kaffeespezialitäten verarbeitet. So konnten wir in dieser Zusammenarbeit einen nahezu CO2-freien Kaffee realisieren, der auch noch ohne Zwischenhändler direkt vom Erzeuger zur Rösterei in Deutschland transportiert wurde.
Wie funktioniert eigentlich… ? Bewusstsein für wirtschaftliche Themen stärken
Das Resultat ist nachhaltig produzierter Kaffee – aber auch die tollen Erkenntnisse bei unseren Teilnehmer*innen. Sie waren dabei, als die Kaffeebohnen geerntet wurden und waren wesentlich an dem Transport der Ware beteiligt. So konnten sie die einzelnen Stationen der Lieferkette gut nachvollziehen und sich auch bewusst machen, wie aufwändig es ist, allein diesen Kaffee zu transportieren – und auch nur im Rahmen dieses einmaligen Segeltörns. Emissionsarme Lieferketten spielen aber bereits jetzt eine wichtige Rolle, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Es muss also ein Ziel sein, solche nachhaltigen Transportwege auf dem globalen Handelsmarkt umzusetzen. Für genau solche Herausforderungen der Gegenwart und nahen Zukunft werden die Jugendlichen durch eine solche Projektarbeit sensibilisiert – und wer weiß: Vielleicht sind unsere Teilnehmer*innen die Changemaker, die eine nachhaltige, neue Wirtschaft realisieren.