Der letzte Tag

Schiff: Regina Maris
Datum: 19. April, 2025
Position: Amsterdam, Netherlands
Geographische Position: 52°27.828‘N 004°35.741‘E
Etmal: 118nm
Total: 12714nm/23546,3km

Heute ist es soweit – der letzte Tag unserer Reise ist gekommen. Endlich sehen wir unsere Familie wieder, endlich geht es für uns nach Hause zurück zu unseren Freunden und allem, was wir damals zurückgelassen haben.

Aber dafür endet auch das, was wir in den letzten sechs Monaten alles erlebt haben. Unsere Reise ins Paradies und zurück ist nun vorbei. Unglaublich. Es fühlt sich wie gestern an, dass wir uns von unserer Familie in Amsterdam verabschiedet haben und voller Neugierde und Erwartung unser inzwischen zweites Zuhause betreten haben – ein Schiff namens Regina Maris, das damals noch komplett unbekannt für uns war.

Die Treppen waren viel schmaler als zuhause, alles war enger beieinander und für viele Personen auf begrenztem Raum gedacht, alles hat schon ein bisschen geschaukelt. Damals hat es sich noch so fremd angefühlt.

Jetzt ist das Gegenteil der Fall: Es fühlt sich falsch an, all das zurückzulassen. Die Regina ist unser Zuhause gleichermaßen gewesen und geworden und die Räumlichkeiten nun zu verlassen, in denen so viel passiert ist, in denen so viele Erfahrungen gesammelt wurden… surreal.

Der Gedanke daran, dass ab jetzt wieder Dinge auf Oberflächen stehen können, ohne dass sie wegen Wellengang herunterfallen, dass es nicht mehr normal ist, in einen Gespräch von fünf unterschiedlichen Leuten unterbrochen zu werden, insgesamt so viele Menschen um einen herum zu haben, die einem so am Herzen liegen, weil man so viel gemeinsam erlebt, erscheint mir komisch.

All das ist vorbei, vergangen. Die Erinnerungen, die werden aber bleiben. Denn wenn man mit Gleichaltrigen für sechs Monate über den Atlantik und zurück segelt, entstehen so viele Momente, die man für immer im Herzen tragen wird, dass man gar nicht alle aufzählen kann.

Deshalb schwelge ich noch ein bisschen in genau diesen Erinnerungen und verdränge noch etwas länger, dass das hier das Ende davon ist.

Amsterdam

Alles fing hier an, in der Hauptstadt der Niederlande. Der gesamte Tag, an dem wir aufs Schiff durften, fühlte sich emotional geladen an.

Die Trennung von der Familie, die oft tränenreich verlief, war für viele schwierig. Gleichzeitig waren wir aber auch gespannt auf die Menschen, die wir für das nächste halbe Jahr ständig um uns herum haben würden.

Die Luft prickelte vor Aufregung und Fragen, die sich jeder stellte. Was wird noch passieren? Was werden wir erleben? Wer wird zu meinen engsten Freunden zählen? Vor allem aber auch: Wie wird es sein, in See zu stechen?

Amsterdam–Vigo

Als wir das erste Mal ablegten, war ein sehr prominentes Thema die Seekrankheit. Viele konnten das Losfahren auf der Nordsee deswegen nur so halb genießen.

Ich erinnere mich an zusammengekauerte Gestalten (von denen man langsam auch die Namen gelernt hatte), die bei den ersten Watches in komplettem Ölzeug dasaßen und von unserem damaligen Medic Raphi Ingwer bekamen – in so hohen Mengen, dass viele bis heute Ingwer gegenüber ein sehr schwieriges Verhältnis haben.

Zum Glück war diese Phase irgendwann vorbei, so dass wir uns dem Segeln widmen konnten. In dieser Zeit legten wir unsere Prinzipien für das gemeinsame Leben an Bord fest, lernten einander besser kennen, Freundschaften entstanden ganz neu und vor allem lernten wir auf den Wachen zum ersten Mal mehr über unsere Aufgaben an Bord und das Segeln an sich.

Zwischendurch mussten wir vor Brest ankern, um einem Sturm auszuweichen. Nach ein paar Tagen vor Anker ging es weiter durch die gefürchtete Biskaya – und tatsächlich … geschah nichts. Das Wetter war sonnig, die See war ruhig, wir konnten die ersten Delfine sehen …und irgendwann waren wir in Vigo.

Vigo

Der erste Landstop festigte viele der frisch entstandenen Freundschaften. Die Ankunft war sehr energiegeladen, wir standen alle auf dem Poopdeck, teilweise hielten wir uns am Mizzen fest und riefen: „Vigo! Vigo! Vigo!“ – bis wir es nicht mehr durften.

