Anna

Maßeinheit Tilly

Ship: Regina Maris
Date: 4th of November 2024
Position: Coast of Portugal
Geographical Position: 39°19.66 N 010°01.56 W
Etmal: 144.5 nm
Total: 1158.3 nm

Über zwei Wochen sind wir nun schon auf unserem Schiff. Wir haben (zumindest irgendwie) gelernt, was während der Watch getan werden muss, wie man Segel setzt und wie man in der Galley hilft.

Doch ein (vermeintlich) wichtiger Aspekt des Bordalltags fehlte bis heute noch komplett: Schule.

Beim Frühstück schien alles ganz normal – Brot, Marmelade und Porridge – bis … wir haben gleich Mathe! Diese Erkenntnis war für die meisten wahrscheinlich schon ziemlich ungewohnt. Aber was soll man machen? In gewisser Weise begann der Ernst des Lebens heute wieder.

Plötzlich auch Schule

Nach der “Eingewöhnungszeit” auf dem Schiff und dem Stop in Vigo wird der Bordalltag von nun an etwas anders aussehen. Die Watches wurden zweigeteilt (was auch bedeutet, dass man in einer wesentlich kleineren Gruppe Watch hat), so dass alle Schüler*innen nur noch eine vierstündige Watch pro Tag (oder Nacht, versteht sich) haben.

In der so gewonnenen Zeit findet dann der Unterricht statt. Dabei wird, ganz im Gegensatz zu den Schulen zu Hause, jeden Tag nur ein Fach unterrichtet. Außerdem gibt es freie Lernzeit, in der Aufgaben von zu Hause individuell bearbeitet werden können.

Lauter Seesäcke

Und heute stand eben als Erstes Mathe auf dem Plan. Die Vormittagsklasse startete um 09:00. Ganz sicher, ohne jeden Zweifel, wären alle vollkommen motiviert für den Unterricht gewesen und hätten richtig gut mitgearbeitet, wäre da nicht leider die Seekrankheit gewesen.

Denn ja, da war sie wieder! Ein sehr großer Teil von uns war heute erneut oder zum allerersten Mal seekrank. Nur, dass wir es hier auf dem Schiff schon lange nicht mehr “seekrank sein” nennen. Hier heißt es mittlerweile “ein Seesack sein”. Aber das nur nebenbei – es entstehen erstaunlich viele Dinge aus Schlafmangel …

Mathe ist zum Kotzen!?

Unser Mathelehrer Niklas hatte also voller Motivation seine erste Stunde mit uns vorbereitet, musste nun aber zusehen, wie seine Klasse immer weiter zusammenschrumpfte. Von etwa 15 Personen am Anfang waren zwischenzeitlich nur noch vier übrig!

Auch wenn ich persönlich (Anna) so eine Aussage niemals treffen würde, kann man doch mit Fug und Recht behaupten, dass Mathe an diesem Tag zum Kotzen war. Das ist wohl etwas, das es auch nur bei Ocean College gibt: Reihenweise Schüler:innen, die den Unterricht für eine kleine Kotzpause verlassen …

Neue Maßeinheiten

Aber trotz all dieser Widrigkeiten kam doch noch ein bisschen Unterricht zustande. Als lockeren Einstieg gab es die Aufgabe, das Schiff zu vermessen. Mit Maßband loszuziehen wäre ja aber langweilig gewesen, deshalb sollten eigene kreative Maßeinheiten ausgedacht werden – so wurde beispielsweise in Wäscheklammern und Zigarettenstummeln gemessen.

Das absolute Highlight war aber vermutlich die Messung der Gesamtlänge des Schiffes, die in “Tilly” angegeben wurde. Dabei entspricht ein Tilly exakt der Größe von Tilly. Und da soll nochmal jemand sagen, Mathe hätte keine Anwendungen im echten Leben!

Die Omnipräsenz von Seesäcken verschwand auch in der Nachmittagsklasse (die übrigens die Maßeinheit “Sali” einführte) und beim Abendessen nicht – aber das wird in den nächsten Tagen sicher besser.

Morgen gibt es dann das nächste Fach. Mal sehen, wie viele Personen dann dabei sein können 🙂

Bemerkungen:

Anna: An M, P & D: Unsere Wellen heute sind deutlich größer als eure Brandung 🙂 Ich bin etwas seekrank, aber alles gut. Sonst geht es mir super! Für Yannick: Heute habe ich auch das Inverse der Teilmengenaufnahme praktiziert … War zu erwarten 🙂 Limes gegen unendlich!!!

Ella: Alles Gute zum Geburtstag, Jonne! Ich habe Dich ganz, ganz doll lieb und vermisse Dich heute wirklich sehr.

Marie: Hallo! Ich lebe noch, alles ist super hier. Ich habe heute zum ersten Mal den Ozean bereichern können, habe aber lange ohne durchgehalten. Grüße <3

Johannes: Hello, ihr Lieben! Mir geht’s hier super, und ich durfte heute in Mathe das erste Mal mein Essverhalten analysieren 🙂

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Ankunft in Amsterdam – Das Abenteuer beginnt!

