Pizza mit Kondomen

Schiff: Regina Maris
Datum: 18. Februar 2025
Position: Marina Hemingway, Kuba
Geographische Position: 23°05.276’N 082°29.946’W
Etmal: 0 nm
Total: 7782 nm

Heute bin ich der Glückspilz, der Galley und Tagesbericht gleichzeitig hatte.

Meine Freude stand mir schon ins Gesicht geschrieben, als ich mit den Worten: “Du hast jetzt Galley!” geweckt wurde. Versteh‘ mich nicht falsch, ich mag es zu kochen, aber stundenlang Abwaschen gehört nicht zu meinen Lieblingsaktivitäten. Doch das ist nichts, was gute Musik nicht retten kann.

So gut wie alle von uns, einschließlich mir, sind freiwillig mit dem Bus nach Havanna gefahren, um den letzten Tag noch dort zu verbringen. Unsere drei Ausflüge nach Havanna haben uns insbesondere einen Stadtteil gezeigt: Die Altstadt.

Ich habe mich an diesem Tag mit Leonore, Janno und Anna auf den Weg gemacht. Unsere eigentliche Mission: Straßenkunst anschauen. Janno hat uns dann schon ziemlich schnell auf einen Exkurs gebracht – in Bars nach leeren Glasflaschen zu fragen. Keine Ahnung, wie er darauf gekommen ist, aber meine Pflanzen zu Hause werden sich freuen.

Schnell wurde unsere neue Mission also: Barhopping.

Nachdem wir nach der fünften Bar dann herausgefunden haben, was das spanische Wort für “leer” ist, ging es auch wesentlich einfacher, keine vollen Rumflaschen mehr verkauft zu bekommen. Wir haben innerhalb eines gesamten Nachmittags die ganze Altstadt abgeklappert und waren in mehr als 30 Bars (danach habe ich mich verzählt 🤓).

An einem Montag ist unsere Ausbeute leider sehr karg ausgefallen, da alle Flaschen schon entsorgt wurden.

Während des Barhoppings sind wir auf einen Kneipenbesitzer gestoßen, der vor 30 Jahren aus der Schweiz ausgewandert ist. Wir haben ihn in ein langes Gespräch verwickelt, in dem es unter anderem um die finanzielle und soziale Lage Kubas ging.

Da wir ein paar Tage zuvor eine Stadtführung von einem Einheimischen bekommen haben, sind mir einige offensichtliche Unterschiede aufgefallen.

Die Stadt Havanna ist bekannt für Zigarren, Kunst und ihre alte Atmosphäre. Die Gebäude stammen aus der Kolonialzeit im spanischen Stil und haben einen sehr alten Charme. Verwahrlost und leerstehend findet man jedoch viele Häuser vor – Wolkenkratzer ohne eine Menschenseele und der Müll, ohne Mülltrennung, wird an den Straßenecken gesammelt.

Auffällig fand ich, wie wenig Touristen man im Trubel entdecken konnte. In der Haupt-Touri-Meile sah man vielleicht so viele Menschen, wie man in einer durchschnittlichen Kleinstadt sieht. Meines Wissensstandes von vor einer Woche war Havanna doch eine weltbekannte Hauptstadt? Spätestens nach dem Lied von Camila Cabello sollte man davon gehört haben, aber irgendwo muss doch der Fehler liegen?

Unser Reiseführer hat die finanzielle Notlage und den Mangel an Tourismus auf die USA geschoben, während unser Kneipenbesitzer von Unattraktivität für Touristen sprach und davon, dass man nur schwer nach Kuba reinkommt.

Ich würde keinem der beiden komplett glauben. Jeder hat eine andere Ansicht mit anderen Beweggründen. Ein gesunder Mix wird näher an der Wahrheit liegen.

Die Gespräche mit einigen Einwohnern haben mir gezeigt, wie grundverschieden die Menschen denken. Kuba ist ein kommunistisches Land und ob Kapitalismus oder Kommunismus nun besser ist, sei jedem selbst überlassen. Für mich ist Kuba ein Beispiel dafür geworden, dass sowohl Kapitalismus als auch Kommunismus ihre Nachteile haben können.

Das BIP liegt bei 8.000 USD im Jahr und die Tricks, die sich angesammelt haben, um Essen zu strecken oder Waren zu fälschen, sind durchaus kreativ – während die oberen 1 % an der Uferpromenade wohnen und auf ihren Balkonen sitzen.

Sobald man vom Zentrum weggeht, ist die Armut viel deutlicher zu sehen und die Eindrücke sind sehr prägend.

Man muss keine Angst haben, auf der Straße herumzulaufen, vor allem nicht in einer Gruppe. Allerdings muss man seinen gesunden Menschenverstand benutzen und sich nicht gerade in den dritten Hinterhof führen lassen. Sich nicht von jedem bequatschen zu lassen, macht den Tag auch wesentlich leichter und man kommt sogar weiter als nur zwei Straßen.

Fakt ist jedoch: Havanna könnte ein paar mehr Birnenzwiebeln vertragen.

Leonore, Anna, Janno und ich kamen jedenfalls mit zehn Flaschen und dem Wissen zurück, dass früher Kondome auf Pizzen als Käse benutzt wurden.

Während wir weg waren, haben Antonio, Lea und Kaja einen Kuchen für Leonore gebacken, die Geburtstag hatte. Abends gab es dann Burger und wir haben unseren neuen Kapitän Floris begrüßt.

Die Lehrer hatten dann als Aktivität einen Salsa-Tanzkurs organisiert. Leider konnte die Tanzlehrerin nicht in den Hafen kommen, weil nachts niemand reingelassen wird. Deswegen haben kurzerhand Marilen und ich den Tanzkurs übernommen.

Mit toller Musik und sehr viel Lachen haben wir dann den Tag beendet.

Anmerkungen:

Anneke: Die Post von Rainer und Nicola ist mit Floris angekommen, ich habe euch alle lieb. ❤️ Daniel: Ich vermisse Dich auch.

Anna: Mama, Papa, David, danke für die Post! Das mit dem Abstimmen wird leider zeitlich nichts mehr… Ich hatte neulich kurz Empfang – das mit Omi und Opi ist super! Drei Tage wären cool! Und generell wäre es super, wenn ihr schon mal Busfahrten buchen könntet – die Dinge, die mir wichtig wären, haben wir ja neulich besprochen. Danke 😉 Ich melde mich von Bermuda wieder richtig…

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