Was ist eigentlich eine Wende und Halse?

Schiff: Johnny
Datum: 21.02.2025
Position: Vor der Küste der Bahamas
Nautische Position: 25° 54,9’N 077° 20,3’W
Etmal: 78
Gesamt: 8604

Die Seefahrt, wie wir in der bisherigen Zeit gelernt haben, ist sehr vielfältig, besonders wenn es um Wind und Wetter geht. Ein weiser Kapitän, unser Norbert, sagte mal: „Tücher (Segel) kann jeder hochziehen, jedoch das Wetter zu verstehen, richtig darauf zu reagieren und seine Segel dementsprechend anzupassen, ist die Kunst beim Segeln.“

Diese Kunst ist eine Welt für sich, die wir inzwischen immer mehr verstehen, anwenden und lernen. Vor allem ist es wichtig, bei Windböen, Wetterumschwüngen oder Sturm schnell und richtig zu reagieren. Dafür gibt es verschiedene Arten. Beispielsweise kann man bei Sturm die Segel reffen (kleiner machen) oder gar wegnehmen oder man fährt eine Wende oder Halse.

Die Wende:

Die Wende ist das einfachere Manöver, um ein Schiff zu drehen und auf Kurs zu bringen. Die Wende nutzen wir hauptsächlich, um zu kreuzen und auf Windböen zu reagieren. Kreuzen bedeutet nichts anderes, als dass man, wenn der Wind von vorne kommt, Zickzack fährt, um trotzdem voranzukommen.

Beispielsweise kam der Wind auf dem oberen Bild aus Osten, aber wir mussten auch nach Osten, deswegen sind wir gekreuzt. Eine Wende läuft wie folgt ab: Es kommt der Ruf: „Klar zur Wende!“ Dann sagt das Vorschiff (Klüver und Fock), Schoner und Achtern (Groß), dass sie „klar“ sind.

Bei der Wende muss beim Schoner darauf geachtet werden, dass die Gayen (die Seile, die die Piek, also den oberen „Baum“ vom Segel, festhalten) losgemacht werden, damit sie frei laufen. Dann wird geschaut, dass der Bulle frei läuft und die Schoten fest sind, damit der Baum nicht lose rumschlägt.

Ebenfalls müssen während bzw. vor der Wende die Backstagen (die zusätzlich den Mast sichern) von der Luvseite umgesetzt werden. Dasselbe muss eigentlich beim Groß getan werden, außer dass man dort die Gayen nicht losmachen muss, weil es diese beim Groß nicht gibt.

Das Vorschiff ist hingegen der schwierigere Teil. Der Klüver, der keinen Baum hat, schlägt, sobald das Schiff in den Wind fährt, deswegen muss man dort die Schot so schnell wie möglich durchholen, damit der Klüver nicht rumschlackert. Als Letztes wird die Baumfock rübergefiert.

Nach „Klar“ kommt „Ree“, das gibt das Signal an alle, dass es losgeht und der Rudergänger in den Wind fährt. Bei einer Wende fährt man mit dem Bug durch den Wind bzw. mit den Segeln. So ungefähr kann man sich eine Wende vorstellen.

Die Halse:

Halsen sind wir im Vergleich zur Wende erst selten gefahren. Bei einer Halse dreht man sich nicht mit dem Bug durch den Wind, sondern mit dem Heck. Bei einer Halse ist es schwieriger, die Bäume kontrolliert rüberzubekommen. Dort kann es passieren, dass die Bäume, wenn sie nicht gut kontrolliert gefiert werden, ruckartig rüberschlagen und in die Backstagen geraten.

Ebenfalls fiert man bei einer Halse die Bäume nach dem „Go“ auf, da man den Wind von achtern hat und somit versucht, den Wind bestmöglich mitzunehmen. Das ist aber der schwierige Punkt: beim Rausfieren nicht den Moment zu verpassen, in dem der Wind von der anderen Seite kommt und den Baum dann rüberschlagen lässt. Um dies zu vermeiden, fiert man den Baum erst raus, holt dann die Mitschiffs und lässt die Bäume dann wieder raus.

Bei einer Wende hingegen holt man die Bäume direkt dicht und fiert sie dann raus.

Jetzt wisst ihr hoffentlich, wie man eine Wende und Halse fährt und was man bei beiden Manövern machen muss, um das Schiff auf perfekten Kurs zu bringen.

Zum heutigen Tag:

Heute Morgen haben wir nach einem gut mundenden Frühstück begonnen, das Schiff seefest zu machen. Lotsenleiter, Auffangnetz und Gangway wurden verstaut. Nachdem dies alles getan war, legten wir schon ab. Noam lenkte uns geschmeidig aus dem Hafen und auf die See hinaus. Danach wurden Segel gesetzt und Kurs auf Bermuda genommen.

Mit einer leichten Schräglage und zunehmender Kälte begaben sich viele in die schön warmen Kojen zum Schlafen. Die Unterrichtsgruppe hatte nach dem Mittagessen noch Politik. Gegen Abend verbrachten viele ihre Freizeit wie immer mit verschiedenen Beschäftigungen.

Abends setzten wir noch das Reff 2 in den Schoner und verdichteten die Ankerklüse, da wir uns heute Abend auf die zweite Teichüberquerung begeben werden und die Bahamas, Kuba und Südamerika hinter uns lassen werden.

Grüße:

Julius: Mama und Papa, meinem Arm geht es wieder bestens und sonst auch. Hab‘ euch ganz doll lieb ❤️❤️

Olivia: Mamaaaa, ich hab heute mit Juno & Anna in der Backschaft Pfannkuchensuppe gemacht – das hat mich richtig ans Skifahren mit euch oder wenn wir alle zusammen im Wirtshaus sind erinnert !! Ich hab‘ heute also ganz viel an euch gedacht, ich drücke euch ganz Dolle – Bussi 💕💋

Juno: Ganz liebe Grüße an meine Mama, meinen Papa, meine Lauri und meine kleine Mausi sowie an alle meine FreundInnen❤️😘 ich hab‘ euch sehr lieb und fühlt euch gedrückt💕
P.S.: Die von Livi genannte Pfannkuchensuppe fanden nich alle soo lecker, aber wir wurden voll an zu Hause erinnert lol😘💕

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