PC jetzt überflüssig?

Datum: 11.04.2024
Nautische Position: 39°36‘566 N 027°13‘290 W
Geographische Position: Nordatlantik
Etmal: 95 sm Total: 11159 sm
Schiff: Pelican of London

Ein etwas anderer Tagesbericht

Wir alle haben nun schon relativ viele Tagesberichte geschrieben und normalerweise überlegen wir uns an Seetagen immer ein passendes Thema, da Seetage eigentlich immer gleich sind. Heute dachte ich mir jedoch, dass es sehr cool wäre, mehr über den Tag zu schreiben, da es der erste Tag der sog. Handovers war. Die Handovers wurden zwar schon erklärt, aber kurz für alle, die es noch nicht wissen: Die Handovers sind eine Phase von 12 Tagen, in denen die Schüler:innen alle Positionen der professionellen Crew (PC) übernehmen.

Schüler*innen stehen an Deck und segeln aus dem Hafen der Azoren raus.

Was hat sich geändert?

Vieles an der Routine, die wir mittlerweile komplett verinnerlicht haben, hat sich geändert. Normalerweise fahren wir z.B. wegen der Schule im sechs- Wachsystem und jetzt, da wir keine Schule mehr haben, im vier-Wachsystem. So hat jeder mindestens acht Stunden Wache am Tag.

Unsere neuen ersten Offiziere haben in Absprache mit Tamsin deshalb einiges an der Routine ändern müssen. So beginnt das Frühstück erst um 07:20, geht dafür aber auch länger, was der vier bis acht Watch ermöglicht, nach der Wache in einer zweiten Sitzung zu essen.

Beim Abendessen teilt sich die vier bis acht Wache auf, wodurch niemand die Watch ablösen muss und verhältnismäßig mehr Wache hat. Die wohl größte Veränderung ist, dass wir an allen Stellen, wo wir normalerweise die PC sehen, nun unsere Freunde sehen bzw. hören.

Ob es das Morning Meeting ist, bei dem unser neuer Kapitän oder unser neuer 1st Mate uns über das Wichtigste informiert, die PA-Ansagen oder auch die Watches, bei denen wir jetzt zum Beispiel Lenka sagen hören: „What’s your head?“, „Please tell me when you’re on course“ oder „English on the Bridge“.

So hat Course Watch heute als Team den Anker eingeholt und uns auf Kurs Richtung Dartmouth gebracht.

Ein kurzes Statement zum Tag und zu den Eindrücken der neuen PC:

Karl a.k.a. Kapitän: „Heute war ein sehr interessanter, aber auch sehr anstrengender Tag. Er begann für mich schon um 06:00, von da an habe ich zusammen mit Chris die Befehle gegeben, um den Anker hochzuholen und anschließend, um loszufahren. Ansonsten musste ich noch entscheiden, ob wir Segel setzen und wie wir sie ausrichten. Der Tag endete schließlich um 00:00, als meine zweite Wache vorbei war. Alles in allem war es ein sehr cooler und aufregender Tag.“

Schüler spricht mit dem Kapitän im Wheelhouse.

Lenka a.k.a. erste Offizierin: „Soooo, gestern war ein wirklich interessanter Tag, aber er war ganz schön lang, auch wenn ich viel gelernt habe. Ich musste alles organisieren, um das Schiff fertig für die See zu machen und ich musste durch die neuen Watches alle Pläne neu machen.“

Greta a.k.a. zweite Offizierin: „Ich fand den Tag echt supi. Klar, es ist echt eine sehr neue Situation, an die man sich erstmal gewöhnen muss, aber generell habe ich schon sehr, sehr viel Neues gelernt und mir macht es viel Spaß. Ich finde es auch interessant, bei meinem Job die Aufgaben zu machen, die quasi hinter den Kulissen passieren. Mal schauen, wie es die nächsten zwei Tage noch wird, ich freue mich!“

Julius a.k.a. Mechaniker: „Einer der besten Tage überhaupt. Ich durfte den Hauptmotor starten und bedienen. Danach haben wir ein paar Sachen aufgeräumt und repariert. Da wir ein kleines Problem mit DG1 haben und unser neuer Engineer sich mit den Maschinen vertraut machen muss, ist er auch meistens im Maschinenraum und macht irgendwas. Dadurch habe ich auch relativ viel Freizeit.“

Schüler*innen stehen im Wheelhouse und bedienen die Geräte.

