Trick 17: Regina Edition

Schiff: Regina Maris
Datum: 10. März 2025
Position: Nordatlantik
Geographische Position: 32°39.367’N 058°12.420’W
Etmal: 140nm
Total: 9357nm

Ein Segelschiff ist natürlich nicht zu vergleichen mit einem normalen Haus, also liegt es auf der Hand, dass man hier einiges anders macht. Zuhause habe ich nicht das Problem, dass das Toilettenschloss oft klemmt oder dass die Treppenstufen kaum so groß wie mein eigener Fuß sind, aber hier schon.

Deswegen haben wir alle über die letzten 4,5 Monate hinweg unsere eigenen Lifehacks entwickelt und uns angepasst an unser jetziges Zuhause. Genau davon berichte ich jetzt, damit den zukünftigen Reggie-Kids einige Erfahrungen erspart bleiben.

Nun also viel Spaß beim Lesen der neuen Trick 17-Ausgabe „Regina Maris Edition“:

Heißes Wasser hat viele Verwendungszwecke. Egal ob Tee, Kaffee, oder die (nächtlichen) Nudeln, man kann so viel damit machen, dass es echten Wert hier hat. Umso trauriger war es, als Herbert (unser Wasserkocher) das Zeitliche gesegnet hat und nun als nächtliche Heißwasserquelle wegfiel.

Den Herd kann man zu später Stunde nicht mehr verwenden, da der Generator dann schon aus ist, also hat man sich Alternativen gesucht. Jetzt verwenden wir … die Kaffeemaschine!

Auch wenn man das Nudelwasser regelmäßig wechseln muss und einen leichten Beigeschmack bei den Nudeln vernehmen kann, so verhungert man doch nicht. Apropos Nudeln: Sogenannte „Notfallnudeln“ gelten hier bei manchen schlauen Personen als Plan B, falls das gekochte Essen mal verpasst wird und man plötzlich vom Hunger übermannt wird.

Instantnudeln sind natürlich sinnvoll, aber oft teuer und für eine Portion gedacht, also arbeiten viele mit richtigen Nudeln oder haben (wie Jana und ich) auf Martinique normale Nudeln, die laut Packung innerhalb von drei Minuten fertig sein sollen, gefunden. In meiner Erfahrung haben sie mit der Kaffeemaschine trotzdem um die zehn gebraucht, waren dafür aber ein großer Grund für Freude.

Mein persönlicher Geheimtipp hat auch mit Essen zu tun: Ich habe mir in Costa Rica zum ersten Mal kleine Tortilla-Fladen gekauft. Aus dieser spontanen Hunger-Notlösung wurde ein treuer Begleiter, der sogar mit aufs Schiff kam.

Hier hatte ich dann die Idee: Bestreicht man diese Fladen mit ordentlich Nutella, faltet sie einmal und legt sie dann für kurze Zeit in den wundervollen Sandwich-Maker, so hat man zum Frühstück leckere Crêpes. Ich würde das jedem empfehlen, der in unsere Fußstapfen treten möchte, denn selten starte ich besser in einen Tag wie an den Crêpe-Tagen.

Einer unserer größten Gegner hier ist wie schon gesagt das Schloss der Steuerbord-Toilette. Das Problem wurde bemerkt, als Anneke eines Morgens von einigen Schülern aus besagtem Klo gerettet werden musste, weil sie nicht mehr rauskam. Das Schloss hatte geklemmt und konnte nur noch von außen mit einem Messer aufgebrochen (Scherz: aufgedreht) werden.

Dieser Zwischenfall hat dafür gesorgt, dass wir alle dieses Klo mit mehr Misstrauen betrachten und andere Klos grundsätzlich bevorzugen, aber wenn die einzigen verfügbaren Klos das Quarantäne-Klo und das Pissoir sind, bleibt einem manchmal einfach nichts anderes übrig, als sich in die Höhle des Löwen zu begeben.

Inzwischen haben mutigen Helden herausgefunden, dass es hilft, die Tür an der Klinke etwas anzuheben und währenddessen das Schloss zu drehen, um wieder in Freiheit zu gelangen.

