Leben wie im Dschungelbuch

Datum: 26.01.2024
Position: Don Eli Kaffeefarm
Etmal: 0 nm
Total: 6325 nm
Schiff: Regina Maris

Aufwachen wie Mogli

Heute Morgen sind wir alle ein bisschen durchgefroren nach unserer ersten Nacht auf der Kaffeefarm aufgewacht, mit Ausnahme von ein paar Glücklichen (zu denen ich leider nicht gehöre), die sich gestern Abend noch ein paar Decken organisiert haben. Nicht nur die Temperatur unterscheidet sich zur Pazifikküste, die Geräuschkulisse ist jetzt auch etwas anders. Das Erste, was man in der Früh hört, ist das Rauschen vom Fluss neben unseren Zelten, was mich ein bisschen an Zuhause erinnert. Der Unterschied ist aber, dass man hier nicht nur den Fluss hört, sondern auch alle möglichen Tiere.

Kaffeefarm Don Eli

Pfannkuchen, Obst und Kaffee

Nachdem wir es alle geschafft haben uns aus unseren halbwegs warmen Schlafsäcken zu befreien, gab es Frühstück. Nach drei Monaten Schiffsleben sind wir schon an einiges gewohnt und waren dadurch ein bisschen vom Essen in Jacó enttäuscht. Das frische Obst, die Pfannkuchen und der gute Kaffee hier haben uns aber alles vergessen lassen.

Achterbahn in freier Wildbahn

Nach ein bisschen Freizeit, die vor allem mit Kartenspielen verbracht wurde, ging es auch schon ab auf die Plantage. Das war mein persönliches Highlight heute. In zwei Fuhren sind wir mit Pick Up Truck ein bisschen höher in die Berge gefahren. Was wir dann erlebt haben, kann man sich nicht so leicht vorstellen, wenn man selbst nicht dabei war. Stellt euch eine steile Straße vor und wenn ich steil sage, meine ich sehr steil. Und dann etwa 15 Jugendliche in einem Pick Up Truck, wo man das Gefühl hatte, dass die Seitenwände gleich abfallen. Mit diesem Truck sind wir etwa 10 Minuten runter, hoch, links und rechts geschleudert worden.

Ein bisschen so wie in einer Achterbahn, nur, dass die Schienen ein bisschen verrostet waren. Aus Spaß meinten wir dann auch noch: „Google Maps sagt gleich: Scharfe Rechtskurve”. Rechts ging es sehr steil den Berg hinunter. Ein paar Minuten später fahren wir auf einmal scharf rechts einen sehr kleinen Feldweg hinunter. Das war dann eins zu eins Achterbahn pur. Hat uns allen sehr gefallen.

Kaffee, Fairtrade und Klimawandel

Auf der Plantage angekommen, hat Carlos (Besitzer der Kaffeefarm) uns ein bisschen über seine Farm und den Kaffee erzählt. Er hat von dem Kaffee selber, den Sorten, der Erntezeit usw. bis über den Klimawandel geredet. Darüber, wie man mittlerweile auf 2000m Kaffee pflanzen kann, es aber früher nicht gekonnt hätte. Er hat uns auch ganz viele Ansätze gezeigt, wie er versucht, umweltfreundlich den Kaffee zu produzieren.

Ich fand es sehr schön, nicht nur Leute über den Klimawandel reden zu hören, sondern wirklich jemandem zuzuhören, der selber versucht, etwas zu verändern und auch den Bauern im Umfeld diesen Weg zu zeigen. In Europa reden wir auch so oft darüber, wie wir kleine Konzerne unterstützen sollten. Jetzt selbst so eine Farm zu besuchen zeigt, wie viele Möglichkeiten es gibt, um wirklich etwas zu tun und nicht nur darüber zu reden. Es war auch sehr interessant von dem Thema Fairtrade zu hören.

Nicht nur in Theorie, wie bei uns immer von dem Thema gesprochen wird, sondern wirklich etwas von der Quelle zu erfahren und auch, wie wichtig das hier für die Leute ist.

Regenwald

Für das Mittagessen und auch wieder etwas Freizeit sind wir zurück zur Farm gegangen. Ein bisschen enttäuschend, da wir alle sehr gerne gewusst hätten, wie es sich anfühlt, die Straße, die wir mit viel Mühe hochgefahren sind, wieder hinunterzufahren 🙂 Überraschenderweise oder hier eigentlich nicht so überraschenderweise hat es auf einmal begonnen zu regnen und so sind wir etwas später als geplant zur Kaffeeernte aufgebrochen.

Quantität, Qualität oder gute Gespräche?

Das war die Frage, die sich viele während der Ernte gestellt haben. Zuerst hatten wir ein kurzes Briefing und dann ging es in Zweierteams auch schon los. Wir haben uns Kaffeepflanzen mit möglichst vielen Beeren gesucht und haben begonnen sie zu pflücken. Mascha und ich haben uns die erste halbe Stunde für Qualität entschieden, danach für Quantität und am Ende für gute Gespräche 😉 Die waren sogar so gut, dass wir nicht gemerkt haben, dass es auf einmal geschüttet hat und wir alleine waren. Im Endeffekt hat das Team Justus und Mattis mit Qualität gewonnen und das Team Margaux und Isabel mit Quantität. Nachdem wir unsere Ernte abgegeben haben, haben wir eine kleine Tour von der Farm bekommen, die sehr interessant war.

Den Rest des Tages haben wir mit Spielen, Einkaufen, Abendessen und anderen Aktivitäten verbracht. Ich persönlich fand den Tag sehr, sehr schön und ich werde definitiv nie mehr gleich über den Kaffee im Supermarkt denken. In nur einer Tasse steckt so viel mehr dahinter, als ich bis jetzt dachte. Nicht nur körperliche Arbeit, sondern auch der ganze Prozess, bis der Kaffee bei uns landet, ist so viel komplexer, als ich gedacht habe.

P.S.: Liebe Grüße nach Hause, love you very much <3 Es würde euch hier meeega gut gefallen 🙂

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