Schiff: Regina Maris
Datum: 19.10.2024
Autor:innen: Anna, Matthias
Position: Amsterdam (Hafen)
Nautische Position: 52.392º n.B, 4.886º ö.L.        
Etmal: 0

Auch wenn es im Vorfeld für viele vielleicht so erscheinen mochte, als würde dieser langersehnte Tag nie kommen: Jetzt ist es tatsächlich soweit! Ankunft in Amsterdam! Das Abenteuer Ocean College geht in eine neue Runde!

Für 33 Schüler:innen und zwei Watchleader beginnt das vermutlich unvergesslichste halbe Jahr ihres Lebens. Ein halbes Jahr weg von Zuhause, ein halbes Jahr die Welt bereisen, ein halbes Jahr quasi ohne Verbindung zur Außenwelt. 

Ohne Verbindung zur Außenwelt? Nun ja, damit ihr da draußen in der vermeintlich richtigen Welt noch ein wenig davon mitbekommt, was hier bei uns so abgeht, gibt es regelmäßig diese Tagesberichte. Die Tatsache, dass sie Teil des Schulunterrichts sind und bewertet werden, ignorieren wir einfach mal kurz; natürlich werden wir sie jeden Tag absolut freiwillig schreiben! ;).

Schleppen, schleppen, schleppen…

Wir Watchleader sind tatsächlich schon seit gestern an Bord. Für uns kam schon gestern das Staunen über die neue Umgebung. Schon gestern bestanden wir die Herausforderung, alle unsere Sachen in unserer Kabine unterzubringen. Und schon gestern lernten wir die ersten Menschen kennen, mit denen wir das nächste halbe Jahr verbringen werden. 

Neben all diesen Dingen stand am gestrigen Tag aber natürlich auch eine Menge Arbeit an. Wir sortierten stundenlang Medikamente, dann nahmen wir die wirklich riesige Essenslieferung entgegen. Leider waren wir zu wenige Leute, um eine sinnvolle Menschenkette zu bilden, sodass wir einfach alle sehr viel schleppen mussten.

Doch das war noch nicht genug: Länger als das Schleppen an sich dauerte es, das ganze Essen dann überhaupt einzuräumen! Auch wenn unter den Bänken im Messroom eine ganze Menge Platz ist, mussten wir doch auch alle möglichen anderen Orte zum Verstauen nutzen. Während wir in alle möglichen entlegenen Ecken krochen, fanden wir einige uns noch unbekannte Ecken des Schiffs. Genug zu essen haben wir jetzt auf jeden Fall…

Unser professionelles Empfangskomitee

Als nächsten Tag um 10:00 kamen dann die ersten Schülerinnen dem Schiff entgegen. Gespannt und voller Einsatzbereitschaft warteten wir in sorgfältig aufgeteilten Teams auf ihre Ankunft.  Johan, Maxim und Kaspar wollten die Eltern in Empfang nehmen, wir Watchleader brachten die Schülerinnen und ihr Gepäck hinunter in ihre Cabins und Raphi, unser Medic für die erste Etappe, kümmerte sich um den Medical Check-In. 

Eine Horde aus Blau

Nach und nach kamen immer mehr Schüler:innen an. Schon bald war das ganze Schiff voller junger Menschen, die alle den gleichen blauen Hoodie trugen. Glücklicherweise waren sie durch den aufgedruckten Namen sehr gut zu unterscheiden – das half an einem ersten Tag wie diesem auch wirklich dabei, die vielen verschiedenen Namen zu lernen.

Auch jede Menge jüngere Menschen trieben sich zwischenzeitlich an Bord herum. Eltern durften zwar nicht an Bord, aber kleine Geschwister bekamen immer eine Führung. 

Im Gang mit den Cabins war zwischenzeitlich kein Durchkommen mehr vor lauter Reisetaschen und Rucksäcken. Wie das ganze Gepäck von (meistens) vier verschiedenen Menschen irgendwie in die Cabins passen sollte, war in den meisten Fällen noch nicht ganz erkennbar, aber zumindest die Hoffnung wurde nicht aufgegeben. 

Wer zwischendurch Hunger bekam, konnte sich zum Mittagessen bei Wraps und Sandwiches bedienen, die unsere Köchin Shell vorbereitet hatte. Doch richtig zur Ruhe kam kaum jemand zum Mittagessen, weil alle paar Minuten eine neue Person ankam. 

So ging der Tag chaotisch weiter, bis um etwa 18:30 endlich alle an Bord und das Gepäck zumindest halbwegs verstaut war. Das fröhliche Räumen ging dennoch fröhlich weiter, bis kurz darauf aus der Galley die Nachricht kam, dass das Abendessen anstand. Der Messroom füllte sich zum ersten Mal komplett und alle genossen ein erstes gemeinsames Essen. Nachdem alle satt waren, stellten sich die Lehrer und wir Watchleader vor und erste grundlegende Regeln wurden besprochen. 

Den Rest des Abends hatten wir frei und jeder ließ den Abend ausklingen, wie er oder sie es gerne wollte, sei es mit weiterem Ordnen des Gepäcks oder mit Brett-&Kartenspielen.

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