Alles war neu: das erste Mal Festland unter den Füßen, das nicht das schon gewohnte von zu Hause war – ein besonderer Moment.

Am Abend der Ankunft gingen manche noch joggen, andere spazieren. Ich war beim Spaziergang dabei und erinnere mich gerne daran zurück, wie wir irgendwann an einen Spielplatz kamen und dort bis heute geschätzte Fotos machten. Ich würde sagen, dass dieser Abend für uns alle rückblickend von Bedeutung war. Es blieb aber nicht nur dabei.

Am 31. Oktober verbrachten wir den Tag in Santiago de Compostela mit einer Rallye und am Abend feierten wir Halloween mit unseren selbstgemachten Kostümen. Franz gewann als Dönermann den Kostümwettbewerb, gefolgt von Leonore und Nuala als Weihnachtsmann und Weihnachtself sowie Arvid und Max als Gespenster.

Auch Strate und Maxim mit ihrer Interpretation von männlichen Tänzern sind mir im Gedächtnis geblieben, genauso wie Enno der Fischer mit seinen Fischen Jana, Sophia und Tilly. Ich selber ging als große Marie. 🙂

Ansonsten begeisterte uns das erste Länderbriefing, das erste Fußballspiel gegen Einheimische und der erste Strandtag mit den ersten Free Shore Leaves. Vigo war ein wundervoller erster Landstopp, gefüllt mit Unternehmungen, die zum Bilden der Gemeinschaft viel beitrugen, sowie den ersten Spieleabenden, die die Tage perfekt abrundeten.

Vigo–Portimão

Unser neuer Zwischenkapitän Martin Duba hielt uns alle ziemlich auf Trab und wir hatten unsere ersten Unterrichtsstunden. Abgesehen von diesen neuen Umständen war die Überfahrt aber sehr entspannt.

Portimão

Die Highlights waren die Strandolympiade und der Ausflug nach Lagos.

Zudem hatten wir zahlreiche Free Shore Leaves, in denen wir zum Strand neben unserem Liegeplatz gehen konnten und im kalten Meer baden konnten. Noch heute rieche ich den Geruch der Algen, die dort herumlagen und dafür sorgten, dass man sich das Baden zweimal überlegte.

Dafür waren die Sonnenuntergänge, das gemeinsame Spikeballspielen und die Gespräche dort wunderschön.

Portimão–Marokko

In den zwei Tagen, die wir zum nächsten Stopp gebraucht haben, ist nichts Großes passiert – schließlich waren wir nur zwei Tage unterwegs.

Marokko

Das Geheimnis, von dem jeder wusste, war Marokko.

Also waren wir alle total „überrascht“, als es hieß, dass wir als Nächstes dort halten würden. Was aber tatsächlich überraschend war, war die Ansage, dass wir nicht auf dem Schiff, sondern in Riads übernachten würden. Voller Vorfreude packten wir also Klamotten für rund eine Woche und machten uns auf den Weg, wo uns unsere erste Dinghifahrt bevorstand, die mir damals wie aus einem Film vorkam.

Im Hafen ging dieser Eindruck weiter; die zahlreichen Holzfischerboote und Möwen sorgten für einen modernen Fluch-der-Karibik-Vibe. Schon da kam mir dieser Ort besonders vor – und jetzt weiß ich, dass er es auch war: Marokko zählt bei vielen zu einem der Lieblings-Landstopps.

Zwischen dem Surfkurs, dem Ausflug zu einem Bazar, dem Besuch eines Hammams und etlichen Free Shore Leaves in engen Gassen gab es so viele kleine Highlights: die billigen Crêpes, das Schlafen in einem wunderschönen Riad mit Betten, die nicht schwanken, die Kamele, die wie normal neben einem am Strand vorbeiliefen …

Und natürlich auch der Besuch der marokkanischen Schule und des Waisenhauses, wo wir mit den Kindern gemeinsam Basketball spielten und tanzten. Die Zeit in Marokko war einfach besonders.

Und zum Schluss konnten wir auch unseren coolsten Kapitän Heine begrüßen.

Marokko–Teneriffa

Diese Etappe war aufregend, da wir erfuhren, dass nicht nur Benji auf Teneriffa zu uns kommen wird, sondern auch zwei neue Schüler.

Abgesehen von den Namen Christian und Timo erfuhren wir so gut wie nichts über die beiden, was die Spannung natürlich nur noch steigen ließ. Zudem bekochten uns übergangsweise Kaspar und Raphi, bis unser neuer Koch auf Teneriffa zu uns kommen würde.

