Ocean College

From the Blog

Portugiesisch Crash Course

Datum: 10. November 2022
Autor: Manuel
Position: Lissabon, Hafen
Nautische Position: 38°42.1‘ N 009°09.6‘ W
Etmal: 1632 NM
 
Heute morgen liefen wir gegen 6:00 Uhr in den Hafen von Lissabon ein. Wie Thea bereits gestern erklärte, muss unser Motor bzw. der Teil, der für die Abgasabsonderung verantwortlich ist, dringend repariert werden, da dieser leckt und sonst die Möglichkeit einer Kettenreaktion mit Feuer als Ergebnis besteht. Um diese Reparatur erledigen zu können, benötigt es fachkundige Techniker, welche die Arbeiten im Hafen gemeinsam mit Santi erledigen müssen. Somit kommen wir zu dem unbeabsichtigten aber von allen Seiten dankbar aufgenommenen Stopp :D.

Das Ticket

Nachdem wir sicher am Kai festgemacht haben, gab es erst einmal Frühstück. Jetzt kam wieder die eine große Frage auf: „Was werden wir in Lissabon machen und gibt es free-shore-leave“? Sicher war jedoch, dass zunächst die Pelican von der „Policia Maritima“ kontrolliert wurde. Wenn man sich mit einem „ausländischem“ Schiff in der EU in einem Hafen befindet, unterliegt man bestimmten Auflagen, die kontrolliert werden müssen. Dafür haben wir alle gemeinsam angepackt und das Schiff auf Vordermann gebracht. Gegen 09:00 Uhr gab es dann endlich das ersehnte Meeting, welches alle Fragen beantwortete. Benno, Simon und Britta hatten es wieder einmal unter komplizierteste Bedingungen geschafft, ein für alle passendes Programm zusammenzustellen. Wir bekamen eine 24h gültige ÖPNV-Karte, mit der wir flexibel und auf eigene Faust nach unseren Interessen sowie Lust und Laune die Stadt erkunden konnten. Zudem gab es für den Tag unbegrenzt unsere Handys, welche nach wie vor das Leben um einiges erleichtern, wenn es um den Besuch einer fremden Stadt geht.

Portugal die vergessene Kultur

Lissabon hat rund 600.000 Einwohner und ist die Hauptstadt von Portugal. Um die Stadt und ihre Historie etwas besser kennen zu lernen, entschieden wir uns für eine free-walk-tour. Wir fuhren mit der Bahn zum Praça do Comércio, wo wir unseren Guide Gabi trafen. Während dem Rundgang lernten wir einiges über die Entstehung und Entwicklung der Stadt. Lissabon entstand als Hafenstadt und wurde im Laufe der Zeit auf sieben Hügeln durch verschiedene Herrschaften erweitert. 1755 sorgte ein starkes Erdbeben fast für den Untergang Lissabons, jedoch gab es im 19Jh. einen wirtschaftlichen Aufschwung, welcher die Stadt rettete. Ebenfalls kamen wir auf der Tour an dem ältesten Buchladen der Welt vorbei, welcher schon seit 1729 existiert. Auch erklärte Gabi, wie die Zeit der Diktatur in Portugal (1933-1974) die Menschen veränderte bzw. von der globalen Gemeinschaft abschottete. Unter anderem ist daher die portugiesische Kultur nicht so weit verbreitet. Den Abschluss machte ein Tipp, wo wir die besten „Pastel de Nata“ finden würden. Pastel de Nata ist eine portugiesische süße Nationalspeise, welche aus Blätterteig und einer Cremefüllung besteht… sehr zu empfehlen. Den Nachmittag füllten wir mit einem ausgedehnten Spaziergang auf den historischen Burganlagen der Castelo de S. Jorge, welche auf einem der sieben Hügel liegt und uns einen atemberaubenden Rundblick über Lissabon ermöglichte. Auf dem Weg dorthin traf ich einen sehr talentierten Künstler, welcher zu meinem Glück genau heute seine Zeichnungen und Fotografien als kleine Vernissage unter freiem Himmel ausstellte. Wir kamen ins Gespräch und unterhielten uns über unsere gemeinsame Faszination, welche von der Eleganz, der Schönheit und ungebändigten Kraft des Elements Wasser ausgeht. Um diese Emotionen einzufangen, hat sich „Andre Zuccolo“ mit einer Kamera bewaffnet und er machte sein Hobby zum Beruf als Independence-Artist. Abschluss unserer Konversation war, dass ich unbedingt regional zu Abend essen wollte und ihn nach seiner Empfehlung fragte. Nun gut, ich hatte einen Namen „churrasqueira da paz“. Da das Restaurant erst 19:00 Uhr öffnete, machten wir uns noch auf den Weg um an der Promenade den Sonnenuntergang zu genießen.

