Eine Reise in die Vergangenheit Kubas

Datum: 12.03.2024
Position: Südlich von Kuba
Nautische Position: 21°34‘.6 N 083° 48‘ W
Etmal: 205nm
Total: 7738nm
Schiff: Pelican of London

Heute war ein normaler, nicht wirklich ereignisreicher Tag an Bord der Pelican. Wir haben seit gestern die Watch- und Schulroutine gewechselt, was bedeutet, dass wir jetzt statt Nightwatches mit nachmittags Schule, Daywatches mit vormittags Schule haben und umgekehrt.

Zeitstillstand in Kuba?

Wir sind noch keine 24 Stunden von Kuba entfernt und die ganzen neuen Eindrücke, die dieser Besuch mit sich gebracht hat, sind immer noch ganz frisch. Kuba war für mich persönlich, aber ich glaube auch für viele andere, einer der absoluten Highlightstops. Als wir durch die Straßen von Havanna oder auch Cienfuegos gelaufen sind, ist man sich teilweise wie in einer anderen Zeit vorgekommen, was vor allem durch die ganzen Oldtimer, die hier durch die Straßen fahren, beeinflusst wird.

Dass es in Kuba kaum moderne Autos gibt, liegt an dem US- Embargo, das die Wirtschaft Kubas mit anderen Ländern stark beeinflusst. Da ich über das Embargo auch meine Pathwaypräsentation gehalten habe und mich deswegen eh viel mit dem Thema beschäftigt habe, möchte ich nun ein bisschen was davon in diesem Tagesbericht teilen. Kurzer Disclaimer: Nicht Geschichtsinteressierte sollten besser aufhören zu lesen!

Schülerin bei Pathwaypräsentation

USA und Kuba- eine lange Geschichte

Die Geschichte der USA und Kuba reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Dort entwickelte sich erstmals eine rege Handelsbeziehung zwischen den beiden Ländern. Diese vertiefte sich immer weiter und die USA sah Kuba für sich immer attraktiver werden und als es 1895 schon zum zweiten Unabhängigkeitskrieg der Kubaner gegen Spanien kam, sahen die Amerikaner ihre Chance gekommen und traten in den Krieg mit ein, der dann auch ziemlich schnell gewonnen wurde.

Als sog. Kriegsentschädigung erhielten die USA daraufhin, das was sie sich schon so lange gewünscht hatten, nämlich Kuba- „Die Perle der Karibik“. Auch wenn aus Sicht der Kubaner die gewünschte Unabhängigkeit damit noch lange nicht erreicht war und Kuba 1904 nur unter aufgezwungener Verfassung zur Republik erklärt wurde, schädigte es die Handelsbeziehung nicht. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs kam es schließlich zur „Good Neighbor Policy“.

Die aufgezwungene Verfassung wurde abgeschafft und in den USA wurde das „Zuckergesetz“ eingeführt, welches 98% des Zuckerimports an Kuba knüpfte. Das alles änderte sich jedoch, als es im Laufe der 50er Jahre zu einer immer größer werdenden Revolution gegen den Diktator Fulgencio Baptista kam. Dieser wurde schlussendlich zur Jahreswende 1958/59 gestürzt und der Gründer der Revolution, Fidel Castro, kam an die Macht.

Unter Fidel Castro

Schnell wurde klar, dass Fidel Castro dem Kommunismus und damit auch der Sowjetunion, dem größten Feind der USA, zugewandt war. Während die Beziehung zwischen Kuba und der Sowjetunion so immer besser wurde, wurde die Kubas mit den USA immer schlechter. Der Konflikt eskalierte in kleinen Schritten, in denen die USA Kuba nach und nach mit immer mehr Sanktionen bestrafte. Das alles gipfelte in der Invasion der Schweinebucht am 17.04.1961.

Das war einer vom amerikanischen Geheimdienst geplanter Versuch, die Regierung Castros zu stürzen. Ausgeführt wurde er von ca. 1300 Exilkubanern. Das Ganze war aber sehr schlecht organisiert und scheiterte. Im Oktober 1962 war Kuba zudem Schauplatz des Höhepunkts des Kalten Krieges, da die Sowjetunion Militär und Ausrüstung (unter anderem nukleare Mittelstreckenraketen, die nahezu jede Stadt in der USA mit einer Vorwarnzeit von fünf Minuten hätten erreichen können) auf Kuba stationierte.

So kam es zur sog. Kubakrise. Eine sehr brenzlige Situation, in der die Welt am Rande des dritten Weltkrieges und einem damit verbundenen Atomkrieg stand. Weiter darauf einzugehen würde hier jedoch den Rahmen sprengen. In den darauf folgenden Jahren blieb das Embargo weiterhin bestehen, bis es 1992 in Folge des Toricelli Act/ Cuban Democracy Act sogar in ein Gesetz festgeschrieben wurde.

Die Beziehung heute

Während es in der Amtszeit Barack Obamas zu deutlicher Annäherung zwischen den beiden Ländern kam, war Trumps Politik von einer „Antikubapolitik“ geprägt, welche Biden bei seiner Amtsübernahme nur zum Teil lockerte (Reiseerleichterungen für Kubano-Amerikaner, medizinische Versorgung etc.). Aktuell ist das Embargo das am längsten andauernde der modernen Geschichte und die Folgen sind, wie zu Beginn ja schon erwähnt, auch auf den Straßen sichtbar.

Nach oben scrollen
×