Ocean College

From the Blog

Seekrankheit

Datum: 13.10.2022
Autorin: Carolina
Etmal: 300 NM
Nautische Position: 50°43,1‘ N, 000° 08,6`E
 
Wenn die blauen Massen an Höhe und Kraft gewinnen, das Schiff stolz über die Wellen dem Horizont entgegen rollt, alle reiernd über der Reling hängen, dann sind die leuchtend orangen Eimer neben den bunks sehr gewollt. 
 
Wir befinden uns nun am dritten Tag im Ärmelkanal auf dem Weg nach England und haben nun fast alle die Erfahrung mit der Seekrankheit gemacht. Gut die Hälfte von uns ist von ihr und ihrer begleitenden Übelkeit geplagt. Die einen liegen an Deck oder zwischen den Fendern und die anderen liegen in ihren Kojen und versuchen Kontrolle über die unberechenbare Übelkeit zu erlangen. 

Die einen ergeben sich doch schnell der Übelkeit und füttern die Fische mit ihrem Mageninhalt und andere wiederum warten verzweifelt auf den Schub, während sie minutenlang auf den Grund des orangenen Eimers starren, den sie fest an sich klammern. Es ist allerdings sehr erleichternd, wenn alles einmal das Licht des Tages erblickt, dann hat man meistens ein paar Minuten, in denen man etwas essen und vor allem trinken sollte, um für Runde zwei gewappnet zu sein. Es ist ziemlich unangenehm, wenn man nichts im Magen hat.
 
„Gonzos Pinke Wunderpille“
 
Und dann ist da noch die andere Sache: „Gonzo‘s Pinke Wunderpille“. Unter uns verbreitete sich schnell das Gerücht von einer kleinen rosa gefärbten Tablette, die gegen diese doch sehr nervenaufreibenden Übelkeitsattacken hilft. Und wo bekommt man sie? Natürlich bei Gonzo, dem Second Mate, der immer glücklich zu sein scheint… ob das wohl an dieser „Pinken Wunderpille“ liegt, wie wir sie liebevoll als Retter in der Not bezeichnen?  An Deck, wenn unsere Augen stets auf den Horizont gerichtet sind, während die Pelican immer weiter die Wellen hochklettert und sich der leicht neblige Horizont mal beim Hochschaukeln hinter der Reeling versteckt und dann wieder hinter der Reeling auftaucht, hält sich die Übelkeit in Grenzen. Sobald man allerdings im Schiff ist, hat es den doppelten Effekt, wenn das ganze Zimmer schaukelt, es sei denn, man liegt in seiner Koje. Manche von uns vermeiden bewusst den Geruch der Galley, zwar kocht Abby, unsere Köchin, einfach wunderbar, allerdings können einem dann manche Gerüche besonders auf den Magen schlagen. 

Was ich allerdings aus Erfahrung jedem ans Herz legen kann ist, dass dieses einem Rosinenbrot ähnelnde Brot an Bord genau so rein wie raus schmeckt. 
 
Eine weitere Sache wäre das Sympathie-Reiern…einer für alle und alle für einen…manchmal reicht es lediglich zuzugucken, wie die Suppe über Bord geht, dann gibt’s kein Halten mehr und schon ist man nicht mehr alleine beim Fischefüttern.

Manchmal kann ich einfach nicht sagen, was ich von diesem Schaukeln halte, eigentlich ist es sehr schön und sehr beruhigend, es löst sowas wie eine innere Ruhe aus, wenn man nicht gerade im peitschenden Regen draußen steht und friert, obwohl auch dies beruhigend wirkt, das einzig Negative ist dieses immer wiederkehrende Gefühl der Übelkeit oder man fühlt sich flau und hat Hunger, wagt aber nicht viel oder überhaupt zu essen um noch mehr Übelkeit zu vermeiden. 
 
Wie entsteht Seekrankheit? 
 
Der Begriff Bewegungskrankheit beschreibt eine Reihe autonomer Symptome, die durch inkongruentes sensorisches Gefühl in Bewegung verursacht werden.
 
Was hilft?
 
Besonders viel lässt sich unglücklicherweise nicht machen, außer dem Horizont stets entgegenzublicken, drinnen sein vermeiden, strengen Gerüchen aus dem Weg gehen, durchhalten, es rauslassen, oder Gonzo’s „Wunderpille“ schlucken. Aber auch diese bewirkt letztendlich keine Wunder. Eigentlich ist das Beste, aufeinander acht zu geben und nach dem Übergeben eine Tasse Wasser bereitzuhalten und danach mit einem Eimer die Spuren zu beseitigen.
 
Letztendlich gehört das auch dazu, jedes Licht hat auch einen Schatten und es geht auch wieder vorbei. Bis dahin werden wir alle aufeinander acht geben und bevor man es erwartet ist es auch schon wieder vorbei.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

×

Hallo!

Klicke einfach an, mit wem du sprechen willst, oder sende uns eine Mail an info@oceancollege.eu

× Fragen?
%d Bloggern gefällt das: