Datum: 10.Dezember 2021
Autor: Till
Position: Karibisches Meer
Geographische Position: 14°40.8’N, 067°42.9’W
Etmal: 199NM (gesamt: 6006NM)
Der heutige Tag begann mit der Watch von 00:00 bis 04:00 Uhr. Dabei ist diese Watch eigentlich sogar recht schön. Es ist ruhig, also normalerweise, wenn nicht Leon und Jule vorher drei Tassen Kaffee getrunken haben und voll aufgedreht sind. Das hat aber auch nur bedingt lange gehalten, danach wurde denen dann auf einmal schlecht. Woher das wohl kommt?
Eigentlich tauscht man auf der Watch alle 30 Minuten die Positionen. Da ich heute allerdings Watchleader war, musste, weil kein anderer 4h auf der Brücke stehen und schauen wollte, dass alles nach Plan läuft – ich dann doch ziemlich lange an den Helm (ich gehe eh ständig auf die Bridge, auch wenn ich selbst nicht Watch bin und bin „Best Friends“ mit dem Captain und den Officers. Ich bin 3rd Offficer 🙂 Anmerkung von Clara N. und Lotte). Geplant war eine schöne Morgenwatch, aber diese Watch sollte ein wenig anders werden.
Die ersten zwei Stunden waren ja noch halbwegs normal, bis auf das manche Leute gerne mal 15 Grad off course waren (ich darf keine Namen nennen, aber ich darf „Kaffee“ sagen). Dann hat es wie aus Eimern gegossen, aber sobald jeder seine Mustosachen in der Karibik herausgeholt hatte, hatte es schon wieder aufgehört. Also haben wir unsere Sachen wieder weggebracht, aber sobald wir wieder auf der Brücke waren, hat es wieder angefangen. Weil wir dachten, dass es eh gleich wieder aufhören würde, hat keiner seine Sachen wiedergeholt. Dieses Mal dauerte es nur, bis der Regen schwächer wurde und wir wurden sehr nass.
Dann durften wir am Ende wieder wecken gehen, was manchmal echt schwierig sein kann, weil ein jemand namens Viktor es nicht packt (selbst nachdem man ihm mit einer weißen LED Lampe ins Gesicht geleuchtet und ihn gefragt hat, was 100 plus 12 ist. Die Antwort war zwölfhundert). Trotzdem wurden wir pünktlich um 03:50 entlassen und durften schlafen, was manchmal auch echt schwierig ist, weil es in den Cabins abends oft sehr warm wird. Und da mein Ventilator nicht funktioniert, habe ich heute mal bei Max im Bett geschlafen. Alles war ok, bis ich dann um 08:00 Uhr (nach 4h Schlaf) von unserem Engineer Patrick geweckt wurde.
Ich und Julian hatten ihn nämlich gefragt, ob wir mal im Engineroom helfen können. Also heute wenig Schlaf (was häufiger passieren kann). Sobald wir den engine room betreten hatten, ging es auch schon los. Zuerst sollten wir ein Testlauf mit dem Motor machen: Einmal anschalten, die Drehzahl auf 1040 Rounds per minute erhöhen und dann wieder aus. Dann sollten wir einen Ölwechsel vornehmen und alle Schläuche auf leaks überprüfen. Der Ölwechsel war nicht sehr anstrengend, aber die Temperatur im engine room gleicht einer Sauna und so war ich froh, als wir um 10:00 Smoko hatten. 20 min Pause und weiter das alte Öl raus, das neue rein. Dann haben wir noch Schrauben gewechselt, weil das Kühlwasser Seewasser ist und das Salz frisst teilweise die Schraube auf, aus der man dann Proben nehmen kann. Am Ende gegen 11:30 Uhr, pünktlich zum Meeting, waren wir fertig. Gegen 11:50 hatten wir Lunch und dann Schule, was echt nicht so toll war mit nur 4h Schlaf.
Nach der Schule bin ich dann mit Lukas und Knut auf das Topsail geklettert. Was mir seit gestern möglich ist, weil ich auch endlich meinen Monkey gemacht habe. Doch gerade als wir wieder runter klettern wollten, sah ich etwas Komisches am Himmel. Eigentlich ist ja ein Flugzeug nichts Besonderes, aber es flog ziemlich tief und es sank immer mehr. Auf einmal drehte es und flog direkt auf der Höhe vom Topsail, wo Lukas, Knut und ich mich befanden, auf uns zu. Es flog auf ungefähr 50 Meter an uns heran und wir haben begonnen zu winken der Pilot hat zurück gewunken. Das war tatsächlich einer der spannendsten Tagen auf See bis jetzt. Ich freue mich auf Cartagena und dann auf den Panama Kanal, doch bis dahin kann noch einiges passieren.
Liebe Grüße an Patrik und meine Eltern (:
Till