Teneriffa

Auf Teneriffa hatten wir das erste Mal unsere Handys und somit das erste Mal Kontakt nach Hause.

Irgendwie fühlte sich das komisch an, plötzlich wieder zu telefonieren und vor allem mit der Familie und den Freunden zu Hause zu sprechen und zu versuchen, alle Gefühle und alles, was bis dahin passiert war, zusammenzufassen.

Am selben Tag hatten wir vormittags einen Sex-Workshop, der Fragen von uns beantwortete. Dort entstand auch zum ersten Mal ein großer Insider – und zwar das Wort „Typsache“. Denn auf viele der Fragen wurde mit genau diesem Wort geantwortet.

Danach durften wir Timo und Christian mit unserem tollen Baum-Song begrüßen. Benji kam einen Tag davor zu uns und Martin, unser zweiter Koch, ziemlich am Anfang.

Das Programm auf Teneriffa enthielt Ausflüge zu Stränden, denn es gab endlich Schwimmwetter, sowie die Wanderung um den Teide, die wegen des Wetters eher ein Spaziergang wurde.

Teneriffa–Mindelo

Advent, Advent… Bei dieser Überfahrt fing die Vorweihnachtszeit an – ironisch, da es ab jetzt langsam immer wärmer und exotischer wurde.

Plötzlich flogen also Weihnachtsmannmützen herum und auf den Watches begannen Weihnachtssongs zu spielen.

Mindelo

Die Kapverden hatten ebenfalls einige coole Programmpunkte, so zum Beispiel das Schwimmen zu einer Insel, auf der wir zum ersten Mal seit Langem die Einheimischen im Fußball besiegt haben!

Zudem konnte man dort eine Schule besichtigen und wir haben eine Rundfahrt um die Insel gemacht. Ein Beach Cleanup nach einem Strandtag und das Länderbriefing, das kurz eine Kollaboration mit einer deutschen Touristenführung hatte, sind ebenfalls bemerkenswert.

Zudem ist Przemek gegangen, aber dafür ist Arne neu dazugekommen. Hätten wir damals schon gewusst, was uns bei ihm erwarten würde…

Mindelo–Martinique: Erste Atlantiküberquerung

Tatsächlich war diese Überfahrt sehr entspannt und sehr warm.

Wenig Unwetter und Wellengang sorgten dafür, dass man die Selbstlernzeit gerne auf den Sitzsäcken auf dem Poopdeck verbrachte und plötzlich ständig draußen war.

Die Stimmung war top, und alle haben sich auf Weihnachten auf der anderen Seite der Welt gefreut.

Martinique

Was konnten wir am Horizont sehen? Palmen!

In der Karibik angekommen, stürmten wir in einer wunderschönen Bucht vom Boot und ernteten erst einmal zu unserer Freude eine Kokosnuss. Ups! Zwischen Handytagen und Free Shore Leaves zu Stränden geschah es: Weihnachten.

Vormittags hatten wir unsere Handys und abends feierten wir mit der Johnny gemeinsam das frohe Fest. Dabei grillten wir an Land und konnten das Krippenspiel von Anna und ihrer Crew genießen, was uns alle sehr zum Lachen brachte. Danach wurde Musik ausgepackt.

Irgendwie wurde aus dem gemeinsamen Tanzen eine Polonaise, die es bei ihrem laaangen Weg unter anderem auf die Johnny verschlug, bis letztendlich einer nach dem anderen im Wasser landete – mit teils allen oder gar keinen Klamotten. Zu guter Letzt gab es noch die gegenseitigen Wichtelgeschenke.

Dieser Abend war so losgelöst, so gemeinschaftlich, so herzlich und warm, dass er definitiv zu dem besten Weihnachten von vielen zählt. Am Tag danach gab es einen großen Weihnachtsbrunch, nach dem es auch schon weiterging zum Inselhopping – übrigens jetzt nicht mehr mit Mathieu, sondern mit Esther.

Grenadinen

Die nächsten paar Tage verbrachten wir, indem wir vor Inseln ankerten, viel schwammen und mit dem Dinghi zu Canouan und Bequia fuhren, um die Inseln zu besichtigen.

Das Wetter war warm, wir benutzten unsere Badeklamotten täglich und waren ständig von Palmen und Sandstränden umgeben – wir lebten den Traum.

San Blas

Die San-Blas-Inseln vor Panama führten genau dies nur weiter fort.