Anna B. a.k.a. Bootsfrau: „Ach, es ist sehr super. Ich habe viel beim Segelhandling angeleitet. Wir haben das Foregaff und das Staysail fertig repariert und bevor wir los sind, den Anker hochgeholt und gesichert. Es war echt anstrengend, aber hat sehr viel Spaß gemacht.“

Philina a.k.a. Bootsfrau Gehilfin: „Es ist sehr interessant und macht sehr viel Spaß. Am Morgen durfte ich den Anker hochholen und danach habe ich sehr viel beim Sailhandling geholfen. Am Nachmittag habe ich mit Justus zusammen den Course- und den Topsailbrace und das Coursesheet an anderen Stellen befestigt, da unser Bumpkin auf der Backbordseite kaputt ist.“

Leah a.k.a. Köchin: „Mein Tag hat mit aufgegangenen Kühlschränken angefangen und auch geendet, aber trotz allem war es ein wirklich guter Tag! Wir haben viel (Kürbissuppe mit Brötchen, Brot, Kuchen und Reis mit Blumenkohl und Hähnchen/Crispy Tofu) in wenig Zeit – also mit langer Mittagspause – geschafft und dabei war die Küche wirklich immer erstaunlich sauber.“

Sophie a.k.a. Ärztin: „Ich habe heute einen relativ entspannten Tag gehabt. Der Medic hatte tatsächlich nicht so viel zu tun, deswegen hat Nick – unser neuer Medic – uns das erste Hilfe ABC an einem Beispiel erklärt. Das war wirklich cool. Ansonsten konnte ich viel entspannen :)“

Das Beste noch rausholen

Die Handovers finden jede Reise statt und läuten in gewisser Weise das Ende jeder Reise ein, da sie an den letzten zwölf Seetagen stattfinden. Uns allen wird gerade extrem bewusst, dass jede schöne Begebenheit oder jede besonders gute Stimmung auch bedeutet, dass diese unfassbar einzigartige Reise nur noch so kurz anhält.

Jeder weiß, dass seine Watch mit drei Tagen Handover dran ist, dann noch die Tage in Dartmouth hinzu kommen und schon wird es heißen, dass Ocean College 23/24 vorbei ist und jeder geht von diesem surrealen Schiffsleben in sein ganz normales Leben wie zuvor zurück.

Schüler*innen stehen versammelt am hinteren Teil des Schiffes.

Mir persönlich fällt es extrem schwer, mir vorzustellen, dass Ganze einfach hinter mir zu lassen und ein Leben ohne Watches, ohne meine Freunde (besonders Paulina: Ja, ich habe eine Obsession entwickelt) hier, ohne das Segeln und vor allem in einem normalen Schulsystem zu führen.

Genau aus diesem Grund versuche ich jede Situation hier so sehr zu genießen wie nur möglich, da es genau so, mit den Menschen und dem Umfeld, nie wieder sein wird, wie es jetzt ist. Um auf den Tag zurückzukommen: Heute zum Beispiel war ich nach meiner 16:00 bis 20:00 Watch im Bowsprit und gerade als die Sonne unterging, kamen ganz viele Delfine angeschwommen, die das Boot begleitet haben.

Schüler*innen stehen versammelt am Bowsprit.

Genau solche Momente machen Ocean College einfach einzigartig.

P.S.: Tagesbericht von Paulina korrigiert und ergänzt, Hust, Hust

Grüße:

P.P.S.: Halloooo, mir geht es echt super und ich bin auf die Tage gespannt, wo ich Handover habe. Ansonsten genieße ich gerade einfach nur die letzten Wochen, aber freue mich trotzdem mega, euch alle wieder in Amsterdam zu sehen! Eva ❤️

P.P.P.S.: Liebe Omii, ich hoffe, Du bist schon wieder zu Hause und alles hat gut geklappt!!! Ich drücke Dich ganz doll und hab‘ Dich lieb, Paulina ❤️🫂💐

P.P.P.P.S.: Lieber Louis, bitte vergiss‘ das Kabel für meine Uhr nicht und das Kabel für meine Kopfhörer habe ich übrigens schon dabei!! Hab‘ Dich lieb, du Futzi! Emma

P.P.P.P.P.S.: Liebe Family, wie geht es euch? Mir geht es sehr gut und ich werde die kommenden Tage noch genießen. Viel Spaß Dir, Consti, trink‘ nicht zu viele ;). ~ Friedrich

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