Wo wir bei Türen sind: Die wasserdichten Türen nach draußen sind ziemlich schwer, am schwersten ist es aber, sie zu schließen. Zu den bevorzugten Taktiken zählt: Auf die Welle warten, sodass die Schwerkraft auf der eigenen Seite ist und der gute alte Schwung, gepaart mit vollem Körpereinsatz.

Genau diese Türen stehen ja neben den Treppen aufs Achterdeck, was zur Folge hat, dass manche gar nicht erst auf den Boden hinter der Tür, sondern direkt von der leicht erhobenen Türschwelle auf die zweite Stufe der Treppe steigen. Dies geht aber nur, wenn die Tür vorher schon offen stand. Der Vorteil hierbei ist, dass man dem Risiko, von einer Welle erwischt zu werden, so ausweichen kann. Praktisch!

Wie schon erwähnt sind unsere Treppenstufen sehr, sehr schmal. Deswegen haben sich mehrere Wege herausgebildet, erfolgreich die Treppen zu meistern ohne sich dabei zu verletzen. Bei der Treppe in den Cabin-Gang zählt: Geht man nach oben, gibt es am Geländer ein paar Stellen, die man besonders gut greifen kann, geht man nach unten, stützt man sich mit den Händen oft am Streifen Wand über der Treppe ab. Diese hat eine glattgefeilte Holzoberfläche, sodass sie sich perfekt dafür eignet.

Hat man es dann runter in den Gang geschafft, so macht der Wellengang einem häufig einen Strich durch die Rechnung, wenn es darum geht, nicht an beide Wände zu fliegen. Manche bewegen sich mit den Wellen und laufen so stets schief, während andere es bevorzugen, sich mit beiden Händen an den Wänden entlang zu hangeln.

Besonders witzig wird es, wenn jemand an dir vorbei gehen will und genau dann eine Welle kommt…

In einer Cabin angekommen, egal ob die eigene oder eine andere, so sieht man immer Schnur und Panzertape. Egal ob man Leinen spannt, Schränke zutaped, Türen festbindet oder den Mülleimer anklebt, hilfreich sind die Beiden immer.

Viele haben schon eigene Systeme entwickelt, wie man die Schnur am geschicktesten bindet oder wo das Tape am besten hält, um alles möglichst am entsprechenden Ort zu behalten.

Aber nicht nur das: In den wärmeren Gegenden war über Nacht von manchen Betten her ein leises Surren zu hören, welches von kleinen Ventilatoren kam. Gerade wenn man nicht lüften darf und die Cabin kocht, gibt es kaum etwas Angenehmeres als diese.

Apropos Cabins: In jeder Cabin gibt es eine Person, die den Fluch und Segen des Fensters genießt, also unter dem Fenster schläft. Ich selber zähle seit Beginn der Reise zu diesen Personen und kann nur eine Kondenswasserdecke empfehlen (siehe Ode an die Kondenswasserdecke, Tagesbericht vom 6. November), die dafür sorgt, dass kein Kondenswasser oder Regen auf das eigene Bett tropft.

Da wir unsere Luken auf See meist verschlossen haben müssen, öffnet man wenn möglich die Zimmertür, damit man so Kondenswasser zum Großteil vermeidet und noch eine Chance auf Sauerstoff hat.

Von diesen Tipps und Tricks könnte ich noch viele weitere verraten: Gute Kontakte zur Galley, eigenes Kakaopulver, „Arne hätte gerne noch mehr von xy“, … the list goes on.

Der größte Trick 17 ist und bleibt aber, freundlich zu sein und ehrlich zu fragen, wenn man gerne etwas hätte. Wie das Sprichwort, das wir alle nicht mehr hören können, sagt, sitzen wir am Ende des Tages alle im selben Boot, wo man füreinander da ist und sich gegenseitig hilft. Im Klo eingesperrt? Man wird gerettet, egal von wem. Man kriegt die wasserdichte Tür nicht zu? Innerhalb von zwei Sekunden ist ein Helfer da.

