Abenteuer des Wartens

Schiff: Johnny
Datum: 23.10.2025
Position: Scheveningen
Nautische Position: 52°05.98’N, 004°15.84’E
Etmal: 0

Warten

Immer noch in Den Haag. Seit Sonntag, dem 19.10., liegen wir mit der Johnny in Scheveningen und warten auf besseres Wetter. Aktuell jagt ein Tief das nächste.

Aber hoffentlich ist das Warten bald vorbei. Momentan spekulieren wir auf morgen Nachmittag, aber das Wetter ist nicht vorhersagbar. Vielleicht legen wir in einer Stunde ab, vielleicht morgen, vielleicht aber auch erst in einer Woche.

Segeln, eine Kunst für sich

Doch dieses „Abwettern“ hat nicht nur Nachteile. Wir wollen zwar alle endlich los, aber kaum einer von uns hat je ein Schiff wie die Johnny gesegelt. Deswegen verbringen wir viele Stunden mit Norbert, unserem Kapitän, und Jürgen, unserem 1. Steuermann.

Wir lernen Segeltheorie, Segelrecht und Segelpraxis. Heute haben wir den Klüver, ein kleines Segel ganz vorne, gewechselt. Die anderen Segel kann man reffen, aber der Klüver muss ausgetauscht werden. Es gibt K1, K2, K3 und den Sturmklüver.

Um dieses Segel abzuschlagen, müssen erst einmal Fall und Niederholer vom Kopf, der obersten Ecke des Segels, gelöst werden. Danach müssen zwei Leute vorne auf das Netz steigen, das vor dem Bug hervorragt.

Dort müssen zwei Schäkel (oben und unten) gelöst werden und die Stagreiter, eine Art Karabiner, vom Vorstag abgezogen werden. Das klingt einfach, aber es ist mit starkem Ziehen und einiges an Kraft verbunden. Entsprechend ermüdend war die Arbeit.

Schließlich konnten wir aber den K2 abnehmen und den K3 anschlagen. Danach haben wir K3 gleich wieder abgenommen und K2 wieder gesetzt. Bei diesem letzten Schritt standen Paul und Nepomuk hinten auf dem Bug und haben, gesichert von zwei Leinen, die Stagreiter angebracht.

Als es endlich geschafft war, mussten wir feststellen, dass wir fast 2 Stunden gebraucht haben, wobei eine „normale“ Crew vielleicht eine halbe gebraucht hätte. Außerdem haben wir das Segel „nur“ im Hafen an- und abgeschlagen. In Zukunft werden wir dies auf dem Wasser bei starkem Wind machen.

Sport ist Mord

Apropos starker Wind: Wir sind zwar gerade im Hafen, aber der Wind lässt sich davon nicht stören. Seit heute Nachmittag schwankt das Schiff deutlich. Bis jetzt lag es relativ ruhig im Hafenbecken. Jetzt kann man eine eindeutige Bewegung von Backbord nach Steuerbord und wieder zurück spüren.

Grund dafür ist ein Tief, das zu einem extrem starken Wind führt. Das ruhige Hafenbecken ist aufgewühlt und Böen schleudern kleine Wassermengen in die Luft. Außerdem regnet es ordentlich.

In dieser eindeutig schlechten Wetterlage kamen Sören, Birte und Helena, unsere Lehrkräfte, auf die geniale Idee, rauszugehen und Sport zu machen. In dem Moment, in dem jeder vernünftige Mensch zu Hause geblieben wäre, scheuchten sie uns aus auf einen Strand, an dem wir Sport treiben sollten. Nach wenigen Minuten war allen, sogar Sören, Birte und Helena, klar, dass wenigstens auf diesem Strand Sport keine Option war.

Deswegen führte der immer noch von Sport besessene Sören eine kleine Gruppe zum Joggen an. Der Rest ging mit Birte zurück zum Schiff und machte auf dem Pier davor ein Zirkeltraining.

Einkaufen gegen den Wind

Da stießen wir auf eine kleine Gruppe, die gerade eingekauft hatte. Der Einkauf war sehr erfolgreich. Sie berichteten: Wir sind zu Fuß durch von Sturm und Regen gepeitschte Straßen gelaufen und wurden teilweise fast weggeweht. Zusätzlich trugen wir noch jede Menge Gepäck.

Im Laden haben wir eingekauft, denn wir hatten zwar schon eine Menge Proviant an Bord, doch spezielle Dinge fehlten noch. Deswegen landeten unter anderem Gurken, Mehl und Käse (Brie) in unserem Einkaufswagen.

Nach einem anstrengenden Rückweg zum Schiff wurden wir vor das Hindernis gestellt, dass das Schiff deutlich über dem Pier schwamm. Dort schlossen wir uns der Sportgruppe zum Zirkeltraining an.

Vollkommen fertig begann nach dem Sport der Kampf um die wenigen Duschen und das knappe Wasser.

Seekrankheit? Was soll’s?

Als auch der letzte fertig war und es langsam in Richtung Abendessen ging, traf es die ersten. Das schwankende Schiff und die damit einhergehende Seekrankheit hatten ihre ersten Opfer gefordert. Es waren noch nicht viele, aber die aktuelle See ist auch erst ein Vorgeschmack auf das, was uns erwartet.

Haben wir Angst? Nein, die meisten sind so wahnsinnig und freuen sich sogar darauf. Wir sitzen alle auf glühenden Kohlen und warten, bis es endlich raus geht. Die Seekrankheit kann uns nicht vom Abenteuer unseres Lebens abhalten. Hoffentlich lässt es der Wind morgen wieder zu. Solange heißt es warten.

Grüße:

Anne: Liebe Alle da draußen, mir geht es gut, obwohl das Schiff schon ganz gut im Hafen
schaukelt. Ich weiß nicht, was ich so schreiben soll, aber ich wollte mich unbedingt
melden! Ich habe euch total lieb, vermisse euch zum Glück noch nicht zu schlimm und
gucke euch jeden Abend auf meiner tollen Wäscheklammerlichterkette an (danke
Mama!)! Fühlt euch ganz doll von mir gedrückt, genießt die restlichen Ferien!

Melanie: Hi, die ersten Tage sind rum und vor allem den ersten Tag habe ich euch alle
vermisst. Jetzt geht es mittlerweile sehr gut. Ach übrigens Maëlle, ich hab ’nen sehr
schönes Bild von Dir dabei. Ich hab‘ euch lieb, bis demnächst.

Tom: Hi, wir liegen leider immer noch im Hafen, aber wahrscheinlich fahren wir morgen
los. Ich denke aber das ich nicht seekrank bin obwohl die ersten schon seekrank sind ich
vermisse euch schon. An Fynn, danke für das Medaillon und den Rucksack. An Mama,
dass sie ein so schönes Früstück vor der Abreise gemacht hat. An Lotta: Vermiss mich nicht zu dolle
sondern genieße die Zeit. An Papa bei den nächsten Turnieren Viel Glück und denk an
mich. Ich hab euch alle sooooo lieb ihr seid die beste Familie

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