Date: 25. November 2019
Author: Lilly
Position: Floating on the atlantic water
Geografical Position: 016°33.6N/029°57.8W
Etmal: 102 nm
Worüber schreibt man seinen Tagesbericht, wenn man eigentlich absolut keine Ahnung hat worüber man schreiben soll?
Wenn einem pertu kein Thema einfallen will, obwohl man schon eine Ewigkeit gegrübelt hat und mittlerweile schon der nächste Tag ist und der Bericht in drei Stunden fertig sein muss, weil man sonst die wundervolle Aufgabe bekommt, der Gally am Abend beim Abspülen zu helfen?
Was nebenbei bemerkt schlimmer klingt als es ist, denn für gewöhnlich versammeln sich sowieso regelmäßig freiwillige Messmen, die den abendlichen Galley-Clean nutzen, um dabei lauthals Schlager grölen zu können, wobei der Song „Ham kummst“ besonders beliebt ist.
Naja, wie dem auch sei, zurück zum Thema. Oder eben nicht in meinem Fall.
Wenn das Thema fehlt…
Also was macht man nun, wenn einem nix zum Thema Tagesbericht einfällt?
Richtig, man verdrängt den Gedanken an den Tagesbericht erstmal, bis sich schließlich doch ein paar vage Ideen in den Kopf schleichen, die eigentlich ganz gut wären, man dann aber fatalerweise mal das Bordbuch vom letzten Jahr durchblättert, um dann ernüchternd festzustellen, dass diese Idee so oder so änhlich bereits umgesetzt wurde.
Also wieder auf Anfang. In meinem Fall bedeutete das, mit Hannah erstmal eine Runde klettern zu gehen, zu realisieren, dass das nächste Land jetzt dann doch schon ganz schön weit weg ist und dabei der Sonne zugucken, wie sie langsam hinterm Horizont verschwindet.
Was irgendwie schneller geht als man denkt und dann zack bum ist es einfach um 17:30 schon wieder dunkel und der Tag ist schon fast rum.
Der Tag vergeht.
Quälend langsam hingegen vergeht dann die Zeit, wenn man anschließend, so wie ich, second sitting of dinner ist und auf dem Welldeck eine niemals enden wollende halbe Stunde warten muss, während der Geruch von pulled pork und Hotdogbrötchen nach draußen zieht.
Hier ein paar Vorschläge zum Zeitvertreib: warten, warten und aktiv den Gedanken an den noch nicht geschriebenen Tagesbericht verdrängen.
Da mich besonders letzteres mehr Energie als erwartet gekostet hatte, saß ich bereits mit gezücktem Besteck in der Messe, als endlich, endlich die erlösende Durchsage zum second sitting kam und die blue watch mit lautem Gegröle von der Brücke gestürmt kam.
Nein, rennen ist natürlich nicht erlaubt auf einem Schiff. Genauso wenig erlaubt wie auf dem Poopdeck zu essen. Ist auch nicht erlaubt.
Aber die Verlockung, um 03:00 in der Nacht, wenn einen in der letzten Stunde der night watch urplötzlich wieder mal Hunger überkommt, krümelige Müsliriegel zu essen, ist eben einfach zu groß.
Ich hätte mal eine Strichliste führen sollen, wie oft ich heute schon „Über was schreibst du denn jetzt eigentlich?“ gefragt wurde.
Nun ja, eine dreiviertel Seite ist bereits mit Wörtern gefüllt. Wörter, die so wie sie aneinander gereiht sind zwar grammatikalisch richtige Sätze ergeben, deren informativer Inhalt allerdings dahingestellt ist.
Aber jetzt ist mal Schicht im Schacht, denn „WATER, SUNSCREEN, BE HAPPYYY!“ Und es gibt sowieso bald Abendessen.
Aber eben erst in der berühmten halben Stunde.