Was von Marie als der schönste Ort bezeichnet wurde, zu dem sie je gesegelt ist, begeisterte uns mindestens genauso. Die vielen Inselchen mit wenig bis gar keiner Bevölkerung und nur ihren Sandstränden und Palmen im türkisblauen Wasser fühlten sich wie das Paradies an, das wir für uns allein hatten.

Egal, ob es sich um Free Shore Leaves auf besagten Inseln, den Besuch eines Dorfes mit Fahrten in lokalen, handgemachten Fischerbooten oder die Übernachtung auf einer Insel (jetzt Regina Island) handelte – wir hatten immer Programm, das dafür sorgte, dass wir vollkommen in den Zauber der San-Blas-Inseln eintauchen konnten.

Bis heute erinnere ich mich an das Gefühl, eine Kokosnuss in der Hand zu halten, während ich mit anderen in einer Hängematte vor dem funkelnden Meer sitze, die Füße im warmen, weißen Sand vergraben.

Dies war mit die höchste Badesaison, dafür aber auch die Sonnenbrand- und Aftersun-Saison. Wie gut, dass man sich immer etwas bei anderen schnorren konnte 😉

San Blas–Costa Rica

Auf dieser Etappe bekamen wir noch Besuch von Verkäuferinnen, die uns handgemachten Perlenschmuck und Tücher verkaufen wollten, was sehr schön war.

Nach ein paar Tagen, die mit dem Packen unserer Rucksäcke und dem Ausräumen unserer Cabins gefüllt waren, brachen wir endlich nach Costa Rica auf (bzw. nach Bocas del Toro, einem Grenzort von Panama, über den wir nach Costa Rica kamen).

Costa Rica

Costa Rica, eines der Highlights der ganzen Reise. Schließlich blieben wir fast drei Wochen dort und hatten vier verschiedene Programmpunkte!

Zuerst ging es für uns zu den Bribris, die mir persönlich am besten gefielen. Die Wanderungen durch den Urwald, das Schleppen eines tonnenschweren Kanus, das Lernen von Volksheiltänzen und so viel mehr machten diesen Stop ganz besonders – ebenso wie die wunderschöne Unterkunft, die offen in den Urwald hineingebaut war und uns so sehr mit der Natur verband.

Das Essen haute mich aber wirklich von den Socken – ich hätte nie gedacht, so ein Fan von Reis mit Bohnen zu werden! Und natürlich die heiß geliebten Teigtaschen, die Sasa für uns immer wieder nachträglich zum Frühstück nachbackte … Die Bribris waren wahrhaftig einfach wunderschön.

Danach ging es zur Sprachschule, deren WLAN schamlos ausgenutzt wurde. Hier wurde uns erst klar, wieso die Costa-Rica-Packliste unbedingt Jogginghosen und Hoodies empfohlen hatte, denn beim Zelten wurde es schon echt frisch – also mehrere Lagen frisch.

Abgesehen davon lernten wir etwas Spanisch und San José besser kennen, so zum Beispiel bei der Stadtführung, die uns unterschiedlichste Ecken San Josés zeigte. Zudem nutzten wir die Zeit fleißig, um Last-Minute für die Expis zu planen und zu buchen, denn diese waren bald.

Davor ging es aber noch zur Don-Eli-Kaffeefarm, wo wir bei Carlos mehr über Kaffee lernten.

Hier waren die Highlights die vielen Truckfahrten, bei denen wir zu mehreren auf den Ladeflächen von Trucks standen, um irgendwohin transportiert zu werden – so zum Beispiel zu einem Fußballplatz, wo wir zwei Spiele gleichzeitig spielten. Hier hat sich Sonja auch ihren Fuß gebrochen – zum Glück konnte sie nach fast vier Wochen wieder zu uns zurückkommen.

Als letzter Punkt standen noch die lang geplanten Expis an. Hier hat jede Gruppe eine eigene Geschichte zu erzählen von dem, was sie erlebt hat.

Was aber alle gemeinsam haben, ist, dass wir die Schönheit von Costa Rica und die Gastfreundschaft seiner Bewohner voll zu spüren bekamen, was diese Zeit zu einer ganz besonderen machte.

Costa Rica–Providencia

Wir verabschiedeten uns von Raphi, begrüßten dafür aber Nicola, unsere neue Medic.

Diese Überfahrt wurde spannend, als wir plötzlich zum ersten Mal 40 Grad Schräglage hatten – und eventuell die eine oder andere Cabin dabei geflutet wurde … Das war unsere erste Erfahrung mit Böen – aber nicht unsere letzte …

Providencia

Auf Providencia bekamen wir noch einmal das volle Karibik-Feeling – es war immer noch warm und sonnig.

