Die Kulte an Bord

Datum: 27.12.2023
Position: Aruba, Oranjestad
Etmal: 0 nm
Total: 5495 nm
Schiff: Regina Maris

Der Kult um Jürgen

Stellt euch vor, ihr kommt nach einer Wache mit katastrophalem Wetter zurück. Der Wind pfeift, es regnet in Strömen. Ihr zieht eure durchnässte Schlechtwetterkleidung im Messraum aus und schon erwartet euch eine warme, leckere Mahlzeit (ja, ich weiß, dass die beschriebene Wetterlage nicht wirklich zur aktuellen Situation passt, aber als wir im englischen Kanal herumgeschippert sind, war es so).

Würdet ihr nicht auch die Person verehren, die das für euch vorbereitet hat? Genau, und diese Person an Bord, die dies täglich macht, heißt Jürgen.

Schon seit dem ersten Tag an Bord ist der Kult um Jürgen immer größer geworden und es gibt gute Gründe, diesem Kult beizutreten, wie zum Beispiel, dass man in seiner Gegenwart Deutsch sprechen darf oder dass er eine der wichtigsten Personen an Bord ist.

Wie Johan es am ersten Tag an Bord in seiner großen Ansprache sagte: „You don’t mess with the Cook.“ Und diese Devise wird hier auch fleißig umgesetzt.

Wenn Jürgen sagt, dass etwas erledigt werden muss, wird es sofort erledigt und um Jürgens Stimmung aufrechtzuerhalten, wird er über den Himmel gelobt.

Ein Auszug aus diesen Lobungen lautet: „Junge, Jürgen kocht besser als meine Mama.“ Das zeigt die Mühe, die sich die Leute geben, um Jürgen glücklich zu halten.

Die Wohltaten und die Rache des Jürgen

Um Jürgen zusätzlich zu entlasten, werden täglich drei Personen aus den drei Wachen abkommandiert, um Jürgen zu unterstützen. Und wenn Jürgen zufrieden ist, lässt er auch seine Gehilfen Kilian Weißbrot backen oder gibt manchmal sogar Nutella heraus.

Aber wenn Jürgen in einer nicht sauberen Küche unzufrieden wird, antwortet er mit schlechtem Essen, wie zum Beispiel drei Tage hintereinander Couscous-Salat zum Abendessen.

Der Kaffeemaschinen-Kult

Jürgen in der Öffentlichkeit zu kritisieren, erlaubt sich aber nur der Kapitän. Dieser ist nämlich Anhänger des Kaffeemaschinen-Kults. Dieser Kult ist im Gegensatz zum Jürgen-Kult relativ klein, da nur die nautische Crew ihm angehört und ein Schüler (meine Wenigkeit).

Aber eine Besonderheit an diesem Kult ist, dass er ab und zu einen kleinen Zuwachs bekommt, wenn sich die Schlafmangelsituation an Bord verschärft. Wenn jedoch jeder wieder genug Schlaf bekommt, tritt dieser Zuwachs wieder aus und nur die Crew und der eine Schüler bleiben.

Eine weitere Besonderheit an diesem Kult ist, dass er zwar klein ist, aber umso mehr unterstützt und verteidigt wird. Ein Beispiel dafür ist, als der Doppelagent Matthew im Auftrag des Jürgen-Kults die heilige Kaffeemaschine des Kaffeemaschinen-Kults heruntergerissen hat, weil dieser zu viel Zuwachs bekommen hatte und den Wellengang als Ausrede nutzte.

Am nächsten Morgen war die gesamte nautische Crew damit beschäftigt, die Kaffeemaschine wieder zu reparieren. Zu einem Zeitpunkt war sogar noch nicht einmal der offizielle Wachoffizier im Wachhaus, da sie alle mit der Reparatur der Kaffeemaschine beschäftigt waren.

Damit sie am gleichen Tag repariert war und am nächsten Morgen wieder von 07:30 bis 09:00 Uhr angebetet werden konnte, um ihren heiligen Kaffee auszuschenken.

Der Gossip-Kult

Alle guten Dinge sind drei, ein weiterer Kult, der auch von Tag eins dabei war, ist der rissige Gossip-Kult, in dem zwangsläufig alle Schüler, Lehrer und die Crew enthalten sind. Ihr Ziel ist die Sammlung und Verbreitung von „interessanten“ Informationen, wie zum Beispiel die neuesten Vermutungen darüber, wer zusammenkommen könnte.

Dieser Kult hat eine so gute Taktik, um Informationen zu verbreiten, dass, wenn ein Geheimnis oder ein Gerücht in die Welt gesetzt wird, es in einem Tag die halbe Schiffsmannschaft weiß und in zwei Tagen das gesamte Schiff. Diese Informationsverbreitung erfolgt entweder beim Essen oder nachts von 0:00 bis 4:00 Uhr in den Kabinengängen.

Abschließend muss man natürlich sagen, dass an Bord keine Kulte entstehen, so durchgedreht sind wir dann doch noch nicht. Mir war nur langweilig und ich habe entdeckt, dass ich auch kreativ sein kann. Also, bis zum nächsten Tagesbericht! (Kurz vor Schluss habe ich gehört, dass sich neuerdings auch ein Durac-Kult aufbaut.)

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