Ocean College

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Beispiel für Aktives Lernen

#schulederzukunft: Aktives Lernen

In den vergangenen Monaten ist mit der Schließung der Schulen eines sichtbar geworden: Die Digitalisierung findet in einem Großteil der deutschen Schulen nicht statt. Es gibt weder ausreichend Lehrer*innen, die sich mit digitalen Kommunikationstools auskennen, noch haben Schulen Digitalkonzepte, die neben den notwendigen Geräten auch Fragen zu Datenschutz und Didaktik thematisieren müssten.

Nun gibt es zunehmend Studien und Befragungen, die sich der digitalen Schule der Zukunft und dem Weg dorthin beschäftigen. Was dabei etwas aus dem Fokus gerät: Gutes Lernen ist aktives Lernen. Digitale Lernkonzepte können hierbei eine Rolle spielen, aber sie sind kein Allheilmittel.

Wir lernen am besten, wenn wir etwas „be-greifen“, Wissen praxisnahe anwenden und einen Kontext zu anderem Wissen erstellen können – und manchmal braucht es dazu auch gar keinen Rechner.

Selbstbestimmt lernen

Im Juli 2020 veröffentlichten die Bildungsforscher Prof. Dr. Dirk Randoll, Dr. Jürgen Peters und Petra Ehrler das Buch „Lernen mit Freude – bis zum Abitur. Das Neue Oberstufenkonzept an der Evangelischen Schule Berlin Zentrum“. Zwischen 2016 und 2019 begleiteten die Wissenschaftler die Berliner Schule bei der Entstehung eines zeitgemäßen Lernkonzeptes für die Oberstufe. Zu diesem gehören „Pulsarwochen“, „Lern- und Arbeitskompetenz-Workshops“ sowie „Lernexpeditionen“. Mit dem Buch möchten sie ihre Ergebnisse teilen und Impulse für neue Lernerfahrungen geben.

Bei den Pulsarwochen handelt es sich beispielsweise um mehrtägige interdisziplinäre und häufig jahrgangsübergreifende Lernangebote zu Themen wie „Männlichkeit“, „Exilliteratur“, „Urban Gardening“, „Quantenteleportation“ oder „Molekularküche“. Hier können Schüler*innen klassisches Schulwissen in einem bekannten Kontext erlernen. 

Vulkan besteigen auf Teneriffa
Auf Teneriffa lernen die Teilnehmer*innen Vulkangestein hautnahe kennen.

Die einwöchigen Lernexpeditionen sind hingegen eine Übung in Selbstverantwortung. Die Jugendlichen arbeiten in Gruppen an einem selbstgewählten Thema, die Lernexpeditionen können auch zur Studien- und Berufsorientierung genutzt werden. Mit den verschiedenen Angeboten wird das traditionelle Kursmodell der Oberstufe aufgebrochen, hier ist eigenverantwortliches Arbeiten gefragt. Lehrer binden die Schüler*innen bereits in die Gestaltung von Lernprozessen aktiv ein – im Sinne einer Schule als demokratische Gemeinschaft. 

Aktives Lernen setzt hier in dem Moment ein, in dem die Jugendlichen mitbestimmen dürfen, welche Themen sie für sinnvoll erachten und in dem sie auch Einfluss auf das Lernerlebnis haben. Das ist gut für die Motivation und deshalb extrem wichtig.

Kontextreich lernen

Es gibt sicher viele Erwachsene, die noch immer nicht wissen, warum sie sich durch Kurvendiskussion und Gedichtanalyse quälen mussten. Am besten lernen wir tatsächlich, wenn wir motiviert sind und praxisorientiert lernen. Wer ein Praktikum im Handwerk macht, der wird schnell seine mathematischen Fähigkeiten herausholen müssen, im Redaktionspraktikum wird klar, wie wichtig es ist, einen Text sinnvoll gliedern zu können.

Genauso lernen wir Sprachen am besten, wenn wir sie im Alltag anwenden. Eine Sprachlern-App kann niemals das Auslandsjahr ersetzen, in dem ich täglich mit Menschen englisch, spanisch oder französisch spreche und mein Busticket in der fremden Sprache kaufen muss. Wer Wissen und Erkenntnisse sofort umsetzen kann und versteht, warum dieses Thema persönlich selbst relevant ist, der ist wach und bei der Sache.

Und: Aktives Lernen entfacht ein wahres Feuerwerk in unserem Gehirn, das neue Wissen verankert sich viel besser im Gedächtnis. Es entstehen neue neuronale Verbindungen, ganz anders als beim umgangssprachlichen „Bulimie-Lernen“, von dem nach kurzer Zeit alles wieder vergessen ist – Frontalunterricht und Auswendiglernen waren gestern.