Wir wanderten zu einem Strand, der irgendwas mit Henry Morgan zu tun hatte und genossen danach noch einen Free Shore Leave, bei dem manche nochmal schwimmen gingen. Zudem haben wir eine Inselrundfahrt bekommen, die uns nochmal die Schönheit dieser kolumbianischen Insel zeigte.

Providencia-Kuba

Leider ohne Zwischenstopp auf den Bahamas ging es weiter nach Kuba.

In diesen sechs Tagen wurden regelmäßig Einzelgespräche (teils auch um 03:00 nachts) geführt und wir durften noch einmal richtig schön alles putzen, also absolut alles, denn der berüchtigte Kuba-Deep-Deep-Deep Clean stand an.

Kuba

Leider konnten wir keinen der angesagten Spürhunde sehen, aber trotzdem wurde das Schiff von Behörden kontrolliert.

Auf Kuba lagen wir in einem sehr behüteten Hafen, wo wir viel Freifläche hatten, sodass wir gut Capture the Flag spielen konnten. Oft waren wir in Havanna, wo wir einmal sogar eine Führung bekamen und etwas Salsa lernen konnten.

Zudem wurde reichlich Alkohol und Tabak gekauft, denn der soll in Kuba ja besonders gut sein. Selber würden wir das natürlich nicht wissen. Das Beste war aber, dass Sonja wieder zurückkam!

Ansonsten konnten wir noch einige Pathway-Unternehmungen machen, wie z. B. das Schnorcheln nach Korallen von der Science-Pathwaygruppe. Zudem hatten wir unseren letzten Strandtag mit der Besichtigung einer Tropfsteinhöhle gepaart. Dort haben wir unsere Gesichter auch in einem Brunnen gewaschen, welchen Zweck der hatte, ist leider unklar. Macht er jung? Macht er reich? Egal, wir nehmen beides.

Zudem mussten wir uns von Heine verabschieden und konnten Floris neu begrüßen.

Kuba-Bermuda

Wir begaben uns ins Bermudadreieck – und das konnten wir auch merken. Denn das Wetter war stürmisch und es gab auch den einen Sturm, der echt heftig war.

Leider blieb es nicht der einzige, aber mit den Sturmsegeln lief das schon irgendwie. Auf die Ankunft haben wir uns aber alle sehr gefreut!

Bermuda

Nach dieser wilden Überfahrt freuten wir uns umso mehr auf Bermuda, was sich als niedliche, englisch geprägte Insel entpuppte.

Die pastellfarbenen Häuschen und kleinen Lanes begeisterten uns sehr, die Preise bei den Restaurants und Klamottenläden allerdings nicht so sehr. Trotzdem gönnten sich einige was in Second-Hand-Läden, von denen es sowohl in St. Georges als auch in Hamilton viele gab.

Manche sahen zudem den pinken Glasstrand und erlebten bei den Free Shore Leaves noch einige andere Abenteuer.

Bermuda-Azoren

So wie die letzte war auch diese Überfahrt sehr wild. Wir hatten Ausgangssperren, ständig Schieflage und ziemlich mit dem Seegang zu kämpfen.

Natürlich war inzwischen auch wieder Pullover-Wetter, denn wir befanden uns ja auf dem Nordatlantik.

Bei den letzten Unterrichtsstunden befassten wir uns auch schon mit Bewerbungen für das baldige Schüler-Handover.

Azoren

Unser letzter Landstopp dauerte länger als erwartet, denn die Abfahrt verspätete sich wegen eines Lecks im Motor.

Davor konnten wir aber noch Programm wie zuerst eine Kraterwanderung und dann das Herunterfahren des Vulkans mit Mountainbikes, Wildcampen, eine Stadtrallye usw. genießen (neben zahlreichen Free Shore Leaves).

Zudem schrieben wir eine Mathearbeit, vor der wir noch spät in der Nacht gemeinsam an einer Fake-Arbeit übten. Schlau gemacht, Niklas!

Wir wurden auch zu Stammgästen im Peter Cafe Sport, zum Teil wegen der Briefe, zum Teil wegen der Pommes. Vor allem aber wuchsen wir als gesamte Gruppe noch enger zusammen durch die eine oder andere Teambuilding-Maßnahme, was es umso schlimmer machte, dass die gemeinsame Zeit sich langsam dem Ende zuneigte.

In den paar Bonustagen führten wir noch eine Expi 2.0-Aktion durch, bei der fünf Gruppen mit 20€ für 20 Stunden auskommen mussten. Dabei knüpften sich noch ganz neue Kontakte und jeder hatte danach witzige, interessante Geschichten zu erzählen, was es für mich zum coolsten Programmpunkt auf den Azoren machte.

