TB1203 – Unwetter

Schiff: Regina Maris
Datum: 12. März 2025
Position: Nordatlantischer Ozean
Geographische Position: 32°15.276’N 052°28.924’W
Etmal: 149nm
Total: 9652nm

Die letzten Tage hatten wir ein kleines Unwetter. Die Wellen waren bis zu sieben Meter hoch und das Schiff hatte ordentlich Heeling.

Deshalb durften wir nicht rausgehen – nur, wenn wir Watch hatten.

Das hieß auch, dass die Watch mehr Aufgaben als sonst hatte, denn ständig wollte die Galley Lebensmittel zum Kochen gebracht bekommen. Sie sollten Essensreste über Bord werfen oder Lappen aus dem Drystore holen. Besonders knifflig wurde es, wenn man etwas aus dem Fruit Store holen musste und das Deck jede Minute unter Wasser stand.

Einer musste hinein, alles besorgen, währenddessen der andere auf das Meer und die Uhr achtete, um zur besprochenen Zeit den Fruit Store wieder zu öffnen. Wenn alles gut geht, bleibt der Fruit Store trocken und beide sind wieder an Deck mit den bestellten Sachen für die Galley.

Und… was ist daran jetzt so schlimm?

  1. Man hat kaum frische Luft und die Cabins sind der einzige Ort, wo es noch ganz gut riecht – also vor allem bei den Mädels.
  2. Duschen war eine zu große Ausrutschgefahr und deshalb haben alle gestunken. Mittlerweile darf die Galley duschen, aber viele von uns haben die Dusche seit einer Woche nicht mehr gesehen.
  3. Es war richtig heiß. Obwohl es draußen sehr kalt ist, war vor allem ein einziger Ofen an und man hat sich nur zur Schule oder zum Essen hochgetraut. Sonst waren alle unten in ihren Cabins.
  4. Die Night Watches leben in einer einzigen Mäusehöhle, denn das einzige Licht, das sie kriegen, ist von den Lampen tagsüber.
  5. Man kann sich nicht draußen in die Sitzsäcke legen oder mit der Watch auf den Bänken quatschen – was vielleicht nicht so schlimm klingt, aber wenn es zu deiner täglichen Routine gehört, dann fehlt es einem schon sehr.
  6. Viele von uns fehlen den ganzen Tag, weil man sie nur zur Schule oder zum Essen sieht – den Rest der Zeit schlafen sie.
  7. Man kann nicht ordentlich einschlafen, denn man rutscht mindestens alle fünf Minuten aus dem Bett oder hält sich mit dem Fuß fest. Dazu ist der Schlaf von den meisten sehr gestört, da man ständig von irgendeinem Gekrache aufwacht.
  8. Man wird wieder seekrank und kann nicht draußen kotzen, sondern muss in die stickige Toilette gehen.
  9. Essen wird zu einer neuen Sportart, denn alle unsere Rutschmatten sind dreckig oder das Heeling ist zu groß. Das führt dazu, dass der Teller mit dem ganzen Essen auf deinem Schoß oder auf dem des anderen landet – was wiederum für noch mehr Ärger sorgt.
  10. Der Gang zur Toilette ist ein reines Abenteuer. Einige von uns haben auch schon den Toilettenrand verloren und sind von der Toilette gerutscht.

Und… was macht man, wenn man mehrere Tage nur zur Watch raus darf?

  1. Ein altbekannter Trick, wie ich gerade schon gesagt habe, ist schlafen. Doch einige haben sogar einen Schlafüberschuss, wollen alles andere als schlafen und fangen an, sich darüber zu beschweren.
  2. Viele kümmern sich um die Schule, bringen die letzten Projekte an Bord fertig oder widmen sich den Aufgaben von zu Hause – vor allem, weil die Heimschule langsam immer näher kommt.
  3. Andere lesen Bücher oder spielen Spiele wie z. B. Mäxchen (Meyer), das in letzter Zeit sehr beliebt ist. Karten rutschen auf dem Tisch oft weg, aber bei Mäxchen gibt man Würfel in einem Becher weiter – so geht nichts verloren.
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