Theo, zieh‘ mir das Bananenboot

Schiff: Reggie
Datum: 11.01.2025
Position: Bribris, Costa Rica

Herzlich willkommen an Bord des Bananenboots und unserem heutigen Abenteuer! Allerdings wird unser Tag garantiert nicht so ablaufen wie ein normaler Samstag – aber das tun sie ja eh nie bei uns.

Bei den Bribris ist es wunderschön. Nichts schaukelt, was zwar ungewohnt ist, aber es ist schön, mal von der Regina Maris weg zu sein. Mehr als nur ein paar Quadratmeter Platz zu haben, ist ein neu gewonnener Luxus.

Unsere Unterkunft besteht aus drei Abteilungen eines großen Hauses. Da es jedoch ein traditionelles Bribri-Haus ist, hat es keine Wände. Das Dach besteht aus Palmenblättern und der Boden sind Holzplanken, damit das Wasser darunter ablaufen kann. Wir schlafen alle mit einer Matratze und einem Fliegennetz auf dem Boden und das Schaukeln des Schiffes wird durch die vorbeilaufenden Menschen imitiert.

Ob man es glauben mag oder nicht: Nachts war es frisch und der Wald war laut, wodurch einige in der Nacht wach geworden sind. Meine Taktik bestand darin, die Kälte zu ignorieren und mich einfach umzudrehen – den Schlafsack aus dem Rucksack zu holen, wäre zu aufwendig gewesen.

Um 06:30 Uhr hat bei uns dann der Wecker, alias Lisa, geklingelt. Das verhältnismäßig frühe Aufstehen wurde mit dem weltbesten Bestfrühstück der Welt belohnt. Jedes Essen, egal ob Frühstück, Mittag- oder Abendessen, besteht aus Reis mit Bohnen und einer Beilage, die nicht unbedingt identifizierbar ist und jedes Mal etwas anders zubereitet wird.

Es wird aber stark vermutet, dass es irgendein Gemüse ist – welches genau, bleibt unbekannt. Das Frühstück besteht außerdem aus Rührei und einer Teigtasche, die bombastisch lecker schmeckt.

Nach dem Essen gab es eine hitzige Diskussion, ob man eine kurze oder lange Hose anziehen sollte und ob Gummistiefel oder Wanderschuhe besser sind. Was wir heute machen würden, sollte eine Überraschung werden. Einige hatten wegen Platzmangel keine Gummistiefel mitgenommen.

Dennoch war es die schlauere Wahl, Gummistiefel anzuziehen, da wir später herausfanden, dass es – welch ein Wunder – in den Regenwald ging.

Mehr oder weniger gut ausgerüstet ging es also in den Regenwald. Nach einer Stunde Fußweg haben wir ein 12 Meter langes Holzboot gesichtet, das einfach mitten zwischen den Bäumen stand, als sei es das Normalste der Welt.

Kaum angekommen, ging es schon ans Ziehen. Der Weg wurde mit einer Machete freigeschlagen und wir mussten entweder das Boot an Seilen ziehen oder schieben.

Unser „Hauuu – Ruck!“ konnte man durch den ganzen Regenwald hören.

Einige Hindernisse mussten dabei überwunden werden: Spinnen, die immer wieder für Schreie sorgten, unsichtbare Bäume und Abgründe, die irgendwie überwunden werden mussten.

Irgendwann, am Schotterweg (alias der Straße) angekommen, wurde das ziemlich mitgenommene Holzboot an einen Kleinlaster mit Holzaufbau angehängt.

Das Boot wird als Familienboot und als Bananenfrachtschiff dienen und kann über Generationen halten, wenn man sich richtig darum kümmert. Früher haben die Gastgeber bei den Bribris, die ein Boot wollten, eins anfertigen lassen und dann alle Nachbarn und Verwandten um Hilfe beim Schleppen gebeten.

Diese, meistens tagelange, Schleppaktion war zwar kostenlos, allerdings mussten die Gastgeber für Essen, Trinken und ein spezielles alkoholisches Getränk aus vergorenen Früchten sorgen. Das war nicht günstig, weshalb es ein Statussymbol ist, sich ein Boot leisten zu können.

Alle bekamen die Möglichkeit, auf, im oder am Auto oder im Holzboot mitzufahren, was ein riesiger Spaß gewesen sein soll. Ich und eine Handvoll anderer haben uns dazu entschieden, uns nicht verschwitzt in den Lader zu quetschen und sind gelaufen.

Früher gegessen und somit auch geduscht zu haben, hatte einen definitiven Vorteil, da später herausgefunden wurde, dass das Wasser alle war.

Einige mussten verschwitzt das Duschen aussetzen und darauf warten, dass es nachts regnet. Lang duschen gibt es also nicht. Auch die Dusche selbst ist nur ein Rohr mit einem An- und Aushebel.

In Costa Rica wirft man generell das Klopapier in den Mülleimer und nicht in die Toilette, da sonst alles verstopfen würde. Mehr als drei Klos und Duschen zu haben, ist dennoch ziemlich toll – sofern es natürlich Wasser gibt.

Ein weiterer Vorteil bei den Bribris sind über 20 Bananenstauden, die von der Decke hängen und von denen man sich bedienen darf.

Die Bananen – und generell alle Früchte hier – schmecken viel intensiver und schlichtweg besser als zu Hause. Einige Menschen würden behaupten, sie hätten einen Bierbauch – ich werde nach Costa Rica stolzer Besitzer eines Bananenbauchs sein.

Nachdem sich einige darüber aufgeregt hatten, dass sie nicht mehr duschen konnten, hatten wir Freizeit, die sogar für unsere Verhältnisse ziemlich ruhig war. Alle waren k.o. nach dem Schleppen, ich habe ein Nickerchen eingelegt und die zweistündige Handyzeit genossen.

Zum Abendessen (wer hätte es gedacht) gab es Reis mit Bohnen und der Tag war komplett.

Bisher habe ich von meinen Artgenossen nur positives Feedback zu unserem Aufenthalt gehört. Die Bribris sind ein sehr herzliches und traditionelles Volk und wir genießen es, einen Einblick in ihr Leben zu bekommen.

Die Bananenstauden, von denen fleißig gepflückt wird, sind sogar annähernd gelb und ich habe heute ein Wettrennen mit Nori um die beste Banane veranstaltet.

Die tolle Überschrift war ihr Einfall und das Bananenboot hat feierlich seinen Besitzer gefunden.

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