Zudem fuhren einige noch auf die Insel Pico rüber, als es an einem Tag die Option von Free Shore den ganzen Tag lang gab.

Die Arbeit an kreativen Projekten wie dem Bordbuch, unserem Bild an der Kaimauer und Abschiedsgeschenken begleiteten uns die ganze Zeit über auch. Diese wurden alle erfolgreich beendet, wobei Sonja sich richtig reinhängte für uns. Die Ergebnisse sind echt bewundernswert.

Azoren-Amsterdam

Die letzte Etappe beinhaltete das Schülerhandover, also hatten wir neue Watches und neue Aufgaben.

Die Stimmung war doch etwas melancholisch, denn nach und nach dämmerte es uns, dass dies hier die letzte Zeit auf See sein würde, also die letzte Watch, das letzte Mal steuern, das letzte Mal bei Wellengang einschlafen und aufwachen.

Um noch möglichst viel mit den anderen machen zu können, fingen hier schon die ersten Nachtschichten an bzw. Aktionen wie 24 Stunden am Stück draußen zu sein, um jede Watch noch einmal mitgemacht zu haben. Entsprechend müde waren wir alle, aber das hat uns nicht groß gestört.

Amsterdam

Da sind wir nun wieder, dort, wo alles anfing. Nur diesmal ist alles anders: Jeder ist doch etwas neben sich, etwas mehr im eigenen Kopf als sonst.

Alles scheint surreal, dass es wirklich vorbei sein soll. Dass das eigentliche Leben immer näher rückt, obwohl es ferner denn je scheint.

Man möchte die übrige Zeit nutzen, beim letzten gemeinsamen Deep Clean, dem gemeinsamen Packen, dem gemeinsamen Essen draußen am Steg der Werft. Und dann ist auch schon der heutige Tag in meinem Kopf, der, der der letzte ist.

Heute, am 19. April, ist unsere Reise vorbei.

Das Ende

Der Tag fing damit an, dass wir alle geweckt wurden zum letzten Ausfahren. Bevor unsere Eltern uns um 12:00 wiederbekamen, fuhren wir noch ein letztes Mal raus aufs Meer, wo wir diverse Muster mit unserer Fahrspur auf die Karte malten.

Währenddessen packten alle zu Ende und putzten die Cabins. Zwischendurch gab es ein Meeting, bei dem die Amsterdam-Flagge versteigert wurde, unter der wir gereist sind. Malte ersteigerte sie für 80$.

Um 12:00 herum fuhren wir dann langsam in die Schleuse ein. Die Aufregung war groß, wie man sich denken kann. In den Gesichtern der Schüler waren alle möglichen Emotionen gespielt: Vorfreude, Erwartung, Nervosität, Stress, Trauer.

Schließlich konnte man die ersten Eltern sehen, zuerst die von Hannes, die mit Fahrrädern schon von vor der Schleuse aus zugewunken haben und mit uns mitgefahren sind, dann eine erste kleine Gruppe an Eltern, dann eine zweite und schließlich an einem größeren Platz eine letzte.

Dort hielten wir auch und jeder konnte seine Familie in der Menge irgendwo sehen und ihnen zuwinken, was sich sehr intensiv angefühlt hat. Noch konnten wir aber nicht zu ihnen, denn davor gab es noch Programm: Zuerst hielt Big Joe eine Rede, dann Lisa, dann Heine, dann wir Schüler.

Bei unserer Rede übergaben wir den Erwachsenen noch unsere Abschiedsgeschenke, die bemalten Stoffbeutel und selbstgemalten Karten für die Crew. Zu guter Letzt wurden jedem von uns separat unsere Papiere und Handys gegeben, die wir uns zu persönlichen Worten von Niklas abholten.

Nachdem wir alle die Umschläge bekommen hatten, durften wir das Schiff verlassen und zu unseren Eltern gehen, zum ersten Mal nach sechs Monaten ohne sie. Und plötzlich konnten wir unsere Familie wieder in die Arme schließen, etwas, das so vertraut, aber inzwischen ungewohnt war, vor allem jedoch wunderschön.

Plötzlich konnten wir die ersten Worte wechseln, persönlich und nicht nur durchs Handy mit etlichen Kilometern zwischen uns. Plötzlich waren wir wieder vereint. Überall standen die Menschen, die wir in der letzten Zeit immer näher kennengelernt haben, mit Personen zusammen, die man noch nie gesehen hatte.