Line Elétrico 28

Schon von Anfang an stand auf unserer „what-to-do-in-lisbon-list“ mit einer der historischen Straßenbahn durch die Straßen von Lissabon zu brettern. Wir hatten Glück: Das Restaurant lag zwar etwas außerhalb aber dennoch in der Nähe einer Haltestelle von Linie E28. Die Elétrico 28 ist die wohl bekannteste Strecke der traditionellen gelben Bahnen, welche seit 1873 das Stadtbild von Lissabon prägen und täglich für den Transfer aller Passagiere in die engsten und steilsten Straßen sorgen. Sie führt einmal im Kreis um den inneren Stadtkern. Die Fahrt war sehr unterhaltsam. Zu Beginn kamen wir zu dritt fast nicht mehr in die Bahn hinein, mit etwas Glück und quetschen hat es dann doch noch gepasst. Der Fahrer fuhr die ganze Zeit tiefenentspannt, aber in einem unmenschlichen Tempo durch die engsten Gassen, dass wir uns wie in einer historischen Achterbahn fühlten. Während der Fahrt konnten wir das ausgelassene Nachttreiben in Lissabons Innenstadt erleben. Diese Stimmung muss man einmal erlebt haben, wenn man nur das in Deutschland übliche „nach 21:00 werden die Bordsteinkanten hochgeklappt“ kennt. Nach gut 20min Fahrt waren wir an unserem Ziel angekommen.

Lokales Essen etwas anders

Auf Google-Maps hatten wir schon ein paar Bilder gesehen und das Essen sowie die Umgebung als sehr lokal identifiziert. Als wir nun jedoch vor dem Eingang standen, fing die Odyssey um unser Abendbrot an. Zunächst einmal war schon alles bis auf den letzten Platz gefüllt, obwohl wir pünktlich 19:00 Uhr vor Ort waren. Alle Leute waren in lautstarke Diskussionen auf einer Mischung aus portugiesisch sowie gebrochenen englisch vertieft und nahmen uns nur am Rande wahr. Das Lokal war mit grellem Licht beleuchtet und mehr oder weniger nur ein Gang, wo an den Seiten Fernseher hingen, auf denen Fußball lief. Die Küche befand sich offen an einer Seite des Raumes und man konnte schon erahnen, wieso es ein lokaler Geheimtipp ist. Es gab für recht kleines Geld riesige Fischfilets traditionell mit Salz und Knoblauch zubereitet. Trotz der Wartezeit dachten wir, egal –  einfach in die Schlange stellen, das wird schon. Nach einiger Zeit kam der Kellner heraus und wir versuchten irgendwie zu erklären, dass wir aktuell drei Personen sind und später noch mehr hinzukommen. Hierfür nutzten wir Hände und Füße, was nach einigen Startschwierigkeiten erstaunlich gut funktionierte. Wir warteten weitere 20min. Irgendwann wurde uns klar, dass die Gerichte auch zum Mitnehmen zubereitet wurden und mit Blick auf die Zeit entschieden wir uns, den Plan komplett zu ändern und alles lieber in Ruhe auf dem Schiff zu essen. Also wieder rein, diesmal gab es sogar neben dem Koch und dem Kellner eine dritte Person die etwas Englisch verstand. Wir bestellten einmal Salmon, einmal Tuna, einen Golden-fish und eine traditionelle Wurst. Die Zubereitung dauerte wieder etwas länger, jedoch nutzte ich die Zeit und stellte mich neben die Küche um das wahre Leben abseits der touristischen Seite etwas kennen zu lernen. Es gab die lustigsten sowie unterschiedlichsten Interaktionen zwischen den Generationen und verschiedenen Nationalitäten, welche ich seit langem erfahren durfte. Leider würde eine weiter Ausführung meiner Erlebnisse an diesem Abend den heutigen Tagesbericht sprengen.

Erfahrungen bleiben

Wieder einmal hatten wir die Möglichkeit ein fremdes Land bzw. fremde Stadt zu erkunden. Lissabon ist mit seinen ganzen kleinen Gassen, Läden und Restaurants eine der bisher schönsten Stops auf unserer Reise. Überall gibt es etwas zu entdecken, ob beindruckende Architektur oder einfach nur ein schöner Platz, um im November die Sonne zu genießen. Diese Vielfalt macht Lissabon zu etwas ganz Besonderem für mich, wobei die Stadt mich schon gecatcht hat, wenn möglich Portugal noch weiter zu erkunden. Abschließend möchte ich versuchen, meine erlebten Erfahrungen so weiter zu geben, dass wenn man diesen Bericht liest, ebenfalls die gleiche Lust wie ich bekommt, sich sofort in das nächste Abenteuer zu stürzen. Ich finde es sehr bereichernd, sich aus seiner Komfortzone zu bewegen, um Städte in ihrer ganzen Breite kennen zu lernen. Dafür lohnt es sich, mit den Locals ins Gespräch zu kommen und Dinge zu tun, die für den ersten Moment einfach nur verrückt klingen. Auf diese Art und Weise ist es aus meiner Sicht möglich, während unserer Reise unvergessliche Momente und Einblicke in die vielfältigen Kulturen unserer Welt zu erlangen, die noch darauf warten, von uns entdeckt zu werden.
 
GO WITH THE FLOW and BE HAPPY 😀
 
Stay tuned!

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

×

Hallo!

Klicke einfach an, mit wem du sprechen willst, oder sende uns eine Mail an info@oceancollege.eu

× Fragen?
%d Bloggern gefällt das: