Schule, Tests, Lehrkräfte auf einem Segelschiff – (wie) anders als Zuhause!?

Datum: 11.12.2023
Geographische Position: 16°36.1’N 030°31.3’W
Etmal: 168 nm
Total: 3108 nm
Schiff: Regina Maris

Einleitung

Seit wir auf dem Atlantik sind, haben wir sechs Tage die Woche Schule. Sonntags ist Happy Hour (= Deep Clean), weshalb wir dort einen schulfreien Tag haben. Unsere drei Lehrkräfte Ben, Johanna und Thomas erstellen zu Beginn der Woche einen Stundenplan, der sich jedoch aufgrund von Wetter und anderen organisatorischen Angelegenheiten ändern kann.

Schulalltag

Wir haben jeden Tag vier (Zeit-)Stunden Schule, wobei wir nach zwei Stunden eine zwanzigminütige Pause haben. Allein weil wir auf dem Schiff weniger Schule als zuhause haben, findet auch samstags Unterricht statt. Dabei wird in der letzten Unterrichtsstunde am Samstag die wöchentliche Reflexion durchgeführt, die jede:r in ihrem/seinem Lernbuch ausfüllt. Zudem haben wir zwei bis drei Mal die Woche eine Doppelstunde freie Lernzeit, in der wir die Schulsachen von der Heimatschule bearbeiten.

Stundenplan

Diese Woche sieht unser Stundenplan zum Beispiel so aus:

  • Montag: Mathe und Geschichte
  • Dienstag: Deutsch und Chemie
  • Mittwoch: Mathe und freie Lernzeit
  • Donnerstag: Englisch und freie Lernzeit
  • Freitag: Biologie und Chemie
  • Samstag: Deutsch, freie Lernzeit und Wochenreflektion

Freie Lernzeit

In den vier Stunden, in denen wir freie Lernzeit haben, bearbeiten wir alle die Materialen von zuhause und bereiten uns gegebenenfalls auf Klassenarbeiten vor, die wir für unsere Heimatschule schreiben müssen. Manche wiederholen auch den Stoff aus der letzten Unterrichtsstunde an Bord oder erledigen ihre Hausaufgaben. Außerdem bietet Ben bei Bedarf einen Mathe-Basic-Kurs an, der ebenfalls in der freien Lernzeit stattfindet. Darin können alle, die Lust haben, ihre Mathe-Grundkenntnisse auffrischen. Zum Beispiel haben wir in dem letzten Mathe-Basic-Kurs Brüche wiederholt – Brüche addieren, subtrahieren, multiplizieren…

Allgemein gilt, dass jede:r auch selbst schauen sollte, was er wann machen muss. Am Ende der Reise sollten wir alles für den Wiedereinstieg in die Schule zuhause erledigt haben, wobei die Lehrkräfte uns auch individuell unterstützen.

Erster Test an Bord

Wie zuhause auch, müssen wir auch hier Klassenarbeiten und Tests im Unterricht schreiben. Heute war es so weit! Wir haben in Mathe unseren ersten Test über Vektoren geschrieben. Gestern Abend fingen die meisten von uns an, fleißig zu lernen, um gut darauf vorbereitet zu sein.

Ich habe mal ein paar Schüler:innen gefragt, wie sie sich darauf vorbereitet haben und sich vorher sowie nachher fühlen.

Nach dem Mathe-Test

„Wie fandest du den Test? War es gut machbar?“

Kris: „Der Test war einfacher als gedacht, aber ich hatte trotzdem ein paar kleine Schwierigkeiten.“

Jule: „Ich fand, dass es gut machbar war. Es war ganz ordentlich.“

Luis: „An sich war es gut machbar, aber ich habe trotzdem ziemlich verkackt.”

„War die Atmosphäre während des Tests anders als zuhause?“

Kris: „Ja schon. Es gab mehr Gespräche außen herum und war auch nicht so stressig.“

Jule: „Ja, es war auf jeden Fall anders! Vor allem, weil die gesamte Atmosphäre anders war. Man konnte im Hintergrund die Watch und Musik hören, und dauernd ist jemand über das Deck gelaufen.“

Luis: „Ja definitiv, es gibt zum Beispiel keine Trennwände, was hier natürlich auch gar nicht möglich ist. Dennoch hat jeder seinen Test selber geschrieben.“

Unsere Lehrkräfte

Damit wir aber überhaupt Unterricht erhalten, bereiten sich unsere Lehrer:innen immer gut vor. Thomas berichtet uns hier von seiner Unterrichtsplanung.

„Thomas, wie bereitest du dich denn jeden Tag für die Schule vor?“

„Den allgemeinen Plan für die Fächer sowie die einzelnen Stunden haben wir bereits vor der Abfahrt erstellt und vorbereitet, sodass wir uns hier eigentlich nur den Gegebenheiten anpassen müssen…eigentlich (spontanes Putzen, Segel setzten etc.:)“

„Ist es anders, den Unterricht an Bord vorzubereiten als zuhause?“

„Es ist insofern anders, da man viel weniger im Voraus sicher planen kann. Dafür kann/muss man viel mehr die sogenannte Türschwellenpädagogik erlernen, also das spontane Einspringen bzw. Unterrichten.“

„Findest du den Unterricht hier anstrengender?“

„Absolut nicht. Die Jugendlichen sind extrem neugierig und motiviert. Da macht es einfach nur Spaß, gemeinsam Inhalte zu erarbeiten, insbesondere wenn sie sich auch noch praxisnah mit der Reise verknüpfen lassen, wie zum Beispiel die Berechnung der aktuellen Schiffsposition mittels Vektoren oder die fächerübergreifende Erarbeitung von sowohl Geographie, Geschichte, Wirtschaft und Kultur der Kanaren – und das alles auf Englisch.“

„Wenn du hier etwas am Unterricht ändern könntest, was wäre das?“

„Hmm…vielleicht weniger zu setzende Segel und die dementsprechend lautstarke Besatzung dazu mitten durch mein Klassenzimmer laufen zu haben?;) Ansonsten nichts, denn hier lernen die Schüler:innen das wirkliche Leben!”

Mein Fazit

Meiner Meinung nach macht die Schule an Bord durch den sehr abwechslungsreichen, lehrreichen und praxisnahen Unterricht allen sehr viel Spaß. Der Unterricht ist definitiv anders als zuhause und bringt damit Vorteile wie zum Beispiel die vielen Gruppenarbeiten, der Praxisbezug und die Verknüpfung der Fächer mit sich.

Der ständig hohe Geräuschpegel im Hintergrund und die Ablenkung durch das tägliche Schiffsleben empfinde ich teilweise als Nachteil.

Ich persönlich bin der Meinung, dass wir durch das Organisieren unserer Schulmaterialen der Heimatschule sehr viel Eigenverantwortung und strukturiertes Arbeiten lernen.

Grüße:
 
P.S.: Stella: Liebe Grüße an meine Eltern, alle meine Freunde, Caro, Inka und den Zirkus Salto:)

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