Zwei Welten sind kollidiert: Die, in der man sein bisheriges Leben immer verbracht hat und die, in der man das letzte halbe Jahr gelebt hat.

Wie komisch war es, die anderen mit denen, die ihnen am nächsten stehenden Menschen interagieren zu sehen, nachdem man sie nur in der abgeschotteten Schiffswelt kannte, mit den Menschen, die man nur aus Erzählungen kannte, den Eltern, Geschwistern, besten Freunden.

Wie komisch war es, zu wissen, dass man die Menschen nie wieder alle so wie in den letzten sechs Monaten sehen wird, wie komisch war es, zu realisieren, dass alle Freunde, die sich wie so viel mehr anfühlen, jetzt in ihr Zuhause zurückkehren, weit weg von einem selber. Diese Menschen habe ich bis eben ständig gesehen und jetzt so gut wie gar nicht mehr?

Das passt nicht ganz in meinen Kopf.

Nachdem die ersten Umarmungen getätigt wurden, wurde erstmal das Gepäck vom Maindeck weggeholt, wo es bis dahin zwischengelagert wurde, damit danach die Schiffstouren und das Buffet eröffnet werden konnten. Jeder führte die Familie also herum und schnappte sich etwas zu essen.

Wir zeigten aber nicht unser Zuhause, denn dafür war es schon zu leer trotz der Menschenmengen. Es fehlte der Charakter, den wir 32 Jugendliche hingebracht hatten, als wir noch dort wohnten und noch nicht zusammengepackt hatten, es fehlten wir.

Was wir zeigten, war das Schiff Regina Maris, nicht unser Zuhause Regina Maris. Trotz dieser traurigen Hintergedanken war es doch schön, die Orte zu zeigen, wo wir zuletzt gelebt hatten und zu erklären, wie alles lief. Nach einiger Zeit wurden wir zu einem Meeting einberufen, um ein letztes Mal gemeinsam durchzuzählen und im Kreis zu schreien. Hier spürte man richtig die Gemeinschaft, die wir uns aufgebaut hatten, Stück für Stück in der letzten Zeit.

Im Anschluss bekamen wir noch ein persönliches Geschenk von Niklas, das an die gemeinsame Zeit erinnerte und dadurch auch sehr rührend war. Und dann kam auch schon der schlimmste Teil des Tages: Die Abschiede.

Nach und nach brachen wir auf, einer nach dem anderen ließ die Regina mit allem, wofür sie steht, hinter sich. Diese Umarmungen waren so unglaublich schwer, denn sie bedeuteten, die Menschen loszulassen, auch wenn es sich unmöglich anfühlt nach allem, was man gemeinsam erlebt hat, all den Orten, die man gemeinsam gesehen hat, all den Erinnerungen, die zu den Highlights unseres Lebens zählen werden.

Letztendlich löste es sich so auf, sechs Monate als Gemeinschaft auf einem Boot waren vorbei. Final. Für immer.

Jetzt gerade sitze ich in einem Hotel in Amsterdam und schreibe über das, was passiert ist. Ich bin alleine in diesem Raum, der mir für eine Person viel zu groß vorkommt, viel zu ruhig auch. Niemand schreit im Hintergrund, nirgends läuft Musik, nichts bewegt sich wegen Wellengang.

Diese Stille und Leere erscheinen fast schon erdrückend, ich kann meine Gedanken nur allzu gut hören, auch wenn ich das gerade gar nicht so gern würde. Mir fehlt jeder Einzelne auf seine eigene Art und Weise, mit allen Ecken und Kanten, mit allen Macken, mit dem Charakter, der für mich in letzter Zeit viel Bedeutung dazugewonnen hat und eigentlich einen festen Platz in keinem Leben hat, nein, hatte. Vergangenheit.

Mir fehlt Anneke, die mit ihrer Stimme immer die Stimmung besserte.

Mir fehlt Kaja, die immer ihre Hilfe angeboten hat.

Mir fehlt Timo, der mit seinen Witzen jede Spielerunde erheiterte.

Mir fehlt Talea mit ihrem einzigartigen Lachen.

Mir fehlt Miriam, die immer ihre Coolness bewahrt hat.

Mir fehlt Lea, die trotz ihrer Ruhe (oder gerade deswegen?) immer alles wusste.

Mir fehlt Leonore, die mit ihrer netten Art immer ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnte.

Mir fehlt Antonio und wie er uns immer umgedreht hat, wenn er keinen Bock mehr auf uns hatte.

Mir fehlt Marilen, die mit ihren Aussagen einen spontan zum Lachen bringen konnte.

