Die Sache mit den Tagesberichten

Datum: 12.04.2024
Geographische Position: 46°14.6′ N 015°09.7′ W
Etmal: 173 nm
Total: 11351 nm
Schiff: Regina Maris

Auf der Suche nach Ideen

Wir schreiben jetzt ja schon seit fast einem halben Jahr Tagesberichte. Dennoch gibt es fast jeden zweiten Tag jemanden, der noch ein Thema sucht. Das könnte wahrscheinlich daran liegen, dass sich Themen natürlich nicht wiederholen sollen und manche Dinge schon beschrieben wurden. Dazu kommt, dass manche Themen uns auch einfach zu alltäglich oder zu klein vorkommen. 

Schüler*innen lesen gemeinsam etwas auf dem Poopdeck.

Die kleinen Feinheiten 

Bei „zu kleinen“ Ideen geht es dann meistens um sehr alltägliche Dinge, wie die Abdichtungstüren, die wir zeitweise auf See geschlossen halten müssen. Für mich geht damit immer eine große Barriere nach draußen einher. Wenn man raus will, braucht man ggf. sogar Hilfe und schnell an die Reling rennen, um zum Beispiel nach Walen zu suchen, ist damit nur schwer möglich. Oder, als wir am Anfang der Reise die Angabe oben um eine Info erweitert haben, weil Etmal die Tagesmeilen und Total die Gesamtmeilen sind.

All das ist zwar wichtig/ interessant, füllt aber lange keinen wirklichen Tagesbericht oder erscheint uns einfach als „normal“ oder, um bei den Abdichtungstüren zu bleiben, lästig und nervig. 

Schüler*innen stehen gemeinsam an Deck.

Schreiben, schreiben, schreiben 

Hat man es dann geschafft, ein Thema zu finden, geht der Stress mit dem Schreiben los. Neben Wache, Schlafen und früher Schule musste man sich den Freiraum schaffen, den Text zu schreiben und ggf. gegenlesen zu lassen. Dabei nicht abgelenkt zu werden ist manchmal schier unmöglich, nachdem auf einem Schiff immer und überall etwas passiert.

Setzt man sich in den Messroom, machen andere gerade Schule, es wird Essen vorbereitet oder Spiele gespielt, dazu wird immer geredet, egal wo. Auf Deck zu schreiben ging da häufig besser, wobei auf dem Poopdeck die aktuelle Wache ist, auf dem Vordeck manchmal ein paar Wellen landen können und auf dem Maindeck jede:r durchläuft.

Das alles hat Vor- und Nachteile. Man bekommt immer Input und kann Fragen stellen, wird aber auch, wenn man nicht aufpasst, leicht abgelenkt und wenn man nur bei absoluter Stille arbeiten kann, dann ist das eine Herausforderung. 

Schüler begutachten gemeinsam die Segel.

Die Chance, etwas zu bewegen 

Was mir persönlich beim Tagesbericht schreiben immer ein bisschen im Nacken sitzt, ist das Wissen, dass er gelesen wird. Also, nicht nur hier an Bord oder von einer Handvoll Personen, sondern so richtig öffentlich im Internet.

Am liebsten würde ich über Themen schreiben, die mir auf dieser Reise gekommen sind, die mir wichtig geworden sind oder die sich gefühlt verändert haben. An manchen Stellen ging das auch schon, an anderen Stellen ist es einfach irre kompliziert und ich bin mir mit vielen an Bord einig, dass niemand so richtig aus Erzählungen verstehen wird, was und wie diese Reise ist.

Das Gefühl, gemeinsam ein Segel zu hissen, Nachtwachen zu machen, in gefühlt waagerechtem Regen zu stehen und sich gemeinsam durch das halbe Jahr zu tragen. Geschweige denn von dem familiären Gefühl, was uns alle ein Stück weit verbindet, uns zusammenschweißt und für eine sehr entspannte Stimmung sorgt. 

Ein Schüler steht auf dem Maindeck.

Ein Stück Familie

Das Familiäre an Bord ist etwas ganz Besonderes, nicht nur, weil wir das hier gemeinsam machen, sondern weil es uns allen auch ein Stück weit ähnlich geht. Wir sind alle seit einem halben Jahr getrennt von dem, was wir kennen, vermissen manchmal das ein oder andere, erkunden neue Länder und leben einfach in die Zeit hinein.

Natürlich unterstützen wir uns auch gegenseitig bei den Tagesberichten 🙂 Es hilft schon sehr, dass es jemanden zum Drüberlesen, Brainstormen und Überlegen gibt. Sowohl bei englischen als auch bei deutschen Tagesberichten. 

Ein Schüler steht mit Sonnenbrille auf dem Poopdeck.

Endlich abgeben 

Nach all dem Stress, Chaos, Überlegen und Formulieren ist es um so schöner, dann den Bericht abzugeben, natürlich pünktlich um 22:00 😉 Am Ende des Tages ist man dann doch immer ganz zufrieden/stolz, dass man es geschafft hat und abgeben kann und zufrieden ins Bett gehen kann.

Der einzige Haken an dem Ganzen kann sein, dass am Tag so viel zu tun war, dass man es nicht bis abends schafft, doch auch das wird spätestens am nächsten Tag dann zu Ende geführt. 

Schüler*innen sitzen gemeinsam auf dem Mast.

Was ist heute so passiert?

Heute war ein ziemlich „normaler“ Tag auf See. Morgens mussten wir leider auf Grund von zu wenig Wind den Motor anmachen, welcher bis nachts angeblieben ist, ansonsten gibt es nichts zu berichten. 

P.S.: Liebe Grüße nach Hause (ein letztes Mal) 😉

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