Geklaut, verloren oder über Bord

Datum: 07.03.2024
Geographische Position: 32°08.6′ N 067°39.5′ W
Etmal: 130 nm
Total: 8585 nm
Schiff: Regina Maris

Diese Frage stellen wir uns hier auf dem Schiff regelmäßig. Auch wenn es normal ist, dass manchmal Dinge verloren gehen, so verschwinden die Dinge hier an Bord manchmal auf mysteriöse Weise.

Eine Schülerin sitzt auf dem Maindeck.

Geklaut – von Süßigkeiten bis hin zu Kleidung

Kurz vor der Atlantiküberquerung haben viele von uns einen großen Süßigkeiteneinkauf getätigt, um für die zwei Wochen auf dem Ozean genügend Vorrat zu haben. Da manche sich ihre Süßigkeiten nicht ganz so gut eingeteilt hatten, waren einige von uns schon in den ersten Tagen der Atlantiküberquerung nicht mehr im Besitz von welchen.

So kam es, dass die besagten Personen regelmäßig „Anschläge“ auf andere Cabins verübten, bei denen sie wussten, dass dort genug Süßigkeiten zu finden sind. Die Reaktion der beklauten Cabins – eine Inventurliste!!! In der hielten sie genau fest, was und in welchen Mengen vorhanden ist.

Danach wurde der gesamte Vorrat gut unter einem der Betten versteckt. Das allerdings hat nicht viel gebracht, denn schnell wurde das Versteck entdeckt und weiter fleißig Süßigkeiten gestohlen. In den darauf folgenden Wochen bis jetzt sind die Diebstähle weiter gestiegen, ja regelrecht ausgeartet. Um die Situation zu verdeutlichen:

Zu Beginn der Reise

„Kann ich mir Deine Ohrringe ausleihen?“ – „Ja klar, warte, ich gebe sie dir.“

Mittlerweile

„Sind das meine Ohrringe, die Du da gerade trägst?“ – „Ach ja, stimmt, das wollte ich dir noch gesagt haben.“ Bedeutet, inzwischen wird sich Kleidung, Ladekabel, Schmuck und vieles mehr oft einfach genommen, manchmal für mehrere Wochen lang behalten, bis die Person, von der man es „entwendet“ hat, es zurückfordert.

Ich finde, das eine praktische Sache und ich zähle zu den Personen, die gerne mal etwas „ausleiht“, aber auch gerne verleiht. So habe ich seit ca. drei Wochen eins meiner Handtücher verliehen, bei meiner fliederfarbenen kurzen Hose bin ich mir nicht so sicher, wer sie gerade hat und über meine Ohrringe freut sich seit fast zwei Wochen ein Mädchen, welches ihre verloren hat.

Allerdings habe ich selbst auch einige Dinge ausgeliehen. So habe ich gerade einen Pullover aus Cabin 3 an (ich wohne in Cabin 9). Wenn ich schwimmen gehe, trage ich einen Bikini, bei dem nicht mein Name drin steht und wann ich zuletzt eine Hose von mir selbst anhatte, weiß ich nicht genau – die Jogginghose von Franka ist nämlich sehr bequem:)

Das ist natürlich nicht bei allen von uns der Fall; einige benutzen lieber ausschließlich ihre eigenen Sachen, was dann natürlich respektiert wird. Das heißt, geklaut wird nur da, wo man weiß: Die Person klaut ebenso gerne!

Schülerinnen sitzen in der Messe.

Verloren

Bei dem ganzen Ausleihen und Verleihen geht lustigerweise selten etwas verloren; ich denke, das liegt daran, dass man auf ausgeliehene Sachen vielleicht noch ein bisschen besser aufpasst als auf die eigenen. Manchmal kann dieses Schiff wie ein schwarzes Loch sein, in dem alles Mögliche verschwindet und dann ganz plötzlich wieder auftaucht.

Das beste Beispiel dafür ist wohl das heiß geliebte Patagonia-Shirt von unserem Projektleiter Thomas. Seit Beginn der Reise wies er uns in nahezu jedem Anonncement darauf hin, dass sein langärmeliges, schwarzes Shirt verschwunden sei und ob es nicht jemand von uns gesehen hätte. Das Komische daran: Laut Thomas hat das Shirt die Projektleitercabin nie verlassen.

Naja gut, also nachdem das Shirt jetzt seit fast vier Monaten verschwunden war und es niemand gesehen oder gefunden hatte, erzählt uns Thomas doch wirklich in einem Anonncement, dass sein Patagonia-Shirt wieder aufgetaucht sei. Es lag einfach neben dem Drucker in seiner Cabin.

Seitdem ist es ein großes Rätsel, wer oder was das Shirt entwendet hat und wie es zurück in Thomas Cabin kam. Ich hoffe sehr, dass dieses Verschwinden und plötzliche Wiederauftauchen spätestens bei der Ankunft in Amsterdam aufgedeckt wird.

Über Bord

Über Bord – klingt im ersten Moment vielleicht etwas merkwürdig, weil warum sollten wir unsere Sachen über Bord schmeißen? Dafür gibt es allerdings eine ganz einfache und logische Erklärung: Wäsche aufhängen!

Während der kalten und regnerischen Zeit haben wir ausschließlich den Trockner für unsere nasse Wäsche benutzt. In den wärmeren Regionen haben wir unsere Wäsche immer auf dem Poopdeck getrocknet, ob vor Anker oder auf See.

Allerdings war es keine Seltenheit, dass durch Wind, mürbe Wäscheklammern oder eine Kombination aus beidem Wäsche über Bord geflogen ist. Denn wenn man der Wäsche nicht die ganze Zeit beim Trocknen zusieht, war man sich anschließend beim Wäscheabnehmen manchmal nicht sicher: „Hing da vorhin nicht noch mein Handtuch? Oder habe ich es vielleicht gar nicht gewaschen? – Nein, das hat sich bestimmt nur jemand anderes genommen!“

Ein Schüler sammelt auf dem Poopdeck Wäsche ein.

So merkt man meistens erst ein paar Tage später, dass es über Bord geflogen sein muss, wenn es nirgendwo anders zu finden ist. Ich selbst habe auf diese tragische Art und Weise mein Handtuch und meinen Bikini verloren.

Ob es sich gerade jemand ausleiht, du es nur irgendwo liegen gelassen hast oder es über Bord geflogen ist – am Ende findet es sich meistens wieder und falls nicht, kannst du ja immer noch selbst zum Dieb werden. 😉

Was ist heute so passiert?

Eine Schülerin lernt in der Messe.

Heute war ein weiterer Tag auf See mit Mathematikstunden am Vor- und Nachmittag und dem ganz normalen Wachalltag. Am Nachmittag durften wir uns eine Präsentation von Lasse anhören.

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