Mir fehlt Nuala, mit der man so gut über die Zukunft reden konnte.

Mir fehlt Sophia, die einen Humor wie sonst niemand besitzt.

Mir fehlt Ella, die sich immer für sich und ihre Freunde eingesetzt hat.

Mir fehlt Felipa, die unser kleines Energiebündel war.

Mir fehlt Janno, der mit seiner Golden-Retriever-Art alle Herzen im Sturm erobert hat.

Mir fehlt Hannes, denn er kann es einfach am besten.

Mir fehlt Strate, der hinter seiner extrovertierten Art sehr tiefgründig ist.

Mir fehlt Jasper, der die besten Zimtschnecken gebacken hat.

Mir fehlt Enno, der für viele hier zum Ersatzgroßen Bruder geworden ist.

Mir fehlt Jakob, unser Sunny-Boy.

Mir fehlt Malte, der so besonders ist, dass ich es nie in Worte fassen könnte.

Mir fehlt Leon, der die besten Fotos gemacht hat.

Mir fehlt Nico, der dank seiner offenen Art mit jedem gut konnte.

Mir fehlt Benji, der immer Positivität in einen Raum gebracht hat.

Mir fehlt Graf von und zu Sasa, der immer die beste Musik angemacht hat.

Mir fehlt Jana, die immer schon viel Verantwortung beim Organisieren von Sachen übernommen hat.

Mir fehlt Tilly, die jederzeit gestrahlt hat.

Mir fehlt Sonja mit ihrer Kreativität.

Mir fehlt Arvid, der durch seine Anwesenheit alles irgendwie besser gemacht hat.

Mir fehlt Franz, dessen Zeichentalent wirklich bemerkenswert ist.

Mir fehlt Christian, der immer mindestens zwei offene Ohren für uns alle hatte.

Mir fehlt Sali, der immer die Stimmung aufgelockert hat durch seine laute Art.

Mir fehlt Anna, die so viel kreatives auf die Beine gestellt hat und mir fehlt Matthias, mit dem man so gut lachen als auch ernste Gespräche führen konnte.

Mir fehlen die Lehrer, weil sie nicht nur Autoritätsfiguren, sondern vor allem auch Bezugspersonen und Freunde geworden sind, ebenso wie die Crew.

Mir fehlen so viele Menschen und das, obwohl wir echt noch nicht lange getrennt sind. So ist es wohl, wenn man nur an das ständige Aufeinander hocken gewöhnt ist. Und so ist es jetzt genau nicht mehr, weswegen ich es umso stärker spüre.

Ich stelle mir so viele Fragen, wie es den anderen geht, ob sie mich auch vermissen, ob sie auch traurig sind, wie es jetzt weitergehen wird. Denn so viele von uns haben sich auf der Reise weiterentwickelt und wollen ihr Leben zuhause von nun an anders angehen. Ich bin gespannt darauf, was wir alle beim Alumni- Treffen zu erzählen haben werden. Bis dahin schätze ich wird es irgendwie weitergehen.

Nicht mehr auf einem Schiff, das über den Atlantik und zurück segelt, sondern zuhause, in unseren Heimatorten, mit unseren Heimatmenschen, die wir so vermisst haben. Wir werden uns wieder in unser Leben einfinden und neu lernen, den Alltag von Zuhause zu meistern. Das sollte nach all den Stürmen, all den Schwierigkeiten doch kein Problem sein, oder?

Ein bisschen vielleicht schon, denn schließlich wir haben das Abenteuer unseres Lebens hinter uns. Aber trotzdem bringt es nichts, sich darüber schon verrückt zu machen bevor es überhaupt so weit ist.

Bei mir heißt es erst Mal erzählen. Viel, denn meine Familie will alles wissen, meine Freunde zuhause dann auch. Und wenn sie fragen, werde ich von wunderschönen Orten erzählen, in denen es Palmen und Sandstrände bei türkisblauem Meer gab und wo wir Kokosnüsse gegessen haben. Von der teils ruhigen, teils rauen See und wie wir gemeinsam Segel gehisst und runtergenommen haben.

Von den Gespräche, die wir geführt haben, die uns so viel beigebracht haben und von all den Abenteuern, die wir gemeinsam erlebt haben. Davon, dass die letzte Zeit mich so verändert hat auf eine Art, die ich kaum beschreiben kann. Davon, dass mein Leben sechs Monate lang perfekt war.

Davon, dass ich dafür dankbar bin und bei jeder einzelnen Person, die das letzte halbe Jahr so gemacht hat, wie es war.

Dafür, dass ich Ocean College erleben durfte.

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