Aktiv lernen

Wie wichtig aktives Lernen ist, hat der Physik-Nobelpreisträger Carl Wieman herausgearbeitet. In einer Studie hat er unterschiedliche Lehransätze untersucht. Das Ergebnis: Die besten Testergebnisse haben Schüler*innen, die ein Thema nach dem Unterricht noch einmal für eine Stunde mit Hilfe von wirklich gutem Lehrmaterial nacharbeiten. Gute Ergebnisse kommen von Schüler*innen, die im Unterricht zuhören, aber nicht mitschreiben. Sie können sich ganz auf den Inhalt fokussieren und durchdenken. Die schlechtesten Ergebnisse kommen von Schüler*innen, die im klassischen Frontalunterricht mitschreiben mussten. Das passive Mitschreiben beschränkt die Möglichkeit, aktiv mitdenken zu können, wodurch viel Inhalt verlorengeht.

Learning by Doing Beispiel

Zudem hat Wiemann sich gefragt, was besser ist: Ein exzellenter Lehrer oder ein aktiver Lehransatz? Das Ergebnis: Student*innen, die gemeinsam mit wenig erfahrenen Lehrer*innen in kleinen Gruppen miteinander lernten und diskutierten, lernten besser als Student*innen, die Frontalunterricht mit sehr erfahrenen Lehrer*innen hatten.

3 Praxistipps für aktives Lernen

Praxisnahe und kontextgebunden lernen und sich gemeinsam Themen erarbeiten – das ist auch der Bildungsansatz von Ocean College. Unsere Teilnehmer*innen sind sechs Monate auf einem Segelschiff unterwegs und haben die Möglichkeit, in einer verhältnismäßig kurzen Zeit Länder, Menschen, Sprachen und Kulturen kennen zu lernen. Während unserer bisherigen Segeltörns haben sich drei große Vorteile unseres Ansatzes herausgebildet, die wir gern empfehlen möchten. 

Tipp 1: Geschichte zum Anfassen

Anstatt Fakten aus dem Geschichtsunterricht oder Zahlen aus dem Geografie-Unterricht nur auswendig zu lernen, empfehlen wir Orte aufzusuchen, an dem Geschichte und Wissen lebendig werden. Das kann ein Museum, eine Ausstellung oder ein Workshop sein.

Marokko, Panama, Kuba und die Azoren: Unsere Schüler*innen er-gehen im wahrsten Sinne des Wortes die Geschichte von Städten, Regionen und Ländern und lernen zeitliche und geschichtliche Zusammenhänge miteinander zu vernetzen. Auf Teneriffa erklimmen sie den Pico del Teide und kommen mit Vulkangestein in Berührung – so sieht aktiver Geografie-Unterricht aus. 

Tipp 2: Sprachen kontextgebunden lernen

Auch Sprachen lernen sich viel leichter, wenn es aktiv geschieht. In unserem segelnden Klassenzimmer kommunizieren die Jugendlichen täglich mit der englischsprachigen Crew. Durch den ständigen intensiven Austausch lernen sie ganz nebenbei neue Vokabeln und üben sich in der englischen Aussprache. Dieses Learning by Doing nimmt vielen Schüler*innen die Furcht vor der fremden Sprache. Bei Landgängen in Mittelamerika kommen unsere Teilnehmer*innen auch mit der spanischen Sprache in Berührung, wodurch sie ein Gefühl für den soziokulturellen Kontext von Sprachen erhalten: Sprache ist auch immer Leben.

Tipp 3: Themencluster erstellen

Ähnlich wie die Evangelische Schule Berlin Zentrum setzen wir auf themengebundenes aktives Lernen. Das zeigt sich beispielsweise in den drei Pathways Economics, Science und Medien & Journalismus, aus denen jede*r Teilnehmer*in einen auswählt. Während der Reise arbeiten die Jugendlichen mit Expert*innen an diesen Themen und können sich diesen interdisziplinär nähern. 

Aktives Lernen wird auch in einer Zukunft der digitalen Schule eine wichtige Rolle spielen: Gemeinsame Erlebnisse, eindrückliche Erfahrungen und aktives Learning by Doing können nicht durch reine Bildschirmarbeit ersetzt werden, das ist unsere Überzeugung, die wir mit Ocean College leben.

Wer auf dem nächsten Törn 2021/22 dabei sein möchte, der findet hier alle Informationen für eine erfolgreiche Anmeldung.

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