Drei Tage Wach(e)

Datum: 08.11.2023
Geographische Position: 49°47.77‘N 002°17.96‘W (Ärmelkanal)
Etmal: 89 nm
Total: 369 nm
Schiff: Regina Maris

Warum es überhaupt Watches gibt

Das Wachsystem auf einem Schiff ist wohl mitunter der wichtigste Teil der Schifffahrt. Die Aufgabe eines jeden Kapitäns ist es nämlich, sein Schiff und besonders seine Crew sicher zum Ziel zu bringen. Ohne ständige Präsenz auf verschiedenen Positionen ist genau diese Sicherheit, die durch eine Watch ermöglicht wird, nicht mehr gegeben. Zum Beispiel ist es beim Segeln in Richtung eines kreuzenden Schiffs bei Nacht mit nur einem Steuermann – oder eventuell sogar nur mit einem Autopiloten – nicht getan, um einen Unfall zu vermeiden.

Ein anderer Grund ist vor allem beim Segeln wichtig, denn es müssen, je nach Wetterlage, die Segel gesetzt und geborgen werden und dann der Motor ein- und ausgeschaltet werden. Deshalb gibt es auch bei uns auf der relativ kleinen „Regina Maris“ eine ständige Wache.

Welche Watches gibt es?

Natürlich gibt es verschiedene Ansätze für eine Wache, deshalb kann man nicht generalisieren. Bei uns gibt es zwei Watchtypen: Die Harbour/Anchor Watch und die Nautical Watch. Die Harbour/Anchor-Watch findet, wie die Namen jeweils verraten, im Hafen oder auf Anker statt. Da das Schiff sich nicht bewegt, sind nur wenig Wachteilnehmende nötig, bei uns i.d.R. vier bis sechs. Diese Wachen haben dann jeweils zwei Stunden Watch und die primäre Aufgabe, alle 20-30 min eine Tour um und durch das Schiff zu machen und dabei unter anderem den Engine-Room auf Feuer zu überprüfen, was die gefährlichste Situation ist, die auf einem Schiff auftreten kann. Die letzte Watchgruppe hat zusätzlich die (sehr wichtige) Aufgabe, die Mitschüler:innen und Lehrer:innen pünktlich zum Frühstück zu wecken.

Die Harbour/Anker Watches sind freiwillig und werden von den Schüler:innen selbst organisiert. Allerdings gibt es auch Belohungen, wenn man früh und vor allen oft genug aus dem Bett kommt, um nachts eine Watch zu übernehmen. Bei uns zum Beispiel gibt es ein Strichsystem, d.h. man bekommt einen Strich für jede Watch, der dann z.B. beim Casinoabend (siehe Videotagesbericht 03.11.) in mehr Spielgeld umgetauscht werden konnte.

Bei der Nautical Watch ist es ein wenig ernster: Hier ist die Wache an einem Tag in sechs Einzelwachen zu je vier Stunden aufgeteilt und verpflichtend. Es gibt drei Watchgruppen: Alpha, Bravo und Charlie mit jeweils 12 Teilnehmenden sowie jeweils einem Watch Officer, also einem Teil der Crew mit Ausnahme des Kapitäns, der die Watch leitet. Jede Watchgruppe hat dabei zwei Einzelwachen am Tag, also insgesamt acht Stunden. Alpha hat dabei bei uns von 09:00 bis 13:00 und von 21:00 bis 01:00, Bravo von 13:00 bis 17:00 und von 01:00 bis 05:00 und Charlie von 17:00 bis 21:00 und von 05:00 bis 09:00 Wache.

Aufgaben während der Nautical Watch

Rundgänge wie bei der Harbour/Anchor Watch gibt es bei der Nautical Watch zwar auch, es kommen aber noch weitere Aufgaben hinzu. Der Engine Room wird in regelmäßigen Abständen überprüft und beim Motoren genutzt. Die Priorität der Wache liegt aber meistens klar auf dem Segeln selbst. So gibt es in jeder Watch natürlich einen Steuermann. Er lenkt das Schiff nach dem Kurs, der ihm vom Watch Officer mitgeteilt wurde. Zusätzlich gibt es pro Seite mindestens einen „Look out“, also eine Person, die an Back- und Steuerbord steht und nach Schiffen oder anderen Objekten Ausschau hält und bei möglicher Gefahr dem Watch Officer Bericht erstattet.

Eine weitere wichtige Position der Watch ist Senior Watchman, also die Person, die die Aufgaben einteilt und alles organisiert. Eine weitere Aufgabe besteht aus dem „Logbucheintragen“, die offizielle Art, zu navigieren. Darüber hinaus muss es eine ständige Bereitschaft in der Watch geben, damit eines oder mehrere der Segel gesetzt bzw. geborgen werden oder die Einfahrt in den Hafen flüssig verläuft. Zusammenfassend kann man sagen, dass wir ohne Wachen nicht sicher ankommen würden und sie deshalb von sehr großer Bedeutung auf unserer Reise sind.

P.S.: Liebe Grüße an Hannah, Billi, Mareike und Jan nach München

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