Komplett unabhängig davon, wie gerne man die Person mag und wieviel man mit ihr zu tun hat, man hilft sich. Und am liebsten helfen andere dir, wenn du selber gerne hilfst.

Heute mal Ü18 Anmerkungen:

Lisa: An alle Ref–Seminarmädels 😌: Ich wünsche euch für eure kommenden Doppel-Lehrproben ganz viel Glück und starke Nerven! Ihr schafft das 🥳 An meine Family: Ich denke viel an euch und freue mich schon sehr, wenn wir uns bald wiedersehen – hab‘ euch lieb ❤️

Matthias: Hallo an alle Zuhause. Mir geht es hier immer noch sehr gut, es macht sehr viel Spaß, wieder unterwegs zu sein, auch wenn es etwas schade ist, dass die nächsten Tage die letzten mit halbwegs regulären Watches sind. Aber ich freu‘ mich auch sehr, bald wieder daheim zu sein. Bis dann und streichelt Bossi von mir 👋

Nuala: Hallo an alle, mir geht es sehr gut und ich genieße noch die letzte besondere Zeit hier. An Lenara: Ich habe meine Entscheidung, die ich getroffen habe bezüglich Schule, umgeändert und hab‘ mich fest entschlossen, zu Dir zu kommen, ich versuche es zumindest 😅 Ende des Monats bekomm‘ ich mein Handy, dann können wir alles abklären. Leitet es bitte Lenara weiter. An meine Familie und Freunde: Ich hab euch so sehr lieb und freu‘ mich auf euch. ❤️ Bis bald! ❤️❤️

Anna: Moin nach Hause! Dass ich nochmal zu den Ü-18-Menschen gezählt werde… Heute hat der Tag schon wunderbar gestartet (perfekter Sonnenaufgang mit Delfinen!), was mich nur wieder in meiner Überzeugung bestärkt hat, dass die Bravowatch einfach die beste ist 😉 Genauso toll ging der Tag dann für mich weiter, mit sechs Stunden Matheunterricht und acht Stunden Watch – wenig Schlaf, aber viel Spaß! Und weil das noch nicht genug war, habe ich mir dann noch etwas die Zähne ausgebissen auf der Suche nach einer allgemein verständlichen Herleitung der Ableitungsfunktion….Yannick, Du hättest Deine Freude gehabt!

Maxim: Liebe Grüße an alle Zuhause, Familie und Freunde 🤙

Der einzig wahre Niklas: Hallo Nr. 1️⃣1️⃣, hiermit lade ich Dich recht herzlich zu meinem 2️⃣9️⃣+1 Geburtstag ein. Wie wäre es mit einem Frühstück auf dem Mast?🥞 Vielleicht könnten wir am Abend mit Nr. 1️⃣—3️⃣9️⃣ ein gemeinsames & gleichzeitiges Essen im Messroom planen 🍝. Das würde mir sehr gefallen. Im Anschluss könnten Nr. 1️⃣ und Nr. 9️⃣ noch ein absolutes Novum auf der Reise mit ihren Instrumenten begleiten: Ein erstes gemeinschaftliches Singen von Liedern bei knisterndem Lagerfeuer 🎸🎹🎤. Das wäre doch ein perfekter Tagesabschluss, nicht wahr? Ich würde mich auf jeden Fall sehr darüber freuen! An alle daheim: HEGDLFIUEBAEDW CU CYA GuMo GN8 GuNa SchlaGu✌🏽🆗🆒, bis Baldrian 👋🏽

Kaspar: Grüße gehen raus an die Fam, Homies und Homegirls ❤️

Und hier die Fußnoten der U18-Fraktion:

Jana: Huhu Armin, alles Gute zum Geburtstag. Lass‘ Dich heute richtig feiern. Ich denke an Dich. Bis bald, Jana 🥳

Timo: Alles Gute zum Geburtstag Opi! 🫶 Hab‘ einen schönen Tag:)

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