Datum: 14. März 2020
Autorin: Angelina
Position: Nordatlantik
Geographische Position: 35°52.9N/ 43°36.2W
Etmal: 114 nm

Die folgenden zwei Geschichten sind für ein Deutschprojekt verfasst worden. In meiner Gruppe haben wir das Meer als Sehnsuchtsort behandelt (neben Wüste, Stadt und Berge) und wir haben beschlossen, diesen Sehnsuchtsort kreativ in einem kleinen Poetry Slam umzusetzen.
Die Inspiration dazu entstand unter anderem, als ich an Deck saß und auf den weiten Atlantik hinausblickte.
Die Sprache des Meeres
Salzige Wassertropfen funkeln wie Glitzer, jedesmal wenn Wellen aufeinander treffen und zerbrechen.
Die Sonne lässt kleine Regenbögen zwischen ihnen erscheinen, während immer wieder fliegende Fische die raue Oberfläche durchbrechen und elegant über dem Wasser segeln.
Das Rauschen ist so laut und doch so beruhigend; es klingt wie Musik, so als würde das Meer sein eigenes Lied singen. Es ist ein mächtiges Lied, voller Liebe und Hass, voller Leben und Tod, welches über die unendlichen Weiten getragen wird.
Jeder, der genau zuhört, kann eine Geschichte darin hören. Das Meer erzählt von den Zeiten, die es schon miterlebt hat, denn das Meer ist alt und weise und grenzenlos.
Still, aber laut, dunkel, aber farbenfroh, beängstigend, aber doch beruhigend. Das Meer ist so geheimnisvoll, so unentdeckt, so unergründlich. Es ist ein Widerspruch, den man nicht verstehen kann. Denn das Meer spricht in seiner eigenen Sprache.

Sorgenlos
Knarzendes Holz, schwankend, unsicher. Wasser um mich herum, klar, hell.
Die Paddel tauchen tief ein und bringen das alte Boot vorwärts. Es wirkt so, als würde es bald zerfallen. Das Nass um mich herum sieht so einladend aus, sicher und freundlich.
Wenn ich mich über die Seite lehne, kann ich kleine Fischschwärme sehen, die bunt schillernd durch das Wasser schwimmen. Das Licht der Sonne tanzt freudig durch die glatte Oberfläche, die nur von den dunklen Paddeln durchbrochen wird.
Ich würde gerne einfach hineinspringen, frei und unaufgehalten. Die Klamotten mit all den Sorgen des Landes abstreifen und mich rein waschen von dem ganzen Stress.
Ich tauche eine Hand in das angenehm kühle Wasser. Warum eigentlich nicht? Die Paddel liegen im Holzboot, in das bereits Wasser durch ein kleines Loch dringt. So treibe ich da und überlege. Die Schuhe sind abgestriffen. Ein glänzender Fisch springt aus dem Wasser, als würde er mich einladen wollen. Das Land ist gar nicht so weit
entfernt.
Ich streife die restlichen Bedenken und Sorgen mit den übrigen Klamotten ab. Glück umschließt mein Herz, während mein Körper von kühlem Nass umschlossen wird. Hier möchte ich bleiben. Hier bin ich sorgenlos.
PS: Lieber Papa, alles Gute zu deinem Geburtstag. Ich hoffe du hattest einen schönen Tag. Ich freue mich schon auf April, wenn wir uns wieder sehen. Deine Amelie