Ocean College

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Traurige Nachrichten und Gefühlskuddelmuddel

Autor: Lorn
Datum: 28.01.2021
Position: Vor Anker auf der Nordseite des Panamakanals
Nautische Position: 09° 21´.9 N 079°56.6 W
Etmal: 00NM
Nautische Meilen insgesamt: 8122

Bevor ich meinen eigentlichen Tagesbericht beginne, möchte ich euch erstmal erzählen, wie es bei uns gerade aussieht. Die Stimmung ist ziemlich gekippt, weil wir heute erfahren haben, dass wir die Reise erstmal ohne Elias fortsetzen müssen. Er muss momentan aus gesundheitlichen Gründen in Panama bleiben. Das ist sehr schade, denn er ist ein sehr wichtiges Mitglied unserer Gemeinschaft. Er ist immer gut drauf und überträgt das auch auf alle anderen. Außerdem ist er etwas verpeilt und macht oft komische und lustige Sachen. Um Ian, unseren Koch der vergangenen Woche, zu zitieren:,,Elias is really a comedian“. Das beschreibt ihn ziemlich gut. Deswegen vermissen wir ihn alle jetzt schon und einige von uns zieht das ganz schön mit, aber das wird schon. Wir wünschen ihm von ganzem Herzen eine gute Besserung und hoffen, dass er in Bermuda wieder zu uns kommen kann.

Teilnehmer Elias
Elias, komm‘ bald wieder

So und jetzt zu meinem eigentlichen Tagesbericht und damit zu noch mehr Gefühlszeug. Mich beschäftigt dieses Thema, über welches ich schreiben werde sehr, weil es mich direkt betrifft. Es geht darum, wie es ist, sechs Monate von seinem Partner getrennt zu sein. Ich denke, ich spreche für alle an Bord, sei es für Marie, Sven oder mich selber. Es ist defintiv nicht so einfach, wie es vielleicht scheinen mag. Für mich ist es besonders jetzt gerade sehr schwer, vor allem, weil wir bald wieder drei Wochen auf See sein werden. Aber der Gedanke daran, dass ich meine Freundin bald wieder sehe, hebt meine Stimmung. Und auch, dass ich so coole viele Leute um mich habe, hilft.

Schüler beim Sezieren
Lorn und Elias beim Sezieren

Aber besonders wenn man mal einen ruhigen Moment für sich hat, neigt man sehr dazu, sich an die Person zu erinnern und man vermisst sie noch umso mehr. Dadurch rutscht man in eine gewisse Trauer. Bei mir ist es manchmal so schlimm, dass ich Bauch- und Kopfschmerzen dadurch bekomme. Das Beste, das man dagegen machen kann, ist irgendwo hin zu gehen, wo Leute sind und sich abzulenken oder Musik zu hören. Auch nach Landaufenthalten wenn man telefoniert hat, ist es schwer.

Schüler im Rigg

Das legt sich normaler Weise wieder. Aber gerade jetzt nach Costa Rica, wo wir die Handys eine Woche lang hatten, ist es schwerer geworden. Wenn ich sage, dass ich meine Freundin vermisse, dann meine ich nicht nur sie als Person, sondern auch, was wir zusammen erlebt haben. Es ist für mich in dem ganzen letzten Jahr eigentlich normal geworden, dass sie da ist. Es ist manchmal komisch, dass es nun nicht so ist. Aber ich bin auch sehr dankbar dafür, dass ich diese Reise mache. Ich sehe das als eine große Chance für meine Beziehung und ich habe auch gelernt, dass es nicht so selbstverständlich ist, dass ich meine Freundin habe. Ich habe sehr viel Glück gehabt, dass ich sie habe, sie so stark ist und das mitmacht. Vor allem, weil es für sie selbst noch schwieriger ist, da sie nicht den ganzen Tag über ein Schiff laufen und neue Sachen erleben kann.

Schüler beim Naschen

Wir haben aber schon fast 2/3 geschafft. Der Rest wird jetzt auch kein Problem mehr sein. Zu meinem Glück habe ich Marie, die in der selben Situation ist wie ich und wir oft darüber reden. Das hilft uns beiden sehr und beruhigt auch die anderen beiden zu Hause. Ich glaube, wenn man es nach zehn Monaten Beziehung schafft, sechs Monate getrennt zu sein, dann schafft man auch alles andere. Also schlussendlich ist es viel mehr ein Geschenk, dass man jemanden so vermissen und vertrauen kann und dennoch so eine Reise machen kann, vor allem in unserem Alter. Um meinen Vater zu zitieren:,, Es ist gut wenn du sie vermisst. Das heißt nämlich, dass du sie liebst. Blöd wäre es, wenn es nicht so wäre“. Solche Sachen helfen auch. Aber der größte Trick bei dem Ganzen ist, sich auf die Zeit nach der Reise zu freuen und auch auf das, was wir hier noch erleben werden. Man sollte sich nicht die ganze Zeit darauf konzentrieren, das man sich nicht sieht, sondern aus dieser Zeit hier das Beste zu machen und so viel wie möglich mitzunehmen.

Bei dieser Gelegenheit und weil ich darum gebeten wurde: Ich grüße meine Freundin Joline.

Alles Gute zum Geburtstag Mama, ich hoffe ihr hattet einen schönen Tag! Schade, dass wir gestern nicht telefonieren konnten. Deine Toya

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